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Pompeji (eBook)

Das neue Bild der untergegangenen Stadt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
448 Seiten
wbg Theiss (Verlag)
978-3-8062-4393-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
49,99 inkl. MwSt
(CHF 48,80)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Das zweite Leben von Pompeji Der Gebäudeeinsturz auf dem Gelände der berühmten archäologischen Stätte im Jahr 2010 war bei weitem nicht der erste seit Beginn der Ausgrabungen. Doch diesmal wirkte er wie ein Weckruf. Angetrieben von der internationalen Aufmerksamkeit wurde das Grande Progetto Pompei ins Leben gerufen, das unter Einsatz europäischer Fördermittel dafür sorgen sollte, das beispiellose Monument vor weiterem Verfall zu bewahren. Massimo Osanna, Generaldirektor der italienischen Museen, stellt die Bemühungen für den Erhalt der einzigartigen Ausgrabungsstätte vor und präsentiert die Funde, die seither besonders für Aufsehen gesorgt haben. Zahlreiche Fotos geben einen Eindruck von den neuesten Entdeckungen und Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass Pompeji auch zukünftige Generationen faszinieren wird. - Die Geschichte von Pompeji: von der Gründung bis zum Untergang - Rekonstruktion und Ausgrabungen seit der Wiederentdeckung - Neu entdeckte Bilder und Mosaike: Leda und der Schwan, das Haus des Orion - Gemälde, Graffiti und Architektur in 200 teilweise erstmals veröffentlichten Fotos - Neue Perspektiven: Pompeji nach dem Einsturz der Schola Armaturarum   Pompeji in Bildern: vom Untergang bis zu den aktuellen Ausgrabungen 79 nach Christus begrub der Ausbruch des Vesuv Pompeji unter Staub- und Aschemassen. Was für die damaligen Bewohner eine unfassbare Tragödie darstellte und unzählige Menschenleben forderte, sollte sich Jahrhunderte später als Glücksfall für die Archäologie erweisen. Seit 1748 finden auf dem ehemaligen Stadtgebiet offizielle Ausgrabungen statt und bieten einzigartige Einblicke in das Leben der Menschen in der römischen Antike. Prof. Dr. Massimo Osanna war Leiter des Archäologischen Parks Pompeji und führt kenntnisreich durch die grandiosen archäologischen Funde insbesondere der letzten Jahre.  Ihm gelang ein Buch über Pompeji, indem das alltägliche Leben der Römer vor der Katastrophe ebenso thematisiert wird wie die Probleme des modernen Denkmalschutzes!

Massimo Osanna leitete von 2016 bis 2020 den Archäologischen Park Pompeji. Er ist zudem Professor für Klassische Archäologie an der Universität in Neapel und forschte auch bereits in Heidelberg und Berlin. Seit Juli 2020 ist Massimo Osanna Generaldirektor der italienischen Museen und damit verantwortlich für mehr als 500 Museen, Monumente und Ausgrabungsstätten in Italien.

Massimo Osanna leitete von 2016 bis 2020 den Archäologischen Park Pompeji. Er ist zudem Professor für Klassische Archäologie an der Universität in Neapel und forschte auch bereits in Heidelberg und Berlin. Seit Juli 2020 ist Massimo Osanna Generaldirektor der italienischen Museen und damit verantwortlich für mehr als 500 Museen, Monumente und Ausgrabungsstätten in Italien.

Einführung

Kapitel 1. Das lange Leben von Pompeji: die Heiligtümer und die Stadt

Kapitel 2. Sprechende Vasen, die Ursprünge Pompejis und die Pompejaner

Kapitel 3. Straßen, Häuser, Werkstätten in den Ausgrabungen der Regio V

Kapitel 4. Epigraphen "ohne Ruhm", aber nicht "ohne Geschichte"

Kapitel 5. Gladiatoren und Tavernen: Unterhaltung und Freizeit

Kapitel 6. Die Mosaiken des Orion: Ikonographie der Sterne

Kapitel 7. IM ZIMMER DER LEDA. MYTHOS UND EROTIK

Kapitel 8. Der beliebteste Pompejaner: Ein besonderes Grab vor den Toren der Stadt

Kapitel 9. Asche und Lapilli: Stratigraphie einer Katastrophe

Kapitel 10. Bis in den Tod. Die ersten Abgüsse der Opfer von Pompeji

Anhang 1. Das Doppelleben von Pompeji: 1748, offizielle Ausgrabungen beginnen

Anhang 2. Heute. Vom Einsturz des Schola-Armaturarums bis zum großen Pompeji-Projekt

Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Dank

Einleitung


[…] aber man tanzt, man speist in Restaurants, und die Frauen erfinden ‚Ambrine‘ für ihre Haut. Die Feste füllen die Tage aus, die vielleicht, wenn die Deutschen noch weiter vorrücken, die letzten unseres Pompeji sind. Dadurch aber gerade wird diese Zeit davor bewahrt bleiben, nur frivol zu sein. Wofern nämlich die Lava irgendeines deutschen Vesuvs […] unsere Damen bei der Toilette überrascht und eine Geste dadurch, dass sie sie plötzlich fixiert, für die Ewigkeit aufbewahrt, werden die Kinder sich später bilden, indem sie in ihren illustrierten Schulbüchern die Gräfin Molé betrachten, die gerade eine letzte Schminkschicht auflegen wollte, bevor sie sich zu einem Abendessen bei einer ihrer Schwägerinnen begab, oder Sosthène de Guermantes, wie er mit einem vollendeten Pinselstrich seine falschen Brauen nachzog; das wird dann den Stoff für die Vorlesungen künftiger Brichots abgeben; […].

Marcel Proust, Die wiedergefundene Zeit1

In der wiedergefundenen Zeit wendet sich der Baron de Charlus an den Erzähler der Suche nach der verlorenen Zeit Prousts und erinnert eindringlich an den Vesuv und seinen katastrophalen Ausbruch. Es ist eine Vorahnung der (gewissermaßen erhofften) Auswirkungen des Krieges auf Paris: die Verwandlung der im Jahr 1916 vom deutschen Vormarsch bedrohten Stadt in ein zeitgenössisches Pompeji, die einhergeht mit der Auslöschung ihrer ewigen Frivolität. Die Tage in Paris während des Ersten Weltkriegs waren für diejenigen, die in der Stadt, weit weg von der Front, lebten, ausschweifend und ungezügelt. Am Vorabend der Katastrophe erlebt bei Proust die Oberschicht „die letzten Tage [ihres] Pompeji“. Paris als Ort des Lasters erinnert an jene klischeehafte Sicht der antiken Stadt, die sich seit der Veröffentlichung des Romans The Last Days of Pompeii von Bulwer-Lytton im Jahr 1834 (im selben Jahr auch auf Deutsch erschienen unter dem Titel Die letzten Tage Pompejis) – einem Bestseller, der die Rezeption Pompejis als Metapher der Welt in Film und Literatur begründete – in das Bewusstsein der Europäer geschlichen hatte.2

Der Exkurs zu Pompeji setzt sich bei Proust über mehrere Seiten fort. Parallelen werden aufgezeigt. Sie reichen von der Dynamik der Zerstörung (durch die Natur im Fall Pompejis, durch den Menschen im Fall von Paris) über die dekorative Ausstattung des Bordells, in das der Erzähler „rein zufällig“ hineinstolpert, bis hin zu den kellerähnlichen Räumen, in die die Opfer der pompejanischen Katastrophe geflüchtet waren bzw. in die sich die heimlichen Liebhaber in Paris für ihre verbotenen Liebesspiele begaben. Paris wird als ein „Pompeji in Teilansichten“ beschrieben, als könne es außergewöhnliche Zeugnisse für die Zukunft überliefern:

Was für Dokumente wird die künftige Geschichtsschreibung dadurch erhalten, dass giftige Gase gleich denen, die aus dem Vesuv aufstiegen, und Erdstürze wie die, unter denen Pompeji begraben wurde, jene letzten leichtsinnigen Damen vollkommen konservieren, die ihre Bilder und Statuen noch nicht nach Bayonne vorausgeschickt haben! Übrigens, haben wir nicht schon seit einem Jahr wenigstens Teilansichten jenes Pompeji vor Augen, wenn wir Abend für Abend mit ansehen, wie die Leute in die Keller stürzen […], um sich selbst und das, was sie an kostbarer Habe ihr Eigen nennen, dort unten zu verbergen, den Priestern von Herculaneum gleich, die vom Tode in dem Augenblick überrascht wurden, als sie die heiligen Tempelgefäße in Sicherheit bringen wollten? Immer führt die Anhänglichkeit an das Objekt den Untergang des Besitzers herbei.3

Pompeji sei „eine Metapher und eine immerwährende Warnung“.4 Wie bei Baron de Charlus, für den in den Tagen des deutschen Vormarschs im Ersten Weltkrieg das Jahr 79 n. Chr. wiederersteht, so ruft der schicksalhafte Ausbruch – mit allem, was er für die Wiederentdeckung und Konservierung der Antike bedeutete – auch in uns Emotionen hervor und regt zum Nachdenken an. In dieser Evokation von Zeit, die Pompeji innewohnt, ist der Vesuv ein dominantes, allgegenwärtiges Element. Der „sterminator Vesevo“, wie ihn Giacomo Leopardi in seinem Gedicht „La ginestra“ nannte. Der Berg, der sich im Rücken der Stadt erhebt, gestern wie heute, führt ein in die Geschichte des antiken Pompeji, die zur Universalgeschichte wird. Er begleitet uns auf unserem Weg der Wiederentdeckung des Vergangenen.

In allen Verweisen auf Pompeji, in allen Reiseberichten, kann der Vesuv nur als Protagonist auftreten, so auch in einem berühmten, ebenso kurzen wie fulminanten Bericht Jean Cocteaus in einem Brief an seine Mutter. Nach einem Ausflug nach Pompeji zusammen mit Pablo Picasso schreibt er an sie:

Meine Liebe, wir sind wieder in Rom, zurück aus Neapel, von wo aus wir mit dem Wagen nach Pompeji fuhren […]. Der Vesuv stößt alle möglichen Wolken dieser Welt aus. Das Meer ist marineblau. Die Hyazinthen wachsen auf den Bürgersteigen. Pompeji hat mich nicht in Staunen versetzt. Ich war direkt zu Hause. Ich habe tausend Jahre gewartet, ohne mich zu trauen, zurückzukehren und seine armseligen Trümmer anzusehen. Ich umarme Dich, Jean.5

Der drohende Berg, den der Besucher schon aus der Ferne sieht, steht für die Geschichte und für eine Annäherung an die (eigene) Vergangenheit: „Der Vesuv stößt alle möglichen Wolken dieser Welt aus. Das Meer ist marineblau. Die Hyazinthen wachsen auf den Bürgersteigen.“ Heute sind Hyazinthen auf den Bürgersteigen, gestern waren es Asche und Bimsstein. Die Begegnung mit Pompeji wird zu einer Rückkehr zu den eigenen Ursprüngen. Beim Anblick der Ruinen verfällt Cocteau nicht in Erstaunen. Die Begegnung mit der verschütteten Stadt ist vielmehr eine „Wiederentdeckung“, eine (ewige) Rückkehr: „Ich war direkt zu Hause. Ich habe tausend Jahre gewartet, ohne mich zu trauen, zurückzukehren und seine armseligen Trümmer anzusehen.“

Pompeji und sein Vulkan können Emotionen und innere Spannungen an die Oberfläche spülen, die man bereits in seinem Herzen trägt. Für den Marquis de Sade ist „nirgendwo in Europa […] die Natur derart schön, derart überwältigend auch, wie im Umkreis dieser Stadt […]. Die Verwerfungen und Vulkane dieser durch und durch verbrecherischen Natur stürzen die Seele in einen Taumel, der sie zu großen Taten und tumultuarischen Leidenschaften antreibt.“6 Für Madame de Staël müssen „Trägheit und Unwissenheit zusammen mit der vulkanischen Luft, die man in diesem Lande einatmet, […] notwendig bei gereizter Leidenschaft wilden Grimm erzeugen […]. Die Erscheinung des Vesuvs verursacht ein wahres Herzklopfen“.7 Wildheit, Herzklopfen, Ekstase und sogar Verbrechen, all dies kann diese außerordentliche Kombination von Natur und Geschichte hervorrufen, die der Vulkan hervorgebracht hat.

In diesen Gefühlsregungen, die so unterschiedlich und einander gleichzeitig so ähnlich sind, lässt sich eine Konstante der Beziehung zwischen der Vesuvstadt und uns greifen: jene unentwirrbare Verstrickung von Empfindungen und Emotionen, die die Begegnung mit einem geschichtsträchtigen Naturraum hervorruft.

Fremdheit und Vertrautheit, ein kontinuierliches Schwanken der Wahrnehmung zwischen den gegensätzlichen Polen von Distanz und Nähe: Das war und bleibt die Essenz der Begegnung mit Pompeji. Fremdheit, die aus dem instinktiven Impuls erwächst, unsere Augen von Tod und Zerstörung abzuwenden, oder aus der die Illusion entsteht, dass die Zeit uns besser, weiterentwickelter und zivilisierter gemacht habe; Nähe, die sich aus dieser einzigartigen Gelegenheit ergibt, die uns die Vesuvstadt bietet: in die Materialität des antiken Alltagslebens einzutauchen.

Die Begegnung mit Pompeji lässt einen die Jahrhunderte überspringen und sich der Illusion hingeben, der Fluss der Zeit sei unterbrochen. Die außergewöhnlichen Zeugnisse des Alltagslebens, die man in der Stadt gefunden hat und weiter findet, indem man dem Erdreich Artefakte und Daten abgewinnt, geben einem die einzigartige Gelegenheit, diesen Alltag – ich würde sagen, instinktiv – mit unseren Aktivitäten zu vergleichen, mit den Handlungen unseres täglichen Lebens, unserer Zeit. Als eines unter vielen steht dafür das Zeugnis von Mrs Ashton J. Yates, deren Reisebericht hier exemplarisch für unzählige ähnliche Berichte des 19. und 20. Jahrhunderts zitiert werden soll:

Doch obwohl Tee in Pompeji unbekannt gewesen sein mag, Früchte waren es nicht; für ein Dessert, das man dort gefunden hat, sind Walnüsse und andere Nüsse, Pflaumen oder Trockenpflaumen, Feigen und Korinthen verwendet worden […]. Ich darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, eine ganze Reihe von Ausstechformen zu erwähnen, wie sie heute von Konditoren bei der Herstellung von Feingebäck verwendet werden […]. In der Mitte des Raumes sahen wir einen mit Glas überzogenen Tisch mit...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2021
Übersetzer Alexander Heinemann, Andreas Thomsen, Pia Kastenmeier, Karl Gerhard Hempel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geschichte Allgemeine Geschichte Vor- und Frühgeschichte
Schlagworte 79 n. Chr. • Alltagsleben • Amphitheater • antike Stadt • Archäologie • Asche • Ausgrabungen • Bimsstein • Eruption • Forum • Fresko • Graffiti • großer Platz der Ringer • Hafenstadt • Haus der Julia Felix • Haus der Vettier • Haus des Paquius Proculus • Innendekoration • Konservierung • Leda und der Schwan • Mittelmeerhandel • Mosaik • Plinius • Priapus • Pyroklastischer Strom • Religion • Rezeption • Römisches Reich • Spectacula • Stadtplan • Süditalien • Vesuv • Vulkan • Weltkulturerbe
ISBN-10 3-8062-4393-X / 380624393X
ISBN-13 978-3-8062-4393-2 / 9783806243932
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