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Wie du in digitalen Zeiten wieder Platz schaffst für Dinge, die dir wirklich wichtig sind | Ein Ratgeber für digitale Balance

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2846-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

verbunden -  Anna Miller
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Endlich digitale Balance finden Anna Miller hat DEN Ratgeber für eine digitale Ernährungsumstellung geschrieben. Sie greift neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie, Neuropsychologie, Motivations- und Beziehungsforschung auf und stellt das Digitale in einen größeren Zusammenhang. Dieses Buch gibt konkrete Tipps und Übungen an die Hand, damit wir uns unseres eigenen Umgangs und Konsums mit Smartphone und Bildschirm bewusst werden und gleichzeitig eine neue Vision für ein gutes Leben entwickeln können. Denn was wir uns eigentlich alle wünschen, ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen: Fokus, Energie, Kreativität, Nähe und echte Verbundenheit. Zeit, uns das alles zurückzuholen!

Anna Miller, geboren 1987, ist Journalistin, Autorin und Expertin für digitale Achtsamkeit. Sie hat einen Master-Abschluss in Positiver Psychologie und schreibt regelmäßig über Gesellschaftsthemen - unter anderem für das SZ Magazin, Zeit Online, den Stern, die NZZ am Sonntag und die Republik. Sie spricht auf Podien und im TV über psychische Gesundheit und berät Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen zum Thema Verbundenheit im digitalen Zeitalter.

Anna Miller, geboren 1987, lebt als freie Journalistin und Positive Psychologin in Zürich und London. Sie schreibt für Magazine und Zeitungen im deutschsprachigen Raum wie das SZ Magazin, Zeit Online, den Stern, die NZZ am Sonntag und die Republik über Gesellschaftsthemen. Sie hat im März 2021 das Digital Balance Lab gegründet, spricht als Expertin im Bereich Digital Wellbeing auf Kongressen und berät Unternehmen zum Thema Digital Balance @work.

ENDLICH VERBUNDEN.


WIE ICH MICH INS DIGITALE VERLIEBTE UND MICH DARIN VERLOR.

Das mit mir und dem Internet fing sehr schön an. Fast schon wie eine Liebesgeschichte. Über viele Jahre schien alles gut zwischen uns. Bis sich etwas verschob. Langsam, fast unbemerkt. Ich beginne also damit, dir von meiner Jugend zu erzählen, von meinem ersten Mobiltelefon, meiner ersten Liebe. Weil ich finde, dass es wichtig ist, zu verstehen, woher wir kommen, um zu wissen, wohin wir gehen wollen. Nimm meine Geschichte als Anfangspunkt für deine Reise. Vielleicht fragst du dich dabei immer mal: Wie war das bei mir?

Rausch


1997 kauft meine Mutter einen Macintosh, wir sind eine der ersten Familien mit so einem Gerät im Dorf, sie kauft einen zweiten Bildschirm im A4-Format, vertikal, damit sie die ganze Seite Word-Dokument vor sich sieht, ohne zu scrollen. Die Festplatte fasst um die 100 Megabyte, wir können nicht ins Internet, irgendeiner gibt mir eine AOL-CD und sagt, damit kommst du rein, ich installiere die CD auf dem Computer und lösche meiner Mutter dabei alle Dateien vom PC, und noch immer kann ich nicht ins Internet.2

Ein paar Monate später kommt dann der Elektriker, er verlegt eine Leitung, es macht dieses Geräusch, das Einwählgeräusch, ewiges Rauschen, verbunden, nun, mit der Welt, ich logge mich in einem Online-Chat ein und lege mir ein Pseudonym zu, ich schreibe meine ersten Worte in einen Messenger, meine Mutter heizt nicht in dem Raum, in dem der PC steht.

Vielleicht ist es Absicht, damit ich nicht zu lange bleibe, vielleicht lohnt es sich nicht, diesen Raum auch noch zu heizen, es ist ja nicht so, als wäre dieser Raum zum Wohnen da. Darin steht ja nur ein PC, kein Grund, sich hier länger aufzuhalten, wer würde den Großteil seines Lebens zwischen einem PC und einem Drucker verbringen wollen, es gibt ja noch die Küche und das Wohnzimmer und das Schlafzimmer und den Garten und die Nachbarschaft und eine Welt, da draußen, ein Leben, da heizen wir doch den PC-Raum nicht.

Ich werde angewiesen, den PC runterzufahren, wenn ich fertig bin, und dann ein Stück braunen Stoff über den Bildschirm und die Tastatur zu legen, damit der Staub sich nicht fängt. Ich darf vor dem Gerät nicht essen und nichts trinken, ich muss schauen, dass die Tastatur sauber bleibt, und wenn ich fertig bin, soll ich die Leitung wieder freigeben, und sowieso, bleib nicht lange, zehn Minuten vielleicht.

Ich lege mir eine E-Mail-Adresse zu. annamiller87@hotmail.com, mein Name, mein Geburtsjahr und die Endung, jetzt gehöre ich auch zur Welt, zum Internet, zum world wide web.

Lustigerweise kam irgendwer drauf, dieses Netz, das Internet, das WLAN, gleich zu taufen wie das, was wir unter Menschen die ganze Zeit tun, wonach wir uns sehnen und wovon wir oft nicht genug kriegen können. Sie nennen es connection, »Verbindung«. Internet connection.

2000, ich drücke den Knopf, den kleinen Knopf am oberen Ende des Geräts, Nokia 3210, manchmal spiele ich Snake, bis meine Augen müde werden. Ab und zu stehle ich mich in mein Zimmer und krame das Gerät unter meinem Kopfkissen hervor und schaue, ob eine Nachricht gekommen ist, manchmal ist da eine, und wenn sie von einem Jungen ist, den ich während der Ferien kennengelernt habe, schlägt mein Herz kurz etwas schneller. Ich bange, ich bange auf die nächste Nachricht, mag er mich noch? Meine Mutter weiß nichts von diesem Gerät. Ich habe es hinter ihrem Rücken gekauft. Sie würde so was nicht wollen, Eltern eben, spießig und alt und verstehen nichts von Fortschritt.

Ich sitze immer länger im unbeheizten Raum, in welchem unser PC steht. Manchmal sagt meine Mutter, ich hänge zu lange vor dem Bildschirm rum, doch ich sage ihr, dass das nicht stimmt. Manchmal fragt mich meine Mutter, was ich da alles tue, was daran so interessant sein soll, und ich rolle mit den Augen und sage, Mama, das verstehst du nicht, du bist halt alt.

Manchmal fragt mich meine Mutter, ob ich zum Essen komme, und ich sage dann, gleich, gleich, und dann komme ich lange nicht, und das Essen wird kalt, und alle sind schon fertig, aber mir macht das nichts aus, weil ich jemandem zu antworten hatte. Vielleicht wird das Liebe, er hat mich nach meinem Namen gefragt und ob ich bald wieder online komme, und dann haben wir uns verabredet, vielleicht treffen wir uns sogar mal, und wenn nicht, macht das nichts, weil, miteinander schreiben ist schon aufregend genug, und ich habe etwas, wovon ich nachts träumen kann, sein Name ist Jan.

2005 kaufe ich mir ein besseres Handy, ich mache einen neuen Vertrag, mehr SMS, länger telefonieren, eine Flatrate, sie kostet mich ein Vermögen, aber das ist es mir wert, so viel kommunizieren, wie ich will. Und dieses sichere Gefühl, mit der Zeit zu gehen, ihr davonzurennen, sagen zu können: Klar, schau mal, hab das Gleiche wie du, in Blau, wusstest du nicht, dass es das jetzt in Blau gibt? Klar, in Zürich gekauft, an der Löwenstrasse, im größten Handyshop der Schweiz, und du so, noch immer nicht mit der Welt verbunden?

Melanie macht das erste Bild von mir, in einem Wald, wie ich mit Manuel knutsche. Danke fürs Schicken, hdl. Der Akku hält die ganze Woche.

2007 stellt sich ein großer dünner Mann mit schwarzem Rollkragenpullover auf eine ebenso schwarze Bühne und hält eine sehr gute Präsentation. Ich bin 20 Jahre alt, ich habe Abitur gemacht, habe die erste eigene Wohnung bezogen. Wenn ich etwas kaufen will, dann gehe ich in einen Laden, wenn ich ausgehen will, in eine Bar. Ich bezahle mit dem Geld, das in meiner Tasche liegt, und sehe den Menschen, der gerade physisch vor mir steht.

2009 kaufe ich mein erstes Smartphone. Das Gerät in meiner Tasche wird zu meinem Türöffner in eine neue Welt, zum Erkennungsmerkmal der jungen Generation, der Menschen, die verstehen, was Wandel ist, und ihn mitgestalten wollen. Ich höre Musik damit, ich schreibe Notizen, ich stelle die ersten Bilder auf Facebook. Ich verbinde mich in den sozialen Medien mit den ersten Freundinnen, die im Ausland studieren. Wir feiern gegenseitig virtuell unsere Geburtstage. Wenn ich als Journalistin einen Artikel recherchieren muss, dann google ich die Informationen, viele Anrufe erübrigen sich. Ich kaufe mir einen Laptop, klappe ihn im Zug auf meinen Knien auf und schreibe meine Texte auf dem Weg zum nächsten Gespräch, ich fühle mich frei und unabhängig und effizient. Ich kann von überall aus arbeiten. Mal kurz nachschauen, wenn ich einen Namen vergessen habe. Alle meine Termine in einen digitalen Kalender eintragen.

Ich liebe es, mich zu verbinden. Da draußen so viele Menschen zu finden, die Gleichgesinnte sind, im Kampf für den Feminismus. Online so viele Likes für meine Kampfparolen zu erhalten, während bei Familienfeiern die alten sexistischen Witze erzählt werden und ich mir vorkomme wie aus einer anderen Welt. Ich liebe es, Filme und Serien auf Englisch zu konsumieren, zu Hause, in meinem Bett, während andere Leute sich zu festgelegten Zeiten irgendwelche schlechten Produktionen in deutscher Synchronisation anschauen müssen, weil sie nichts anderes kennen als Kino und analoges Fernsehen. Googeln zu können, wie ich ein Ei koche, wann Erdbeeren Saison haben und wie ich sie am besten einfriere, wenn ich zu viel davon habe. Meinem Freund Sprachnachrichten zu schicken. Ausschlafen zu können bis zwölf, weil ich weiß, dass ich abends um zehn noch am Text arbeiten kann. Solche Dinge.

Niemand, der mit dem Internet aufgewachsen ist, würde es wieder verlieren wollen. Warum auch? So viel Schönes hat es uns gebracht. So viel Zeitersparnis. So viel Freiheit.

Kater


2016, ich bin seit vier Jahren selbstständig, ich antworte bis kurz vor Mitternacht auf E-Mails, obwohl das niemand von mir verlangt, und fühle mich wichtig dabei, ich klappe im Zug und im Café und in irgendwelchen Landbeizen meinen Laptop von Apple auf und gehe über den Hotspot meines iPhones ins Netz. Ich schere mich nicht darum, ob Leute am Nebentisch grade essen wollen und mein Hämmern auf der Tastatur sie in ihrem Gespräch stört.

Die ständige Erreichbarkeit ist mein neues Statussymbol, es soll meinen Auftraggebern suggerieren, dass ich immer liefere, dass ich potent bin, jung und willig, dass ich die Zukunft bin, eine Frau, die mühelos mit allem mithält und in einer Geschwindigkeit Beobachtungen abliefert, die jedem Online-Redakteur gefallen. Sollen sich doch andere weigern, Videos zu drehen und sich eine Social-Media-Präsenz aufzubauen, sollen sie ignorant darauf bestehen, dass es nur um Inhalte geht und null um Egos, Namen und Identitäten. Derweil arbeite ich an meiner corporate identity – ich muss mich zur Marke machen, das ist mir längst klar.

Der Druck, dem ich mich aussetze, den ich selbst erzeuge, ist enorm geworden. Keine Ahnung, wann das angefangen hat. Vielleicht mit der Anzahl Apps, die ich runtergeladen habe, immer mehr. Oder der Anzahl Social-Media-Profile. Vielleicht bin ich auch einfach älter geworden, habe begonnen, zu arbeiten. Möchte was aus mir machen. Meine Artikel in die Welt tragen. Das ist doch im Grunde alles nicht verwerflich, ich bin schließlich ein guter Mensch, ich will helfen, Menschen eine Stimme geben. Also verausgabe ich mich. Gerne. Die Anerkennung, die ich dafür kriege, tut mir gut. Ich poste meine Artikel auf Social Media. Ich erhalte die ersten Likes für meine Arbeit, beginne, mir zu...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Achtsamkeit • Beziehungen • digital detox • Erschöpfung • Home office • Inneres Kind • Mindfulness • Offline • Online • screen time • Smartphone • Social Media
ISBN-10 3-8437-2846-1 / 3843728461
ISBN-13 978-3-8437-2846-1 / 9783843728461
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