Einmal Hamburg - Mainz und zurück. Mein Leben
Diplomica Verlag
978-3-96146-823-2 (ISBN)
Detert Zylmann wurde 1944 geboren. Nach dem Studium der Vor- und Frühgeschichte promovierte er 1980 in Mainz und übernahm 1983 die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters bei der dortigen Archäologischen Denkmalpflege. Seit dem Eintritt in den Ruhestand 2009 beschäftigt sich der Autor intensiv mit seiner umfangreichen Familiengeschichte. Nach dem Tod seiner Ehefrau 2008 zog er wieder zurück nach Hamburg zu seinen beiden erwachsenen Töchtern.
Textprobe:Kapitel Schaalsee:Als ich 9 Jahre alt war, unternahmen meine Eltern mit mir und meiner Schwester den ersten Campingurlaub. Urlaub im eigenen Zelt begann in den 50igern. Es waren erschwingliche Ferien mit einem Hang zum Abenteuer inklusive Rückenschmerzen, insbesondere für die ältere Generation. Im Mai 1954 schlugen wir unser Zelt am Ufer des Pipersees auf. Der See im Landkreis Herzogtum Lauenburg, nur wenige Kilometer östlich von Mölln, lag mitten im Wald. Es gab noch keinen offiziellen Campingplatz, man konnte das Zelt an den schönsten Stellen aufbauen. In der Wahl des Platzes war man völlig frei. Die Gedanken an Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege der Natur standen noch am Anfang. Wir blieben dort über ein Wochenende. Ich führte Tagebuch: "Gutes Wetter, nachts kühl. Wir sahen einen Kranich zweimal über den See fliegen. Abendspaziergang mit Papi und Detert im Modenschein." Es klingt seltsam und man mag es kaum verstehen: es war mir nie langweilig. Viele Naturphänomene, die wir beobachteten und mir unbekannt waren, konnten mir meine Eltern erklären. Es gab nur die Natur. Es war Natur pur.Mein Onkel Eckbert, der Bruder meines Vaters, der später mit seiner Familie ebenfalls die Wochenenden am Schaalsee verbrachte, schloss mit uns Kindern gern Wetten ab. So setzte er eines Tages 5 DM aus, für denjenigen, der über den Kanal am Ende des Pipersees schwimmen konnte. Da ich mich im Januar zuvor "freigeschwommen" hatte, eine leicht zu lösende Aufgabe, zumal der Kanal nur etwa 10 Meter breit ist.Vom Pipersee gelangte man auf dem Schaalseekanal durch den Phulsee zum eiszeitlich geprägten Schaalsee. Im Jahre 2000 durch die Weltorganisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) als internationales UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee anerkannt, war bereits die Westseite des Sees 1960 als Naturpark "Lauenburgische Seen" unter Schutz gestellt worden. Während der deutschen Teilung verlief die innerdeutsche Grenze mitten durch den See. Da er 40 Jahre im Grenzbereich zwischen dem geteilten Deutschland lag und nur wenigen Touristen bekannt war, konnten sich hier eine besondere Fauna und Flora ungestört entwickeln.Inmitten dieser reizvollen Natur hatten sich meine Eltern einen Ort ausgesucht, der über lange Zeit Ausflugsziel und Erholungsort werden sollte. Damals gab es hier noch kein Biosphärenreservat und keine Unterschutzstellung. Und so war es auch hier möglich, unser Zelt dort aufzuschlagen, wo wir wollten. Unser Zeltplatz am Schaalsee lag auf dem Heidehügel in der Gemeinde Salem, Ortsteil Dargow. Aus meinem Tagebuch: Am Pfingstmontag 1954 "begann nachts ein sanfter Regen. Am Morgen regnete es immer noch. Wir machten es uns im Zelt gemütlich und sangen aus Leibeskräften schöne Fahrtenlieder. Papi und Onkel Eckbert spielten Blockflöte und Mundharmonika." Zu unserem Liedgut gehörte, und ich habe die 1. Strophe noch im Ohr:"Wildgänse rauschen durch die Nacht mit schrillem Schrei nach Norden; Unstete Fahrt, habt Acht, habt Acht! Die Welt ist voller Morden."Das Lied entstand 1917 in den Schützengräben der Westfront und wurde später in der Wandervogelbewegung (Sammelbezeichnung für alle politisch unabhängigen und nicht konfessionell gebundenen Jugendbünde in der Weimarer Republik) und in der Bündischen Jugend (Jugendbewegung der bürgerlichen Mitte) gesungen.Aber auch das Lied vom "Polenmädchen" wurde angestimmt:"In einem Polenstädtchen, da wohnte einst ein Mädchen, die war so schön. Sie war das allerschönste Kind, das man in Polen find't, aber nein, aber nein sprach sie ich küsse nie."Dieses Lied ist nicht gerade unbelastet, gehörte es doch zur NS-Propaganda der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg und zur Romantisierung des Soldatenlebens. Der zweifelhafte Ursprung war nur allzu leicht vergessen worden. Es wäre sicherlich verfehlt, meine Eltern in die Nähe des Nationalsozialismus rücken zu wollen. Über die Herkunft des Liedes machten sie sich allerdings wohl keine Gedanken.Noch lange Zeit nach Kriegsende schi
Erscheinungsdatum | 26.03.2021 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 253 g |
Themenwelt | Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Zeitgeschichte |
Schlagworte | Abschied • Ausbildung • Kindheit • Krankheit • Nachkriegszeit • Nationalsozialismus • Schule |
ISBN-10 | 3-96146-823-0 / 3961468230 |
ISBN-13 | 978-3-96146-823-2 / 9783961468232 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich