Burgund (eBook)
656 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-74928-5 (ISBN)
Burgund ist ein Wunder. Das mächtige Reich, das sich im 14. und 15. Jahrhundert zwischen Deutschland und Frankreich schob, vereinte spätmittelalterliche Hochkultur mit einer Blüte von Renaissance und Humanismus. Bart Van Loo erzählt die Geschichte des Reiches von der Antike bis zu seinem plötzlichen Untergang um 1500 so spannend, dass sich dem Leser die Welt der Ritterturniere und Stundenbücher, der Herzöge und Handelsstädte, die Welt Jan van Eycks und François Villons unvergesslich einprägt.
Bart Van Loo präsentiert die Geschichte Burgunds wie ein sich immer weiter zuspitzendes Drama in 1111 Jahren und einem Tag: Das «vergessene Millennium» reichte vom antiken Königreich Burgund bis zum mittelalterlichen Herzogtum, das durch seine Burgen und Klöster - nicht zuletzt Cluny und Cîteaux - weit über seine Grenzen hinaus ausstrahlte. Im 'burgundischen Jahrhundert' entstand ein glanzvolles Reich von Dijon im Süden bis nach Brügge, Antwerpen und Amsterdam im Norden, das in einem 'verhängnisvollen Jahrzehnt' beinahe zum Königreich wurde und bald darauf unterging. Mit dem letzten burgundischen Herzog Karl begann bereits eine neue Zeit: Als Kaiser Karl V. machte er die Habsburger zur Großmacht und beherrschte ein Weltreich. Bart Van Loos magistrale neue Geschichte Burgunds ist ein großer Wurf, der unwillkürlich an Barbara Tuchmans 'Der ferne Spiegel' denken lässt.
- Kunst: Brügge und Gent, Jan van Eyck und Rogier van der Weyden, Stundenbücher und Dichtkunst - in Burgund erlebte die Kunst eine Hochblüte
- Gutes Leben: Weinbau, höfische Feste, raffinierte Speisen - Burgund ist ein Synonym für gutes Leben
- Europa: Viele Sprachen, einheitliche Währung, einheitliche Gerichte, ein Parlament - Burgund war in Europa seiner Zeit voraus
Bart Van Loo, Historiker und Schriftsteller, ist in den Niederlanden mit profunden Büchern zur französischen Geschichte und als begnadeter Vermittler historischer Themen auf Bühnen und im Fernsehen bekannt geworden. Er lebt mit seiner Familie in Westflandern.
Als der Rhein gegen Ende des Jahres 406 zufror, zögerten die sogenannten Barbaren nicht. Sie überquerten den Fluss und überrannten Gallien, unter ihnen Vandalen, Sueben, Alanen, aber auch die Burgunder.
Die Taufe Chlodwigs (um 500). Das Musée de Picardie in Amiens besitzt ein Buch aus dem zehnten Jahrhundert, in dem das Leben des heiligen Remigius beschrieben wird. Unten auf dem wundervollen elfenbeinernen Einbanddeckel ist zu sehen, wie Remigius Chlodwig mit Salböl ein Kreuz auf die Stirn zeichnet. Ganz links schaut Chlodwigs burgundische, katholische Gemahlin aufmerksam zu.
Der burgundische König Sigismund war der erste germanische Herrscher, der vom Arianismus zum Katholizismus übertrat. Möglicherweise beschleunigte seine Entscheidung Chlodwigs Bekehrung. Jahre später fiel Sigismund der Fehde zum Opfer, einer germanischen Form der privaten Wiedergutmachung, oft in Form der Blutrache. Sein Feind Chlodomer ließ ihn enthaupten und in einen Brunnen werfen.
Am 11. Juli 1302 triumphierte das flämische Fußvolk, das «volc te voet», über die französische Kavallerie. Den erbeuteten goldenen Sporen verdankt die berühmte Schlacht ihren Namen. Auf dieser Miniatur ist zu sehen, wie der französische Befehlshaber Robert von Artois von seinem Pferd gezerrt wird. Das Fußvolk schwingt die gefürchteten «goedendags», Stangenwaffen mit eiserner Spitze. Das Silber der Helme hat sich im Lauf der Jahrhunderte verfärbt.
Am 24. Juli 1345 stürmte eine aufgebrachte Menge das Haus Jacob van Arteveldes, des Anführers der Genter Aufständischen. «Sie brachen ins Haus ein, und Jacob wollte durch den Stall entkommen», schrieb ein anonymer Chronist, «aber ein Schuhmacher lief ihm nach und spaltete ihm den Schädel mit einem Beil». Auch dieses Detail fehlt auf der Miniatur nicht (rechts).
Anonymes Porträt des französischen Königs Johann des Guten (Vater Philipps des Kühnen) aus den späten 1350er Jahren. Es gilt als eines der ältesten autonomen Tafelbilder seit der Antike, auf denen eine bestimmte Person porträtiert ist.
In der Schlacht bei Poitiers (1356) erlitt Frankreich eine schwere Niederlage gegen England. Diese Miniatur zeigt, wie der französische König Johann der Gute gefangen genommen wird. Der ebenfalls in französische Lilien gehüllte Ritter an seiner Seite ist sein jüngster Sohn Philipp der Kühne, der seinen Beinamen dem Mut verdankt, den er an jenem Tag bewies. Die Bedeutung dieser Schlacht für die Zukunft Burgunds (und damit der Niederlande im ursprünglichen Sinn) kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Der englische König Eduard III., der den Hundertjährigen Krieg begann, ernennt seinen Sohn Edward of Woodstock – den «Schwarzen Prinzen», Sieger von Poitiers – 1362 zum Herzog von Aquitanien. Wer genau hinsieht, erkennt auf ihren Rüstungen sowohl die Lilie, das Symbol der französischen Monarchie, als auch den Leoparden als Zeichen der englischen: Eduard betrachtete sich als König von England und Frankreich.
Um den Schwarzen Tod zu vertreiben, zogen von 1348 an halbnackte Büßer durch die Straßen. Sie glaubten, Gottes Zorn durch Selbstkasteiung besänftigen zu können. Diese Miniatur erzählt, wie eine Gruppe von Flagellanten aus Brügge die Stadt Tournai erreicht.
Porträt der Margarete von Flandern, Gräfin von Flandern, Herzogin von Burgund, Gemahlin Philipps des Kühnen, Mutter von Johann Ohnefurcht. Ölgemälde aus dem sechzehnten Jahrhundert.
Anonymes Porträt Philipps des Kühnen, der sich, seinem Ruf entsprechend, kostbar ausstaffiert und für das Posieren nicht an Schmuck gespart hat. Charakteristisch sind die große Nase und das schwere Kinn. Im siebzehnten Jahrhundert entstandene Kopie eines verlorenen Originals von etwa 1400.
Am 19. Juni 1369 heirateten Philipp der Kühne und Margarete von Flandern, wodurch die Geschicke Flanderns und Burgunds untrennbar miteinander verbunden wurden. Man beachte die Margeriten (Anspielung auf Margarete) und die Buchstaben «P» (für Philipp) auf dem Gewand des Burgunderherzogs.
Ludwig von Male.
Humphrey of Gloucester.
Johann IV. von Brabant und sein Bruder Philipp von Saint-Pol.
Im Jahr 1382 wurde ein Umsturz, der die Französische Revolution vorwegnahm, auf flämischem Boden im Keim erstickt. Ein französisch-burgundisches Heer unter Philipp dem Kühnen fügte den Truppen Philipp van Arteveldes eine vernichtende Niederlage zu, eine triumphale Revanche für die «Sporenschlacht» achtzig Jahre zuvor.
Der unvergleichliche Mosesbrunnen von Claus Sluter, mit Resten der von Johan Maelwael ausgeführten Bemalung, ist noch heute in Champmol bei Dijon zu besichtigen. Zu sehen sind hier Daniel und Jesaja sowie, ganz rechts mit dem langen Bart, Moses.
Die «pleurants» des Grabmals Philipps des Kühnen gehören zum Schönsten, was Künstler je hervorgebracht haben. Ein Meisterwerk Claus Sluters, vollendet von seinem Neffen und Gehilfen Claus de Werve. Es ist, als würden diese trauernden Figuren, die auf ewig den liegenden Philipp tragen sollen, für einen Moment innehalten und sich im nächsten Moment wieder in Bewegung setzen.
Im Louvre fällt aufmerksamen Besuchern die «Große runde Pietá» (um 1400) von Johan Maelwael auf, eines der Gemälde, mit denen die Wände des Klosters von Champmol geschmückt waren. Philipp der Kühne wollte, dass sich jeder Mönch an frommer Schönheit erfreuen konnte.
Der Bildhauer Jacques de Baerze aus Dendermonde schnitzte mit Engelsgeduld wunderschöne figürliche Darstellungen im Kleinformat und mit unzähligen filigranen Details in Holz, wonach Melchior Broederlam das Ganze in Goldtönen bemalte. Dieses Detail des Kreuzigungsretabels (1391–1392) zeigt die Enthauptung Johannes’ des Täufers.
Profilporträt von Johann Ohnefurcht, Kopie (um 1500) eines Originals von 1404, vielleicht vom burgundischen Hofmaler Johan Maelwael. Man sieht einen stolzen Johann Ohnefurcht, der nach dem Tod seines Vaters gerade neuer Herzog von Burgund geworden ist.
Anonymes Porträt der Margarete von Bayern, Gemahlin von Johann Ohnefurcht, Ölgemälde aus dem sechzehnten Jahrhundert. Sie war die Schwester Wilhelms II. von Bayern-Straubing, Graf von Hennegau, Holland und Seeland, der wiederum eine Schwester von Johann Ohnefurcht heiratete.
Bei Turnieren war es das Ziel des Lanzenstechens, möglichst viele Lanzen – hölzern mit eiserner Spitze – am heranpreschenden Gegner zu zerbrechen. Es siegte derjenige, der die meisten Punkte erzielte; bei Gleichstand prüften die Schiedsrichter, wer das längste Stück Lanze abgebrochen hatte. Auf dieser Miniatur ist zu sehen, wie Jean de Beaumont 1342 von einer Lanze mitten auf seinen Brustharnisch getroffen wird; er kam mit dem Schrecken davon. Der englische König Eduard III. schaut von einem Balkon aus zu.
Am 5. August 1392 erlitt der französische König einen Anfall von Wahnsinn. Karl VI. zog sein Schwert und schlug wild auf die Männer um sich herum ein. Bis zu seinem Tod im Jahr 1422 lebte der König zwischen geistiger Klarheit und Irrsinn.
Nach der katastrophalen Niederlage der...
Erscheint lt. Verlag | 16.3.2020 |
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Übersetzer | Andreas Ecke |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Allgemeines / Lexika |
Geisteswissenschaften ► Geschichte | |
Schlagworte | Burgen • Burgund • Deutschland • Europa • Frankreich • Geschichte • Herzog Karl • Herzogtum • Humanismus • Klöster • Königreich • Mitteleuropa • Renaissance • vergessene Millennium |
ISBN-10 | 3-406-74928-3 / 3406749283 |
ISBN-13 | 978-3-406-74928-5 / 9783406749285 |
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