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Selbsthilfe bei Ängsten (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.) (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
224 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-11874-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Selbsthilfe bei Ängsten (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.) -  Gudrun Görlitz,  Nadine Bachetzky
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Bevor die Angst alles bestimmt: Selbsthilfe Schritt für Schritt Vorbereitungsbuch für eine verhaltenstherapeutische Angstbehandlung Mit vielen Informationen zur Entstehung von Ängsten Übungen und Selbst-Checks, auch als Download-Material Konfrontation statt Vermeidung ist der Schlüssel zur Bewältigung ganz unterschiedlicher Ängste. Dieses verhaltenstherapeutische Prinzip zieht sich durch das gesamte Selbsthilfebuch, das Betroffene darin unterstützt, ihre übersteigerten Ängste besser kennenzulernen, sich ihnen Schritt für Schritt zu stellen und sie schließlich zu überwinden. Leser und Leserinnen profitieren von der langjährigen Erfahrung der Autorinnen im psychotherapeutischen Umgang mit Ängsten aller Art: Phobien, Panikstörungen, generalisierten Angststörungen u.v.m.. Mit vielen Übungen, Anleitungen, Selbst-Checks sowie Informationen und anschaulichen Fallgeschichten macht das Buch Mut, sich den eigenen Ängsten zu stellen. Hinweise, wann doch besser eine Psychotherapie helfen könnte, sind ebenso enthalten wie Empfehlungen für Angehörige.

Gudrun Görlitz, Diplom-Psychologin, arbeitete als Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) in einer Praxisgemeinschaft in Augsburg sowie als Lehrtherapeutin, Supervisorin und Selbsterfahrungsleiterin an verschiedenen Weiterbildungsinstituten. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Psychotherapie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Gudrun Görlitz, Diplom-Psychologin, arbeitete als Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) in einer Praxisgemeinschaft in Augsburg sowie als Lehrtherapeutin, Supervisorin und Selbsterfahrungsleiterin an verschiedenen Weiterbildungsinstituten. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Psychotherapie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dr. Nadine Bachetzky, Diplom-Psychologin, ist Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) für Erwachsene und arbeitet in einer Praxisgemeinschaft in Augsburg.

1. Wie erkenne ich den Unterschied zwischen gesunden und behandlungsbedürftigen Ängsten?


Sie können zunächst ganz beruhigt sein. Sie sind kein Ausnahmefall, denn es gibt tatsächlich kaum einen angstfreien Menschen. Ohne Ängste im gesunden Rahmen wäre die Menschheit nicht überlebensfähig.

Einige unserer Ängste waren für unsere frühen Vorfahren, die noch in wilder Natur gelebt haben, überlebensnotwendig. Man spricht deshalb auch von Ängsten mit evolutionärer Bedeutung, die immer noch mehr oder weniger in uns stecken und bis zu einem gewissen Grad »gesund« sind.

Die evolutionäre Bedeutung einiger Ängste


Ganz grundsätzlich waren es also nicht nur die »Mutigen« oder gar »Furchtlosen« unserer Vorfahren, die einen evolutionären Vorteil hatten.

Inwiefern können aber Ängste »nützlich« gewesen sein? Eine Angst vor Schlangen, Spinnen oder Kleintieren mag da ja noch einleuchten. Aber Soziale Ängste? Die konnten beispielsweise helfen, wenn die eigene Gruppe oder Familie auf eine fremde Gruppe traf. In diesem Fall war eine genaue Beobachtung des eigenen Auftretens und eine ebenso genaue Einschätzung der Reaktion des Gegenübers auf die eigene Person (freundlich oder feindlich?) und gegebenenfalls eine rasche Reaktion (Angriff, Verteidigung, Flucht) sicherlich hilfreich. Dieses ängstliche »Abtasten« in sozialen Kontakten, präzises Vorbereiten von sozialen Kontakten, um »ja nichts falsch zu machen«, Hinterfragen des eigenen Auftretens nach sozialen Kontakten, schnelles Verlassen unangenehmer sozialer Situationen – all das sind Muster, die wir auch heute noch von vielen sozialängstlichen Menschen kennen.

Ein freier, offener Platz konnte potentiell gefährlich sein – bot er doch keinerlei Schutz, Sicherheit oder Rückzugsort; eine Grundangst, die sich in der heutigen Agoraphobie noch immer abzeichnet.

Und sicherlich konnte es auch von Vorteil sein, wenn bereits früh Veränderungen auf der Körperebene wahrgenommen wurden als Hinweis, dass eine Erkrankung drohte. Die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung, eine erhöhte Sensibilität und vielleicht auch Ängstlichkeit, die Vorteile brachte, sind Merkmale, die wir heute noch häufig bei Patienten mit Hypochondrie oder Krankheitsangst finden.

Sollten eine oder mehrere dieser oder anderer Ängste bei Ihnen stark ausgeprägt sein und mehrmals wöchentlich auftreten, ohne dass eine wirkliche Gefahr besteht, dann handelt es sich wahrscheinlich um übersteigerte Ängste. Wenn Sie jedoch nur ein paar Mal im Jahr eine übersteigerte Angst erleben, ist es nicht unbedingt nötig, sich in eine Psychotherapie zu begeben. Hier helfen Ihnen sicherlich die Informationen und Übungen in diesem Buch weiter.

»Grundsätzlich muss zwischen Alltagsangst, den eigentlichen ›primären Angststörungen‹ (›Angst als eigene Krankheit‹) und organisch bedingten ›sekundären Angstsyndromen (›Angst als Folge körperlicher Krankheit‹) unterschieden werden« (Margraf 2021, S. 123). »Sekundäre Angstsymptome gehen auf organische Grunderkrankungen, insbesondere internistischer und neurologischer Natur, zurück und werden daher nicht als eigenständige Krankheitseinheiten angesehen. Die Therapie setzt sinnvollerweise an der Grunderkrankung an …« (Margraf 2021, S. 110).

Wenn Ängste Ihre Lebensqualität dauerhaft stark beeinträchtigen und – im Gegensatz zur gesunden Angst – auch ohne tatsächliche Gefahr Ihren Alltag bestimmen, wäre es hilfreich für Sie, sich bei einem Psychotherapeuten vorzustellen.

Die Behandlung »krankheitswertiger« Ängste wird von den Krankenkassen übernommen. Hier die häufigsten Ängste mit Krankheitswert:

  • Die Angst vor sozialen Situationen wird als Soziale Angst bezeichnet.

  • Die Angst, sich von einem sicheren Ort zu entfernen, nennt man Agoraphobie.

  • Die Angst in engen Räumen nennt man Klaustrophobie.

  • Die Angst aus heiterem Himmel wird als Panikstörung bezeichnet.

  • Die Angst, die durch unrealistische Sorgen ausgelöst wird, heißt Generalisierte Angststörung.

  • Die ständige Angst vor unterschiedlichen Krankheiten kann eine Krankheitsphobie oder Hypochondrische Störung sein.

  • Daneben gibt es verschiedene sogenannte Phobien mit Krankheitswert vor einzelnen Auslösern wie Tieren, Prüfungen oder anderen in ihrer Gefährlichkeit oder Bedeutung überschätzten Ereignissen.

  • Auch bei übersteigerten Ängsten bei Kindern ist rasche Hilfe sinnvoll.

In Teil II dieses Buches können Sie sich über die Erscheinungsformen und Behandlungsmöglichkeiten dieser Ängste mit Krankheitswert noch genauer informieren.

In der Verhaltenstherapie, der wir uns zurechnen, wird die Angst zunächst auf den vier Ebenen des menschlichen Erlebens analysiert und behandelt. Im Verlauf dieses Buches werden wir Sie Schritt für Schritt mit diesem Vier-Ebenen-Modell vertraut machen. Es umfasst:

  1. Gedankliche Ebene (z. B. O Gott, das schaffe ich nicht!)

  2. Gefühlsebene (z. B. Aufregung, Unsicherheit, Furcht, Sorge, Verlassenheitsgefühl)

  3. Körperliche Ebene (z. B. Atemnot, Schwitzen, Zittern)

  4. Verhaltensebene (z. B. Vermeidung angstauslösender Situationen)

Gedanken, Gefühle, Körperreaktion und Verhalten stehen in einer ständigen Wechselwirkung. Sie erklären auch, wie es zum Teufelskreis der Angst kommen kann. Wir werden dies Angstkarussell nennen, weil sich die Angst manchmal so anfühlt, als säßen Sie in einem nicht mehr anzuhaltenden Karussell.

Hier ein Beispiel:

»Der Journalist erfährt, dass sein Kollege mit einem Herzinfarkt auf der Intensivstation liegt. Er entwickelt negative, angstauslösende Gedanken, die sich auf seinen eigenen gesundheitlichen Zustand beziehen (z. B.: »Um Gottes Willen, das wird mir doch nicht auch passieren, mein Herz sticht auch manchmal«). Durch diese angstauslösenden Gedanken, den vorausgegangenen Schrecken und durch die Selbstbeobachtung kann sich sein Herzschlag und die Atmung tatsächlich beschleunigen. Dies nimmt er wahr und diese körperliche Veränderung löst wiederum Angstgedanken aus (z. B.: »Hoffentlich passiert mir jetzt beim Autofahren nichts«). Durch Angstgedanken werden im Körper bestimmte Stoffwechselvorgänge verändert (z. B. vermehrt Stresshormone ausgeschüttet), was wiederum die körperlichen Symptome, wie Herzschlag und Zittern, verstärken kann. Schließlich drehen sich die Gedanken im Kreis, verbunden mit Gefühlen von Hilflosigkeit. Die Angst wird immer größer und sie kann sich steigern bis zur Angst, ohnmächtig umzufallen oder zu sterben. Der herbeigerufene Notarzt kann keine körperlichen Ursachen feststellen. Alleine seine Anwesenheit und das damit verbundene Gefühl »Nun bin ich in Sicherheit« beruhigt den Patienten vorläufig.

Tritt übersteigerte Angst nur wenige Male im Jahr auf, dann kann sie als – vielleicht auch heftige – Normalreaktion auf ein Ereignis betrachtet werden. Entwickeln sich daraus jedoch regelmäßige Angstzustände, die mehrmals monatlich über einen längeren Zeitraum auftreten, dann spricht man von behandlungsbedürftigen Ängsten.

1.1 Übung: Meine persönliche Angstanalyse


Es gibt Tage, da finden wir für unsere unangenehmen Gefühle kein anderes Wort als »Angst«. Was bedeutet dieses Gefühl?

Die folgende Übung und die dazugehörigen Arbeitsblätter bieten Ihnen die Möglichkeit, dies herauszufinden. Sie beschäftigen sich mit der Analyse Ihrer Ängste und weiterer unangenehmer Gefühle, die sich möglicherweise auch bei Ihnen sehr ähnlich wie »Angst« anfühlen oder auch zusätzlich noch Ängste...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2022
Reihe/Serie Fachratgeber Klett-Cotta
Fachratgeber Klett-Cotta
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Agoraphobie • Angstbehandlung • Angststörung • Angst- und Panikstörungen • Generalisierte Angststörung • Panikstörungen • Phobie • Prüfungsangst • Psychologie • Psychotherapie • Ratgeber • soziale Ängste • Verhaltenstherapie
ISBN-10 3-608-11874-8 / 3608118748
ISBN-13 978-3-608-11874-2 / 9783608118742
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