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Koran -  Hermann-Josef Frisch

Koran (eBook)

Botschaft und Anspruch
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
260 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-9006-2 (ISBN)
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Der Islam gehört zur deutschen Lebenswirklichkeit, doch gibt es Vorbehalte gegen Muslime, die oft auf Unkenntnis beruhen. Deshalb ist es wichtig, das Heilige Buch der Muslime, den Koran, kennen zu lernen und sich ein eigenes Bild von dem zu machen, was Islam und Muslime von Grund auf prägt. Dieses Buch eröffnet Zugänge zum Koran und seiner Botschaft und informiert über Entstehung, Einteilung und Themen des Korans. Immer wieder wird der Koran auch in eine Beziehung zur jüdisch-christlichen Bibel gestellt. Dadurch dient der Band als Grundlage für einen Dialog der Religionen und einen geistig-geistlichen Austausch. Im Einzelnen (Auszug aus dem Inhalt): Gott ist barmherzig Der Koran: das Buch Der Koran: die Offenbarung Die Menschen: Glauben und Leben Die Propheten: die Boten Die Verheißung: das Jenseits Gottes Liebesbrief Ausführliche Register erschließen die Inhalte des Korans.

Hermann-Josef Frisch, Jahrgang 1947 Studium Theologie und Sinologie zeitweilig Lehrauftrag Fachdidaktik Religion an der Universität Bonn 225 Buchveröffentlichungen inTheologie, Religionspädagogik, Religionswissenschaften mehr als 60 teilweise längere Reisen in unterschiedlichste Regionen Asiens

Muslim liest im Koran,
Umayyadenmoschee (heute zerstört), Aleppo, Syrien

Der Koran: das Buch

Die Heiligen Schriften und der Koran


Die Frage aller Religionen ist: Wie kann der Mensch Gott, die Götter, den Urgrund des Lebens erreichen? Kann sich der Mensch aus eigener Kraft auf einen Weg zur Gottheit machen oder muss er in diesem Bemühen nicht grundsätzlich scheitern, weil die Differenz zwischen ihm und Gott vom Menschen aus nicht zu überwinden ist? Gott bleibt der ganz Andere, der Unfassbare, der Unsagbare, das tiefste Geheimnis des Lebens.

Die Antwort der Religionen zeigt eine andere Richtung auf: Nicht der Mensch kommt zu Gott, sondern Gott kommt zum Menschen. Doch wo ist das »Eintrittstor« Gottes in unsere Welt?

Vereinfacht lassen sich drei Wege aufzeigen, wie die Religionen Gottes »Einfall« in die Menschenwelt verkünden:

  • Für die einen, besonders für die Anhänger der Naturreligionen, ist alles beseelt; Geister und Ahnen sind Brücken zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Göttlichen, den Göttern und den Menschen.
  • Für andere gibt es die Konzeption der Inkarnation (Christentum) oder des Avatara (Hinduismus) oder des Bodhisattva (Mahayana-Buddhismus). Hier erscheint Gott auf der Erde als Gottmensch (Jesus als Immanuel, Gott-mit-uns) oder als rettender Avatara des Gottes Vishnu oder als helfende Gestalt des Bodhisattva.
  • Ein dritter Weg ist die Selbstdarstellung Gottes im Wort (im Buch), das er Menschen offenbart (oft durch Zwischenwesen vermittelt wie im Islam durch den Engel Gabriel [Dschaba’il], der Mohammed den Koran einflüstert). Das unmittelbare Wort Gottes in Tora, Bibel, Koran und in ge

ringerem Maß auch in den Heiligen Schriften der fernöstlichen Religionen stellt eine geoffenbarte Wahrheit dar, an der es keinen Zweifel gibt, die auch nicht veränderbar und grundlegende Richtschnur für den Menschen ist.

Heilige Bücher der Religionen erzählen von Gott (den Göttern, der Gottheit, dem Absoluten ...) und dem bunten und vielfältigen Leben der Menschen, von Völkern und Kulturen, vom Jenseits und vom Diesseits. Sie öffnen die Menschen für eine andere Dimension, lassen sie durch unterschiedliche Textsorten etwas vom Unfassbaren, Unbegreiflichen, den Menschen Übersteigenden erahnen und geben zugleich Impulse für das Leben in unserer Welt. Unter den Heiligen Schriften, die von den Weltreligionen als Grundlage, Maßstab und Herausforderung verehrt werden, ragen die Bibel der Juden und Christen und der Koran der Muslime besonders heraus.

Heilige Schriften sind wie Leuchttürme für die Menschheit, sie strahlen Licht aus in unsere Welt. Bischof Augustinus von Hippo (354–430) schreibt:

»Jahre und Jahrhunderte kommen und gehen.
Mit ihnen kommen und gehen die Menschen,
aber die Heilige Schrift wird bleiben,
sie ist die Handschrift Gottes. Alle sollen sie
auf ihrer Pilgerschaft durch das irdische Leben lesen,
damit sie ein gutes Leben führen.
Lass die Heilige Schrift für dich wie Gottes Antlitz sein.
Gewinne an ihr Klarheit.
Dann findet das Wort Gottes in uns einen Anlegeplatz.«

Die Heiligen Schriften der Religionen sind »Gottes Antlitz«, das sich dem Menschen zuwendet. Es sind Schriften mit sehr unterschiedlicher Textform, zu unterschiedlichen Zeiten entstanden, mit verschiedenen Textsorten, eingebettet in unterschiedliche Kulturen. Doch der Grundgedanke aller Heiligen Schriften ist gleich: Das Heil für die Menschen wird bewirkt durch Gott, die Götter, das Göttliche, den Urgrund des Lebens.

Unter den Heiligen Schriften der Religionen ist die Bibel zu etwa zwei Dritteln für Juden und Christen gültig. Die Schriften der Hebräischen Bibel der Juden sind weithin das Erste, Alte Testament der Christen (hinzu kommen dort einige griechische Spätschriften). Die Bibel ist so eine unverzichtbare Brücke zwischen Judentum und Christentum; sie ist für beide Religionen das »Buch der Bücher«. Dabei hat die Tora, die ersten fünf Bücher der Bibel (fünf Bücher Mose), für Juden eine herausragende Bedeutung. Unter den neutestamentlichen Schriften haben die vier Evangelien den höchsten Stellenwert. Beide Teile greift der Koran auf, wenn er von der Tora als dem Buch der Juden und vom (allerdings nur einen) Evangelium als Buch der Christen spricht.

Die fernöstlichen Religionen kennen eine Fülle Heiliger Schriften: Im Hinduismus sind die Veden grundlegend, eine Sammlung von zwischen 1200 und 500 v. Chr. entstandenen, aber erst viel später schriftlich niedergelegten Texten mit rituellen Gesängen, Opfersprüchen, Ritualtexten, dazu die Upanishaden, philosophisch-theologische Texte esoterischer Art. Die beiden Epen des Mahabharata mit der darin enthaltenen Bhagavadgita und des Ramayana gehören ebenso zur Tradition des Hinduismus. Der Theravada-Buddhismus besitzt den Pali-Kanon mit seinem »Dreikorb« von Lehrreden des Buddha, disziplinarischen Anweisungen für die Mönche und weiterführenden erklärenden Texten. Zu diesen Texten kommen im Mahayana-Buddhismus und im Vajrayana-Buddhismus eine fast unüberschaubare Fülle von Sutras. Auch andere Religionen kennen Heilige Schriften: der Daoismus das dem Laozi zugeschriebene Daodejing, der Sikhismus den Guru Granth Sahib, die Bahai die Schriften ihres Gründers Baha’u‘llah.

Kommen wir zum Islam und seiner Heiligen Schrift, dem Koran. Dieses Buch ist die Grundlage des Glaubens für die etwa 1,6 Milliarden Anhänger des Islam, der nach dem Christentum zweitgrößten und am schnellsten wachsenden Weltreligion. Auf der arabischen Halbinsel entstanden, finden sich heute die größten muslimischen Länder weiter im Osten: Indonesien, Pakistan, Bangladesch und Indien mit einem großen Bevölkerungsanteil (ca. 15 %). In Europa hat der Islam außer den schon früher zum Islam konvertierten Ländern Albanien und Bosnien in unserer Zeit vor allem durch Zuwanderung Bedeutung gewonnen: Der Islam gehört zur Lebenswirklichkeit Deutschlands und Europas.

Der Islam geht auf Mohammed (570–632, arabisch: Muhammad) zurück (vgl. ausführlicher auch Band 2: Mohammed, Prophet und Staatsmann). Im Jahr 610 erschien ihm im Traum der Engel Gabriel und berief ihn als »Gesandten Gottes«, als letzten Propheten. Bis zu seinem Tod hatte Mohammed immer wieder solche Visionen, in denen ihm nach und nach der gesamte Text der 114 Suren des Korans durch den Engel mitgeteilt wurde. Er wurde aufgefordert, in seiner Heimat den Glauben an den einen und einzigen Gott zu predigen und gegen den Vielgottglauben der Mekkaner und der umliegenden arabischen Stämme vorzugehen. Weil jedoch die Wallfahrt der Araber zu dem vorislamischen Heiligtum der Kaaba von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für die Mekkaner war, entstand in seiner Heimatstadt heftiger Widerstand gegen den Propheten, sodass er unfreiwillig in die nördlich gelegene Stadt Yathrib (später in Madinat an-Nabi = Stadt des Propheten, Medina umbenannt) umsiedelte.

Das Jahr der Hidschra (der Auswanderung von Mekka nach Medina) ist der Beginn der islamischen Zeitrechnung (christlich das Jahr 622), denn Mohammed baute dort ein erstes muslimisches Staatswesen auf. Er war nun nicht mehr allein Prophet, sondern auch Regent und Feldherr. Von Medina aus eroberten muslimische Heere weite Teile der arabischen Halbinsel, und schließlich konnte Mohammed kurz vor seinem Tod im Jahr 632 auch nach Mekka zurückkehren.

Für alle Richtungen des Islam ist der Koran die Richtschnur ihres Glaubens. Dies gilt für die Sunniten ebenso wie für die verschiedenen Gruppierungen der Schiiten (Zwölferschia, Ismailiten, Zaiditen, Aleviten [Türkei], Alawiten [Syrien] und die Ahmadiyya). Allein die Sufis, eine mystische Strömung des Islam, achten den Koran geringer und suchen eher eine unmittelbare, nicht durch Propheten, Lehrer oder ein Heiliges Buch vermittelte Beziehung zu Gott.

Der Name al-Qur’an kommt von arabisch quara’a (= »lesen, rezitieren«). Der Gläubige liest also im Koran das Wort Gottes. Der Koran ist Wort für Wort, Zeichen für Zeichen Gottes unverfälschtes Wort und deshalb allzeit bindendes Gesetz. Er wird auch al-kitab genannt, »das Buch«, so wie Christen die Bibel als »Buch der Bücher« bezeichnen.

Mohammed selbst soll angeblich des Lesens und Schreibens nicht kundig gewesen sein. Aber bereits zu seinen Lebzeiten wurden erste Korantexte (Suren) aufgeschrieben und in Sammlungen zusammengefasst. Erst der dritte Kalif, Otman (644–656), beauftragte den Schreiber Mohammeds, eine offizielle Gesamtausgabe des Korans zu schaffen.

Der Koran wird von Muslimen als heilig verehrt. Wer ihn auswendig kann, wird Hafiz genannt und hoch verehrt. Im Haus wird der Koran an einem hohen Platz aufgestellt, sodass kein anderes Buch über ihm steht.

Der Koran wird zweifach eingesetzt:

  • als Lesebuch zur persönlichen Besinnung und Meditation über den Weg Gottes und Rechtleitung,
  • als Lektionar zum Vorlesen vor der...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Islam
ISBN-10 3-7562-9006-9 / 3756290069
ISBN-13 978-3-7562-9006-2 / 9783756290062
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