Spuren des Verlorenen
Der Verlust der frühen Mutter-Kind-Einheit und das daraus resultierende Gefühl des Mangels hinterlassen in jedem Menschen Lücken, die er ein Leben lang zu schließen sucht. Christa Rohde-Dachser untersucht aus psychoanalytischer und soziologischer Perspektive, wie sich die Spuren dieses Verlorenen auch in psychischen Krankheiten und in den Ausgestaltungen der Geschlechterdifferenz wiederfinden lassen, die die heutige Gesellschaft prägen. Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Depression, Suchterkrankungen, masochistische Perversionen und hysterische Dramatisierungen lassen sich vor diesem Hintergrund auch als Suche nach inneren Objekten verstehen, deren Anwesenheit die ursprüngliche Erfahrung von Einheit wiederherstellen soll. Auch die Geschlechterdifferenz, in der das eigene Fehlende im geschlechtlichen Gegenüber gesucht und dann dort begehrt oder auch bekämpft wird, zeugt von der Erinnerung an eine ursprüngliche Ganzheit, die in der sexuellen Verschmelzung mit dem Anderen einen Moment lang wieder erfahren werden kann.
Einführung
A Spuren des Verlorenen in Borderline- und anderen schweren Persönlichkeitsstörungen
1 Leben an der Grenze
»In den Himmel kommen, ohne zu sterben«
Inszenierungen des Unmöglichen als Selbsterhaltungsstrategie
Der Übergang von schweren Persönlichkeitsstörungen zu psychotischen Störungen aus psychoanalytischer und gendertheoretischer Sicht
Der Umgang mit Träumen in der Therapie schwer gestörter Patienten
Ausformungen der ödipalen Dreieckskonstellation bei narzisstischen und Borderline-Störungen
2 Auf der Suche nach Objekten, die Halt verleihen
Ringen um Empathie
Ein Interpretationsversuch masochistischer Inszenierungen
Sexualität als inneres Theater
Zur Psychodynamik der Hysterie
Schwermut als Objekt
Über Struktur und Inhalt der Borderline-Depression
B Spuren des Verlorenen in der Ausgestaltung der Geschlechterdifferenz
1 »Weiblichkeit« und »Männlichkeit« aus der Sicht der Psychoanalyse heute
Über Hingabe, Tod und das Rätsel der Geschlechtlichkeit
Freuds Weiblichkeitstheorie aus heutiger Sicht
Dem Ungesagten eine Gestalt verleihen
Entwürfe des Weiblichen in den Kulturproduktionen der Postmoderne
Die Suche nach dem Verlorenen im Gleichen
Über männliche und weibliche Homosexualität
Die Geschlechterbeziehung als eine Geschichte von Verletzungsverhältnissen
Und was es so schwer macht, darüber innerhalb der Psychoanalyse ins Gespräch zu kommen
2 Die Bedeutung körperlicher Schönheit und der Umgang mit Aggression in der Geschlechterbeziehung heute
Aggression, Zerstörung und Wiedergutmachung in Fantasien, die um die Urszene kreisen
Eine tiefenhermeneutische Auswertung von Geschichten zum Thematischen Apperzeptionstest
Das Versprechen der Schönheit
Zur Psychodynamik ästhetischer Körperinszenierungen
Gedanken zu Jean Cocteaus La Belle et la Bête (1946)
Eine Rezension von Andreas Hamburgers Frauen- und Männerbilder im Kino (2015) und eine Ergänzung dazu aus weiblicher Sicht
»Das Werk Rohde-Dachsers […] markiert Widersprüche und erweitert zu eng gefasste Rahmen oder Horizonte. So verschafft es den Lesern eine spannende, gehaltvolle Lektüre, die das Denken nachhaltig und kritisch beeinflusst. Rohde-Dachsers sorgfältig ausgearbeitete konzeptuelle Argumentationen haben mit ›Schablonen‹, als die Bernd Nitzschke (Zeit online, 10.4.1992) den theoretischen Gehalt von Expedition in den dunklen Kontinent abwertete, nichts gemein. Deshalb ist ›Spuren des Verlorenen‹ eine Leseverpflichtung für die nachfolgende Generation von psychotherapeutisch Auszubildenden und darüber hinaus für alle Leser und Leserinnen, die an einer zeitgemäßen Psychoanalyse interessiert sind.«
Heinrich Deserno, Freiburger literaturpsychologische Gespräche. Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse, Bd. 41, 2022
»Vermutlich, so Rohde-Dachser, lebt in uns allen ›eine Idee von unvergänglicher Schönheit, die sich sogar noch in den Grabsteinen ausdrückt, die uns an unsere Toten erinnern.‹ (349) So wie es in I. Ohlbaums Zusammenstellung erotischer Skulpturen auf europäischen Friedhöfen (1996) anmuten mag: ›Die meisten davon sind Engel, die sich über die Gräber neigen, voll von Trauer, aber auch voller Schönheit.‹ (349) Gedanken zu J. Cocteaus ›La Belle et la Bête‹ (1946) schließen dieses überaus reiche und vielfach Spuren weisende Buch ab.«
Anne Steinmeier, Wege zum Menschen. Zeitschrift für Seelsorge und Beratung, heilendes und soziales Handeln, 73. Jahrgang, Heft 5, September/Oktober 2021
»Christa Rohde-Dachser (...) verspricht nicht nur überaus fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit verschiedenen psychoanalytischen Denkrichtungen, sondern vermag diese
auch kreativ und ohne Hang zum Orthodoxen zu verbinden. Dies gelingt ihr auch wieder in diesem Reader, der 14 Aufsätze der letzten 15 Jahre zu den Themen klinische Psychoanalyse und Geschlechterdifferenz vereinigt (...) Wer Freude daran hat, diese Themen aus verschiedenen psychoanalytischen wie auch dem soziologischen Blickwinkel zu betrachten, dabei nicht nur der Trieboder der Objektbeziehungstheorie verhaftet ist, wird den Reader mit Gewinn lesen.«
Joachim Weimer, Deutsches Ärzteblatt PP, 11/2020
»Das eigene Fehlende im geschlechtlichen Gegenüber wird gesucht, begehrt oder bekämpft und ist geprägt von der Erinnerung an eine ursprüngliche Ganzheit, die in der sexuellen Verschmelzung mit dem Anderen einen Moment lang wieder erfahren werden kann. Sehr interessante Ansätze und umfassend gedacht.«
Christian Beuker, Vaeter-Netz.de, Das Netzwerk für Väter in Niedersachsen
Erscheinungsdatum | 20.04.2020 |
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Reihe/Serie | Bibliothek der Psychoanalyse |
Verlagsort | Gießen |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 547 g |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Psychoanalyse / Tiefenpsychologie |
Schlagworte | Geschlecht • Geschlechterdifferenz • Gesellschaft • Homosexualität • Homosexualität • Hysterie • Männlichkeit • Masochismus • Männlichkeit • Paarbeziehung • Persönlichkeitsstörung • Persönlichkeitsstörung • Psychoanalyse • Weiblichkeit |
ISBN-10 | 3-8379-2971-X / 383792971X |
ISBN-13 | 978-3-8379-2971-3 / 9783837929713 |
Zustand | Neuware |
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