Weniger. (eBook)
240 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-27056-3 (ISBN)
Kerstin Wendel (Jg. 1965) ist verheiratet mit Ulrich und hat mit ihm zwei erwachsene Kinder. Nach sieben Umzügen lebt sie mittlerweile in Wetter an der Ruhr. Sie hat Deutsch und Musik für das Lehramt studiert, außerdem zwei Semester Theologie. Einige Jahre Berufserfahrung in Schulen und Erwachsenenbildungsstätten liegen hinter ihr. In einer tiefgreifenden Lebenskrise fand sie ihre jetzige Berufung zur Autorin, Speakerin und Seminarleiterin und ist heute deutschlandweit unterwegs. Ihr Motto: 'Worte verwandeln Welten.' Sie ist überzeugt davon, dass Gott Menschen in der Tiefe verändern kann. Ehrenamtlich engagiert sie sich in der ruhrkirche, zuletzt leitend im Bereich Gottesdienst. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in der Natur. Sie liebt diverse Ausdauersportarten, trifft sich gern mit Freunden, liest, spielt Klavier oder besucht Konzerte und Kinos. www.kerstin-wendel.de www.speakerinnenplattform.de Instagram: @kerstin.wendel.klavendel
Kerstin Wendel (Jg. 1965) ist verheiratet mit Ulrich und hat mit ihm zwei erwachsene Kinder. Nach sieben Umzügen lebt sie mittlerweile in Wetter an der Ruhr. Sie hat Deutsch und Musik für das Lehramt studiert, außerdem zwei Semester Theologie. Einige Jahre Berufserfahrung in Schulen und Erwachsenenbildungsstätten liegen hinter ihr. In einer tiefgreifenden Lebenskrise fand sie ihre jetzige Berufung zur Autorin, Speakerin und Seminarleiterin und ist heute deutschlandweit unterwegs. Ihr Motto: "Worte verwandeln Welten." Sie ist überzeugt davon, dass Gott Menschen in der Tiefe verändern kann. Ehrenamtlich engagiert sie sich in der ruhrkirche, zuletzt leitend im Bereich Gottesdienst. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in der Natur. Sie liebt diverse Ausdauersportarten, trifft sich gern mit Freunden, liest, spielt Klavier oder besucht Konzerte und Kinos. www.kerstin-wendel.de www.speakerinnenplattform.de Instagram: @kerstin.wendel.klavendel
2. VERFÜHRT UND VERLETZT
Apropos Vanille und Schokolade …
Rosa, Braun, Cremefarben und sogar Türkis. Oder doch lieber Dunkelrot? Die Farben schwirren vor meinen Augen. Tauche ich etwa entlang eines Korallenriffs irgendwo in der Karibik? Weit gefehlt. Ich stehe in der Eisdiele einer gewöhnlichen Kleinstadt und möchte meine Waffel füllen lassen. Und habe die Qual der Wahl. Weil es so ist, lande ich ganz oft bei Weiß/Braun, meiner persönlichen Tradition von Haselnuss und Zitrone.
Mhm, das wird lecker! Zum Glück läuft mir bei der schlichten Entscheidung noch das Wasser im Mund zusammen. Oder hätte ich doch lieber Chili-Schoko oder Basilikum-Erdbeere nehmen sollen? Uff! Die Qual der Wahl!
Schlüsselerlebnis
Eis gönne ich mir nicht täglich und das Beispiel ist letztlich banal. Wenn es nur kein Anzeichen dafür wäre, dass es uns in ganz vielen Kaufsituationen ähnlich geht: Wir sind erschlagen von einer riesigen Auswahl. Mit der einige umgehen können, andere (noch) nicht.
Rückblende. Da stehe ich in einer Marburger Boutique. Schlendere an endlosen Ständern mit Oberteilen entlang. Schaue hier und prüfe da. Plötzlich dringt eine Stimme an mein Ohr: »Hallo!«
Verwundert drehe ich mich um. Wir sind noch neu in der Stadt, ich kenne also kaum jemanden. Schnell das Gesicht scannen und überlegen, wer das ist. Ich glaube, die habe ich bei einem Frauenfrühstück in der Stadt schon mal gesehen. Grüße also fröhlich zurück.
»Da bin ich doch froh, dass ich das hier alles nicht brauche, um glücklich zu sein! Heute ist für mich nichts dabei.« So in etwa sprudelt sie mir fröhlich entgegen. Hält eine beachtliche Zahl an Oberteilen über ihrem Arm, steuert den entsprechenden Ständer an, hängt alles dort auf und nickt mir im Gehen noch aufmunternd zu. Zufrieden verlässt sie den Laden – ohne Shopping-Trophäe!
Waaas? Verdattert schaue ich ihr nach. Was hat sie eben gesagt? »Da bin ich doch froh, dass ich das hier alles nicht brauche …!«? Ja, wie um alles in der Welt kann sie denn so denken?
Nie im Leben werde ich es hinkriegen, so zufrieden und entspannt wie sie aus dem Laden zu gehen. Stattdessen bin ich eigentlich wieder randvoll mit negativen Gefühlen. Die verpesten gerade Kopf und Herz. Und hier sind sie:
• Du bist zu blass. Wärest du geschminkt in die Stadt gegangen, dann hätte dir auch etwas gestanden.
• Du bist nicht schön genug. Eigentlich müsstest du anders aussehen.
• Du bist zu dick. An den Hüften bist du einfach zu dick.
• Du bist zu entscheidungsschwach. Hättest du das Teil aus dem ersten Laden genommen, dann hättest du doch wenigstens ein Oberteil. So hast du mal wieder gar keins und bist unentschlossen.
• Du bist nicht mutig genug. Die Frau dort drüben sieht ja richtig gut aus, aber du würdest es nie wagen, so etwas zu tragen.
Hilfe, welche Gedanken leben denn da in mir? An jenem Tag verlasse ich den Laden und fasse wagemutig den Entschluss: So will ich nicht mehr denken, urteilen, bewerten und einkaufen. Heute möchte ich einen Schalter umlegen und mir selbst ein Zeichen setzen: Stopp! Bis hierhin und nicht weiter!
Fruststopp Welche Urteile über dich selbst verpesten dir beim Shoppen Kopf und Herz? |
Ganz ehrlich: Wie endeten denn normalerweise meine Shopping-Touren? Beladen mit meinem ganzen Frust kehrte ich zur Familie zurück und nervte mit meiner stinkigen Laune. Die trug ich zwar nicht laut vor mir her, aber ich zeigte sie durch mein bedrücktes, entmutigtes, freudloses Wesen.
Lichtjahre entfernt von Glück und Zufriedenheit. Gefangen in Selbstmitleid. Bedrückt durch fehlendes Selbstvertrauen. Und verführt von der Welt der tausend Möglichkeiten, die mir einredet: »Das alles brauchst du, um glücklich zu sein.«
Wild entschlossen statt entmutigt kehrte ich diesmal nach Hause zurück. Hatte ich einen Plan? Nein, ich hatte zunächst nur großen Mut: Jetzt gehst du das Thema »Klamotten« an. Du brauchst neue Gedanken und neue Verhaltensweisen. So weit mein Marburg-Erlebnis.
Die lustige Kleiderschrank-Session
Ich schnappte mir also ein Buch zum Thema »Farb- und Stilberatung« und nahm sogleich einen Mutgedanken mit, den ich aus anderen Lebensbereichen ja schon kannte: Weniger ist mehr! Es kommt nicht auf die Fülle im Schrank an.
Tage später fand ich mich zusammen mit meinem Ehemann vor unseren Kleiderschränken wieder. Systematisch und energisch haben wir zum ersten Mal im Leben radikal ausgemistet: Jedes Teil wurde zur Hand genommen und geprüft:
• Sind es meine Farben?
• Passt das zu mir, zu dir?
• Gibt es irgendeinen Anlass, das zu tragen?
Zeitgleich wurde sortiert: Der Stapel für »gut«, der für den Secondhandladen, der für den Müll (weil einfach nur noch unbrauchbar) und der »fürs Putzen«. (Ich bekenne ehrlich: Meine ansehnliche Putzkleidung aus dem Jahr 2002 hat mich bereits weit über fünfzehn Jahre ausreichend gekleidet, wenn die Dusche zu schrubben war.)
Irgendwann waren wir nur noch am Kichern, als wir da vor unseren Schränken standen: zu weit, zu lang, zu orange, zu abgenutzt, zu doof … Zugegeben, für meinen »Jäger und Sammler« war es ein harter Tag. Obwohl auch ihm während dieser Schlafzimmerstunden immer mehr dämmerte: Der Weg ist wohl richtig, den wir gerade einschlagen.
Schöner leben und wohnen Wie sieht dein Traumschrank oder dein Traum-Zuhause aus? Wie leer oder voll darf es bei dir sein? Hier ist Platz für deine Träume: ....................... |
Heilwerden von innen nach außen
Fast zwei Jahrzehnte sind mittlerweile vergangen, seit diese zufriedene Frau in der Boutique eine Initialzündung in meinem Leben vorgenommen hat. Und das, ohne es zu wissen. In den folgenden Jahren bin ich tiefer eingestiegen, denn das Kichern vor dem Schlafzimmerschrank war ja nur ein Anfang. Der war gut, aber es sollte noch weiter gehen.
Heute weiß ich: Wer aus den Klauen der Verführung durch Konsum herauswill, kann den Weg von innen nach außen nehmen. Innere Veränderung wird irgendwann äußerlich sichtbar werden. Sie wird uns und anderen zeigen, dass wir nun ein freieres, unabhängigeres Leben führen.
Was heißt das: den Weg von innen nach außen nehmen? An dem, was von außen auf uns einströmt, werden wir doch nur wenig ändern können! Werbeprospekte, Litfaßsäulen, Internetwerbung, Einkaufsmöglichkeiten wird es weiterhin in Hülle und Fülle geben.
Klar, wir können Schilder am Briefkasten anbringen (»Bitte keine Werbung«) oder Offline-Zeiten einrichten. Aber die subtile Dauerberieselung von »Du brauchst unbedingt dieses Produkt, um wirklich gut leben zu können« wird weiterhin stattfinden.
Man kämpft um unsere Aufmerksamkeit. Baumärkte, Bekleidungsindustrie, Technik- und Sportgeräteanbieter, ja, selbst die Lebensmittelmärkte ringen um uns. Man zeigt uns, was wir angeblich brauchen, um zeitgemäß, modern und anerkannt zu sein. »Das« braucht einfach jeder. Gleichförmigkeit ist jedenfalls in.
Und die fromme Welt? Muss auch dort alles durchgestylt sein, damit es akzeptabel ist (Gemeindehaus, Flyer, Homepage, Auftritt im Gottesdienst …)? Befinden wir uns vielleicht selbst da in einem Spagat zwischen zeitgemäßem Gewand, das wir für ein glaubwürdiges Christsein brauchen, und schädlicher Abhängigkeit?
Nur von innen her werden wir ein gutes Fundament legen können. Denn wer seine Prinzipien gefunden hat, der hat eine Richtschnur für seine (Kauf-)Entscheidungen. Die brauchen wir, um
• Verantwortung für uns selbst zu übernehmen,
• Verantwortung der kommenden Generation und Gott gegenüber zu entwickeln,
• mit der Verführung in unserer Welt klarzukommen,
• allen Angeboten zum Trotz zufrieden leben zu können.
Der Start beginnt tief
Ich habe dir eben einen Blick in meine entmutigte, verletzte Seele erlaubt. Warum? Weil ich weiß: Dort fing meine Heilung an. Heilung wird immer in der verletzten Seele beginnen. Dort, wo es wehtut. Und anschließend werden wir fähig zu neuen, besseren Alltagsentscheidungen rund um unseren Konsum.
Eva-Maria Admiral und Annette Friese haben ein Buch16 herausgegeben, in dem Frauen (und Männer!) zu Wort kommen, die diesen Weg von innen nach außen gegangen sind. Es hat mich schockiert, dort die geballte Ladung an negativen Gedanken zu lesen, mit denen sich von Gott als »sehr gut« geschaffene Menschen oft abquälen. Ich ahne, dass es vielen von uns ähnlich geht. Das ist eine der Lasten von uns Häwelmännern und -frauen: Wir werten uns aufgrund vieler Faktoren innerlich ab. Selbstablehnung. Selbsthass. Das ist nicht gesund.
Wie ich zur Heilung gefunden habe? Es war ein langer Weg. Ich habe mir ab 2002 viel Zeit genommen, meinen persönlichen Selbsthass aufzuspüren. Aua. Das hat unendlich wehgetan. Oben habe ich schon einige negative Gedanken über mich benannt. Viele weitere musste ich ans Licht holen. Verletzungen. Entmutigung. Frusts. Enttäuschung.
Menschen und ihre Urteile zogen wieder an mir vorbei: Onkel, Freund, Friseurin … Alle, die irgendwann mal etwas gesagt hatten, was »gesessen« hatte. Und noch tiefer: Es gab auch Verletzungen, die nicht durch Worte, sondern durch ungesunde Bindung an Menschen in mein Leben...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2022 |
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Verlagsort | Witten |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
Schlagworte | Achtsamkeit • Alltag • Balance • Ballast • Christliche Bücher • Christlicher Ratgeber • Entlastung • Erfüllung • Genuss • Glaubenshilfe • Hektik • Loslassen • Perfektion • Ruhe • Stress • Vertrauen • Verzicht • Zufriedenheit |
ISBN-10 | 3-417-27056-1 / 3417270561 |
ISBN-13 | 978-3-417-27056-3 / 9783417270563 |
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