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Harmlos oder brandgefährlich? Suchtmittelkonsum bei Jugendlichen (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.) (eBook)

Was für Eltern und Betroffene wichtig ist
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
160 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12126-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Harmlos oder brandgefährlich? Suchtmittelkonsum bei Jugendlichen (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.) -  Florian Bredt
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Süchtige Jugendliche - Was können Eltern tun? - Autor schreibt aus langjähriger Erfahrung als Therapeut süchtiger Jugendlicher - Der erste umfassende Elternratgeber - Mit zahlreichen Materialien, die auch in der Jugend-Suchthilfe eingesetzt werden können Alkohol, Cannabis, Ecstasy, Crystal Meth & Co. sind für fast alle Jugendlichen heute leicht erreichbar, und nicht wenige geraten in eine Abhängigkeit, aus der schwer wieder herauszufinden ist. Besorgte, oder auch alarmierte Eltern finden hier Antworten auf ihre zentralen Fragen: Woran erkenne ich, dass mein Kind konsumiert? Wie harmlos oder schädlich sind die verschiedenen Suchtmittel? Sind Langzeitschäden für Körper, Gehirn und Psyche zu erwarten? Was braucht mein Kind? Eltern oder andere Bezugspersonen und auch der betroffene Jugendliche selbst verstehen durch die Lektüre, was das Suchtmittel leistet und welche Bedürfnisse dadurch befriedigt werden: ein wichtiger Ansatzpunkt, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Behandlungsschritte einzuleiten. Nicht zuletzt hängt es von den Eltern und anderen aufmerksamen Erwachsenen, ihrem Verhalten und ihrer Unterstützung ab, ob die Befreiung von der Sucht gelingt. Dieses Buch richtet sich an: - Eltern von suchtgefährdeten oder abhängigen Kindern und Jugendlichen - andere Bezugspersonen und BetreuerInnen

Florian Bredt, Dipl.-Sozialpädagoge, ist Kinder- und Jugendlichentherapeut und Traumatherapeut; von 2011 bis 2019 war er Stationstherapeut auf der Suchtstation in der LWL-Klinik Marsberg; Leitung des 'Bündnis Mediensucht'; seit 2020 als niedergelassener Kinder- und Jugendlichentherapeut tätig, Schwerpunkt: substanzabhängige Süchte und Mediensucht.

Florian Bredt, Dipl.-Sozialpädagoge, ist Kinder- und Jugendlichentherapeut und Traumatherapeut; von 2011 bis 2019 war er Stationstherapeut auf der Suchtstation in der LWL-Klinik Marsberg; Leitung des "Bündnis Mediensucht"; seit 2020 als niedergelassener Kinder- und Jugendlichentherapeut tätig, Schwerpunkt: substanzabhängige Süchte und Mediensucht.

3 Wann spricht man von Abhängigkeit, wann von schädlichem Gebrauch? – Diagnostische Kriterien


In diesem Kapitel möchte ich Ihnen kurz die diagnostischen Kriterien für schädlichen Gebrauch und Abhängigkeit erläutern. Dies soll dazu dienen, dass Sie für sich eine erste Einschätzung treffen können, wie betroffen Ihnen der Jugendliche erscheint bzw. der Jugendliche für sich selbst einschätzen kann, wie betroffen er ist. Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, dass es sich dabei um eine erste Einschätzung handelt und eine Diagnose nur durch eine Fachperson (Psychotherapeut, Psychiater, Arzt) vergeben werden darf. Sollten Sie den Verdacht auf eine gravierende Problematik haben, wenden Sie sich bitte an eine Fachperson.

Auch Selbsttests im Internet können nur eine erste Tendenz aufzeigen. Solche Selbsttests findet man z. B. unter www.drugcom.de/selbsttests. Bei Auffälligkeit sollte man sich auf jeden Fall an eine Fachstelle wenden.

3.1 Schädlicher Gebrauch


Eltern fragen sich manches Mal: Welcher Zeitpunkt ist der richtige, um Fachleute einzubeziehen? Oftmals wird der Zeitpunkt zu weit nach hinten geschoben, weil Scham und Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Betroffenen Zurückhaltung bewirken. Laienhaft ausgedrückt ist der schädliche Gebrauch eine »Vorstufe« zur Abhängigkeit. Aus meiner praktischen Erfahrung heraus ist ein frühes fachliches Abklären sinnvoll, und bei einem schädlichen Gebrauch bei Jugendlichen sollte bereits über eine Therapie nachgedacht werden, um so die Entwicklung einer Abhängigkeit zu verhindern.

Um von einem schädlichen Gebrauch zu sprechen, müssen bestimmte diagnostische Kriterien nach dem ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten) erfüllt sein. Nach Remschmidt et al. (2006) gehören folgende Kriterien dazu:

  • Deutlicher Nachweis, dass Substanzgebrauch verantwortlich für das körperliche oder psychische Problem ist.

  • Eine Schädigung, z. B. eine psychische oder körperliche Erkrankung, muss klar bezeichnet werden können.

  • Konsum besteht seit mindestens einem Monat oder wiederholt in den letzten 12 Monaten.

  • Es besteht keine andere psychische Störung auf Grund der Substanz, z. B. eine Abhängigkeit.

Jugendliche können also eine ernsthafte und behandlungsbedürftige Störung haben. Es gibt bereits »Schäden«, und in dieser Phase des Konsums gilt es, diese Schäden zu minimieren. Die Chancen, langfristig abstinent zu leben und keine Schäden zu behalten, sind zu diesem Zeitpunkt für Jugendliche noch recht gut.

3.2 Abhängigkeit


Im oberen Abschnitt haben wir gesehen, wann von einem schädlichen Gebrauch gesprochen wird und dass dieser bereits zu einer Behandlung führen sollte. Somit ist auch klar, dass eine Abhängigkeit dringend zu einer Behandlung, empfehlenswert wäre eine stationäre Aufnahme, führen sollte.

Wir sprechen hier von Abhängigkeit und nicht von Sucht. »Da ›Sucht‹ mit sehr negativen Bewertungen verbunden war und es keine Abstufung des Störungsgrades gab, hat die Weltgesundheitsorganisation 1964 empfohlen, das Wort ›Sucht«‹durch den neutraleren Begriff ›Abhängigkeit« zu ersetzen.‹ (Schneider 2010) Remschmidt et al. (2006) führen folgende Abhängigkeitskriterien auf: Es müssen drei oder mehr der folgenden Kriterien über mindestens einen Monat bestehen oder innerhalb der letzten 12 Monate wiederholt bestanden haben.

  • Starkes Verlangen nach dem Suchtmittel.

  • Verminderte Kontrolle über den Konsum (Beginn, Menge, Beendigung etc.).

  • Körperliche Entzugssymptome beim Nicht-Konsum.

  • Toleranzentwicklung: Für den gleichen Effekt muss immer mehr desselben Suchtmittels konsumiert werden.

  • Einengung auf den Konsum und dadurch Vernachlässigung anderer wichtiger Aufgaben oder Interessen, z. B. Schule oder Hobbys.

  • Anhaltender Konsum trotz Schädigung (psychisch, sozial oder körperlich).

Es wird hier deutlich, dass eine Abhängigkeit keine »Kleinigkeit« ist, sondern gravierende Auswirkungen auf den Jugendlichen hat. Eine Abhängigkeit bleibt auch nach einer erfolgreichen Behandlung bestehen. Der Jugendliche erhält aber ein großes Maß an Selbstbestimmung und erweitert seine Lebensmöglichkeiten, auch wenn er sein Leben lang gut auf sich achten muss, um nicht wieder rückfällig zu werden. Eine passende Faustregel zu Abhängigkeit lautet:

»Abhängig ist, wer den Konsum einer psychisch wirksamen Substanz nicht beenden kann, ohne dass unangenehme Zustände körperlicher oder psychischer Art eintreten, oder wer den Konsum des Suchtmittels nicht einstellen kann, obwohl er sich oder anderen immer wieder schweren Schaden hinzufügt.« (Lindenmeyer 2005 a)

3.2.1 Starkes Verlangen nach Substanz


Das Verlangen nach Substanzen ist häufig schon ein zwangartiges Verhalten. Der Jugendliche fühlt einen starken Drang, Substanzen konsumieren zu müssen. Er ist damit beschäftigt, wie er an Suchtmittel kommt und wie und wo er sie einnehmen kann. Häufig scheinen diese Jugendlichen in der Schule oder in Gesprächen abgelenkt zu sein. Besteht eine Abhängigkeit, kann in solchen Situationen davon ausgegangen werden, dass sie sich gedanklich mit ihrem Konsum beschäftigen.

»Fallbeispiel Alex, 16 Jahre:

Alex konsumiert seit längerer Zeit schon Cannabis. Derzeit hat er aber nichts zur Verfügung und sein Dealer teilt ihm mit, dass er aktuell auch nichts hat. Alex sitzt im Schulunterricht, und der Lehrer nimmt ihn dran. Alex bekommt das nicht mit, weil er in Gedanken gerade plant, wie er wieder an Cannabis kommt. Er kann sich nicht auf den Unterricht konzentrieren.

Dem Lehrer ist dies schon häufiger aufgefallen, auch, dass Alex seine Hausaufgaben selten macht und die Klassenarbeiten immer schlechter ausfallen. Alex hat scheinbar keine Kraft, diese Situation zu ändern. Auch der Wunsch des Lehrers, mit den Eltern zu sprechen, wird von Alex nicht weitergegeben. Erst nach einem Telefonat kommen die Eltern in die Schule und erfahren erstaunt, dass die Leistungen ihres Sohnes abgenommen haben.

3.2.2 Verminderte Kontrolle über Substanzkonsum


Zunächst scheinen die Jugendlichen ihren Konsum unter Kontrolle zu haben. Diese Kontrolle lässt mit der Entwicklung einer Abhängigkeit nach und geht verloren. Das Suchtmittel hat dann die Kontrolle über den Jugendlichen.

Der Jugendliche richtet sich dementsprechend nach seinem Suchtempfinden, wann und wie viel er konsumiert. Er verliert die Kontrolle über Beginn, Menge und Beendigung des Konsums. Der Konsum bestimmt nun seinen Tagesablauf.

»Fallbeispiel Linda, 14 Jahre:

Linda trinkt seit einiger Zeit regelmäßig Alkohol. Zunächst trank sie mit älteren Freunden ab und zu mal am Wochenende oder abends unter der Woche. Linda trank Mischgetränke und auch Schnaps. Irgendwann traf sie sich dann jeden Abend mit diesen Freunden und sie tranken gemeinsam Alkohol. Linda hatte das Gefühl, ohne Alkohol nicht schlafen zu können und trank manchmal, wenn sie nicht verabredet war, heimlich alleine in ihrem Zimmer. Da die Schule zu dieser Zeit stressig war und sie das nicht gut aushielt, trank sie auch schon vor der Schule und in den Pausen.

3.2.3 Körperliche Entzugssymptome bei Nicht-Konsum


Wollen Jugendliche wieder ohne Suchtmittel leben, können Entzugssymptome auftreten. Das geschieht dann, wenn das Suchtmittel nicht in ausreichender Menge konsumiert wird oder nicht konsumiert werden kann.

Entzugssymptom bedeutet Folgendes: »Der Körper signalisiert, dass er den ›Stoff‹ braucht, ...

Erscheint lt. Verlag 13.2.2021
Reihe/Serie Fachratgeber Klett-Cotta
Fachratgeber Klett-Cotta
Zusatzinfo mit zahlreichen Abbildungen
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Abhängigkeit • Alkohol • Cannabis • Crystal Meth • Ecstasy • Entzug • Substanzmissbrauch • Suchtabhängigkeit • Suchtgefährdung
ISBN-10 3-608-12126-9 / 3608121269
ISBN-13 978-3-608-12126-1 / 9783608121261
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