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Gesamtausgabe in 16 Bänden - Ernst Bloch

Gesamtausgabe in 16 Bänden

Band 7: Das Materialismusproblem, seine Geschichte und Substanz

(Autor)

Buch | Hardcover
553 Seiten
1972 | 3. Auflage
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-57339-6 (ISBN)
CHF 39,95 inkl. MwSt

"Die Gesamtausgabe der Werke von Ernst Bloch nähert sich ihrer Vollendung. Als Band 7 erscheint nun ein lange erwartetes Hauptwerk des Philosophen, 1936-37 geschrieben, 1969 bis 1971 durchgesehen und erweitert: Das Materialismusproblem, seine Geschichte und Substanz. Es behandelt ein Thema das - trotz der Malebranche, Holbach, Moleschott etc., ja trotz Marx und Engels und Lenin - jahrhundertelang vernachlässigt, verdrängt oder banalisiert worden ist, gerade auch von der Lehre, die den Materialismus in ihrem Namen führte, aber mechanisch verstand statt dialektisch und spekulativ. Wie kam es, daß nach Demokrit fast alle großen Philosophen Idealisten waren? Bloch begnügt sich nicht mit der vulgärmarxistischen Antwort, daß sie alle die Wahrheit ihrer Zeit und der Welt nur in idealistischer Hülle gesehen und ausgedrückt hätten. Damit würde die Sache des Proletariats um ein wichtiges Erbe betrogen. Die Lösung liegt für ihn in Lenins berühmtem Satz, der kluge Idealismus stehe dem klugen Materialismus näher als der dumme Materialismus. »Was der mechanische Materialismus verfehlt hat und als mechanischer verfehlen mußte, das hat im Idealismus vielfach eine Behandlung gefunden...« Im Mittelpunkt des Buches stehen zwei große Kurse, die durch die Philosophiegeschichte führen, von den Vorsokratikern bis in unsere Zeit, und nicht zuletzt den Beitrag des Idealismus zur Geschichte und Bedeutung des Materiebegriffs ausloten. Der erste Kursus behandelt das Problem der Universalien, die Lehren vom Einzelnen-Allgemeinen in ihrer Beziehung zum Stoff. Er führt von vorsokratischen Brechungen zu Grundlagen der Universalienfrage bei Sokrates, Platon, Aristoteles, dann weiter über die Scholastik und die Aufklärungsphilosophie zum deutschen Idealismus und zur Phänomenologie; wir erfahren, was man bei Idealisten über Materie lernen könne. Der zweite Kursus behandelt den Universalbegriff der Materie selbst - nicht im Sinne einer Geschichte des Materialismus als solchen, sondern durch spekulative Ergründung der wechselnden und oft vexierenden Bestimmungen von Materie seit den Anfängen der abendländischen Philosophie bis hin zur modernen Physik, der ein eigenes Kapitel gewidmet und dann die Engelssche »Naturdialektik« gegenübergestellt wird. Der letzte Teil schließlich entfaltet die Sein-Bewußtsein-Aporie, das Verhältnis von Unterbau und Überbau, und entwirft einen neuen »Horizontbegriff von Materie«. Für Bloch, den Philosophen des Noch-Nicht, stellt sich Materie selber und insgesamt als noch unvollendete Entelechie dar: »Das kennzeichnet die noch offene Materie nach vorwärts und die ihr einzig adäquate Abbildung in einem nicht mehr nur empirischen, sondern nun auch spekulativen Materialismus. Er betrifft jenen wahren Grundzug der Materie, der voll Finalität treibt und seine mögliche Frucht erst in einem latenten Noch-Nicht innehat.« SUHRKAMP VERLAG"

Ernst Simon Bloch wurde am 8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein geboren und starb am 4. August 1977 in Tübingen. Er entstammte einer jüdischen Familie aus der Pfalz. Von 1905 bis 1908 studierte er Philosophie bei Theodor Lipps in München und Oswald Külpe in Würzburg und wurde im Jahr 1908 promoviert. 1913 heiratete er die aus Riga stammende Bildhauerin Else von Stritzky. Als engagierter Gegner des Krieges ging er von 1917 bis 1919 mit seiner Frau in die Schweiz und war in Bern für das Archiv für Sozialwissenschaften tätig. 1917 beendete er in Locarno sein Werk Geist der Utopie. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1922 die Malerin Linda Oppenheimer. Die Ehe hielt bis 1928. In der Zwischenzeit kehrte Bloch zurück nach Berlin. Zu seinen damaligen Freunden gehörten Bertolt Brecht, Kurt Weill, Theodor W. Adorno und Walter Benjamin. Politisch war Bloch sehr aktiv und bekämpfte schon früh die aufstrebende NSDAP. Nach Hitlers Machtübernahme wurde er ausgebürgert und emigrierte mit seiner ebenfalls jüdischen Lebensgefährtin Karola Piotrowska in die Schweiz. Nachdem sie von der Züricher Fremdenpolizei des Landes verwiesen wurden, heirateten beide 1934 in Wien. Von 1934 bis 1937 lebten sie in Paris, Sanary und Prag und emigrierten anschließend in die USA, wo sie zehn Jahre blieben. Dort schrieb Bloch an seinen Werken Das Prinzip Hoffnung, Subjekt - Objekt. Erläuterungen zu Hegel und Naturrecht und menschliche Würde. Nach dem Krieg, 1948, erhielt er einen Ruf nach Leipzig auf den Lehrstuhl für Philosophie. Trotz langjähriger Konflikte mit der SED blieb er bis 1961 dort. Kurz vor dem Bau der Mauer befand sich Bloch für einen Vortrag in Tübingen. Angesichts der neuen politischen Situation beschlossen er und seine Frau, in Westdeutschland zu bleiben. Unter anderem aufgrund des großen Einsatzes von Freunden konnte Bloch eine Gastprofessur in Tübingen antreten, wo er bis zu seinem Tod 1977 blieb.

Aus dem Inhalt:
Vorwort

DER RUF INS WIRRE

Das Spüren / Früher Schutz / Bann durch Namen

ZEICHEN DES FLIESSENDEN UND DES STEHENDEN

Das Finden / Feuer, Kugel, Zahl (Thaies, Heraklit, Parmenides, Pythagoras) / Bezug der Bewegung zum ruhenden Stoff (Empedokles, Demokrit, Anaxagoras)

ERSTER KURSUS / DIE LEHREN VOM EINZELNEN - ALLGEMEINEN, DEN STOFF ANGEHEND

Sehen und Denken / Vorsokratische Brechungen / Grundlagen des Universalienproblems (Sokrates, Platon, Aristoteles) / Ausführungen des Universalienproblems (Stoa, Platin, scholastischer Nominalismus und Realismus) / Reine allgemeine Verstandesform, ihre spezifische wie inhaltliche Grenze (Bacon, Hobbes, Descartes, Spinoza, Leibniz, Hume, Kant) / Bunte und mehr ganzheitliche Vernunftformen, Reichtum und Grenze ihrer Differenzierung (Maimon, Fichte, Schelling, Schopenhauer, Hegel) / Spätergekommene Erkenntnistheorie, Vielheit der Kategorien (Ricken, Lask, Cohen, Husserl) / Spätergekommene Metaphysik, Zweiseitenlehre der Kategorien (Bahnsen, E. v. Hartmann) / Ergänzung: Gesuchte praktische Anwendungen von Allgemeinem in Rechts- und Moralkasuistik / Eine Präzision der alten Crux marxistisch / Exzerpt, montiert aus "Viele Kammern im Welthaus" (Erbschaft dieser Zeit, 1935, GA Bd. 6, 1962, S. 3 92 ff.) / Übergang / Warum und zu welchem Ende die meisten großen Philosophen nicht, noch nicht Materialisten waren

ZWEITER KURSUS / DIE LEHREN VON DER MATERIE, DIE BAHNUNGEN IHRER FINALITÄT UND OFFENHEIT

Denken des Leibs / Vorsokratisches Stoffleben / Materialismus und "große Philosophie" / Materie als Unbestimmtheit und gärende Bestimmbarkeit (Platon, Aristoteles) / Materie als natürliche Wertbestimmtheit; untere und intelligible Materie (Epikur, Stoa, Plotin) / Materie als Schoß der Formen, als Prinzip der Individuation und Qua ntität, als Fundament (Avicebron, Avicenna - Averro es, Thomas, Duns Scotus) / Materie als Größe und Ausdehnung; ganz anders: als organische Weltgöttin (Galilei, Hobbes, Descartes; Bruno) / Materie, gesehen in Gott; als Ausdehnungs-Attribut Gottes (Malebranche; Spinoza) / Materie als nur mechanisches Gebilde
(La Mettrie, Holbach) / Materie als vitales und als dynamisches Gebilde; Ding an sich (Robinet, Leibniz, Kant) / Nochmals Kant: Materie und Ding an sich / Materie als Nicht-Ich und im Aufstieg Schwere-Licht-Leben (Fichte, Schelling) / Materie im dialektischen Weltgeist (Hegel) / Materie als Keim des Menschen; als Brandmauer gegen Dämonen und als zukünftiger Kristall (Oken, Baader) / Materie als Vordergrund und Schlaf (Schopenhauer, Bergson, E. v. Hartmann) / Sinnlichkeit als das einzig Wahre; der materielle Mensch (Czolbe, Feuerbach) / Bürgerliche Auflösungen der mechanischen Materie (Mach, F. A. Lange) / Übergang / Marxistisch eingeleitete Präzision der eigentlich materialistischen Crux: Aporie Sein - Bewußtsein, Antinomie Quantität - Qualität (Marx, Engels, Lenin)

ZUM KÄLTESTROM - WÄRMESTROM IN NATURBILDERN

Offene Krise / "Verschwundene", formalisierte, aber auch ernergetisch gefaßte Materie in der gegenwärtigen Physik; Formalismus und Dialektik / Exkurs über Engels Versuch "Dialektik der Natur" / Kältestrom und Wärmestrom, doch beide zugleich

ZUM VERHÄLTNIS SEIN - BEWUSSTSEIN,
ZWECK UND NOVUM IM SPEKULATIVEN MATERIALISMUS

In seiner Haut / Vorgeburtlich Gestelltes / Ideelles als das im Menschenkopf umgesetzte Materielle oder Probleme eines ideologischen Überbaus (Kulturerbe) / Positivismus, Idealismus, Materialismus / Ergänzung / Was Metaphysik einmal war, als erstrebte Grundwissenschaft vom wahrhaft, wirklich Seienden / Nochmals Crux, Aporie, Antinomie; Bewu ßtsein, Qualität, Novum als Ausformung des materiellen Inhalts / Die spekulative Weite; Logikum in der Materie; nicht nur Bewegung, erst recht Materie als unvollendete Entelechie

Anhang / Avicenna und die Aristotelische Linke

Erscheint lt. Verlag 11.4.1972
Reihe/Serie Gesamtausgabe ; 7
Mitarbeit Sonstige Mitarbeit: Burghart Schmidt
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 148 x 228 mm
Gewicht 765 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Metaphysik / Ontologie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie der Neuzeit
Schlagworte 20. Jahrhundert • Ehrendoktorwürde der Pariser Sorbonne 1975 • Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen 1975 • Ehrendoktorwürde der Universität Zagreb 1969 • Ernst Bloch • Gesamtausgabe • Hardcover, Softcover / Philosophie/20., 21. Jahrhundert • HC/Philosophie/20., 21. Jahrhundert • Materialismus • Neomarxismus • Philosophie • Politische Philosophie • Sozialphilosophie
ISBN-10 3-518-57339-X / 351857339X
ISBN-13 978-3-518-57339-6 / 9783518573396
Zustand Neuware
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