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Mein geheimes Rom (eBook)

Die verborgenen Orte der Ewigen Stadt
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
464 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-27419-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein geheimes Rom -  Andreas Englisch
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Bestsellerautor Andreas Englisch über die verborgenen Orte der Ewigen Stadt
Erneut taucht Andreas Englisch mit seinem Sohn Leo als Begleiter in die Geheimnisse der Ewigen Stadt ein und nimmt uns mit zu ihren verborgenen Winkeln und versteckten Schätzen. Das Vermächtnis einer alten Dame veranlasst die beiden, rätselhafte Orte aufzusuchen, die eines gemeinsam haben: Bis heute sagt man ihnen nach, dass dunkle Mächte dort am Werk waren. Die spannende Recherche durch die Geschichte Roms spannt sich von der frühen Kaiserzeit bis in unsere Gegenwart, immer auf der Suche nach den Mächten der Finsternis und ihren Gegenspielern. Vater und Sohn erforschen unter anderem den Ursprung des Fegefeuers oder den Pakt der Päpste mit dunklen Mächten und gelangen bei ihrer atemlosen Spurensuche zu kaum bekannten Kirchen, Kapellen und Palästen. Ein Lesevergnügen für alle, die Rom einmal ganz anders entdecken möchten.

Durchgängig farbig bebildert und hochwertig ausgestattet.

Andreas Englisch lebt seit fast vierzig Jahren in Rom und gilt als einer der bestinformierten Journalisten im Vatikan. Seit der Amtszeit von Johannes Paul II. trifft er alle amtierenden Päpste regelmäßig und begleitet sie auf ihren Reisen. Als Vatikanexperte und Italienkenner ist er ein gefragter Talkshowgast und Interviewpartner, seine Bücher sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter »Franziskus - Zeichen der Hoffnung« (2013), »Der Kämpfer im Vatikan. Papst Franziskus und sein mutiger Weg« (2015), »Der Pakt gegen den Papst. Franziskus und seine Feinde im Vatikan« (2020) sowie zuletzt »Das Vermächtnis von Papst Franziskus» (2023). Zudem begeistert Andreas Englisch als kenntnisreicher Reiseführer durch Rom. Die Geschichte und Geschichten der Ewigen Stadt hat er in seinen Bestsellern »Mein Rom. Die Geheimnisse der Ewigen Stadt« (2018) sowie »Mein geheimes Rom. Die verborgenen Orte der Ewigen Stadt« (2021) aufgeschrieben.

Prolog


»Wo haben Sie meine Oma hingebracht, und was hat sie dort erlebt? Keine Ausflüchte mehr! Ich muss das jetzt einfach wissen!«

Ich brauchte eine Weile, um die radikale Veränderung dieser attraktiven jungen Frau zu verdauen, die mich jetzt ausgesprochen verärgert anschaute. Wir saßen in einem meiner Lieblingsrestaurants, dem »Da Cesare« an der Via Crescenzio. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie einfach ein Gast meiner Reisegruppe gewesen, zugegebenermaßen ein ungewöhnlicher Gast.

Für den Durchschnitt der Reisegruppe war Lena Steiner viel zu jung; ich schätzte sie auf höchstens Anfang zwanzig, und zudem war sie allein mit uns unterwegs. Es kam durchaus vor, dass junge Damen an meinen Reisegruppen teilnahmen, aber dann begleiteten sie stets ihre Eltern oder Großeltern. Mein Sohn Leo, der mir während der Führungen geholfen hatte, konnte seine uneingeschränkte Begeisterung für die Anwesenheit der einzigen Gleichaltrigen nicht im Mindesten verbergen. Er war in den letzten Tagen so gut wie nie von ihrer Seite gewichen, hatte sich angeboten, ihre Jacke zu tragen, und hatte ihr in einer Art Privatführung ausführlich die Fassade des Pantheons und des Petersdoms erklärt, während ich den Rest der Gruppe betreute. Heute war der letzte Tag, wir saßen zum Abschied zusammen beim Abendessen, und als die blonde junge Frau aufgestanden und zu uns herübergekommen war, hatte ich gesehen, wie meinem Sohn das Herz offensichtlich bis zum Hals schlug. Leo hatte schon angekündigt, dass Lena kurz allein mit uns sprechen wollte, und wir setzten uns ein wenig abseits an einen Tisch. Ich war gespannt.

Sie knetete nervös ihre Hände und sagte dann: »Ich muss mit Ihnen sprechen, weil meine Oma vor ein paar Jahren eine Reise bei Ihnen gebucht hat. Meine Mutter und ich konnten nicht herausfinden, wann genau das war. Es kommen zwei Jahre infrage.«

Lena strich ihr glattes blondes Haar hinter die Ohren und legte ein Foto auf den Tisch. Es zeigte eine ältere Frau mit einem fröhlichen Gesicht und einer Frisur, die meine Mutter als »flotten Kurzhaarschnitt« bezeichnet hätte. Sie trug eine sportliche Regenjacke einer teuren Outdoor-Marke, bequeme Hosen und farbenfrohe Wanderschuhe und sah absolut typisch aus für den Kreis der Kunden, die ich seit Jahren durch Rom führe.

»Erinnern Sie sich an sie?«, fragte die junge Frau.

Ich sah mir das Foto genauer an. In den letzten zehn Jahren hatte ich wahrscheinlich schon mehrere Hundert ältere Damen in meinen Gruppen betreut, mit ihnen an einem Tisch zu Abend gegessen und am Tag danach die Schätze Roms angeschaut.

»Nein, das tut mir leid«, sagte ich. »Ich kann mich nicht an sie erinnern. Aber was ist denn geschehen?«

»Sie ist tot.«

»Das tut mir sehr leid«, antwortete ich.

»Sie starb vor ein paar Monaten, sie war meine Lieblingsoma. Ich habe dann meiner Mutter geholfen, ihr Haus auszuräumen. Das hat eine ganze Weile gedauert. Dabei haben wir auch eine Schublade gefunden mit ihren persönlichen Sachen, und darin war ein Brief an mich.«

»Was für ein Brief?«, fragte ich.

»Wissen Sie, nach der Reise hierher mit Ihnen hatte sich meine Großmutter sehr verändert. Sie war eine fromme Frau gewesen. Sie mochte den katholischen Gebetskreis, zu dem sie einmal in der Woche ging. Sie half in der Kirche aus und sorgte mit ihren Freundinnen für den Blumenschmuck. Für jedes Pfarrgemeindefest bereitete sie ungeheure Mengen von Kuchen und Salaten zu. Aber als sie aus Rom zurückkam, brach sie mit den besonders frommen Freundinnen, zog sich aus dem Gebetskreis und dem Unterstützerkreis für die Gemeinde und überhaupt von allem zurück, was mit der Kirche zu tun hatte. Sie hat damals auch ihr Testament geändert, sie wollte nicht mehr kirchlich begraben werden, sondern verlangte, dass ihre Asche in einem Friedwald ausgestreut werde. Ich habe das damals gar nicht so genau mitbekommen, denn mir gegenüber veränderte sich meine Großmutter überhaupt nicht. Im Gegenteil: Sie war lieb und warmherzig und gab mir eine Menge Ratschläge. Sie gab mir sogar Tipps, wie ich mit Männern umgehen sollte.«

Ich sah, dass mein Sohn jetzt knallrot wurde, während sich Lena verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.

»Sie hat mit mir nie über diese Veränderungen gesprochen.«

Nun holte die junge Frau einen vergilbten Brief aus ihrer Tasche.

»Das ist der Brief, den ich nach ihrem Tod in ihrem Haus gefunden habe. Sie hat ihn mir im Krankenhaus geschrieben, als es ihr schon sehr schlecht ging. Sie muss ihn an einem der letzten Tage ihres Lebens formuliert haben. Hier steht: ›Sei ein starkes Mädchen! Ich werde von oben immer über dich wachen. Es gibt nur eine Sache, die ich zutiefst bereue. Ich hätte mit dir darüber sprechen sollen, was damals in Rom passiert ist, aber ich habe einfach nicht den Mut dazu gefunden. Ich glaube, ich hätte nicht gewusst, wie ich es in Worte fassen soll. Aber, Lena, ich habe damals das Böse gesehen!‹«

Sie schob mir den Brief hin, sodass ich die mit einer offensichtlich schwachen Hand geschriebenen Zeilen sehen konnte.

»Also?«, fragte die junge Frau mit einer Schärfe, die ich ihr gar nicht zugetraut hätte. »Was hat meine Oma gesehen? Wohin haben Sie sie gebracht? Was haben Sie ihr erzählt? Was kann das sein? Was meinte sie damit, sie habe das Böse gesehen?«

»Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. Ich versuchte mit aller Macht zu verbergen, dass Panik in mir hochschoss. Ich hatte immer geahnt, dass es eines Tages einen solchen Moment geben würde. Es hatte sehr viele Warnzeichen gegeben. Immer wieder hatten Menschen an den Führungen teilgenommen, die erschüttert waren über das, was ich ihnen erzählte. Was ich sagte, war immer ein Drahtseilakt. Es ging um Existenzielles, um Glauben und um Religion, und das konnte Menschen sehr viel nähergehen, als mir bewusst war.

Es hatte mehrfach unangenehme Zwischenfälle gegeben. Eine Frau war vorzeitig abgereist, nachdem ich der Reisegruppe erklärt hatte, dass Jesus nach dem Stand der Forschung vermutlich nie in Bethlehem gewesen war, dass die ganze Weihnachtsgeschichte nichts weiter ist als eine reine Erfindung. Ich weiß noch, dass diese Frau empört aus der Kirche stürmte, in der wir gewesen waren, und mir an den Kopf warf: »Sie glauben wohl an gar nichts, Sie haben nicht einmal Respekt vor Weihnachten.« Ein Mann hatte einmal die Reisegruppe empört verlassen, als ich über die sexuellen Ausschweifungen der Päpste der frühen Renaissance redete. »Dass man Sie überhaupt noch in eine Kirche lässt, verstehe ich nicht«, hatte dieser Mann entrüstet gerufen. Ich hatte erlebt, dass Menschen erschüttert waren, und ich hatte nie gewusst, wie ich damit umgehen sollte. Die große Mehrheit der Gruppen genoss meine flapsige Art, über die Geschichte der Kirche zu reden. Aber es gab auch eine kleine Minderheit, die sich dadurch in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlte, und ich hatte nie wirklich einen Weg gefunden, sie zu schützen. Ich hatte immer wieder mal gewarnt: »Was ich Ihnen jetzt erzählen werde, ist nicht sehr katholisch, vielleicht hören Sie einfach weg!« Aber natürlich funktioniert das nicht. Dass ich dadurch einmal ein ernsthaftes Problem haben würde, war mir klar gewesen, und der Moment war jetzt gekommen.

»Es tut mir leid, Lena«, sagte ich. »Ich erinnere mich nicht an Ihre Großmutter. Was kann ich denn für Sie tun?«

»Mir lässt dieses Vermächtnis meiner Oma einfach keine Ruhe. Ich bin nur ihretwegen hierhergekommen. Ich habe extra an dieser Reise teilgenommen, weil ich hören und sehen wollte, was Sie sagen und wohin Sie die Menschen bringen. Aber ich habe nichts gesehen oder gehört, was meine Großmutter derartig hätte schockieren können, dass sie ihr Leben radikal veränderte. Also muss sie etwas erlebt haben, was mir verborgen blieb, und ich möchte jetzt von Ihnen wissen, was das gewesen sein kann. Machen Sie immer die gleichen Touren? Gehen Sie immer an die gleichen Orte? War ich also überall dort, wo meine Oma auch war?«

»Nein«, sagte ich.

»Warum nicht?«, fragte sie.

»Während dieser Besichtigungen in Rom sind Pausen eingeplant. Die Gäste können dann einfach shoppen gehen oder etwas essen oder sich ausruhen. Aber es kommt immer wieder vor, dass einige Gäste der Gruppe sagen, wir wollen weder shoppen noch ins Hotel zurück, und wir wollen jetzt auch keinen Kaffee, sondern wir würden einfach gerne noch etwas mit Ihnen erleben. Ich nehme sie dann mit, wenn ich privat in den Pausen einfach irgendetwas anschauen gehe. Es könnte gut sein, dass Ihre Oma mit dabei gewesen ist, und dann hat sie etwas gesehen, was Sie in den vergangenen Tagen nicht gesehen haben.«

»Und was war das?«, fragte die junge Frau.

»Das können alle möglichen Orte gewesen sein. Es gibt Hunderte spannender Orte in Rom«, antwortete ich.

»Ach, kommen Sie!«, sagte Lena. »Es gibt doch nicht Hunderte Orte, an denen Ihre Gäste etwas Schockierendes erleben. Wenn meine Großmutter in einer Pause mit Ihnen an irgendeinem Ort in Rom gewesen ist, der sie traumatisiert hat, werden Sie doch wissen, welcher das war.«

Ich atmete tief ein. »Leider nicht«, erwiderte ich.

»Herr Englisch«, sagte Lena und sah aus, als wolle sie mich am liebsten schütteln: »Wo gibt es das Böse in Rom?«

»Das ist eine sehr, sehr lange Geschichte«, erklärte ich.

Ich sah, dass sie anfing zu weinen: »Ich bin mir ganz sicher, dass meine Oma jetzt da oben ist und dass sie sich wünscht, dass ich herausfinde, was mit ihr passiert ist. Ich habe das Gefühl, dass es nun meine Pflicht ist zu entdecken, was sie damals so...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2021
Zusatzinfo Durchgängig farbig bebildert
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte Christentum • eBooks • Heilige Stadt • Kolosseum • Mein Rom • Papst Benedikt XVI. • Papst Franziskus • Petersdom • Reisen • Reisetipps • Vatikan
ISBN-10 3-641-27419-2 / 3641274192
ISBN-13 978-3-641-27419-1 / 9783641274191
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