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Die Besatzung des Rheinlandes 1918 bis 1930

Alliierte Herrschaft und Alltagsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg
Buch | Softcover
208 Seiten
2020
Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
978-3-7395-1212-9 (ISBN)
CHF 26,60 inkl. MwSt
In großen Teilen des Rheinlands war die Zeit nach Ende des Ersten Weltkrieges mit der Erfahrung einer Besatzungsherrschaft verbunden, die die politische Entwicklung der ersten deutschen Demokratie seit 1919 mitprägte, in Teilen bis 1930. Anders als die ausgiebig erforschte französische Besatzung ist die Geschichte der belgischen, britischen und amerikanischen Besatzungszonen bisher weniger bekannt.
Der Band rückt mit der britischen und belgischen Besatzungsherrschaft zwei kaum erforschte Zonen in den Fokus und zeichnet ein differenziertes Bild der betroffenen Gebiete in der Weimarer Republik. Anhand von einschlägigen Bild- und Schriftquellen regionaler wie überregionaler Provenienz wird ein neues Licht auf die politische Organisation, auf Herrschaftsstrategien und auf den Alltag der Besatzung geworfen. Die Studien bringen neue Erkenntnisse und zeigen thematische Forschungspotenziale, die sich nicht zuletzt auch aus der teils unbearbeiteten Überlieferung in rheinischen Archiven ergeben. Entstanden ist eine neue Perspektive auf die Rheinlandbesatzung als regional und lokal bedeutender Geschichtsabschnitt; eine Perspektive, die viele Anknüpfungspunkte für ihre weitere Erforschung liefert.

Benedikt Neuwöhner studierte Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaften an der Universität Paderborn. Seit 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Landesgeschichte der Universität Duisburg-Essen und arbeitet dort an einer Dissertation über die britische Besatzung des Rheinlands nach dem Ersten Weltkrieg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen moderne Militärgeschichte, Geschichte der Zwischenkriegszeit sowie internationale Beziehungen und Nationalismus des 19. und 20. Jahrhunderts.

Georg Mölich studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität Köln. Seit 1987 ist er als wissenschaftlicher Referent für den Landschaftsverband Rheinland und als Historiker im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn tätig. Er ist Mitherausgeber der Zeitschriften „Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte“ und „Geschichte im Westen. Zeitschrift für Landes- und Zeitgeschichte“. Seine Forschungsschwerpunkte und zahlreichen Publikationen beziehen sich vor allem auf die Rheinische Landes- und Regionalgeschichte sowie die Kölner Stadtgeschichte. Bücher im Verlag für Regionalgeschichte: Revolution im Rheinland. Veränderungen der politischen Kultur 1848/49, 1998 Herrschaft, Hof und Humanismus. Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg und seine Zeit, 2. Aufl. 2020 https://www.buchhandel.de/buch/Herrschaft-Hof-und-Humanismus-9783739512013

Dr. Maike Schmidt studierte Volkskunde, Romanistik und Geschichte an den Universitäten Münster und Tours. Seit 2020 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Danksagung • 7
Einleitung • 9-24
Ausgewählte Beiträge zur Geschichte rheinischer Städte in der Weimarer Republik • 25-26
Susanne Brandt: Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im Westen – ein Essay • 27-46
Benedikt Neuwöhner: Krieg im Frieden – Frieden im Krieg? Die britische Besatzung des Rheinlands nach dem Ersten Weltkrieg • 47-72
Charlotte Vekemans: Die belgische Besatzung des Rheinlands. Politische Entscheidungsfindung und ihr Einfluss auf die alltäglichen Interaktionen von Besatzern und Besetzten, 1918–1923 • 73-96
Mareen Heying: Kontrolle von Dirnen und schlechten Weibern im belgisch und französisch besetzten Düsseldorf, 1918–1926 • 97-118
Stefan Goch: Die Ruhrbesetzung 1923–1925. Realitäten, unterschiedliche Wahrnehmungen und der Kampf um die Erinnerungen • 119-142
Mark Haarfeldt: Die deutsche Propaganda im Rheinland während der Besatzungszeit 1918–1930. Strukturen, Inhalte und Intentionen • 143-166
Martin Schlemmer: Perspektiven einer Erforschung der Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg. Forschungsstand, Quellen und neue Fragestellungen • 167-203
Autorinnen und Autoren • 205-207

Die Erforschung und Verarbeitung der Geschichte der Besatzungszeit im Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg ist auch nach einem Jahrhundert noch von aktueller Bedeutung. In Erinnerung geblieben sein dürften vor allem Nachrichten von Übergriffen und Ausschreitungen der Besatzungssoldaten.
Die Besetzung großer Teile des Rheinlands und des Ruhrgebiets durch die Siegermächte wirkte natürlich nicht nur sehr unterschiedlich auf die Region ein, sondern beeinflusste auch die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg in Deutschland wie in Europa.
Inzwischen ist die Geschichte der französischen Zone gut erforscht, während die übrigen Zonen noch immer auf eine fundierte Erforschung warten. Am 27. Juni 2019 fand endlich in Köln die Tagung »Besatzungsherrschaft und Alltag im Rheinland – Die belgische, britische und amerikanische Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg« statt, Diese Tagung war ein Gemeinschaftsprojekt der Niederrhein-Akademie, des Lehrstuhls für die Geschichte der Rhein-Maas-Region der Universität Duisburg-Essen und des Landschaftsverbandes Rheinland.
Inzwischen ist der zugehörige Tagungsband erschienen, der mit seinen Beiträgen die politische Organisation, die Herrschaftsstrategien und den Alltag der Besatzung untersucht. – Die sehr informative Einleitung führt in die Thematik ein, bietet Anmerkungen und Hinweise zum Forschungsstand, konzeptionelle Überlegungen zu Besatzungsherrschaft und Alltag sowie eine Zusammenfassung der einzelnen Beiträge. – Es folgt eine Zusammenstellung von Untersuchungen zur Geschichte rheinischer Städte in der Weimarer Republik. Die Beiträge selbst befassen sich mit Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg im Westen, mit der britischen Besatzung im Rheinland, mit der belgischen Besatzung im Rheinland, mit der Kontrolle von Dirnen und schlechten Weibern in Düsseldorf, mit der Ruhrbesetzung 1923-25, mit der deutschen Propaganda im Rheinland 1918-1930, ihren Strukturen, Inhalten und Intentionen sowie mit den Perspektiven einer Erforschung der Rheinlandbesetzung nach dem 1. Weltkrieg.
Der vorliegende Band ist um ein differenziertes, sachliches Bild der besetzten deutschen Gebiete bemüht. Darüber hinaus regt er weitere Forschungsvorhaben über die alliierte Rheinlandbesatzung und damit auch über die Zwischenkriegszeit in Europa an. Das Deutsche Reich und insbesondere das Rheinland sahen sich damals mit extremen Problemen konfrontiert, die als Folge der Besatzung durch Belgien, Frankreich, Großbritannien und die USA bewirkt wurden. Die Besatzungsstrukturen waren einem vielgestaltigen Wandel unterworfen, hervorgerufen etwa durch die Okkupation Düsseldorfs, Duisburgs und des Ruhrgebiets durch belgische und französische Truppen, durch den Rückzug der USA, durch die Räumung von besetzten Gebieten, durch Zonenverschiebungen und Besatzungswechsel. Dadurch ergab sich eine komplizierte Lage, die bis zum Ende der Besatzungszeit reichte und spätestens mit dem Einmarsch deutscher Truppen ins Rheinland endete.
Der Band informiert also allgemein und regional über eine spannende Epoche deutscher und vor allem rheinischer Geschichte, deren Spuren bis heute nachwirken.
Paul Wietzorek, in: der Niederrhein 80, 2021

Die Besetzung des Rheinlandes durch französische, britische, amerikanische und belgische Truppen begann nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und endete 1930. Die Herausgeber bezeichnen die Besetzung des Rheinlandes als »prekäre Herrschaft«, die »durch die asymmetrischen Machtbeziehungen zwischen Besatzern und Besetzten abgesichert« worden sei. Alliierte militärische und administrative Führungskräfte sicherten ihre Macht durch Aushandeln oder Zwang. Hingegen kann das alltägliche Verhältnis der Soldaten zur Zivilbevölkerung nicht auf einen Nenner gebracht werden.
Die Aufsätze erschließen ein breites Reservoir an auch emotional gesteuerten Verhaltensweisen. Die sechs Mikrostudien und ein ausführlicher Forschungsbericht orientieren sich an diesen beiden Polen. Da die Autoren sich auch aufeinander beziehen, wirkt das Buch thematisch wie eine Einheit.
Die regionalgeschichtlichen Studien würden ohne den historischen Kontext der europäischen und deutschen Geschichte, partiell sogar der Globalgeschichte, wenig aussagekräftig bleiben. Deshalb stellt Martin Schlemmer diesen in einem detaillierten Forschungsbericht präzise dar und zeigt ausführlich »Perspektiven und Wege der neuen Forschung« auf. Insgesamt leistet dieses Buch so einen wichtigen Beitrag zur Korrelation von Innen- und Außenpolitik der Besatzungszeit und weist zugleich auf Forschungsergebnisse und -desiderata hin.
Dieter Kempkens, in: Francia-Recensio 2021/2, 19.-21. Jahrhundert – Histoire contemporaine
https://doi.org/10.11588/frrec.2021.2.81997

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie ; 12
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 470 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Schlagworte Belgien • Besatzung • Erster Weltkrieg • Frankreich • Großbritannien • Rheinland • Ruhrgebiet
ISBN-10 3-7395-1212-1 / 3739512121
ISBN-13 978-3-7395-1212-9 / 9783739512129
Zustand Neuware
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