Psychologie der Leichtigkeit (Wissen & Leben) (eBook)
322 Seiten
Schattauer (Verlag)
978-3-608-12068-4 (ISBN)
Ina Hullmann ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin HeilprG, Mitglied der Föderation Schweizer Psychologen (FSP), Mitglied der Gesellschaft für Klinische Hypnose Schweiz (GHYPS), Inhaberin des Hypnosystemik-Instituts IHC in der Zentralschweiz. Sie ist Dozentin für Hypnosystemik an der ZHAW (Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften) und hat den neuen CAS Masterstudiengang 'Hypnosystemisches Coaching' konzipiert. Sie beschäftigt sich seit etwa drei Jahrzehnten mit Hypnotherapie, Neuroforschung und modernen psychologischen Modellen und integriert auch ihr Wissen über antike Psychologie , wie Buddhismus, Philosophie der Yogi und westliche Ansätze.
Ina Hullmann ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin HeilprG, Mitglied der Föderation Schweizer Psychologen (FSP), Mitglied der Gesellschaft für Klinische Hypnose Schweiz (GHYPS), Inhaberin des Hypnosystemik-Instituts IHC in der Zentralschweiz. Sie ist Dozentin für Hypnosystemik an der ZHAW (Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften) und hat den neuen CAS Masterstudiengang "Hypnosystemisches Coaching" konzipiert. Sie beschäftigt sich seit etwa drei Jahrzehnten mit Hypnotherapie, Neuroforschung und modernen psychologischen Modellen und integriert auch ihr Wissen über antike Psychologie , wie Buddhismus, Philosophie der Yogi und westliche Ansätze.
2 Ordnung schafft Balance
Es sind die gleichen ordnenden Kräfte,
die die Natur in allen ihren Formen gebildet haben
und die für die Struktur unserer Seele,
also auch unseres Denkvermögens verantwortlich sind.
(Werner Heisenberg, Physiker und Nobelpreisträger, Begründer der Quantenmechanik)
2.1 Ordnung stabilisiert die Stimmung
Gedanken kreisen wie ein Schwarm Geier
»Meine Gedanken kreisen wie ein Schwarm Geier über mir«, so beschrieb mein Klient, ein IT-Experte mit depressiver Verstimmung und chronischer Kopfschmerzsymptomatik, mir sein Problem. »Immer wieder kreisen die gleichen negativen Gedanken, beispielweise: ›Wie soll ich das bloß weiter aushalten? Ich schaffe das nicht mehr. Ich habe Angst davor, zu versagen. Ich mache mir Sorgen über meine Zukunft.‹ Ich fühle mich immer schlechter. Diese Gedanken kreisen in meinem Geiste umher, wie Geier über einem verletzen Tier. Und ich werde diese Mistviecher nicht mehr los. Je mehr ich nach ihnen schlage und versuche, sie zu vertreiben, desto enger umkreisen sie mich. Gedankenkreisen nonstop. Das macht mich echt fertig, und vor Schmerzen zerplatzt mir dann fast der Schädel.« Er fragte mich: »Wie kann ich diesen Teufelskreis der Gedanken nur unterbrechen und den ganzen mentalen Mist mal loswerden? Wie kriegt man den Kopf frei von diesem Gedankenmüll?«
Vielleicht kennen Sie auch diese Phasen im Leben, in denen Sie sich solchen bedrohlichen »Gedankengeiern« ausgeliefert fühlen, zwanghaft ins Grübeln verfallen und innerlich pausenlos Probleme wälzen? Manchmal stört dieses verflixte Grübeln ja sogar noch unseren erholsamen Nachtschlaf, den wir doch gerade in anstrengenden Zeiten so nötig haben. Wir geraten dann noch mehr unter Druck und je mehr Druck wir haben, desto stärker zieht uns die Grübelspirale in tiefe emotionale Abgründe. Besonders in Krisenzeiten, bei Beziehungsproblemen, unter beruflicher Belastung, bei chronischen Erkrankungen oder seelischem Druck allgemein scheint unser Denken außer Rand und Band zu geraten.
Gehirn und Geist interagieren permanent
Dr. Gerhard Blasche, Psychologe und Dozent der Medizinischen Universität Wien, erforscht, wie Gehirn und Geist permanent miteinander interagieren. Gedanken an Probleme, die Menschen beschäftigen und belasten, führen zu physiologischen Stressreaktionen, erklärt er. Und je mehr die Gedanken kreisen, desto größer sei die wechselseitige Verstärkung (Blasche et al. 2018). Am liebsten würde man doch einfach den Ausschalter drücken und sein Gehirn in einen erholsamen Stand-by-Modus schalten, oder? Zumindest auf »lautlos« – das wäre ja schon mal was. Aber einen solchen Schalter gibt es in unserem Gehirn nicht.
Wie können wir nun also trotzdem verhindern, dass diese endlosen Grübeleien uns emotional immer weiter herunterziehen? Wie können wir uns eventuell sogar selbstständig in einen positiven inneren Zustand lenken, in wohltuende und heitere Gedankenbahnen, die uns stärken und ein Gefühl der Leichtigkeit erzeugen? Inwieweit die Ordnung im Inneren, also die Ordnung des Denkens, in Zusammenhang steht mit einer Ordnung im Äußeren und unseres Verständnisses der Wirklichkeit, beschreibt der Physiker Werner Heisenberg (1989) mit folgenden Worten:
Nun hat der Begriff Ordnung nicht nur die zu ordnende Sache, sondern auch uns selbst zur Voraussetzung, und insofern erscheint es nicht verwunderlich, wenn bei einer Ordnung nicht entschieden werden kann, ob sie uns als eine Ordnung der Wirklichkeit oder unseres Verständnisses der Wirklichkeit entgegentritt.
Ähnliches schrieb der Begründer der Anthroposophie und der »Naturwissenschaft des Geistes«, Rudolf Steiner, bereits vor über hundert Jahren (Steiner 1918):
Der Mensch gelangt zu solcher Regelmäßigkeit und damit zu höheren Erkenntnissen, wenn er in seine Gefühle, Gedanken und Stimmungen solche Ordnung bringt, wie sie die Natur in seine körperlichen Verrichtungen gebracht hat.
Gesundheit bedeutet Form, Struktur und Gestalt
Der Physiker David Bohm, einer der bedeutendsten Schüler Albert Einsteins, geht noch einen Schritt weiter und beschränkt »Ordnung« nicht nur auf regelmäßige Anordnungen von Objekten oder Formen im Inneren wie auch im Äußeren (Bohm 2018):
Stattdessen können wir wesentlich allgemeinere Formen der Ordnung heranziehen, wie beispielsweise die Wachstumsordnung eines Lebewesens, die Evolutionsordnung lebender Arten, die gesellschaftliche Ordnung, die Ordnung einer musikalischen Komposition, die Ordnung des Malens, die Ordnung, die den Sinn einer Mitteilung ausmacht usw.
Ulrich Warnke, Biophysiker mit Lehraufträgen in Biomedizin, Biophysik, Physiologischer Psychologie und Psychosomatik, betont die Bedeutung des Ordnungsprinzips für das gesunde Funktionieren und Überleben eines Lebewesens: »Organismen haben eine ganz bestimmte Form, Struktur, Gestalt.« Diese natürliche Ordnung und die lebenswichtigen Strukturen in allen Lebewesen garantieren die Funktionsfähigkeit von Individuen, sowohl im Mikro- wie im Makrobereich und auch im Bereich des Psychischen. Warnke schließt aus seinen umfangreichen Forschungen: »Krankheit ist Störung oder Verletzung von Form, Struktur, Gestalt. Und Heilung ist die Wiederherstellung von Form, Struktur, Gestalt.« Somit ist insbesondere auch die Betrachtung der psychischen und mentalen inneren Ordnung eines Menschen ein Hinweisgeber auf die Funktionsfähigkeit. Ein gesunder Mensch voller Leichtigkeit und Gesundheit besitzt also im mental-psychischen eine gewisse Grundstruktur, die ihm beim Denken, Handeln und allen Entscheidungen helfen kann. Ohne diese innere Struktur im Denken entsteht Chaos, Unsicherheit und Schwäche. Es ist somit einer der ersten wichtigen Schritte, eine mögliche innere Unordnung bewusst zu machen, aufzuräumen und sich selbst mental eine starke Struktur zu schaffen, die eine sinnstiftende Grundlage unseres Denkens und Handelns werden kann. Ulrich Warnke zitiert in diesem Zusammenhang auch den Physiker Gustav Theodor Fechner (1801 – 1887), Begründer der experimentellen Psychologie in Deutschland, und schreibt: »Für Fechner ist Evolution ein Weg der Verwandlung vom Ungeordneten zum Geordneten, vom Instabilen zum Stabilen, vom Einfachen zum Komplexen« (Warnke 2017).
Dem Geist eine stabile Struktur geben
»Es ist unmöglich, Dinge zu gestalten, wenn man nicht selbst in Ordnung ist«, so der japanische Zen-Lehrer Shunryu Suzuki. Manchmal reicht es schon völlig aus, das persönliche Gedankenchaos zu sortieren, um wieder mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität stehen zu können. Um langfristig in einen Zustand von heiterer Leichtigkeit zu gelangen, ist es zunächst notwendig, das besagte Kreisen der Gedankengeier für einen Moment zu unterbrechen. Interessanterweise gibt es dafür eine einfache und praktische Lösung, und das auch noch im doppelten Sinne: Wenn wir uns nämlich innerlich strukturieren und beginnen, das Gedankenchaos aufzuräumen, dann entsteht Schritt für Schritt mehr Ruhe und innere Stabilität. Der buddhistische Mönch Ekiho Miyazaki, Oberhaupt des Tempels des ewigen Friedens, eines traditionsreichen buddhistischen Klosters in Japan, sagte zum Thema Ordnung und Struktur in einer Fernsehdokumentation (ARD 2004): »Manche glauben, Freiheit sei, alles selbst bestimmen zu können. Ich finde es jedoch wichtiger, seinen Geist durch einen regelmäßigen Tagesablauf zu befreien.« Miyazaki wurde stolze 104 Jahre alt. Der Buddhismusexperte Tatematsu hatte die große Ehre, mit Ekiho Miyazaki ein Interview zu führen, und erhielt so einzigartige Einblicke in Miyazakis Leben und sein Verständnis von Meditation, Ordnung und Zufriedenheit. So erklärte Miyasaki im Interview:
Innere Ordnung zeigt sich auch in äußerer Ordnung. Ein gradliniger Geist legt alles ordentlich an seinen Platz. Wir tun das automatisch, was unserem inneren Zustand entspricht. Alles ist wichtig, wir brauchen allumfassende Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Jede ...
Erscheint lt. Verlag | 12.9.2020 |
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Reihe/Serie | Wissen & Leben | Wissen & Leben |
Zusatzinfo | mit zahlreichen Abbildungen |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Bewußtsein • Coaching • Einschlafritual • Gefühle • Hypnosystemischer Ansatz • Hypnosystemisches Coaching • Kontemplation • Meditation • Mentalblockade • Mindset • psychisches Imunsystem • Selbstwirksamkeit • Trainingsprogramm • Unterbewusstsein • Wahrnehmung • Weltbild • wohlwollende Haltung |
ISBN-10 | 3-608-12068-8 / 3608120688 |
ISBN-13 | 978-3-608-12068-4 / 9783608120684 |
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