Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe, 2. Auflage (eBook)
152 Seiten
Schattauer (Verlag)
978-3-608-11883-4 (ISBN)
Elisabeth Schramm, Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych., klinische Psychologin und Psychotherapeutin, Sektionsleiterin Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie; Trainerin und Supervisorin für KVT, IPT und CBASP.
Elisabeth Schramm, Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych., klinische Psychologin und Psychotherapeutin, Sektionsleiterin Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie; Trainerin und Supervisorin für KVT, IPT und CBASP. Nicola Thiel, Dr. phil. Dipl.-Psych., klinische Psychologin und Psychotherapeutin, Stationspsychologin am Freiburger Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie, Station Affektive Erkrankungen; Trainerin und Supervisorin für VT, IPT und CBASP; eigene psychotherapeutische Praxis. Nadine Zehender, M. Sc. (Psychologie) ist klinische Psychologin in der Weiterbildung zur psychologischen Psychotherapeutin (KVT), wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie; zertifizierte IPT- und CBASP-Therapeutin; Forschungsschwerpunkt: Psychotherapieforschung im Bereich der affektiven Störungen.
Vorgeschaltete Einzelsitzungen
Einzelsitzung 1 (Interpersoneller Kontext der Depression)
In den ersten Sitzungen der Behandlung (initiale Phase) sichert der Therapeut die Diagnose einer Depression und setzt die Erkrankung in einen interpersonellen Kontext. Weiterhin werden kurze Informationen über die Depression gegeben und es wird versucht, dadurch Hoffnung zu vermitteln und den Patienten zu entlasten.
Ziele
-
Vorgeschichte explorieren
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Über Depressionen informieren
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Hoffnung vermitteln
Methoden
▶ Vorgeschichte der depressiven Entwicklung explorieren.
VORGESCHICHTE EXPLORIEREN
»Was hat sich in Ihrem Leben abgespielt, als die ersten depressiven Symptome auftraten? Gab es zu dieser Zeit irgendwelche Veränderungen in Ihrem Umfeld oder in Ihrem Tagesablauf? Irgendwelche belastenden Ereignisse? Bei der Arbeit, zu Hause, mit Ihrer Familie und Ihren Freunden?«
▶ Diagnose der Depression für den Patienten bestätigen.
Dem Patienten und seinem Angehörigen werden individuell wichtige Informationen über Depressionen gegeben (→ Manual: Kap. 7). Es wird auf die umfassendere Aufklärung über das Krankheitsbild im Rahmen der psychoedukativen Gruppensitzungen hingewiesen und erklärt, was auf den Patienten zukommt.
DIAGNOSE BESTÄTIGEN UND AUFKLÄRUNG
»Ihre Symptome (an dieser Stelle aufführen, z. B. Schlafprobleme, Erschöpfung) scheinen keine organische Grundlage zu haben. Das bedeutet nicht, dass sie nicht tatsächlich vorhanden sind. Die Symptome, die Sie beschreiben, sind alle Teile des Störungsbildes einer klinischen Depression. Ihre Symptome (an dieser Stelle aufführen, z. B. Schlafprobleme, Erschöpfung) kommen bei depressiven Menschen sehr oft vor.
Bei der Depression handelt es sich um eine häufige Störung. Etwa 20 % der erwachsenen Bevölkerung sind im Verlauf ihres Lebens davon betroffen. Die Erkrankung kann sehr beeinträchtigend sein, aber sie lässt sich gut behandeln. Es steht eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, wie beispielsweise antidepressiv wirkende Medikamente und verschiedene Psychotherapieformen. Psychotherapie gilt als eine der Standardmaßnahmen bei der Depressionsbehandlung. Ihre Wirksamkeit konnte in einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen nachgewiesen werden. Psychotherapie soll Ihnen helfen, die Belastungen anzugehen, die zur Depression entscheidend beigetragen haben. Darüber hinaus kann sie Sie auch dabei unterstützen, langfristig gesund zu bleiben.
Bei der IPT wird davon ausgegangen, dass Depressionen durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie beispielsweise familiäre Veranlagung oder Stress (z. B. im Rahmen einer Konfliktsituation) verursacht werden können. Bei einer Depression handelt es sich, wie gesagt, um eine psychische Erkrankung. Sie ist nicht durch persönliche Schwäche oder einen Mangel an Willenskraft bedingt. Unabhängig von den Ursachen sind stets Ihre Beziehungen zu anderen Menschen und Ihre sozialen Rollen, z. B. als Ehefrau oder Mutter, davon betroffen. Bei der Anwendung der IPT wird der Fokus der Behandlung auf die belastenden Lebensereignisse oder -veränderungen gelegt, welche zu der Depression beigetragen haben. Wir werden Sie in den nächsten Wochen mit einer Kombination von IPT-Gruppentherapie und gegebenenfalls Medikation behandeln, da sich bei schweren Depressionen eine kombinierte Therapie als am wirksamsten erwiesen hat.«
▶ Zuschreibung der Krankenrolle.
Nach der Exploration der Krankheitsvorgeschichte und der diagnostischen Einschätzung wird dem Patienten zur weiteren Entlastung die »Krankenrolle« zugewiesen. Es wird gemeinsam geprüft, ob und wie der Patient von bestimmten überfordernden sozialen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten freigestellt werden kann. Der Betroffene soll die Rolle eines »Patienten« einnehmen, in der er zeitlich begrenzt von anderen Menschen Zuwendung und Unterstützung erhält. Gleichzeitig beinhaltet die Krankenrolle die Verpflichtung, die Erkrankung zu akzeptieren und bei der Genesung aktiv mitzuarbeiten, beispielsweise die Behandlungstermine wahrzunehmen.
BEEINTRÄCHTIGUNGEN ERFRAGEN
»Durch die depressiven Symptome sind Betroffene in ihrer sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt und fühlen sich von vielen Alltagsaufgaben, aber auch beruflichen Anforderungen überfordert oder benötigen Unterstützung. Ich würde gerne mit Ihnen und Ihrem Angehörigen besprechen, in welchen Dingen Sie sich durch die depressive Erkrankung beeinträchtigt fühlen. Welchen Verpflichtungen können Sie nicht mehr ausreichend nachgehen? Wer könnte Ihnen dabei helfen? Welche Verpflichtungen sind Ihrer Meinung nach aber auch mit dem Krankenstatus verbunden?«
▶ Fragen des Patienten und des Angehörigen zur Erkrankung und zum IPT‑Behandlungskonzept beantworten.
Dem Patienten das entsprechende Handout aushändigen ( 1: Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe).
▶ Hoffnung vermitteln, entlasten, ermutigen.
HOFFNUNG VERMITTELN
Vor dem Abschluss der Sitzung wird dem Betroffenen und seinem Angehörigen aktiv Hoffnung vermittelt.
»Die Depression ist eine psychische Erkrankung, die sich gut behandeln lässt. Mit dem intensiven Therapieprogramm, das Ihnen hier angeboten wird und ganz speziell auf Depressionen zugeschnitten ist, müssten Sie sich in absehbarer Zeit wieder besser und leistungsfähiger fühlen. Ich werde Sie dabei aktiv unterstützen.«
Einzelsitzung 2 (Beziehungsanalyse)
Ziele
Erfassen bedeutender zwischenmenschlicher Beziehungen
Methoden
▶ Beziehungsanalyse (Interpersonal Inventory) erheben und in den Zusammenhang zur jetzigen depressiven Episode setzen (→ Manual: Kap. 7.2, S. 142 ff.).
Nachfolgend werden die wichtigsten Beziehungen des Patienten exploriert und analysiert. Mit dieser Beziehungsanalyse verschafft sich der Behandelnde einen Überblick und ein Verständnis für die sozialen Interaktionen des Patienten. Dabei wird sowohl über die Quantität als auch die Qualität der Beziehungen gesprochen. Die Patienten sollen ihre Erwartungen an die Bezugspersonen, mögliche Veränderungswünsche sowie positive und negative Aspekte der Beziehungen reflektieren. Dabei sollen Zusammenhänge zwischen den depressiven Beschwerden und den interpersonellen Problemen erkannt werden. Der Patient wird gebeten, auf einem Blatt grafisch darzustellen, welche Personen zu seinem Beziehungsnetz (→ Abb. 1) gehören. Die Bezugspersonen werden der empfundenen Nähe nach in den Kreis notiert. Nahe und vertraute Bezugspersonen werden in den inneren Kreis eingetragen, entferntere Personen entsprechend in die äußeren Kreisabschnitte.
Abb 1 Beziehungsnetz
BEZIEHUNGEN ERFRAGEN
»Ich möchte mir gerne ein Bild davon machen, welche Beziehungen in Ihrem Leben eine Rolle spielen. Könnten Sie mir in das Beziehungsnetz Ihre derzeit wichtigsten Bezugspersonen eintragen?
In welcher Beziehung stehen diese Personen zu Ihnen? Wie häufig sind die Kontakte? Welche gemeinsamen Aktivitäten gibt es?
Welche gegenseitigen Erwartungen bestehen an die Beziehung? Werden diese Erwartungen erfüllt? Empfinden Sie diese Personen als unterstützend im Rahmen der Depression oder als depressionsfördernd?
Welches sind die befriedigenden und...
Erscheint lt. Verlag | 18.6.2022 |
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Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeine Psychologie |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Familien- / Systemische Therapie | |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychiatrie / Psychotherapie | |
Schlagworte | Antidepressiva • Arbeitsstress • Burnout • Depressionen • Depressionsbehandlung • depressive Kommunikation • EKT • Entspannungsverfahren • Gruppenpsychotherapie • Gruppentherapie • interdisziplinäres Therapiekonzept • interpersonelle Depressionstherapie • Interpersonelle Fertigkeiten • Interpersonelle Therapie Gruppe • IPT • IPT-G • Kiesler Kreis • Kommunikationsprobleme • Konfliktanalyse • Konfliktlösung • Kurzzeittherapie • Lichttherapie • Psychoedukation • Schlafentzug • Selbstwertgefühl • Selbstwert stärken • Übungen in der Gruppentherapie • Unipolare Depression • zwischenmenschliche Beziehungen • Zwischenmenschliche Probleme |
ISBN-10 | 3-608-11883-7 / 3608118837 |
ISBN-13 | 978-3-608-11883-4 / 9783608118834 |
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