Befreiung von Scham und Schuld (eBook)
Scham und Schuld sind tiefsitzende, oftmals unbewusste Empfindungen, die das Lebensgefühl nachhaltig beeinflussen. Der renommierte Psychotherapeut und Begründer des NARM?- Ansatzes Laurence Heller und die Therapeutin Angelika Doerne erläutern die vielfältigen Erscheinungsformen und Folgen dieser negativen Selbstwahrnehmungen. Sie zeigen deren Entstehung anhand acht exemplarischer Charaktere auf und eröffnen Wege zur Befreiung und Heilung. Dabei spielt das gesamte persönliche Erleben eine wichtige Rolle: Durch tiefes Verstehen, Annehmen der eigenen Gefühle und Bedürfnisse sowie Mitgefühl mit sich selbst können fest verwurzelte Scham und Schuld gelockert werden. Dann können sich Lebenskraft, Freude, Liebesfähigkeit und Zufriedenheit entfalten! In diesem grundlegenden Werk zum NARM?-Ansatz liefern Heller und Doerne dem Leser anschaulich Wege und Prinzipien, um sich dauerhaft von Scham und Schuld zu befreien und sich selbst neu zu finden.
Laurence Heller, PhD in Psychologie, ist körper- und tiefenpsychologisch orientiert arbeitender Therapeut und Ausbilder mit über 40 Jahren Praxiserfahrung. Er ist Mitbegründer des NARM Training Institute sowie von NARM International. Als Begründer des Neuro Affective Relational Model? (NARM?) hat er Tausende Fachkräfte ausgebildet und wird als Experte weltweit konsultiert. Seit mehr als 20 Jahren lehr er u.a. in Deutschland am renommierten ZIST-Institut, in Österreich und der Schweiz seine eigene Methode und Somatic Experiencing®. Sein in 15 Sprachen übersetztes Buch »Entwicklungstrauma heilen« gilt als Standardwerk.
Einführung
Scham und Schuld sind heikle Themen. Sie führen in unserem Leben eine Art Schattendasein. Es ist unangenehm, sie zu fühlen und anzusprechen. Zugleich wirken sie oft unmerklich im Unterbewusstsein. Wir bemühen uns ständig, Scham und Schuldgefühle zu vermeiden. Und dennoch: Sie wirken in uns und alle Bereiche unseres Lebens! Durch Scham und Schuld behindern wir unsere Lebenskraft, unsere Lebensfreude, unsere Liebesfähigkeit und unsere Klarheit. Dann bleiben wir, meist unzufrieden, hinter dem zurück, was in unserem Leben möglich wäre. Außerdem ist es uns unangenehm, wenn sich ein anderer in unserer Nähe schämt oder schuldig fühlt. Das ruft ein peinliches Berührtsein hervor. Zurück bleibt eine Sprachlosigkeit und oftmals ein Nichtwissen, wie wir mit Scham und Schuld bei uns selbst und bei anderen umgehen können.
In der psychologischen Fachliteratur wie auch in diversen Selbsthilferatgebern tauchen die Themen Scham und Schuld kaum auf. Auch das ist Ausdruck der Sprachlosigkeit und des Nichtwissens, mit ihnen zurechtzukommen. Doch Scham und Schuld gehören zu unserem Alltag, auch wenn wir uns dieser Gefühle oft nicht bewusst sind.
Aus all diesen Gründen haben wir uns entschieden, ein Buch über Scham und Schuld zu schreiben. Insbesondere deshalb, weil es Wege gibt, sie aufzulösen, ohne dabei in einen Kampf gegen sich selbst treten zu müssen. Wir wollen dieses Thema aus seinem Schattendasein herausholen und eine klare, verständliche Landkarte zeichnen, wie Scham und Schuld entstehen und wie wir uns davon befreien können. Dabei ist es uns ein tiefes Anliegen aufzuzeigen, dass kein Mensch mit Scham und Schuld geboren wird, auch wenn es sich oft so anfühlt. Es ist vielmehr so, dass wir Scham- und Schuldgefühle aufgrund der Botschaften unserer Eltern und unserer Umwelt übernehmen und entwickeln, um emotional und physisch zu überleben.
Damit Sie sich als Leserin und Leser in diesem Thema selbst wiederfinden können, haben wir verschiedene Charaktere entwickelt, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Anhand von ihnen verdeutlichen wir, wie stark unsere bewussten und unbewussten Scham- und Schuldgefühle das eigene Leben einschränken können und wie sie entstehen. Schließlich zeigen wir anhand der Charaktere auf, wie es möglich ist, sich von Scham- und Schuldgefühlen zu befreien. Wir erläutern unsere NARM-Heilungsprinzipien und stellen praktische Übungen vor, die dazu beitragen können, dass das eigene Leben erfüllender, leichter und lebendiger werden kann. Die Charaktere haben wir vor dem Hintergrund unserer jahrzehntelangen praktischen Erfahrung entwickelt. Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Dieses Buch richtet sich zum einen an interessierte Leserinnen und Leser1, die das Thema Scham und Schuld tiefer verstehen und erkunden möchten. Zum anderen wenden wir uns an soziale, pädagogische und psychologische Fachkräfte, die durch dieses Buch ein tieferes Verständnis für ihre Schüler, Klientinnen und Patienten entwickeln und die hier beschriebenen Übungen in ihre Arbeit einbringen können.
Wie Sie bereits gemerkt haben, schreiben wir immer wieder in der Wir-Form, wie beispielsweise im Satz »Wir bemühen uns ständig, Scham und Schuldgefühle zu vermeiden«. Dadurch wollen wir verdeutlichen, dass die Mechanismen, die wir beschreiben, für alle Menschen gelten, einschließlich uns selbst. Darüber hinaus wollen wir Sie mit der Wir-Form einladen, immer wieder den eigenen, persönlichen Bezug zum Thema herzustellen.
Der NARM-Ansatz
NARM ist die Abkürzung für Neuro Affective Relational ModelTM beziehungsweise Neuroaffektives Beziehungsmodell, ein auf somatischen Grundlagen basierender psychotherapeutischer Ansatz, der den Menschen umfassend und ganzheitlich erfasst. NARM zeigt auf, wie der Körper, einschließlich des Gehirns und des Nervensystems, die Gefühle und die Beziehung zu sich selbst und zu anderen wechselseitig aufeinander einwirken und uns zu dem Menschen machen, der wir sind. Im NARM beziehen wir moderne wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Gehirnforschung, der Traumaforschung sowie der Bindungsforschung mit ein. Dadurch können psychische und körperliche Phänomene erklärt werden, die von Betroffenen bis dahin oft nur als selbstverschuldet und Ausdruck ihres mangelnden Bemühens angesehen wurden. Dies kann zu einer großen Erleichterung führen. Festsitzende Schamgefühle wie zum Beispiel »Ich kriege es sowieso nicht hin, auch wenn ich mich noch so anstrenge« können anfangen sich zu lösen.
In den NARM-Ansatz fließen Elemente verschiedener Ansätze ein: aus der humanistischen Psychotherapie Elemente, wie die Gestalttherapie und die Tiefenpsychologie (Psychodynamik), dazu verschiedene körperpsychotherapeutische Ansätze wie die Bioenergetik nach Alexander Lowen. Schließlich ist Achtsamkeit im Sinne eines bewussten, ganzheitlichen Gewahrseins ein zentrales Element.
Ein weiteres Merkmal des NARM-Ansatzes ist sein positives Menschenbild. Dabei geht es nicht um eine harmonieorientierte, rosarote Verklärung, sondern um das tiefe Wissen, dass jeder Mensch aus subjektiv guten Gründen handelt, weil er leben und überleben will. Dies kann manchmal durchaus aggressive und zerstörerische Formen annehmen. Aber die Grundmotivation ist immer die, leben und überleben zu wollen.
Weiterhin gehen wir im NARM-Ansatz davon aus, dass in jedem von uns die Fähigkeit zu Entwicklung und Wachstum liegt und ebenso das Potenzial, glücklich und frei zu sein und lieben zu können. Unsere inneren Blockaden und destruktiven Verhaltensweisen entwickeln wir nicht deshalb, weil wir unfähig oder gar böse sind, sondern weil wir den Drang haben, zu leben und zu überleben. Und weil wir uns bestimmte Strategien und Selbstbilder im Laufe unseres Lebens angeeignet haben, können wir uns genauso gut auch wieder von ihnen lösen; wir sind nicht mit ihnen geboren!
Im NARM-Ansatz richten wir den Fokus auf die gegenwärtige Erfahrung, auf das Erleben, das jetzt, in der Gegenwart, stattfindet. Es geht also nicht darum, unsere Vergangenheit in all ihren Details wie aus einem trockenen und staubigen Geschichtsbuch heraus zu erzählen und aufzuarbeiten, sondern um das, was im gegenwärtigen Augenblick geschieht, zum Beispiel wenn wir uns jetzt gerade an die Vergangenheit erinnern.
Viele der heutigen Ansätze arbeiten in erster Linie mit dem Willen. In unserer Kultur der fast schon wahnhaften Selbstoptimierung wird uns suggeriert, dass wir, wenn wir es nur richtig wollen und bereit sind, uns wirklich anzustrengen, jedes Ziel der Selbstveränderung erreichen können. Und falls es uns nicht gelingt, so liege es an uns, weil wir uns eben nicht genug Mühe geben würden. Dass der Hauptmotor für unsere Selbstoptimierung Scham- und Schuldgefühle sind (»Ich bin nicht gut genug«), bleibt dabei verborgen, und die Selbstoptimierungsindustrie fährt unbeirrt hohe Gewinne ein. Manchmal taucht eine leise Ahnung in uns auf, dass wir die Selbstzufriedenheit, die Selbstannahme und die Selbstliebe, nach der wir uns so sehr sehnen, auf diese Weise nie erreichen können, dass der Teufelskreis der Selbstoptimierung ein Fass ohne Boden ist. Aber mangels Alternativen lassen wir uns meist leicht resigniert weiter auf das anstrengende Spiel ein.
Im NARM-Ansatz sind wir der Auffassung, dass reiner Wille zur Veränderung nicht ausreicht. Im Gegenteil, er kann unsere Situation noch aussichtsloser machen, uns in einen Teufelskreis bringen, der von Scham- und Schuldgefühlen durchdrungen ist, und uns noch mehr von unserer Lebendigkeit, unserer Lebensfreude und unserem Glücklichsein abschneiden. Wir sind überzeugt, dass es für Veränderungen vor allem den Kontakt und die Verbindung zu uns selbst braucht, indem wir lernen, uns zu spüren und zu fühlen und den Mut aufbringen, uns ehrlich und offen auf uns selbst einzulassen.
Der NARM-Ansatz versteht sich somit als eine Alternative zu unserer auf Leistung, Schönheit und Höher-Weiter-Schneller aufbauenden Kultur, als eine Alternative, die menschlicher, klarer und liebevoller ist. Durch das Einbeziehen von Achtsamkeit – kurz gesagt: nicht bewertendes, spürendes Beobachten – wird es möglich, unsere Empfindungen, Gefühle, Bedürfnisse und Gedanken wahrzunehmen und tiefer zu verstehen. Durch das offene, achtsame Gewahrsein können wir unsere tief sitzenden schambasierten Identifikationen, die der Motor für unsere unbewussten Muster und Verhaltensweisen sind, tiefer verstehen und zu verändern. Das Anliegen des NARM-Ansatzes ist es, Menschen dahingehend zu unterstützen, dass sie ihre Fähigkeiten und Potenziale in ihrem Leben verwirklichen und Lebenskraft und Lebensfreude entwickeln, sodass das Leben für sie erfüllend und lebenswert wird.
Zentral im NARM-Ansatz sind fünf Überlebensstrukturen, die sich, wie auch die beispielhaften Charaktere, als roter Faden durch das gesamte Buch ziehen.
Zum Aufbau des Buches
Da das Thema Scham und Schuld komplex ist, wollen wir dafür sorgen, dass Sie nicht den Faden verlieren. Deshalb werden wir Ihnen jeweils am Anfang der einzelnen Kapitel eine Orientierung geben, was Sie in diesem jeweiligen Kapitel erwartet. Was uns beiden Autoren an diesem Buch das Wichtigste ist: Wir wollen Ihnen ein tieferes Verständnis für die Entwicklung von Scham und Schuld und für die Möglichkeiten der Befreiung daraus vermitteln und dies mit eigenen persönlichen und professionellen Erfahrungen verbinden. So wird diese...
Erscheint lt. Verlag | 12.10.2020 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Bedürfnisse • Befreiuung • Burnout und Depression • eBooks • Entfaltung • Entwicklungstrauma • Gesundheit • Glaubenssätze • Heilung • Lebenshilfe • Lebenskraft • Peter Levine • Psychologie • Psychotherapie • Scham • Schuld • Selbstbewusstsein • Selbstheilung • Selbsthilfe • Selbstwahrnehmung • Selbstwertgefühl • Somatic Experiencing • Stefanie Stahl • Therapie |
ISBN-10 | 3-641-22642-2 / 3641226422 |
ISBN-13 | 978-3-641-22642-8 / 9783641226428 |
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Größe: 4,3 MB
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