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Die Kreuzzüge (eBook)

Der Krieg um das Heilige Land

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
816 Seiten
Pantheon Verlag
978-3-641-27715-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kreuzzüge - Thomas Asbridge
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Zeitreise ins Mittelalter: Eine andere Betrachtung der Kreuzzüge
In seinem Monumentalwerk rückt Thomas Asbridge die Geschichte der Kreuzzüge zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert in ein neues Licht: Denn im Gegensatz zur gängigen Vorstellung war dies keineswegs ein unvermeidlicher Kampf des Westens gegen den Orient. So erzählt der britische Historiker erstmals gleichberechtigt von den von Christen und Muslimen verübten Grausamkeiten und erduldeten Leiden. Auf Basis einer Vielzahl von Quellen entfaltet der Mittelalterexperte ein gewaltiges Panorama, das sowohl die politischen als auch die religiösen Motive aller Seiten beleuchtet. Dabei rekonstruiert er die Brutalität der Kämpfe und spürt den militärischen Strategien von Feldherren wie Sultan Saladin und Richard Löwenherz nach. Asbridge schildert nicht nur überraschend friedliche Begegnungen zwischen Kreuzfahrern und Sarazenen, sondern erzählt auch von Gesten der Freundschaft und der religiösen Toleranz über die feindlichen Lager hinweg. Eine Darstellung, die neue Maßstäbe setzt.

Thomas Asbridge, geboren 1969 in Großbritannien, lehrt Mittelalterliche Geschichte am Queen Mary College der University of London. Asbridge, der 2004 in England schon eine umfassende Geschichte des Ersten Kreuzzugs vorgelegt hat, ist nicht nur einer der besten Kenner der Quellen. Er kennt auch die geografischen Gegebenheiten aus eigener Anschauung: Denn über 500 Kilometer des alten Kreuzfahrerwegs von der Türkei bis Jerusalem hat er selbst erwandert.

Einleitung
Die Welt der Kreuzzüge


Vor 900 Jahren führten die Christen Europas eine Reihe von »heiligen Kriegen« gegen die muslimische Welt, die sogenannten Kreuzzüge. Sie kämpften um die Herrschaft über eine Region, die beiden Religionen heilig ist: das Heilige Land. Durch diese blutigen Kämpfe, die über zwei Jahrhunderte wüteten, nahm die Geschichte der islamischen Welt wie des Abendlands eine grundlegend neue Richtung. Im Verlauf dieser Feldzüge durchquerten Hunderttausende von Kreuzfahrern weite Teile der damals bekannten Welt, um einen schmalen Streifen Landes zu erobern und anschließend zu verteidigen, in dessen Zentrum die Heilige Stadt Jerusalem lag. Angeführt von Männern wie Richard Löwenherz, dem englischen Krieger-König, und Ludwig IX. von Frankreich, genannt der Heilige, erlebten die Kreuzfahrer zermürbende Belagerungen und mörderische Schlachten; sie durchquerten Wälder und Wüsten, litten an Hunger und Krankheit, begegneten den sagenumwobenen Kaisern von Byzanz und den angsteinflößenden Tempelrittern. Wer bei dieser Unternehmung den Tod fand, galt als Märtyrer, und die Überlebenden stärkte der Glaube, ihre Seelen hätten in der Hitze des Kampfes und durch die Strapazen des Pilgerns für ihre Sünden gebüßt.

Die Ankunft der ersten Kreuzfahrer zwang die islamische Seite zu handeln und ließ die Idee des Dschihad, des »heiligen Krieges«, wieder lebendig werden. Muslime aus Syrien, Ägypten und dem Irak kämpften mit dem Ziel, ihre christlichen Feinde aus dem Heiligen Land zu vertreiben – angeführt von dem gnadenlosen Kriegsherrn Zangi und dem mächtigen Saladin, bestärkt durch den Aufstieg des Sultans Baibars und seiner Mamelucken, der Elitetruppe aus Sklaven-Soldaten, von Zeit zu Zeit auch unterstützt durch die Machenschaften der grausamen Assassinen. Die fortwährende Konfrontation brachte es unvermeidlich mit sich, dass man miteinander in Berührung kam, einander zeitweise sogar grollend respektierte und, während die Waffen ruhten, auch friedliche Kontakte knüpfte und miteinander Handel trieb. Doch die Konflikte tobten weiter, und das Blatt wendete sich langsam zugunsten des Islam. Während die Christen weiter von einem Sieg träumten, gewann die muslimische Welt die Oberhand und errang auf Dauer die Vorherrschaft über Jerusalem und den Vorderen Orient.

Diese dramatische Geschichte hat schon immer die Fantasie beflügelt und Diskussionen angeheizt. Über Jahrhunderte waren die Kreuzzüge Gegenstand verblüffend unterschiedlicher Interpretationen: Sie wurden herangezogen als Beweis für den Wahnsinn religiöser Überzeugungen und die Grundschlechtigkeit der menschlichen Natur, aber auch als triumphaler Beleg für christliche Ritterlichkeit und die zivilisierende Kraft des Kolonialismus. Sie wurden dargestellt als eine düstere Episode der europäischen Geschichte, als beutegierige Barbaren aus dem Westen ohne Anlass über die hochzivilisierte Welt des Islam herfielen, oder verteidigt als gerechte Kriege, ausgelöst durch muslimische Aggression und geführt mit dem Ziel, ursprünglich christliches Gebiet zurückzuerobern. Die Kreuzfahrer selbst wurden als Rohlinge dargestellt, denen es einzig um die Eroberung von Land gegangen sei, oder als von heiligem Eifer erfüllte Pilger-Soldaten; und in ihren muslimischen Gegnern sah man lasterhafte, tyrannische Unterdrücker, glühende Fanatiker oder den Inbegriff von Frömmigkeit, Ehre und Mildtätigkeit.

Auch als Spiegel der modernen Welt mussten die Kreuzzüge herhalten, indem man wenig tragfähige Vergleiche zwischen aktuellen Ereignissen und der fernen Vergangenheit anstellte oder zweifelhafte historische Parallelen zog. So diente im 19. Jahrhundert die Erinnerung an die Kreuzzüge den Franzosen und Engländern dazu, sich ihres imperialen Erbes zu versichern, während im 20. und 21. Jahrhundert bei einigen Gruppen der muslimischen Welt eine zunehmende Tendenz erkennbar ist, politische und religiöse Auseinandersetzungen der Moderne mit den »heiligen Kriegen« zu vergleichen, die vor neun Jahrhunderten ausgetragen worden sind.

Dieses Buch erkundet die Geschichte der Kreuzzüge sowohl aus christlicher als auch aus muslimischer Perspektive. Es konzentriert sich vor allem auf den Kampf um die Herrschaft über das Heilige Land, und es untersucht, wie die Zeitgenossen im Mittelalter die Kreuzzüge erlebten und erinnerten.1 Es stützt sich auf den wunderbar reichen Bestand an uns zur Verfügung stehenden mittelalterlichen Schriftzeugnissen wie Chroniken, Briefen, Rechtsdokumenten, Gedichten und Liedern, verfasst in Latein, Altfranzösisch, Hebräisch, Armenisch, Syrisch und Griechisch. Darüber hinaus hat das Studium materieller Zeugnisse – von imposanten Burgen bis hin zu filigraner Buchmalerei und winzigen Münzen – neues Licht auf die Epoche der Kreuzzüge geworfen. Durchgängig wurden die eigenen Forschungen um die Ergebnisse moderner Forschung ergänzt, die auf diesem Gebiet in den letzten 50 Jahren geleistet wurde.2

Die Geschichte der Kreuzzüge zwischen 1095 und 1291 in einem einzigen Band darzustellen ist eine immense Herausforderung. Doch bietet das Vorhaben auch enorme Chancen: die große Linie der Ereignisse nachzuzeichnen, die elementare Dimension der menschlichen Erfahrungen aufzudecken – in Verzweiflung und Jubel, Entsetzen und Triumph – und die wechselhaften Geschicke und sich wandelnden Sichtweisen in Islam und Christentum nachzuverfolgen. All das eröffnet uns die Möglichkeit, eine Reihe von Fragen zu dieser von »heiligen Kriegen« gekennzeichneten Epoche neu zu stellen.

Es gilt, nach den Ursprüngen und Gründen des Krieges um das Heilige Land zu fragen: Wie konnte es geschehen, dass zwei Weltreligionen Gewalt im Namen Gottes billigten? Wie konnten sie ihre Anhänger davon überzeugen, dass der Kampf für den Glauben ihnen die Tore zum Himmel oder zum Paradies öffnen würde? Und warum folgten Tausende und Abertausende Christen und Muslime dem Aufruf zum Kreuzzug bzw. zum Dschihad, in dem vollen Bewusstsein, dass ihnen große Entbehrungen und womöglich der Tod bevorstanden? Es gilt auch zu fragen, ob der erste Kreuzzug, der am Ende des 11. Jahrhunderts ausgerufen wurde, ein Akt christlicher Aggression war und warum der Teufelskreis religiös motivierter Gewalt im Vorderen Orient zwei Jahrhunderte lang nicht durchbrochen wurde.

Auch die Folgen und Nachwirkungen dieser »heiligen Kriege« sind umstritten: War die Zeit der Kreuzzüge eine Epoche uneingeschränkter Zwietracht – das Produkt eines unvermeidlichen »Zusammenstoßes der Kulturen« –, oder deutete sich in dieser Zeit die Möglichkeit von Koexistenz und konstruktivem, kulturübergreifendem Nebeneinander von Christentum und Islam an? Zu fragen ist, wer am Ende den Krieg um das Heilige Land gewann und warum; wichtiger aber ist die Frage, wie sich dieses Zeitalter der Konfrontation auf die Geschichte auswirkte und warum diese lang zurückliegenden Kämpfe ihre Schatten noch auf die heutige Welt werfen.

Europa im Mittelalter


Im Jahr 1000 wurde die Grafschaft Anjou im Westen Frankreichs von Fulko Nerra (987–1040), einem brutalen, raubgierigen Kriegsherrn, regiert. Fulko verbrachte den Großteil seiner 53-jährigen Herrschaft mit Machtkämpfen: Kämpfe an allen Fronten, um die Kontrolle über seine ungebärdige Grafschaft nicht zu verlieren, Intrigen zur Aufrechterhaltung seiner Unabhängigkeit vom schwachen König von Frankreich und Überfälle auf seine Nachbarn, deren Ländereien er plünderte und in seine Grafschaft eingliederte. Er war ein Mann der Gewalt, nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch im privaten Bereich – sogar fähig, seine Frau wegen Ehebruchs auf dem Scheiterhaufen verbrennen und ein Mitglied des königlichen Hofes skrupellos ermorden zu lassen.

Obwohl so viel Blut an seinen Händen klebte, war Fulko auch ein bekennender Christ, der erkannte, dass seine Gewalttätigkeit gemessen an den Grundsätzen seines Glaubens zutiefst sündig war und ihm ewige Verdammnis einbringen konnte. Der Graf selbst gestand in einem Brief, dass er »in mehreren Schlachten furchtbares Blutvergießen angerichtet« habe und dass ihn deshalb »die Angst vor der Hölle« quäle. In der Hoffnung, seine Seele reinzuwaschen, unternahm er drei Pilgerreisen ins 3000 Kilometer entfernte Jerusalem. Bei seiner letzten Reise, so heißt es, sei er, inzwischen ein alter Mann, mit einem Strick um den Hals nackt zum Heiligen Grab – dem Ort von Tod und Auferstehung Jesu – geführt worden, und ein Knecht habe ihn mit einer Peitsche geschlagen, während er selbst Christus um Vergebung bat.3

Was trieb Fulko Nerra zu derart drastischen Bußhandlungen, und warum war sein ganzes Leben von so wildem Aufruhr geprägt? Selbst die Menschen im 11. Jahrhundert waren schockiert von dem ungezügelten Sadismus und den befremdlichen Demutsakten des Grafen, seine Laufbahn war also offenbar ein eher ungewöhnliches Beispiel für ein Leben im Mittelalter. Doch seine Erfahrungen und seine geistige Haltung veranschaulichen die Kräfte, die diese Epoche prägten und den Nährboden für die Kreuzzüge bildeten. Und es sollten Männer wie Fulko sein – darunter viele seiner leiblichen Nachkommen –, die in diesen »heiligen Kriegen« an vorderster Front kämpften.

Westeuropa im 11. Jahrhundert

Viele Zeitgenossen des Grafen Fulko Nerra waren von der Furcht umgetrieben, dass sie die letzten düsteren, verzweifelten Tage der...

Erscheint lt. Verlag 18.10.2021
Übersetzer Susanne Held
Sprache deutsch
Original-Titel The Crusades: The War for the Holy Land
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Mittelalter
Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Schlagworte Balduin IV • eBooks • Geschichte • Heiliges Land • Islam • Jerusalem • Königin Melisende • Mittelalter • Peter Frankopan • Richhard Löwenherz • Sultan Saladin • Ungläubige
ISBN-10 3-641-27715-9 / 3641277159
ISBN-13 978-3-641-27715-4 / 9783641277154
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