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Widerstand (eBook)

Warum zwischen linker und rechter Politik eine Schlacht der Gene wütet
eBook Download: EPUB
2020 | 3. Auflage
300 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-3785-4 (ISBN)

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Widerstand -  Philipp Anton Mende
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Es gibt eine evolutionspsychologische Grundlage für die eigene politische Haltung, über die bisher kaum gesprochen wird, obwohl sie durch seriöse Wissenschaft von den mitunter renommiertesten Universitäten der Welt untermauert werden kann. Dieses Buch untersucht die These, wonach es ein im politischen Sinne »linkes« und »rechtes Gehirn« gibt, das jeweils mit biologischen Prozessen und evolutionär gewachsenen Entwicklungskapazitäten übereinstimmt. Warum nehmen die Menschen unterschiedliche politische Ideologien an? Warum können Intellektuelle, denen dieselben Tatsachen und Umstände vorgelegt werden, oftmals auf keinen gemeinsamen Nenner kommen? Warum schwingen auf beiden Seiten nicht selten Aggression und Verachtung für die Gegenseite mit? Welche psychologischen Unterströmungen führen dazu, rechte oder linke politische Überzeugungen anzunehmen, und woher kommen sie tatsächlich? Eine Antwort bietet ein aus der Biologie bekanntes Konzept namens r/K-Selektionstheorie. Dieses Buch ist das erste, das eine umfassende Untersuchung dieser bahnbrechenden Idee in deutscher Sprache leistet. Der Autor studierte hierfür zwei Jahre lang einschlägige Fachliteratur und Studien von Wissenschaftlern aller Kontinente. Die Theorie besagt, dass alle Bevölkerungsgruppen dazu neigen, eine von zwei Psychologien (Strategien) zu verwenden, um ihr Verhalten an das Vorhandensein oder Fehlen von Umweltressourcen anzupassen. Die beiden mit »r« und »K« bezeichneten Strategien korrelieren in diesem Zusammenhang auf erstaunlich akkurate Weise mit den Psychologien, die dem politisch linken und rechten Spektrum zugrunde liegen.

2. Die Schlacht der Gene – Wie der Einfluss von Reproduktionsstrategien mit politischen Ideologien zusammenhängt

2.1 Grundlegendes

2.1.1 Die r/K-Selektionstheorie

Die sogenannte r/K-Selektionstheorie (auch: das r-K-Modell) bietet eine Erklärung für die Ursprünge politischer Ideologien. Sie geht im Wesentlichen auf die Arbeiten der amerikanischen Ökologen und Biologen Prof. Dr. Robert MacArthur (1930-1972) sowie Prof. Dr. Edward Osborne Wilson zurück21, wurde aber, wie zu zeigen sein wird, auch von einer Vielzahl weiterer Wissenschaftler aufgegriffen, empirisch untersucht und verfeinert. Sie ist Teil der Evolutionspsychologie, welche, als Forschungszweig der Psychologie, wiederum eng mit der Soziobiologie verbunden ist.22

Der Anthropologe Dr. Edward Dutton geht einen Schritt weiter und beschreibt die Soziobiologie »effektiv als das, was heute allgemein als Evolutionspsychologie bezeichnet wird.« 23

Die Evolutionspsychologie bildet laut Dutton einen Ansatz, menschliches Verhalten aus einer evolutionären Perspektive zu verstehen. Befürworter argumentieren, dass menschliches Verhalten verstanden werden kann, indem entwickelte Anpassungen an das Umfeld der Vorfahren untersucht werden, und dass Verhaltensweisen, die allen Kulturen gemeinsam sind, wahrscheinlich psychologische Anpassungen widerspiegeln. Bestimmte psychologische Anpassungen stellten einen evolutionären Vorteil dar, die Anpassungen breiteten sich aus, und dementsprechend sind heute nur diejenigen am Leben, die von Menschen mit diesen Anpassungen abstammen. Natürlich waren einige psychologische Anpassungen weniger vorteilhaft als andere oder nur in bestimmten Umgebungen beziehungsweise nur in bestimmten Zeiträumen vorteilhaft, so dass es bei psychologischen Anpassungen eine gewisse Populationsvarianz gibt.

Evolutionspsychologen argumentieren, dass Menschen am besten als fortgeschrittene Affen verstanden werden können, dass das menschliche Gehirn ein der Evolution unterworfenes physisches Organ ist; dass die menschliche Natur angeboren ist und dass das menschliche Verhalten ein Produkt dieser angeborenen menschlichen Natur ist, welches auf eine gegebene Umgebung reagiert. Eine Vielzahl von Beweisen wurde für diese Perspektive vorgelegt.24 Wie wir sehen werden, erklären evolutionspsychologische Erklärungen im Vergleich zu rein ökologischen beziehungsweise umweltbedingten Ansätzen am meisten, lassen weniger Fragen unbeantwortet, und gründen sich in Wissenschaft und Logik. Die alternativen Ansätze, die sich allesamt aus Formen respektive Unterkategorien des Konstruktivismus rekrutieren, lassen (zu viele) Fragen offen und erklären weniger.25

Im Allgemeinen könne hierbei eine Reihe von Problemen mit allen konstruktivistischen Theorien hervorgehoben werden.26 Am offensichtlichsten ist, dass sie alle von kulturellem oder ökologisch-umweltbezogenem Determinismus untermauert sind. Ein Beispiel: Wenn man sich auf Dr. Frederik Barth27 (1928-2016) konzentriert, der gemeinhin als Hauptvertreter der konstruktivistischen Instrumentalisten gilt, und fragt, warum eine ethnische Gruppe eine kulturelle Praxis übernommen hat und deren Nachbar eine andere, so lautet seine Antwort, dass sie jeweils eine andere Geschichte haben.

»Geschichte« wiederum dreht sich um das Verhalten einer Kultur innerhalb eines festgelegten Zeitraums. Wenn wir also die Frage stellen, warum die beiden Gruppen unterschiedliche Geschichten haben, muss die Antwort lauten, dass sie unterschiedliche Kulturen haben; und sie wiederum haben unterschiedliche Kulturen, weil sie unterschiedliche Geschichten haben. Am Ende stehen wir vor einer zirkulären Argumentation, die nur gelöst werden kann, indem zum Beispiel Geschichte an sich »verdinglicht« wird und alsdann verschiedene Geschichten so konzipiert werden, dass sie quasi wie Blitzschläge vom Himmel fallen und in verschiedenen Kulturen landen. Es zeigt sich hierbei eine Parallele zur Debatte um die Auswirkungen des durchschnittlichen IQ innerhalb eines Landes. Diejenigen, die den durchschnittlichen, sozioökonomischen Erfolg oder Misserfolg nicht mit dem IQ in Verbindung bringen (wollen), argumentieren beispielsweise, Erfolg (oder Verhaltensweisen) gründe sich auf »kulturelle« beziehungsweise »historisch gewachsene« Gepflogenheiten. Das ist zwar richtig, klammert aber die Tatsache aus, dass eine Kultur oder Geschichte logischerweise aus dem geistigen Fundament seiner Kulturschaffenden hervorgehen. Beispielsweise waren ein Automobil, ein zweistöckiges Haus oder Menschenrechte nicht einfach »da«, sondern basierten auf notwendigerweise vorausgehenden Ideen, die jemand gehabt und konkretisiert haben musste.

Darüber hinaus gibt es eine starke empirische Argumentation gegen den kulturellen Determinismus. »Kultur« bezieht sich aus anthropologischer Sicht auf die Lebensweise einer Gruppe. Es wurde gezeigt, dass genetische Faktoren signifikante Unterschiede in der Lebensweise von Individuen vorhersagen. Zum Beispiel hat sich gezeigt, dass Intelligenz sehr stark mit Vererbung korreliert (0,8). Intelligenz wiederum sagt ein Bildungsniveau von 0,5, ein Einkommen von 0,3 und eine Schulleistung von 0,7 voraus.28 (In der Statistik bezieht sich eine Korrelation auf eine Beziehung zwischen zwei Variablen und dem Grad ihrer Stärke. Wenn demnach die Korrelation 1 wäre, passen die beiden Dinge immer zusammen und wenn sie -1 wäre, dann tun sie es nie. Normalerweise liegen die Korrelationen zwischen 0 und 1. Eine 0,7-Korrelation ist also stark und bedeutet, dass die beiden Variablen häufig zusammengehören.)

Intelligenz ist zudem ein Prädiktor für Gesundheit und Langlebigkeit. Auf nationaler Ebene hat sich gezeigt, dass Intelligenz Entitäten wie Religiosität, Kriminalität, Fruchtbarkeit und politisches Linkstum negativ, hingegen Wohlstand, Gesundheit, das durchschnittliche Bildungsniveau, Hygiene und sogar Glück positiv prognostiziert.29 Tatsächlich hat die Forschung regionale Unterschiede in der Prävalenz verschiedener Formen spezifischer Gene herausgestellt und gezeigt, dass diese regionale Unterschiede in der Kultur betreffen. Wie wir später sehen werden, gibt es eine genetische Grundlage für die Angst vor sozialer Ausgrenzung.

Die konstruktivistischen Theorien werfen darüber hinaus sehr viele Fragen auf. Um ein Beispiel herauszugreifen: Woher kommt »Nationalismus«, wenn er konstruiert ist? Sicherlich wurde er nicht aus dem Nichts erfunden, wie nichts im luftleeren Raum erfunden wird. Dementsprechend muss der ethnische Nationalismus eine Verbindung zu einer alten Vergangenheit haben, die für eine Form des Primordialismus30 spricht. Wenn, wie Barth argumentiert, die Elemente der ethnischen Identität im Wesentlichen willkürlich sind, warum sind sie dann kulturübergreifend relativ ähnlich? Wenn eine (politische) Elite den Massen den Nationalismus aufzwingt, warum tritt er dann manchmal in Form einer Massenbewegung gegen die Elite auf? Auch wenn er in der Tat von denen (an)geführt wird, die die neue Elite werden wollen, sind sie nicht unbedingt die Elite in jeder Hinsicht, sondern im engsten Sinne. Ist es überhaupt nicht möglich, dass die Elite gemeinsame Motive mit den Massen hat und sich nicht nur durch Geld, sondern durch das Wohl ihrer ethnischen Gruppe motivieren lässt? Und, was am wichtigsten ist, wie kann ein kulturdeterministisches Modell die Extreme der Selbstaufopferung erklären, welche die Menschen dazu bringen können, sich für das Wohl ihrer ethnischen Gruppe einzusetzen, was den Einsatz des eigenen Lebens einschließt (zum Beispiel anonym in ein fremdes Land einzufallen), der zu keinem offensichtlichen, wirtschaftlichen Nutzen für ihre Familien führt?

Sicherlich, eine Möglichkeit könnte darin bestehen, dass sie einer »Gehirnwäsche« unterzogen wurden. Dies wirft jedoch die Frage auf, warum selbst soziale Tiere für relativ weit verwandte Mitglieder ihrer Gruppe ihr Leben lassen. Wenn man annimmt, dass wir eng mit dem Schimpansen verwandt sind31, ist eine Theorie unkomplizierter, wenn sie sowohl das Verhalten des Schimpansen als auch des Menschen erklären kann. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Schimpansen sich gegenseitig auf komplexe Weise einer Gehirnwäsche unterziehen können, da ihnen die Fähigkeit zum Sprechen fehlt. Wenn die Nation nur ein Konstrukt ist, das den Massen aufgezwungen wird, warum scheitert es dann, wenn ein Land multiethnisch ist? Diese Länder tendieren dazu, sich in separate ethnische Gemeinschaften zu balkanisieren, die sich oft als unterschiedlich in Bezug auf Blut und Abstammung verstehen.32 Dementsprechend neigen multiethnische Gesellschaften dazu, einen ethnischen Kern zu haben, während andere ethnische Gruppen mehr vom Identitätsgefühl des Landes entfernt sind. In multiethnischen Staaten, in denen die verschiedenen Gruppen auffällig unterschiedlichen Rassen angehören, verläuft diese Aufteilung in der Tat nach rassistischen Gesichtspunkten, wie der finnische Professor Dr. Tatu Vanhanen (1929-2015) ausführlich gezeigt hat...

Erscheint lt. Verlag 29.12.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Evolutionspsychologie • Kulturmarxismus • Linksextremismus • Rechtspopulismus • Soziobiologie
ISBN-10 3-7526-3785-4 / 3752637854
ISBN-13 978-3-7526-3785-4 / 9783752637854
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