So aktivierst du unbekannte Gedankenkräfte (eBook)
100 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-9393-2 (ISBN)
Der Herausgeber der Zeitschrift "Volkskraft" Emil Peters war Lebensreformer und wirkte in Konstanz am Bodensee. Neben der Veröffentlichung von Motivationsbüchern hielt er Vorträge, die sein Publikum in den Bann zogen. Sie ergriffen die Zuhörer wie ein geheimnisvoller Zauber. Auch Keiner, der heute seine Werke unvoreingenommen liest, kann sich diesem unwiderstehlichen Zauber entziehen.
Zweites Kapitel.
Schlummernde Kräfte.
Wie Wille, Mut und Begeisterung unsere
Kräfte und Leistungen steigern.
Wir kennen ganz gewiss die Kräfte nicht, die in uns schlummern. Sie sind größer, gewaltiger, als wir denken. Aber sie hängen fest in den Unzulänglichkeiten des Körpers, in tausend hemmenden Suggestionen und in der Schwäche des Wittens. Sie sind nicht frei, können sich nicht auswirken. Und wir lernen sie oft erst kennen in der Stunde der Not oder wenn das eiserne Muss seine drohende Hand hinter uns reckt. Dann können wir alles. Und in der Gefahr hat mancher Leistungen vollbracht, die er bis dahin für Unmöglichkeiten hielt.
Wir haben das unzählige Male im Krieg erlebt. Und Millionen von Menschen haben es nun erfahren, dass das, was wir leisten, nur ein sehr kleiner Teil von dem ist, was wir wirklich leisten können. Wir glauben nicht recht an uns, besitzen ein zu großes Maß von Verzagtheit und Zweifel, bauen zu viel an uns selber ab, statt aufzubauen. Und jeder müsste, wenn er etwas vollbringen will, ein wenig auf all das Ungeheure schauen, das Menschen bis heute vollbracht haben. Dann würde sein Mut und sein Selbstvertrauen wachsen.
Wachsen unseren Kräften nicht Flügel, wenn die Gefahr hinter uns ihre drohenden Rufe ertönen lässt? Haben nicht unsere Soldaten im Kriege Übermenschliches an Mut und körperlichen Leistungen vollbracht? Das war, weil sie, des eigenen Willens enthoben, einem anderen Willen sich beugen mussten, der stärker und härter war, als der schwankende Wille der Hunderttausende. Die Gefahr in einer drohenden Stunde ist oft wie ein Flammenruf. Alte verborgenen Kräfte werden aus den Tiefen gelockt, aus dem Schlummer geweckt und vereint auf ein Ziel geworfen. Darum kennt der nie seine Kräfte, der nie sie in schweren Stunden erprobt.
Oft stehen wir vor einer Sache — zagend, schwankend, von Furcht erfüllt. Wir glauben nicht an uns, glauben nicht zu können, Was man von uns verlangt. Aber wenn wir müssen, dann staunen wir über die Kräfte, die wir auf einmal entwickeln und die aus irgendeinem Versteck in unserem Inneren zu kommen scheinen, wo sie bis dahin geschlafen haben.
Die meisten von uns kennen ihre Kräfte nicht, trauen sich nur einen Teil von dem zu, was sie in Wirklichkeit leisten können. Es fehlt ihnen die innerste Zuversicht, das kraftvolle Selbstvertrauen, der eigentliche Dynamo ihrer ganzen Lebensmaschinerie. Immer werfen sie vor die Räder ihres Lebenswagens die Knüppel ihres Zweifels, ihrer Mutlosigkeit, an denen der Wagen stockt und die Räder zerbrechen.
Wer als Redner, als Schauspieler oder Sänger vor eine Menge zu treten hat, der kennt dies merkwürdige Spiel der Kräfte. Er weiß, wie die Zaghaftigkeit, das „Lampenfieber", ihm oft in grauen und düsteren Nebeln der Erfolglosigkeit malt, was nachher im Hellen Glanz des Erfolges und der starken Wirkung strahlt. Wenn Wort und Ton und Musik erst einmal die verneinende Suggestion des Zagens verscheucht haben, treten alle seine geheimnisvoll verborgenen Fähigkeiten in befreiter und erlöster Kraft auf den Plan und erobern ihm den Erfolg.
Welch ein trunken-schönes, seliges Gefühl ist das, wenn wir — vom Glauben an uns selbst getragen — mitten in einem werdenden Werke, mitten in einer wachsenden Arbeit stehen! Mag sie groß oder klein sein, ein Buch, ein Bild, ein Bühnendrama, eine musikalische Komposition oder die gewissenhafte Arbeit eines Schreiners, eines Schuhmachers, einer Hausfrau — — immer beglückt sie uns, wenn wir, von den anfänglichen Zweifeln und der vor jeder Arbeit stehenden Unentschlossenheit befreit, im Volten Strom des Selbstvertrauens schwimmen.
Fühlen wir uns nicht stark und wohl, wenn wir in einer Arbeit stehen, die uns fesselt, uns interessiert? Vergessen wir da nicht alle Sorgen, alle Schmerzen, allen Unmut? Werden wir da nicht heiter und versöhnlich mit allen Menschen? Möchten wir da uns nicht mit unseren Feinden vertragen? Ihnen das böse Wort vergeben, das sie gesprochen? Wir lachen aller der Dinge, die wie verborgene Teufel uns sonst quälen. Die schaffende Kraft in uns verleiht uns ein sieghaftes, triumphierend-überlegenes Gefühl. Wenn die Hemmungen in uns weggeräumt und die verborgenen Tore in uns aufgestoßen sind, ergießt sich oft reich und schäumend der Strom der Kräfte in unser Leben.
Luther zagte, als er von der Kanzel sprechen sollte. Nicht wähnte er in sich solch Können. Und als er's dennoch tat, gezwungen von dem Glauben der anderen, erstaunte bald die Welt ob solcher wuchtigen Kraft der Worte. Und weit ins Land drang der Ruf der „Nachtigall von Wittenberg". Und als er schüchtern und ängstlich vor Kaiser und Kardinälen im Wormser Reichstag stand, da mussten auch erst — durch des Kajetan überlegenes Lächeln — in ihm innere Tore aufgestoßen werden, dass des Gewissens und der heiligen Überzeugung starker Strom sieghaft in ihm hervorbrach, sein bescheidenes menschliches Ich zurückdrängte und in gewaltig lodernder Kraft vor dem erschrockenen Romgesandten sich erhob.
Wir Menschen sind Geist, in geheimnisvoller und merkwürdiger Weise an den Stoff, an den Mechanismus des Körpers gebunden. Und unser geistiges Ich entscheidet über die Kraft und die Schwäche unseres Handelns. In geistigen Vorgängen liegen die Schlüssel zu alt den wechselvollen und erstaunlichen Dingen im Leben der Menschen. Ist nicht der rasendste Zahnschmerz fort, wenn wir auf dem Operationsstuhl des Zahnarztes sitzen? Stürmen nicht die Soldaten in der Schlacht vorwärts, ohne Wunden zu spüren, die ein Geschoss ihnen geschlagen? Haben nicht die Märtyrer auf dem Scheiterhaufen Gott gepriesen, bis die Flammen den Gesang erstickten? Gibt es nicht Offiziere, die über ihr zerschossenes Bein lächeln und blass werden, wenn eine Gabel auf dem Teller kreischt? Sind nicht Menschen mit verkohlten Gliedern aus Bränden gekommen und lächelten? Waren unter rasenden und wütenden Schmerzen glücklich, weil sie einen der ihren gerettet?
Das Wollen, das Glauben und der innere Triumph machen einen Menschen stark, dass er der Leiden des Körpers nicht achtet. Die Helden haben immer geistiges Maß. Und dieser innere Mensch, dieser Held, wächst nicht in der sorglosen Bequemlichkeit des äußeren Lebens — er wächst in der Gefahr, in der Not. Er wächst in selbst gesteckten, weiten Zielen, vor allem aber dann, wenn ihn der Tod nicht schreckt, und ihm „das Leben nicht der Güter Höchstes ist".
Sind die Menschen nicht mit den äußeren Annehmlichkeiten der Kultur immer weichlicher geworden? Hat nicht die Ausbreitung ärztlichen Rates und ärztlicher Hilfe, die Verbreitung der Krankheitsliteratur viele zu Angsthasen und Hypochondern, zu Feiglingen und wehleidigen Egoisten gemacht? Und hat nicht der raue Krieg in seinen tobenden Schrecken wieder Helden von überlebensgroßen Maßen geboren — Menschen mit neu geformter Kraft und stahlhartem Willen? Welch ein Geschrei war sonst, wenn aus leichter Wunde ichsüchtig gepflegtes Blut floss! Wie wurde da aus Arzt und Apotheke, aus Pflege und Stöhnen, aus Karbol und schleichenden Filzsohlen, aus angstvollen Kinderaugen und durchwachten Nächten ein tragikomisches Haustheater erbaut, in dessen Kulissen der Geist Molières saß!-- Und nun rauchte Menschenblut rings auf der weiten Erde! Klaglos wurden kräftige Glieder von jungen, starken Körpern getrennt — und wir wurden wieder hart und innerlich stark. Ein neuer Maßstab des Leides bildet sich. Und ein großes Mahnen ging über die Blut trinkende Erde, dass unser Leben ein Ringen und ein Sterben sei.
Was unsere Soldaten — fern von jeder Hilfe — aushielten, wäre früher schon in der bloßen Vorstellung über Menschenkraft hinausgegangen. Und nun geschah es! — Geschah mit derselben furchtbaren Tatsächlichkeit, mit der alles Unabänderliche uns trifft. Und wenn wir des Jammers zerrissener Männerkörper, des unermesslichen Leides verlassener, einsam gewordener Frauenherzen gedenken, nehmen wir gern ein Stück Leid auch auf uns und klagen nicht, wenn auf unseren Wegen einmal die Sonne dem Schatten weicht.
Je mehr die verfeinerte Zivilisation uns in allen Dingen ihre Hilfe sicherte, desto mehr wurden wir von dieser Hilfe abhängig, machten wir Anspruch auf sie, verzichteten wir auf die eigene Kraft. Wenn der Magen einmal verstimmt ist, in den Gliedern das Reißen, in der Stirn der Kopfschmerz sitzt, dann warten die meisten nicht in Hunger und Geduld, bis es vorbei ist. Nein, sie sehen angstvoll ein Läutewerk in Tätigkeit. Klagen und Hilferufe schickt der gehätschelte und verweichlichte Körper aus und Arzt und Apotheker müssen seiner Sünden und seiner Dummheit Schäden reparieren.
Wir Modernen sind geradezu in diese Chloroformatmosphäre hineingewachsen. Hut ab vor dem tüchtigen Arzt! Klopft an bei ihm, wenn der Ernst der Stunde es erheischt! Aber wenn nicht mehr die Natur, sondern die Medizin unsere Schritte lenkt, wenn der Arzt uns durchs Leben gängelt, dann berauben wir uns der eigenen Kraft und des sieghaft-unbesorgten...
Erscheint lt. Verlag | 29.9.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Persönlichkeitsstörungen |
ISBN-10 | 3-7543-9393-6 / 3754393936 |
ISBN-13 | 978-3-7543-9393-2 / 9783754393932 |
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