Die Chaos-Götter 4: Götter mit Schuss (eBook)
272 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93058-0 (ISBN)
Maz Evans begann ihre Karriere als Journalistin, schrieb Filmkritiken und fürs Feuilleton. Als Dozentin für Kreatives Schreiben entwickelte sie das Projekt Story Stew, das Kindern auf ungewöhnliche Weise die Freude am Schreiben vermittelt. Vor allem in Grundschulen und auf Literaturfestivals stößt Story Stew auf große Begeisterung. Maz lebt mit ihren Kindern in Bournemouth.
Maz Evans begann ihre Karriere als Journalistin, schrieb Filmkritiken und fürs Feuilleton. Als Dozentin für Kreatives Schreiben entwickelte sie das Projekt Story Stew, das Kindern auf ungewöhnliche Weise die Freude am Schreiben vermittelt. Vor allem in Grundschulen und auf Literaturfestivals stößt Story Stew auf große Begeisterung. Maz lebt mit ihren Kindern in Bournemouth. Ilse Rothfuss hat Romanistik und Anglistik studiert und in verschiedenen Verlagen gearbeitet, bevor sie sich als Übersetzerin selbstständig gemacht hat. Sie lebt in München.
»Willst du mich verarschen?«
Elliot Hooper stieß einen tiefen Seufzer aus. Noch so eine grässliche Todesart. Heute war garantiert Freitag.
»Nein«, grinste Hypnos, der Dämon des Schlafes. »Willkommen am Fluss Phlegethon! Du musst nur noch reinspringen und dir den Feuerstein holen. Kinderleicht! Aber Vorsicht: Dieses Wasser ist h-h-heiß!«
»Na toll«, stöhnte Elliot. Vorsichtig spähte er über das Balkongeländer zu dem glühenden Feuerstrom hinunter, der zwischen ihm und dem letzten Chaosstein tobte. Selbst hier oben, in Thanatos’ relativ sicherem Klippen-Büro, traf ihn die Hitze, die der Fluss tief unter ihm abstrahlte, wie eine Glutwelle. Ganz unten im Flussbett konnte Elliot einen blassblauen Schimmer ausmachen, der durch die Flammen empordrang. Das war er, der Stein. Elliot beugte sich über das Geländer und streckte eine Hand danach aus. Vielleicht war der Fluss selbst ja gar nicht so heiß?
»Autsch!« Eine Flamme schnellte aus dem Inferno hoch und versengte ihm die Spitze des Zeigefingers. Elliot riss seine Hand zurück und saugte an der verbrannten Haut. Das war’s also. Wenn er den Feuerstein da herauszuholen versuchte, würde er als gegrilltes Marshmallow enden. Einfach ätzend. Und jetzt?
Eine Welle von Kummer schwappte in seiner Brust hoch. Erwischte ihn eiskalt, und Elliot musste seine ganze Kraft aufbieten, um nicht loszuheulen. Schnell drängte er den Schmerz zurück, ganz tief in seine Seele hinunter, zu den vielen anderen schwarzen Momenten, die ihm dort Gesellschaft leisten konnten. Was Elliot brauchte, war ein Schutzwall gegen die Verzweiflung, die ihn immer beim Gedanken an seine Mum überrollte. Es tat so schrecklich weh. Josie … zwei Tage war es jetzt her, seit … Elliot konnte das Wort nicht einmal denken, geschweige denn laut aussprechen. Aber egal. Er musste jetzt seinen Job machen, dann bekam er sie zurück. Seine Mum. Sobald Thanatos alle vier Chaossteine besaß. Wozu also weinen? Josie war ja nicht wirklich fort.
Plötzlich hatte Elliot einen Geistesblitz und zog die goldene Uhr seines Vaters aus der Tasche. Er schluckte den Hass hinunter, der ihn ihm aufstieg, wenn er an seinen Vater dachte – an David Hooper, diesen jämmerlichen Loser, der die Home Farm an Patricia Pferdearsch verscherbelt und Elliot um sein Zuhause gebracht hatte. Aber das Schlimmste war, dass er Elliot daran gehindert hatte, rechtzeitig ins Krankenhaus zu kommen und Abschied von seiner …
Elliot schloss die Augen und kämpfte gegen den Schmerz an. Er durfte jetzt nicht an Josie denken, musste seinen Schutzwall gegen den Kummer noch viel höher bauen.
Außerdem war es ja gar kein Abschied, rief Elliot sich in Erinnerung. Und deshalb musste er den Stein da rausholen. Das war seine einzige Chance. Nur so würde er sie zurückbekommen.
Er ließ die Uhr aufschnappen und kniff seine übermüdeten Augen zu, weil ihn der Glanz der Juwelen im Inneren blendete. Drei waren es bisher: der Erdstein-Diamant, der Luftstein-Smaragd und der Wasserstein, ein tiefroter Rubin. Elliot hielt die Uhr über seinen Kopf.
»REGEN!«, befahl er und prompt erfasste ihn der gewaltige Powerschub der Chaossteine. Ein roter Lichtstrahl schoss aus dem Wasserstein und durchdrang die finstere Atmosphäre des Tartarus. Über dem Feuerfluss ballte sich eine gigantische schwarze Wolke zusammen, von fernem Donnergrollen begleitet, dann prasselte der Regen auf die Flammen herunter.
Elliot wich zurück und wartete darauf, dass die Gluthitze nachließ.
»Warum funktioniert das nicht?«, fragte er nach einer Weile enttäuscht.
Thanatos trat hinter ihn. »Falsche Sorte Regen«, näselte er gedehnt.
Elliot zuckte zusammen – die Stimme des Todesdämons jagte ihm jedes Mal kalte Schauer über den Rücken.
»Wieso? Wie meinst du das?«, fauchte er ungeduldig und starrte auf den Regen, der zischend verdunstete, sobald er auf die tobenden Flammen traf.
»Sterblicher Regen, unsterbliche Flamme«, bemerkte Thanatos trocken. »Viel zu schwach. Du kannst den Phlegethon nicht auspusten wie eine Geburtstagskerze.«
»Und wie sollen die Steine dann deine Dämonenarmee befreien?« Elliot deutete wütend auf einen düsteren Bau in der Ferne – das Gefängnis, in dem die Dämonen eingesperrt waren.
»So lautet nun mal die Prophezeiung.« Thanatos zuckte mit den Schultern. »Ich mache hier nicht die Regeln. Als die Götter meine Dämonen eingesperrt haben, gab es eine Prophezeiung, nach der die Chaossteine sie befreien können. Aber mein hirnverbrannter Trottel von einem Bruder …«
»Herzlichen Dank auch«, murrte Hypnos beleidigt.
»Tja, tut mir leid«, sagte Thanatos und verbeugte sich spöttisch. »Mein vertrottelter Bruder hat den Feuerstein einfach im Phlegethon versenkt, so wie andere Leute ihre schmutzigen Unterhosen in den Wäschekorb pfeffern. Die Chaossteine nützen dir nichts.«
Elliot nahm seinen Arm herunter und der rote Strahl schnellte in die Uhr zurück.
»Es sei denn … vielleicht sollte ich es mal probieren?«, flüsterte Thanatos mit kaum verhohlener Gier und griff nach der Uhr. Im selben Moment wurde sein Arm von einer unsichtbaren Kraft zurückgeschleudert – der Kraft, die den Todesdämon daran hinderte, den sterblichen Jungen zu berühren, der ihn aus seinem Verlies unter Stonehenge befreit hatte.
»Einen Versuch war’s wert.« Thanatos grinste verlegen.
»Warum springst du nicht einfach selber in den Fluss und holst den Stein?«, sagte Elliot. »Du kannst doch nicht sterben, im Gegensatz zu mir.«
»Stimmt«, erwiderte Thanatos. »Aber verbrennen könnte ich mich trotzdem und dann würde ich mich in alle Ewigkeit vor Schmerzen am Boden wälzen. Da wärst du noch besser dran, glaub mir.«
»Na toll«, murrte Elliot. Wie sollte er das jemals schaffen?
Niedergeschlagen folgte er Thanatos und Hypnos in das Büro zurück und schloss die Balkontür hinter seinem finsteren Schicksal.
»Wo ist Mumsy?«, schmollte Hypnos und plumpste auf einen steinernen Sessel. »Sie hat versprochen, dass sie mir heute mein Baby zurückgibt. Wo ist sie?«
»Mir doch egal«, knurrte Elliot und ließ sich neben Hypnos auf den zweiten Sessel fallen. Er hasste Nyx, die Göttin der Nacht, die seinen Freund Hermes mit einem vergifteten Hydrapfeil ins Koma geschossen hatte. Beim Gedanken an Hermes zog sich sein Herz zusammen. Der Götterbote war immer noch nicht aufgewacht. Würde Elliot ihn je wiedersehen? Hermes war der Einzige von der ganzen Götterfamilie gewesen, dem wirklich etwas an Elliot lag. Die anderen hatten ihn nur benutzt, um an ihre dummen Chaossteine zu kommen. Das wusste Elliot jetzt.
Wieder überrollte ihn der Kummer und drohte sein mühsam errungenes inneres Gleichgewicht zu zerstören. Elliot drängte ihn schnell zurück.
»Mutter ist unterwegs … was Wichtiges erledigen.« Thanatos setzte sich auf seinen steinernen Thron hinter dem langen schwarzen Schreibtisch. »Deine dumme kleine Schlaftrompete muss bis morgen warten, wenn sie zurückkommt.«
»Die Trompete ist nicht dumm.« Hypnos starrte seinen Bruder beleidigt an. »Du bist dumm …«
»Also sag schon, wie ich die Flammen löschen kann«, verlangte Elliot ungeduldig. Was gingen ihn diese ewigen Streitereien zwischen den beiden Zwillingsbrüdern an? Dafür war jetzt wirklich keine Zeit. Er schaute sich in dem düsteren Büro um, das nur von den trüben Fackeln an der Wand und dem Feuerschein des Phlegethon unten beleuchtet wurde. Ein finsterer, gruseliger Ort. Höchste Zeit, dass er hier wegkam. Mit seiner Mum natürlich.
»Überhaupt nicht«, erwiderte Thanatos gelassen und faltete seine Hände.
»Und wie soll ich den Stein dann rausholen?«, fragte Elliot gereizt. »Ich bin nicht feuerfest, falls dir das entgangen sein sollte.«
»Nun ja … vielleicht doch?«, sinnierte Thanatos.
Elliot knirschte mit den Zähnen.
»Kannst du mir ausnahmsweise mal eine einfache Antwort geben, statt in Rätseln zu sprechen?«, zischte er. »Du gehst mir auf den Geist, Mann!«
»Oh, das tut mir leid«, säuselte Thanatos. »Du erinnerst dich vielleicht, dass in der besagten Prophezeiung die Rede von einem ›sterblichen Kind mit dem Herzen eines Löwen‹ ist. Das sollst offenbar du sein.«
Elliot zuckte mit den Schultern. Nach derselben Prophezeiung würde er sogar eines Tages dank der vier Chaossteine die Welt beherrschen. Daran erinnerte er sich noch genau.
»Nun, wir werden es ja gleich erfahren«, fing Thanatos wieder an. »Nur eine wahrhaft tapfere Seele überlebt das Flammenmeer des Phlegethon. Dein Mut wird dich vor dem Feuer schützen wie eine Rüstung.«
Elliot starrte auf seine verbrannte Fingerspitze.
»Und woher weiß ich, dass ich eine wahrhaft tapfere Seele habe?«, fragte er.
»Du springst kopfüber in die Flammen«, sagte Thanatos. »Die Antwort wirst du umgehend erhalten.«
»Und dann gibst du mir meine Mum zurück? Ehrenwort?«, hakte Elliot misstrauisch nach.
»Zum allerletzten Mal: Ich habe es dir beim Styx geschworen«, seufzte Thanatos. »Und wenn ich diesen Schwur breche, verliere ich mein Kardia und werde sterblich – ein grässlicher Gedanke. Was würde es mir schon nützen, der Herrscher der Welt zu sein, wenn mich jederzeit ein Bus über den Haufen fahren könnte? Ich gebe dir die Seele deiner Mutter zurück, du führst sie aus der Unterwelt, und sobald ihr die Erde betretet, erhält sie ihre sterbliche Hülle zurück. So wie sie war, bevor sie …«
»Hab schon...
Erscheint lt. Verlag | 5.3.2020 |
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Reihe/Serie | Die Chaos-Götter | Die Chaos-Götter |
Übersetzer | Ilse Rothfuss |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Kinder- / Jugendbuch ► Spielen / Lernen ► Abenteuer / Spielgeschichten | |
Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Altertum / Antike | |
Schlagworte | Abenteuer • action • Antike • Chaos-Götter 4 • Chicken House • Dämon • David Walliams • Die Götter sind los 4 • Elysium • episch • Familie • Fantasy • Gangsta Oma • Götter • griechische Götter • griechische Mythologie • Helden • Herkules • Hermes • lustig • Odysseus • Olymp • Percy Jackson • Spannung • Sternzeichen • Unsterblich • witzig • Zeus |
ISBN-10 | 3-646-93058-6 / 3646930586 |
ISBN-13 | 978-3-646-93058-0 / 9783646930580 |
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