Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben (eBook)
512 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46237-9 (ISBN)
Sogyal Rinpoche wurde in Tibet geboren und von einem der größten Meditationsmeister ausgebildet. 1971 ging er nach England und studierte an der Universität Cambridge vergleichende Religionswissenschaft. Seit Mitte der siebziger Jahre lehrt er den tibetischen Buddhismus im Westen und hat eine einzigartige Fähigkeit entwickelt, die traditionellen Lehren mit dem modernen Leben zu verbinden. Er ist heute einer der bedeutendsten tibetischen Lehrer weltweit und der Gründer und spirituelle Leiter von Rigpa, einem weltweiten Netzwerk buddhistischer Gruppen und Zentren.
Sogyal Rinpoche wurde in Tibet geboren und von einem der größten Meditationsmeister ausgebildet. 1971 ging er nach England und studierte an der Universität Cambridge vergleichende Religionswissenschaft. Seit Mitte der siebziger Jahre lehrt er den tibetischen Buddhismus im Westen und hat eine einzigartige Fähigkeit entwickelt, die traditionellen Lehren mit dem modernen Leben zu verbinden. Er ist heute einer der bedeutendsten tibetischen Lehrer weltweit und der Gründer und spirituelle Leiter von Rigpa, einem weltweiten Netzwerk buddhistischer Gruppen und Zentren.
Einführung zur überarbeiteten Neuausgabe
Als Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben im Jahre 1992 erstmals veröffentlicht wurde, war schwer abzusehen, was daraus entstehen würde. Anliegen des Buches war es, eine vollständige Sicht von Leben und Tod aus der Perspektive der buddhistischen Tradition Tibets zu präsentieren. Es erschien zu einer Zeit, als die Menschen sich vermehrt der Frage zuwandten, ob es nicht doch mehr im Leben gebe als materiellen Fortschritt, und Antworten auf tiefere, spirituelle Fragen suchten. Dennoch betrat das Buch Neuland, zumal wenn man bedenkt, welch übermächtige Angst die Auseinandersetzung mit dem gesamten Thema Tod in der Regel auslöst.
Tatsächlich wurde Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben mit überraschender Begeisterung und großem Interesse aufgenommen, und als einer seiner Mitherausgeber habe ich mit Spannung verfolgt, wie das Werk über Mundpropaganda an Popularität gewann und sich einen Namen machte. Niemals hätten wir erwartet, dass es einen solchen Erfolg haben würde. Mit der Zeit erwies sich das Buch als eine enorme Unterstützung für unzählige Menschen, die aus ihm Trost schöpfen konnten. Erkennbar wurde das anhand der zahlreichen und häufig zutiefst bewegenden Briefe und Mitteilungen, die uns im Laufe der Jahre erreichten und in denen Leser beschrieben, auf welche Weise ihnen das Buch geholfen hatte. Die einen erzählten davon, wie es für sie zu einer tiefen Quelle der Inspiration geworden war oder ihrem Leben Sinn und Richtung gegeben hatte. Viele schilderten, wie es dem Sterben eines Angehörigen eine verwandelte Qualität verliehen oder ihnen in anderen kritischen Lebensabschnitten geholfen hatte, etwa während eines Trauerprozesses oder einer Depression oder auch in Erwartung des eigenen Todes, ob zu Hause, im Hospiz oder gar in der Todeszelle. Manche berichten, dass sie das Buch schon zwei- oder dreimal von vorn bis hinten durchgelesen hätten und in Krisenzeiten immer wieder zu ihm zurückkehren würden. Wieder andere sagen, dass sie es stets auf dem Nachttisch liegen hätten, um immer wieder einmal darin zu blättern und sich Rat zu holen oder sich inspirieren zu lassen.
An verschiedenen Orten der Welt verwandten medizinische und pädagogische Einrichtungen das Buch zu Schulungszwecken und setzten seine Techniken und Übungen in ihren Seminaren ein. Ein Palliativarzt, der eine Auszeichnung für seine Arbeit erhalten hatte, sagte einmal: «Mit diesem Buch hatte ich ein Instrument in der Hand, das mir erlaubte, solchen Menschen zu helfen, deren Leiden mit medizinischen Mitteln nicht zu lindern war.» Eine Leserin aus dem indischen Chennai war von dem Buch so beeindruckt, dass sie eine medizinische Stiftung für unheilbar kranke Menschen ins Leben rief. In den Vereinigten Staaten las ein Mann zufällig gerade in den Kapiteln über den Tod, als sein Sohn beim Ausliefern einer Pizza erschossen wurde. Gemeinsam mit dem Vater des minderjährigen Todesschützen gründete er eine Stiftung für die Förderung von Gewaltfreiheit an Schulen. Mit einer Gesamtauflage von drei Millionen Exemplaren – vielleicht auch vier, zählt man China hinzu – ist das Buch heute in achtzig Ländern der Welt und in vierunddreißig Sprachen verbreitet. Dabei kann niemand sagen, wie viele Herzen Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben im Laufe der Jahre wirklich berührt hat, da viele es an Freunde, Familienmitglieder und Kollegen oder auch wildfremde Menschen weitergegeben oder an diversen Orten zurückgelassen haben, wo andere es dann entdeckten.
Offenbar haben die Leser die universale Botschaft, die sich durch das gesamte Buch zieht und die frei von jeder Bekehrungsabsicht ist, erkannt. Einige von ihnen berichteten, dass es sie in ihrem eigenen Glauben bestärkt habe, während es anderen, die keiner bestimmten Religion angehören, neuen Sinn im Leben gegeben hat. Wieder anderen diente das Buch als erster Schritt auf ihrem spirituellen Pfad, indem es sie zur Meditation oder einer anderen buddhistischen Praxis anregte – oder zur Suche nach einem authentischen Lehrer. Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben hat ebenfalls zur Entmystifizierung und Berichtigung vieler Missverständnisse beigetragen, sodass in den Familien weniger Argwohn aufkam, wenn Sohn, Tochter, Bruder oder Schwester Interesse an der Meditation oder am Buddhismus zeigte.
Man hat die Lehren des tibetischen Buddhismus eine der letzten Weisheitstraditionen auf Erden genannt. Sie sind außerordentlich tiefgründig und relevant, da sie ein besonderes Verständnis des Geistes vermitteln oder, genauer gesagt, das Wissen um unsere wahre Natur – die innerste, essenzielle Natur unseres Geistes. In der Praxis bedeutet das, dass sie uns in die Lage versetzen, uns mit Wohlwollen, Mitgefühl, innerer Stabilität und Gleichmut in der Welt zu bewegen und zu entfalten. Es sind Lehren von entscheidender Wichtigkeit, die über die Jahrhunderte mit großer Sorgfalt als lebendige Erfahrung der Weisheit in einer bis heute ununterbrochenen Übertragungslinie vom Lehrer an den Schüler weitergegeben wurden. Was dieses Buch enthält, ist also die Herzessenz dieser mündlichen Überlieferung, und es sind dieselben Lehren, die Sogyal Rinpoche von seinen Lehrern empfing. Aus diesem Grund enthält dieses Buch den Segen, den diese Übertragungslinie in sich trägt, und aus der Perspektive dieser Tradition kann nur dies die eigentliche Quelle jeder Wirkung und allen Nutzens sein, die seither von ihm ausgegangen ist.
Man kann Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben also buchstäblich sowohl als Sprachrohr dieser Übertragungslinie verstehen als auch umgekehrt als einen Tribut an die Güte und die Großzügigkeit von Generationen großer Meister und Praktizierender. Es ist der Klang ihrer Stimme und Weisheit, der uns aus diesen Seiten vernehmlich wird und mit der Unmittelbarkeit eines lebendigen Lehrers zu uns spricht. Zu der Zeit, als dieses Buch geschrieben wurde, war es noch möglich, den größten Meistern des vergangenen Jahrhunderts Fragen zu stellen und ihre Antworten in das Buch mit aufzunehmen. Diese Generation von Meistern gibt es nun nicht mehr, aber ihren Lehren können wir hier noch begegnen.
Als Sogyal Rinpoche einmal nach der Vision gefragt wurde, die er für das Buch habe, antwortete er: «Ich möchte dazu beitragen, eine stille Revolution anzustoßen in der Art und Weise, wie wir den Tod betrachten und für Sterbende sorgen, um damit die ganze Art und Weise zu revolutionieren, wie wir das Leben betrachten und für die Lebenden sorgen.» Rückblickend lässt sich sagen, dass Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben vielen Menschen geholfen hat, friedlicher und mit weniger Angst zu leben und zu sterben. In den vergangenen fünfundzwanzig Jahren hat sich unser Umgang mit dem Tod sichtlich gewandelt, und das allgemeine Bewusstsein in Bezug auf die vielen Aspekte der Sterbebegleitung ist heute stärker ausgeprägt. Man findet Initiativen wie die «Death Cafés» – organisierte Treffen für gemeinsame Gespräche über den Tod – sowie zahlreiche Webseiten, Organisationen, Bücher, Fernsehsendungen und Dokumentarfilme zum Thema, und all das fördert das so wichtige Gespräch über den Tod. Auch die Palliativmedizin und die Hospizbewegung haben an Bedeutung gewonnen mit ihrem Bestreben, Ärzte, Patienten und deren Angehörige gemeinsam in die mitfühlende Begleitung Sterbender einzubinden. Dabei erkannte man, wie entscheidend wichtig es ist, nicht nur Sterbenden die Möglichkeit zu geben, über den Tod zu sprechen und ihre Wünsche hinsichtlich ihrer medizinischen und persönlichen Begleitung zu formulieren, sondern auch Ärzten die entsprechende Kompetenz im Dialog über den Tod zu vermitteln. Auch wenn sich in dieser Hinsicht schon viel getan hat, bleibt noch vieles zu tun, etwa im Rahmen der Jugendlichen- und Erwachsenenbildung, bei der Entwicklung eines ganzheitlicheren Pflegeansatzes und in der Bewahrung der ursprünglichen Idee der Hospizbewegung.
Wie das Buch deutlich macht, ist das Wie unseres Sterbens von immenser Bedeutung. Für einen sterbenden Menschen ist die tiefere spirituelle Dimension von zentraler Wichtigkeit, worin immer er Sinn und Verbundenheit in seinem Leben finden mag. Ein unmittelbares Ergebnis des tibetischen Buches vom Leben und vom Sterben war ein Lehr- und Bildungsprogramm namens «Spiritual Care». Seine Aufgabe ist es, Mitarbeitern im Gesundheitswesen, ehrenamtlichen Helfern und der Öffentlichkeit Kurse und Ausbildungen zur Verfügung zu stellen, die von der Weisheit und dem Mitgefühl der buddhistischen Einstellung zum Leben und insbesondere seiner Begleitung am Lebensende getragen sind. Bislang haben vierzigtausend medizinische und Pflegefachkräfte die Kurse und Lehrgänge besucht; in Irland und Deutschland wurden zudem spezielle «Care-Zentren» zur Begleitung und Pflege ins Leben gerufen.
Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben hatte maßgeblichen Anteil daran, überkommene Vorstellungen vom Tod zu hinterfragen und kritische Punkte der Sterbebegleitung zu thematisieren. Außerdem hat es vielleicht zum wachsenden Interesse an Meditation sowie der Bedeutung von Mitgefühl und der wechselseitigen Abhängigkeit aller Dinge beigetragen, das sich im Laufe der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte abgezeichnet hat. Sein größtes Verdienst wird aber immer sein, uns den zeitlosen Charakter der tibetischen Weisheitstradition nahegebracht und aufgezeigt zu haben, dass diese in ihrem Heimatland bedrohten Lehren der Welt weiterhin von Nutzen sein können, heute und bis in die ferne Zukunft hinein. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sie für Jung und Alt noch leichter zugänglich wären, denn...
Erscheint lt. Verlag | 28.10.2020 |
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Übersetzer | Thomas Geist, Karin Behrendt |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie |
Schlagworte | Angst vor dem Tod • Buddhismus • buddhismus buch • buddhismus bücher • Buddhistische Lebenskunst • Hilfe • Hospizbewegung • Jenseits • Jenseitswelten • Seele • sprituelle Bücher • Sterbebegleitung • Sterbebegleitung Bücher • Sterben • Sterben begleiten • Sterbende • Sterbende Angehörige • Sterbende begleiten • Sterben und Tod • Tibet • Tibetischer Buddhismus • Tod • Trauer |
ISBN-10 | 3-426-46237-0 / 3426462370 |
ISBN-13 | 978-3-426-46237-9 / 9783426462379 |
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