Wie Kohlestücke in den Flammen des Schreckens
Neukirchener Verlag
978-3-7615-6704-3 (ISBN)
Erweiterte Neuausgabe anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz und Buchenwald.
Ein Bild geht um die Welt. Es zeigt Überlebende im Konzentrationslager Buchenwald, wenige Tage nach der Befreiung durch die US-Armee, darunter auch Naftali Fürst. Seinen Weg dorthin und das Leben danach erzählt er auf beeindruckende Weise. Naftali und sein um ein Jahr älterer Bruder Shmuel verleben eine unbeschwerte Kindheit in Bratislava/Pressburg.
Ab Herbst 1938 sind sie Repressionen und zunehmender Isolierung ausgesetzt. Mit ihren Eltern gehen sie freiwillig in das Arbeitslager Sered. 1944 wird die Familie getrennt, die Brüder nach Birkenau deportiert. Von dort nach Auschwitz, dann nach Breslau und im Januar 1945 in Schnee und Kälte, zudem nur dürftig bekleidet, nach Buchenwald. Sie überleben diesen Todesmarsch völlig entkräftet, werden aber dort getrennt untergebracht. Naftali wird am 11. April 1945 im Block 66 befreit. Ein Lebensbericht, der überraschend sachlich, aber nie emotionslos das Überleben der gesamten Familie Fürst erzählt. Ein Buch zum Weiterdenken, das verhindern will, dass die Schrecken des Dritten Reiches in Vergessenheit geraten.
Naftali Fürst, geb. 1932 in Pressburg/Bratislava, hat als Kind den Holocaust im KZ Buchenwald überlebt und lebt heute in Haifa/Israel. 2005 war er anlässlich der Einladung zur Gedenkfeier "60 Jahre Befreiung KZ Buchenwald" erstmals wieder in Deutschland. Aus den darauf folgenden Zeitzeugengesprächen entwickelte sich sein Buchprojekt. Zum Gedächtnis des Jahrestages fand am 14. April 2012 die Weltpremiere des Dokumentarfilms "Kinderblock 66: Return to Buchenwald" an jenem Ort statt. Dort tritt Naftali Fürst zusammen mit anderen Überlebenden als Zeitzeuge auf.
"Die beiden Brüder Shmuel und Naftali waren blond und blauäugig. Das nützte ihnen nichts, damals, als die Nazis kamen. In dem sehr kalten Januar 1945 wurden sie aus dem Kinderblock des Lagers Auschwitz-Birkenau auf einen der berüchtigten Todesmärsche geschickt, bekleidet nur mit Hemd und Hose, ohne Verpflegung, in Schrecken gehalten von "ohrenbetäubenden Schreien, Stöhnen und Schießen". Hinter ihnen lag ein mehrjähriger Leidensweg. Die Familie Fürst stammte aus Pressburg, der Vater war ein wohlsituierter Kaufmann.
In dem 1939 errichteten faschistischen Marionettenstaat Slowakei wurde die Judenverfolgung im Sinne Nazi-Deutschlands geregelt, die "Hlinka-Garden" waren so berüchtigt wie SA und SS: "Sie jagten die Juden, sammelten sie, verluden sie auf Zugwaggons und transportierten sie in den Osten ... Die Slowakei bezahlte dem deutschen Reich sogar 500 Reichsmark für jeden in die Todeslager deportierten Juden." Auch in der Slowakei gab es Antisemitismus, insbesondere unter der katholischen Bevölkerung, wie Fürst schreibt; der Antisemitismus der Evangelischen sei weniger ausgeprägt gewesen - vielleicht, weil sie ihre Erfahrungen als Minderheit besaßen.
Erst im Jahre 1999 beschlossen die Brüder Fürst, die beide überlebt hatten - Shmuel konnte erst ein Jahr nach der Befreiung wieder auf eigenen Beinen gehen -, ihre Erinnerungen aufzuzeichnen. Shmuel starb im Jahre 2001, doch ist seine Schilderung der Geschehnisse in das Buch eingeschlossen.
Die Brüder erzählen schlicht, ganz unliterarisch. Gerade daraus entwickelt sich die Wirkung der Geschichte - auch oder vielleicht gerade auf jemanden, der davon schon oft gelesen hat: von den oft gegen allen Augenschein gehegten Hoffnungen der Verfolgten, von der unerbittlich-dumpfen Grausamkeit der Verfolger, von dem Inferno der Lagerwelt. Und als Leser ertappt man sich unwillkürlich bei der alten, abgedroschenen, ewig nur unbefriedigend zu beantwortenden Frage: Wie war das möglich?
Viele aus der Familie der Fürsts sind umgebracht worden - doch die Kleinfamilie, Mutter, Vater, Söhne, überlebte ("Meiner Familie ist ein Wunder geschehen") und wanderte nach Israel aus. Erst 2005 besuchte Naftali Deutschland, sprach auch vor dem Deutschen Bundestag, bereit zur Versöhnung, nicht mit den Schindern, aber mit dem Volk, aus dem die damaligen Schinder und Mörder hervorgegangen waren.
Das Buch ist mit Fotos ausgestattet, mit kommentierenden Fußnoten und mit einem Stammbaum der Familie Fürst. Wer wenig von den damaligen Geschehnissen weiß, dem sei das Buch empfohlen - und auch denen, die sich schon allzu lange eine Abstinenz à la Martin Walser hinsichtlich des Themas verordnet haben."
Quelle: Zeitzeichen, Helmut Kremers, 9. Jg, Juni 2008, S.68
"(...) Bücher wie dieses lassen die namenlos
Gemachten, die Geschändeten und Unterdrückten
nicht ins Vergessen versinken, auch
die nicht, deren Spur sich im Feuer verliert. (...)"
Quelle: Manfred Kock, Präses i.R.
Thank you so much, dear Naftali, for your inspirational courage. You will always be in my heart, my friend.
Quelle: Hollywood-Star Jeff Goldblum, der im Jahr 2007 den Holocaust-Überlebenden
"(...) Das Buch dokumentiert die widersprüchliche Geschichte des 20. Jahrhunderts in eindringlichen, bewegenden Worten. Es erinnert daran, dass hinter den schwer fassbaren Opferzahlen des Holocaust ganz konkrete Lebensläufe, individuelle Schicksale, große menschliche Tragödien stehen. Es gibt den Opfern Name und Gesicht. (...)"
Quelle: Wolfgang Thierse, ehem. Präsident des Deutschen Bundestages
"Komme was wolle, wir müssen einfach überleben! Wir müssen!" Mit diesen eindringlichen Worten im Ohr treten die Brüder Shmuel und Naftali Fürst im Alter von nur 11 und 12 Jahren ihre Reise in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten an. Nach einer glücklichen Kindheit in der Großfamilie kann die Familie den Abtransport nicht mehr verhindern. Noch zusammen mit Mutter und Vater werden sie 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Von den Eltern bald getrennt beginnt für die Brüder ein Martyrium im Kinderblock von Auschwitz. Als die Alliierten näherrücken, werden die Kinder auf einen der Todesmärsche geschickt, den beide wie durch ein Wunder überleben. Auch die Eltern überleben, die Familie trifft sich nach Kriegsende in Bratislava wieder. Naftali Fürst wehrt sich auch 60 Jahre nach seiner Befreiung dagegen, als "Geretteter" zu gelten: "Wir sind Überlebende, die in den Flammen des Schreckens nicht völlig verbrannt sind". Die Familie emigriert 1949 nach Israel. Nach Deutschland kehrte Naftali nur zurück, um seine Geschichte nicht dem Vergessen preiszugeben."
Quelle: ekz, Elfriede Weber, ID 26/08 - BA 6/08
"Als Naftali Fürst sieben Jahre alt ist, endet seine glückliche Kindheit im tschechoslowakischen Pressburg. Das Gesicht der Stadt, des ganzen Landes verzerrt sich zu einer abscheulichen Fratze. Schritt für Schritt wird der jüdischen Familie das Recht aufs Mensch-Sein entzogen: Der gelbe Stern, die Entmündigung, die Deportation.
Als "reißenden Strom" bezeichnet der Autor den Krieg, in den er als Kind geraten ist und der ihn bis heute nicht freigibt. Deshalb ist er kein "Geretteter", sondern ein Überlebender. Eben nicht unversehrt. Oft überraschend sachlich, aber nie emotionslos, erzählt Naftali Fürst seine Geschichte und die seiner ganzen Familie. Leise, aber eindeutig beschreibt er den großen Widerspruch in den Biografien der Opfer: Die systematische Anonymisierung im Gegensatz zur persönlichen Geschichte jedes einzelnen Betroffenen.
Ein Buch zum Weiterdenken, das verhindern will, dass die Schrecken des Dritten Reichs in Vergessenheit geraten. Um der Menschen Willen."
Quelle: Christsein Heute, Januar 2009, S. 64, Kristina Braun
Erscheinungsdatum | 22.01.2020 |
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Zusatzinfo | mit s/w-Fotos |
Verlagsort | Neukirchen-Vluyn |
Sprache | deutsch |
Maße | 130 x 205 mm |
Gewicht | 355 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik |
Religion / Theologie ► Christentum ► Moraltheologie / Sozialethik | |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Judentum | |
Schlagworte | Anne Frank • Antisemitismus • Auschwitz • Buchenwald • Deportation • Holocaust • Juden • Konzentrationslager • Nationalsozialismus • Zeitzeuge |
ISBN-10 | 3-7615-6704-9 / 3761567049 |
ISBN-13 | 978-3-7615-6704-3 / 9783761567043 |
Zustand | Neuware |
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