Sprüche der Väter. Das Weisheitsbuch im Talmud (eBook)
138 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961815-9 (ISBN)
Sprüche der Väter – Pirke Avot
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Anhang
Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Gliederung und Entstehung
Glossar rabbinischer Wörter
Stimmen aus der Literatur
Literaturhinweise
Nachwort
[13]Zweites Kapitel
1 Rabbi (Jehuda ha-Nasi) lehrte:
den der Mensch soll wählen?
Jeder (Weg), der ihn zu Tugend und Ehre führt
und beiträgt zur Ehre (Gottes) durch Menschen.
Nimm das kleine Gebot so ernst wie das große:
du weißt ja nicht, welchen Lohn die Gebot(serfüllung) dir bringt!
Drum wäg ab Verlust und Gewinn der Erfüllung,
wie auch Verlust und Gewinn der Übertretung!
Merk auf der Dinge drei,
dann fällst du nicht in Sünde.
Bedenke, was über dir ist:
ein sehendes Auge,
ein lauschendes Ohr
2 Rabban Gamliël, Sohn des Rabbi Jehuda ha-Nasi, lehrte:
Schön ist das Torastudium verbunden mit Arbeit und Familie;
die Mühe um beide lässt das Sündigen vergessen.
[14]Ist mit der Tora kein Handwerk verbunden,
gibt man sie schließlich auf, und Sünde folgt.
Wer um die Gemeinschaft (der Weisen) sich müht,
der müh sich um sie im Namen des Himmels.
[»Da der Väter Verdienst euch stützt,
deren Gerechtigkeit ewig besteht,
schreib ich euch gut viel Lohn,
als hättet ihr ihn selber verdient.«]
3 Vor Mächtigen seid auf der Hut!
Sie kommen zu einem nur, wenn sie selber in Not.
Als Freunde erscheinen sie, wenn ihr Vorteil es heischt,
doch stehn sie keinem bei, wenn die Not ihn bedrängt.
4.1 Derselbe (Gamliël) gab diesen Rat:
dass deinen er mache zu seinem!
Beug deinen Willen vor seinem,
dass er beuge den Willen der andern vor deinem!
4.2 Hillel stellte diese Regeln auf:
Du sollst dich nicht absondern von der Gemeinschaft (der Weisen)!
Du sollst dir nicht trauen bis zum Tag deines Todes!
Du sollst nicht urteilen über deinen Kollegen,
damit du nicht selbst in seine Lage kommst (und von ihm beurteilt wirst)!
Du sollst nichts sagen, was nicht gehört werden soll,
denn am Ende wird’s doch gehört!
Du sollst nicht sagen: »Habe ich Zeit, so werde ich lernen«;
denn du hast nie Zeit!
5 Derselbe (Hillel) sprach (diese Sprüche):
[Der Tor versteht sich nicht auf Sündenfurcht;
der Weltmensch ist nicht fromm.]
Der Schüchterne taugt nicht zum Lernen,
zum Lehren nicht, wer aufbraust.
Wer viel Handel treibt, wird niemals weise.
Wo es an Männern fehlt, bemühe dich, ein Mann zu sein!
6 Einmal sah er (Hillel) einen Totenschädel auf dem Wasser schwimmen und richtete an ihn dieses Wort:
»Weil du ertränkt hast, ertränkt man dich;
und zuletzt ertrinken deine Ertränker!«
7 Derselbe (Hillel) sprach die Sprüche:
»Viel Fleisch, viel Gewürm.«
»Viel Güter, viel Sorgen.«
»Viel Frauen, viel Magie.«
»Viel Mägde, viel Unzucht.«
»Viel Knechte, viel Raub.«
Viel Tora, viel Leben.
Wer einen guten Namen erwirbt,
erwirbt ihn zum Nutzen (im Diesseits).
Wer Worte der Tora erwirbt,
erwirbt das Leben der künftigen Welt.
8.1 Rabban Jochanan ben Sakkai empfing (das Tora-Amt) von Hillel und Schammai. Er mahnte:
Hast du viel Tora(gebote) erfüllt,
so bilde dir nichts darauf ein;
denn (zur Gebotserfüllung) bist du erschaffen!
8.2 Jochanan ben Sakkai hatte der Schüler fünf:
Rabbi Eliëser ben Hyrkanos,
Rabbi Jehoschua ben Hananja,
Rabbi Josse, den Priester,
Rabbi Schimon ben Netanel,
Rabbi Elasar ben Arach.
8.3 Er (Jochanan) erteilte ihnen dieses Lob:
Rabbi Eliëser ben Hyrkanos – eine gekalkte Zisterne, wo kein Tropfen versiegt!
Rabbi Jehoschua – selig, die ihn gebar!
Rabbi Josse – ein Frommer!
Rabbi Schimon ben Netanel – mit Sündenfurcht begabt!
Rabbi Elasar ben Arach – ein kräftig sprudelnder Quell!
Auch diesen Spruch hat er gesprochen:
Lägen alle Weisen Israels auf der einen Waagschale
und Eliëser ben Hyrkanos auf der andern:
trotz aller würde die seine sinken.
[18]Doch Abba Scha’ul überliefert (Jochanans) Spruch in anderer Gestalt:
Lägen alle Weisen Israels auf der einen Waagschale,
dazu noch Rabbi Eliëser ben Hyrkanos mit ihnen,
Rabbi Elasar (ben Arach) aber auf der andern:
trotz aller würde die seine sinken.
9.1 Er (Jochanan) sagte zu ihnen:
Geht hinaus und schaut: Was zeichnet die gute Wesensart (eines Menschen) aus, an den man sich anschließen soll?
Rabbi Eliëser sprach: (Er hat) ein gütiges Auge.
Rabbi Jehoschua: (Er ist) ein guter Gefährte.
Rabbi Josse: (Er ist) ein guter Nachbar.
Rabbi Schimon: Er achtet auf die Folgen.
Rabbi Elasar (ben Arach): (Er hat) ein gutes Herz.
Da gab (der Meister) zur Antwort:
Ich sehe: Elasar ben Arachs Worte übertreffen die euren;
in seinem Wort sind eure Worte enthalten.
[19]9.2 Er (Jochanan) sagte zu ihnen:
Geht hinaus und schaut:
Was zeichnet die schlechte Wesensart (eines Menschen) aus,
vor dem man sich hüten soll?
Rabbi Eliëser sprach: (Er ist) einer mit geizigem Auge.
Rabbi Jehoschua: (Er ist) ein schlechter Gefährte.
Rabbi Josse: (Er ist) ein schlechter Nachbar.
Rabbi Schimon: Er borgt und gibt nicht zurück.
[Von einem Menschen borgen ist wie von Gott borgen, wie es heißt (Ps 37,21): »Der Böse borgt und gibt nicht zurück; der Gerechte gönnt und verschenkt.«]
Rabbi Elasar (ben Arach): (Er hat) ein böses Herz.
Da gab (der Meister) zur Antwort:
Elasar ben Arachs Worte übertreffen die euren;
in seinem Wort sind eure Worte enthalten.
10 Ein jeder von ihnen sprach der Worte drei:
Rabbi Eliëser (ben Hyrkanos):
Deines Nächsten Ehre sei dir lieb wie die eigene!
Werde nicht gleich zornig!
Bekehr dich einen Tag vor deinem Tod!
[Wärm dich am Feuer der Weisen!
Doch sei auf der Hut vor ihrer Glut,
[20]sonst verbrennst du dich gleich!
Ihr Biss ist der des Fuchses,
ihr Stich der des Skorpions,
ihr Zischen das der Schlange –
jedes Wort wie glühende Kohlen.]
11 Rabbi Jehoschua:
Geiziges Auge, böser Trieb und Menschenhass: (diese drei) vertreiben einen Menschen aus der Welt.
12 Rabbi Josse:
Deines Nächsten Geldbeutel sei dir lieb wie der eigene!
Strenge dich an, Tora zu lernen,
denn sie fällt dir als Erbschaft nicht zu!
13 Rabbi Schimon:
Erscheint lt. Verlag | 13.11.2020 |
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Reihe/Serie | Reclams Universal-Bibliothek | Reclams Universal-Bibliothek |
Mitarbeit |
Kommentare: Bernhard Lang |
Übersetzer | Bernhard Lang |
Verlagsort | Ditzingen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Geschichte der Philosophie |
Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie Altertum / Antike | |
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ISBN-10 | 3-15-961815-3 / 3159618153 |
ISBN-13 | 978-3-15-961815-9 / 9783159618159 |
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