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Die Biester der Bibel (eBook)

Warum es in der Heiligen Schrift keine Katzen, aber eine Killer-Kuh gibt
eBook Download: EPUB
2022
176 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
978-3-641-28775-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Biester der Bibel - Simone Paganini, Claudia Paganini
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Biblisches Tierleben unterhaltsam präsentiert
Wussten Sie, dass in der Bibel Einhörner vorkommen? Und dass nicht nur die Schlange sprechen kann? Und warum manche Tiere eben nicht in der Heiligen Schrift auftauchen, obwohl die Menschen der Bibel sie sehr genau kannten?

Claudia und Simone Paganini nehmen ihre Leserinnen und Leser mit in eine Welt phantastischer Tierwesen und lüften hier die oft übersehenen Geheimnisse im biblischen Bestiarium. Eine ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Lese-Safari durch das Buch der Bücher.

Dr. Simone Paganini, geb. 1972 , studierte katholische Theologie in Florenz, Rom und Innsbruck. Nach Stationen in Wien und München, ist er seit 2013 Professor für Biblische Theologie an der RWTH Aachen. Er hat auf Science Slams schon ein großes Publikum begeistert und erfolgreiche Sachbücher veröffentlicht.

Ganz gleich, ob in Kinofilmen, im Freizeitpark oder als Spielfiguren, Dinosaurier faszinieren und lassen sich gut vermarkten. Und auch die Wissenschaft hat ihre Freude mit ihnen. Denn die Ergebnisse der paläontologischen Forschung sind eindeutig: Für eine Zeitspanne von ungefähr 160-170 Millionen Jahren – und zwar von der Trias vor ca. 235 Millionen Jahren bis zum Ende der Kreidezeit vor etwa 65 Millionen Jahren – bevölkerten unterschiedliche Arten der Saurier das Festland und die Meere. Erst als ein gewaltiger Meteorit auf der Erde aufschlug, endete ihre Herrschaft. Durch den Aufschlag geriet so viel Staub und Materie in die Atmosphäre, dass die Sonneneinstrahlung drastisch reduziert wurde. In der nun einsetzenden langen Eiszeit starben fast alle Saurierarten aus. Die Ära der Säugetiere begann.

Dinosaurier, Säugetiere und das Alter der Erde

Die ersten Primaten – winzige Affen, die sich von Insekten ernährten – entstanden vor ca. 55 Millionen Jahren. Bis sich aus ihnen der sogenannte Ur-Mensch, der Australopithecus, entwickelte, vergingen weitere gut 50 Millionen Jahre; die Geburtsstunde des Homo sapiens war noch einmal 4 Millionen Jahre später. Alles in allem dürften zwischen dem Zeitalter der Dinosaurier und dem Auftreten der ersten Menschen in der Erdgeschichte an die 60 Millionen Jahre liegen. Das ist ein extrem langer Zeitraum, der nicht nur unsere Zeitvorstellungen, sondern auch die der Bibel sprengt. Diese erzählt nämlich die Abfolge der Ereignisse ganz anders.

Am Beginn des Alten Testaments werden die Geschichte des Universums, die irgendwann vor ungefähr 14 Milliarden Jahren begonnen haben dürfte, die Geschichte der Erde, die etwa 10 Milliarden Jahre nach dem Urknall beginnt, und die Geschichte des erstmals vor etwa 40.000 Jahren auftretenden homo sapiens in einer sich über sieben Tage erstreckenden Erzählung zusammengefasst. Im Zeitraum von einer Woche erschafft Gott die Erde und mit ihr das Universum – mehr oder minder – aus dem Nichts. Und das ist, folgt man dem Wortlaut der Bibel, vor ziemlich genau 6.000 Jahren noch gar nicht so lange her. Mithilfe einer etwas aufwändigen, aber durchaus nachvollziehbaren Berechnung aus allen Jahresangaben, die in der Genesis, dem ersten Buch der Bibel, enthalten sind, wurde in der Vergangenheit der Zeitpunkt für die göttliche Schöpfertätigkeit berechnet: Dieser liegt im Herbst 2022 genau 5.783 Jahre zurück. Legt man nun die Erdgeschichte, wie sie die Wissenschaft erzählt, und die biblische Erzählung übereinander, dann trennen die Dinosaurier und die Bibel demnach an die 65 Millionen Jahre. Wenn das aber so ist, warum hat es dennoch den Anschein, als würde die Bibel in manchen Texten von Sauriern sprechen?

Das Wort »Dinosaurier«, das aus dem Altgriechischen stammt und auf Deutsch »schreckliche« oder »gewaltige Eidechse« bedeutet, wurde zum ersten Mal 1841 vom damaligen Leiter des Britischen Museums in London, Sir Richard Owen, gebraucht. Er war ein gläubiger Kreationist, war also der Meinung, dass die Welt genau so entstanden ist, wie es die Bibel beschreibt, durch das schöpferische Handeln (lat.: creatio) Gottes also. Und er teilte die Meinung von James Ussher (1581-1656), dem Vorsitzenden der Church of Ireland, der den 23. Oktober 4004 vor Christus als ersten Tag der Schöpfung berechnet hatte. Sir Richard Owen sollte seinen Überzeugungen zeitlebens treu bleiben, selbst als Charles Darwin, der als Begründer der Evolutionstheorie gilt, 1859 sein bahnbrechendes Werk – »On the Origin of Species« – veröffentlichte.

So wundert es nicht, dass Richard Owen auch in einen heftigen Streit mit dem englischen Arzt Gideon Mantell geriet, der in einer Höhle in Sussex einige sehr große Zähne und andere ungewöhnliche Knochen gefunden hatte, die er keiner bekannten Spezies zuordnen konnte. Es waren, wie wir heute wissen, sterbliche Überreste eines Megalosaurus und eines Iguanodon. Mantell konnte das nicht wissen, vermutete aber, die Fossilien von sehr alten, eidechsenartigen Lebewesen vor sich zu haben, die sich nicht so ohne Weiteres in den von der Bibel vorgegebenen Ablauf der Erdgeschichte einordnen ließen. Owen hielt dagegen: Diese großen Eidechsen, die Dinosaurier also, mussten ausgestorben sein, weil sie auf der Arche Noah keinen Platz gefunden hatten. Er nahm eben nicht nur die Schöpfungserzählung wörtlich, auch die Geschichte von der Sintflut war seiner Meinung nach kein Mythos, sondern die Erinnerung an Ereignisse, die tatsächlich so stattgefunden hatten. Heute wissen wir: Selbst wenn Noah die Arche tatsächlich gebaut hätte, hätte er die Dinosaurier nicht wegen Platzmangels von der Mitfahrt ausschließen müssen. Sie waren schon seit Millionen von Jahren ausgestorben.

Wie also verhält es sich tatsächlich mit den Dinosauriern und der Bibel? Gewiss, ein Fachbegriff, der erst im Jahr 1841 eingeführt wurde, wird sich schwerlich in Texten wiederfinden, die vor mehr als zwei Jahrtausenden entstanden sind. Das bedeutet aber nicht, dass dort nicht von anderen »schrecklichen und großen Eidechsen« die Rede ist, die dem nahekommen, was wir heute als »Dinosaurier« bezeichnen würden.

Dinosaurier in der Bibel

Tatsächlich stößt man in der Bibel auf einen hebräischen Begriff, der auf Griechisch mit drákon und auf Deutsch mit »Drache« wiedergegeben werden kann. Dieser hebräische Terminus tannijn, den man nicht – wie es häufig geschieht – mit tannijm, der Pluralform von »Schakal« verwechseln sollte, kommt im Alten Testament 14-mal vor. Mit einem Drachen, wie man ihn als Fabelwesen kennt, hat er aber nicht viel zu tun. Das wird klar, wenn man diese 14 Textpassagen etwas genauer unter die Lupe nimmt und sich die Eigenschaften des Tieres anschaut.

Ein tannijn lebt in erster Linie auf dem Land (Jer 51,34, Ps 91,13), wird dem ersten Buch der Bibel (Gen 1,21) zufolge aber auch im Wasser angetroffen, weshalb ihn Luther in seiner 1545 veröffentlichte Bibelübersetzung auch einen »Walfisch« nannte. Auch in anderen Texten wird das Wasser – bald das Meer, bald Flüsse – als Lebensraum des tannijn angegeben (Ijob 7,12, Ez 29,3 oder 32,2). Psalm 74,13 und das Jesajabuch beschreiben einen Ur-Kampf zwischen Gott und diesem Ur- bzw. Untier. Wie ein tannijn genau aussieht, wird allerdings in keinem der Texte im Detail beschrieben. Das Wesen kann sich am Land wie im Wasser fortbewegen und ähnelt einer Schlange. Die Autoren der Bibel scheinen sich eine Art amphibisch lebendes Reptil vorgestellt zu haben. Dabei haben aber nicht alle dasselbe Bild vor Augen. Wenn wir das Wort tannijn als einen allgemeinen Begriff für sehr große Reptilien verstehen, lassen sich unter diesem Oberbegriff drei dinosaurierartige Wesen unterscheiden, von denen in der Bibel die Rede ist.

Dinosaurier Nummer 1

Das erste derartige Tier heißt »Rahab« und trägt in allen sechs Texten, in denen es vorkommt, eindeutig mythische Züge. Rahab ist ein Seeungeheuer, das möglicherweise ein mesopotamisches Vorbild hatte. Die akkadische Sprache kennt nämlich den Begriff rūbu bzw. rubbu, mit dem das Überwallen und Aufbrausen des Wassers bezeichnet wird. Um die Welt zu erschaffen – so die altorientalische Vorstellung, an der sich auch die Hebräische Bibel orientiert –, musste Gott die Mächte des Chaos bezwingen. Das Meer ist eine dieser Chaosmächte und so muss zum Beispiel der babylonische Gott Marduk die für den Urozean stehende Göttin Tiamat bezwingen. In einem Epos aus Ugarit besiegt der Gott Baal den Gott Jammu, der das Urmeer repräsentiert. Rahab ist ebenfalls eine solche monströse Macht, welche vom biblischen Gott in die Knie gezwungen wird (Ps 89,10; Ijob 26,12). Ijob 9,13 geht allerdings davon aus, dass Rahab nicht ein einzelnes Individuum ist, sondern eine ganze Tiergattung. So wie beim tannijn ist auch im Fall von Rahab unklar, wie genau man sich dieses Meeresungeheuer vorstellen muss. Als sehr altes Urtier, das am Anbeginn der Zeiten mit Gott gerungen hat, rückt es aber durchaus in die Nähe des Zeitalters der Dinosaurier.

Dinosaurier Nummer 2

Wesen Nummer zwei, das als Dinosaurier verstanden werden kann, ist der »Leviathan«, der in der Bibel fünfmal vorkommt und deutlich detailgenauer beschrieben wird. In kurzen Psalm-Passagen (74,14 bzw. 104,26) sowie im Buch Jesaja (27,1) erfahren wir, dass er im Meer lebt. Damit dürfte der Leviathan entgegen der häufigen Zuschreibung gerade kein Krokodil sein, denn gegenwärtig gibt es keine Belege für Salzwasserkrokodile im Mittelmeer. Überhaupt gab es in Israel und Palästina in biblischer Zeit nur sehr kleine Krokodile, die in schlammigen Flüssen lebten. Von daher erklärt sich auch der Umstand, dass sie in der gesamten altorientalischen Literatur – und auch in der Bibel – nicht vorkommen.

Auch die ausführliche Beschreibung des Leviathans im 41. Kapitel des Ijobbuches lässt gerade nicht an ein Krokodil denken. In einer langen Reihe von rhetorischen Fragen erfährt man dort, dass ein Leviathan weder geangelt noch mit einem Strick gefangen werden kann. Schwert, Speer, Wurfspieß oder Fischharpune können seine Haut nicht durchbohren. Weder Pfeile noch Schleudersteine können ihn vertreiben, und auch das gefürchtete Krummschwert, mit dem man sich in Ägypten und in Mesopotamien im Kampf Mann gegen Mann abzuschlachten pflegte, kann ihm nichts anhaben. Der Leviathan hat mächtige Glieder und ein kräftiges Doppelgebiss mit schreckenerregenden Zähnen. Sein Körper ist mit eng geschlossenen,...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2022
Illustrationen Esther Lanfermann
Zusatzinfo mit zahlreichen S/w-Illustrationen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte 2022 • Abenteuer mit Tieren • Bestiarium • Bewahrung der Schöpfung • Bibel • Bildsprache der Tiere in der Bibel • Die Bibel • Die Schlange in der Bibel • eBooks • Eva und die Schlange • Jona und der Wal • Neuerscheinung • Ochs und Esel • Paradies • Phantastische Tierwesen • Tiere in der Bibel • Tierethik • tierische Lebewesen in der Bibel • Tierwelt • Tierwesen der Bibel • vegetarisch & vegan • Von wegen Heilige Nacht
ISBN-10 3-641-28775-8 / 3641287758
ISBN-13 978-3-641-28775-7 / 9783641287757
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