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Entspannungstechniken für Kinder und Jugendliche -  Ulrike Petermann

Entspannungstechniken für Kinder und Jugendliche (eBook)

Ein Praxisbuch
eBook Download: EPUB
2021 | 9. Auflage
166 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86693-6 (ISBN)
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Dr. Ulrike Petermann erläutert in diesem Buch verschiedene Entspannungstechniken sowie deren physische und psychische Wirkung. Immer mehr Kinder leiden unter Stress und Leistungsdruck, reagieren hyperaktiv, aggressiv, angespannt, übererregt oder verängstigt. Die in diesem Erfolgsbuch versammelten Übungen helfen, diese Auffälligkeiten zu vermindern oder ganz abzubauen. Ein bewährter, praxisorientierter Leitfaden für Eltern, Therapeuten und Pädagogen, die sich einen Überblick über die wichtigsten Entspannungstechniken verschaffen wollen.

Prof. Dr. Ulrike Petermann ist emeritierte Lehrstuhlinhaberin für Klinische Kinderpsychologie. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Verhaltensmodifikation, Kinderverhaltenstherapie und Klinische Kinderpsychologie. Bei Beltz erschien unter anderem das Kartenset »Kinderängste bewältigen« (2016) und gemeinsam mit Franz Petermann »Training mit aggressiven Kindern«.

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Grundlagen von Entspannung


Unter Entspannungsverfahren werden verschiedene Techniken zusammengefasst, die teilweise unterschiedliche Ziele verfolgen. Diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie – auf unterschiedlichen Wegen – eine Entspannungsreaktion herbeiführen wollen. Die Entspannungsreaktion lässt sich als psychophysiologischer Prozess abbilden, bei dem das psychophysiologische Erregungsniveau reduziert wird.

Entspannungsverfahren können nun nachweislich auf physiologischer wie psychischer Ebene positive Effekte bewirken. Über körperliche Reaktionen, durch Entspannung hervorgerufen, entstehen Empfindungen angenehmer Körperschwere, Wärme, ruhigen Atmens und insgesamt körperlichen Wohlbefindens (vgl. Abschnitt 2.2). Darüber hinaus zeigen Entspannungsverfahren auch auf unterschiedlichen psychischen Ebenen positive Auswirkungen. So werden positive Gefühle durch die körperlichen Entspannungsreaktionen stimuliert, sodass beispielsweise ängstliche Gefühle oder Ärgerempfindungen in den Hintergrund rücken und stattdessen Gefühle des Ausgeglichenseins entstehen. Entspannung bedeutet Erregungsabbau und damit auch Abbau kognitiver Hemmungsprozesse, die bekanntermaßen Lern- und Gedächtnisprozesse erschweren. So sind nach einer gelungenen Entspannungsphase Ausgeruhtsein und geistige Frische die Folge, was wiederum günstigere Lernvoraussetzungen schafft.

Entspannungsverfahren dürfen auf keinen Fall dahingehend missverstanden werden, dass sie in direkter Weise Verhaltensprobleme bei Kindern und Jugendlichen reduzieren oder sogar abbauen. Entspannungstechniken sind unspezifisch wirkende Vorgehensweisen, die kein wie auch immer geartetes Verhaltens- oder psychisches Problem beseitigen können. Sie sind jedoch äußerst wertvoll und hilfreich, wenn es darum geht, durch Angst, Aggression oder motorische Unruhe entstandene körperliche Erregung und Gefühle der Angespanntheit abzubauen. Gelingt dies durch ein kind- oder jugendlichenangemessenes Verfahren, dann sind wichtige Voraussetzungen geschaffen, um Kinder und Jugendliche gezielt zu fördern. Erfolgreich durchgeführte Entspannungsverfahren stellen also die Voraussetzungen bereit, um mit Kindern erfolgreich lernen, spielen oder arbeiten zu können.

Um die umfassenden Auswirkungen erfolgreich durchgeführter Entspannungsverfahren einschätzen zu können, gibt das folgende Kapitel einen Überblick über Standardtechniken von Entspannungsverfahren.

Die Ebenen der Wirkungen von Entspannung mit ihren psychophysiologischen Zusammenhängen werden erläutert und beispielhaft für einzelne Entspannungsverfahren dargestellt. Auf die Ansprechbarkeit von Entspannung, mögliche Entspannungstypen, Indikation und Kontraindikation von Entspannung wird ebenfalls in diesem Kapitel eingegangen.

2.1Überblick über Standardtechniken


Die erste in unserem Kulturkreis bedeutende Entwicklung von Entspannungsverfahren geht auf das Jahr 1926 zurück. Von der Hypnose kommend versuchte J. H. Schultz eine Technik zu entwickeln, die es Patienten ermöglichen sollte, selbstständig, das heißt autonom und vom Arzt unabhängig, die positiven Effekte herbeizuführen, die sich bei der Anwendung von Hypnose einstellen. Sein aus diesem Anliegen heraus entwickeltes Verfahren war das Autogene Training. Seit diesen Jahren hat sich eine Reihe von Entspannungsverfahren herauskristallisiert und ist inzwischen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft und auf empirisch fundierte Grundlagen gestellt worden (vgl. zur Geschichte der Entspannungsverfahren Schott & Wolf-Braun, 2000).

Entspannungsreaktionen entstehen nicht aufgrund »zauberhafter« oder »mystischer« Vorgänge, vielmehr ist Entspannung ein natürlicher Vorgang, der biologisch angelegt ist. Er tritt je nach Person und äußeren Bedingungen unterschiedlich leicht sowie verschieden intensiv auf. Das bedeutet, dass sich manche Personen intuitiv entspannen, andere lernen, sich mithilfe eines Entspannungsverfahrens gezielt und selbstgesteuert zu entspannen. Ein nicht geringer Prozentsatz von Personen kann sich mit einem üblichen Entspannungsverfahren überhaupt nicht entspannen. Auch hierbei handelt es sich um kein außergewöhnliches Phänomen. Manche dieser Menschen haben stattdessen Wege und Rituale für sich entwickelt, um im Alltag zur Ruhe zu kommen, abzuschalten und zu entspannen. Solche Rituale können beispielsweise sein: Vertiefen in die Tageszeitung, Genießen eines Vollbades in der Badewanne oder auch ein Spaziergang im Wald, an einem See, am Strand.

Anspannung und Entspannung stellen jeweils ein Verhaltensmuster dar, welches durch verschiedene Dimensionen mit folgenden Polen charakterisierbar ist:

Erregung – Beruhigung

Anspannung – Gelöstheit

Unruhe – Ruhe

Unwohlsein – Wohlbefinden

Entspannungsreaktionen treten nicht wie durch ein Wunder dadurch ein, dass eine Person mit Entspannungsformeln instruiert wird; Entspannungszustände lassen sich vielmehr nur durch kontinuierliche Übungen über einen längeren Zeitraum herstellen und stabilisieren. Damit ist gemeint, dass es ausdauernder Übung bedarf, um mithilfe eines selbst gegebenen Signals schnell einen Entspannungszustand zu erreichen und über einen Zeitraum von mehreren Minuten oder Stunden aufrechtzuerhalten. Nur durch Training lässt sich aufgrund eines selbst gesetzten Reizes in verschiedensten Alltagssituationen eine Entspannungsreaktion auslösen. Dieser Sachverhalt gilt in besonderem Maße für Situationen im Alltag, die als belastend und Stress auslösend wahrgenommen werden.

2.1.1Das Autogene Training


Das bekannteste Entspannungsverfahren dürfte das Autogene Training mit seinen Unterstufenübungen sein. Die Formeln des Autogenen Trainings werden schrittweise einer Person vorgestellt, und diese wird darin angeleitet, sich selbst zu instruieren (vgl. Vaitl, 2020b). Die Unterstufenübungen bestehen aus sechs Stufen. Die Standardformeln bzw. Instruktionen zu den einzelnen Übungsstufen gibt der Kasten 3 wieder.

Die Standardformeln des Autogenen Trainings wiederholt der Übende mehrmals leise für sich. Dabei ist von Bedeutung, dass dies mit passiver Konzentration geschieht. Ein Übender stellt sich die Formeln eher vor, als dass er sie aktiv leise für sich formuliert. Die Wiederholung der Formeln soll nicht zu direkt aufeinanderfolgen, sonst erhalten die Übungen einen leistungsorientierten Charakter und die passive Konzentration wird gestört. Zu lange Abstände zwischen den Instruktionen begünstigen hingegen das Einschlafen oder störende Gedanken, was ebenfalls nicht erwünscht ist. Häufigkeit und Abstände der Wiederholungen einer Formel müssen individuell abgestimmt werden. Die einzelnen Instruktionen werden anfangs nach wenigen Sekunden (15–30) wiederholt; diese Intervalle steigern sich mit zunehmendem Übungserfolg auf mehrere Minuten.

Kasten 3: Ziele und Standardformeln der sechs Unterstufenübungen des Autogenen Trainings (vgl. auch Vaitl, 2020b).

Der Übungserfolg zeigt sich in den länger werdenden Übungsintervallen, das heißt, die Zeitspanne zwischen den Instruktionen vergrößert sich. Somit kann die passive Konzentration zunehmend länger aufrechterhalten werden.

Beim Erlernen des Autogenen Trainings werden nicht alle sechs Unterstufenübungen auf einmal angewendet. Das Vorgehen erfolgt schrittweise, das heißt Stufe für Stufe. Erst wenn eine Stufe erfolgreich angewendet werden kann, wird zur nächsten übergegangen. So dauert es, je nach Übungshäufigkeit, mehrere Tage oder Wochen, bis die Unterstufenübungen komplett eingeübt sind. Pro Entspannungsphase können zwischen zehn und 30 Minuten verwendet werden. Die Länge ist nicht von der Anzahl der angewendeten Unterstufenübungen abhängig. Vielmehr spielen die zur Verfügung stehende Zeit einerseits und die Fähigkeit, die passive Konzentration aufrechtzuerhalten, andererseits eine Rolle. Mit zunehmendem Übungserfolg stellen sich die körperlichen Reaktionen...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
ISBN-10 3-407-86693-3 / 3407866933
ISBN-13 978-3-407-86693-6 / 9783407866936
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