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Vom Glück des Wanderns (eBook)

Eine philosophische Wegbegleitung
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
272 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45278-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vom Glück des Wanderns -  Albert Kitzler
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Wandern ist die beliebteste Freizeitaktivität in Deutschland, Österreich und der Schweiz - Deutschlands erfolgreichster Philosophie-Coach verknüpft diese Liebe zur Natur erstmals mit dem Trend-Thema Sinnsuche und Philosophie. Wandern bedeutet: dem Alltag entfliehen, Abstand gewinnen, Natur erleben, Seele und Körper stärken und damit die Gesundheit fördern. Doch Wandern ist mehr als das, sagt der Philosophie-Coach Albert Kitzler. Wandern ist ein Spiegelbild des Lebens - es geht ums Aufbrechen und Loslassen, und Anstiege und Abstiege, um Durststrecken und das erhebende Gefühl, ein Ziel zu erreichen. Damit besitzt das Wandern eine natürliche Verbindung zur Philosophie. 'Wenn wir wandern und uns den eigenen Gedanken hingeben, beginnen wir, über uns selbst nachzudenken, über unsere Lebenssituation, unser Verhältnis zu anderen Menschen, über Dinge, die uns belasten oder viel Freude bereiten. Das ist der Anfang aller Philosophie', sagt Albert Kitzler, der das Wandern jeder anderen Freizeit-Beschäftigung vorzieht. Albert Kitzler verbindet in diesem Sachbuch die Sehnsucht nach Natur mit der Suche nach dem Sinn des Lebens ebenso unterhaltsam wie anregend. Er lädt ein zum Nachdenken über das Wandern und das Leben und erschließt dabei die stille Kraft, die beidem innewohnt - und natürlich kommen dabei jede Menge Philosophen aus allen Epochen der Geistesgeschichte zu Wort. Dr. Albert Kitzler, Philosoph und erfolgreicher Medienanwalt, gründete 2010 'Maß und Mitte - Schule für antike Lebensweisheit', wo er Seminare, Matineen und philosophische Urlaube anbietet. Seine bisherigen Bücher 'Wie lebe ich ein gutes Leben?', 'Philosophie to go' und 'Denken heilt!' wurden von den Lesern mit Begeisterung aufgenommen.

Dr. Albert Kitzler, geb. 1955, studierte Philosophie und Jura in Freiburg und arbeitete lange Jahre erfolgreich als Medienanwalt und Filmproduzent in Berlin. Seit 2000 beschäftigt er sich wieder intensiv mit Philosophie im antiken Griechenland, China und Indien und gründete 2010 die Philosophieschule MASS UND MITTE (www.massundmitte.de), wo er Seminare, Coachings sowie philosophische Matineen leitet und Vortrage hält. Seine Bücher Wie lebe ich ein gutes Leben?, Philosophie to go, Denken heilt und Vom Glück des Wanderns haben bei Leser*innen und Kritiker*innen Begeisterung ausgelöst. Zuletzt erschien bei Droemer Die Weisheit der Liebe (2023). Albert Kitzler lebt bei München.

Dr. Albert Kitzler, geb. 1955, studierte Philosophie und Jura in Freiburg und arbeitete lange Jahre erfolgreich als Medienanwalt und Filmproduzent in Berlin. Seit 2000 beschäftigt er sich wieder intensiv mit Philosophie im antiken Griechenland, China und Indien und gründete 2010 die Philosophieschule MASS UND MITTE (www.massundmitte.de), wo er Seminare, Coachings sowie philosophische Matineen leitet und Vortrage hält. Seine Bücher Wie lebe ich ein gutes Leben?, Philosophie to go, Denken heilt und Vom Glück des Wanderns haben bei Leser*innen und Kritiker*innen Begeisterung ausgelöst. Zuletzt erschien bei Droemer Die Weisheit der Liebe (2023). Albert Kitzler lebt bei München.

Wanderwege – Lebenswege – Denkwege


Mein Leben soll eine Wanderschaft werden.[11]

Goethe

 

Wie eng die Verbindung von Wandern und praktischer Philosophie ist, zeigt bereits die Sprache. Wandern heißt Wege begehen. In allen Kulturen und Weisheitslehren, von denen wir eine schriftliche Überlieferung haben, ist das Wort »Weg« immer in der Doppelbedeutung von »Fußweg« und »Lebensweg«, von räumlichem und existenziellem, von körperlichem und seelisch-geistigem Fort-schreiten und damit verbundenen Fort-schritten verwendet worden. In der Philosophie kam noch die Bedeutung von »Denkweg« hinzu. Das liegt nahe, wird doch unser Lebensweg stark davon geprägt, was wir denken, wie wir die Welt und uns selbst verstehen, was unsere Wertvorstellungen und allgemeinen Anschauungen sind. »Du wirst zu dem, was im Denken und Sinnen herrscht«, heißt es in den altindischen Upanischaden, dem philosophischen Teil der Veden.[12] Aus unserem Denken und unseren Vorstellungen fließen unsere Entscheidungen und Handlungen, die kleinen und großen, die bewussten und unbewussten. Bevor wir auf konkrete Fragen der praktischen Lebensphilosophie und Weisheitslehre eingehen, wollen wir ein paar allgemeine Gedanken zum Thema Wege und Wandern vorausschicken, wie sie sich in der Geschichte der Menschheit, der Philosophie und der Religion dargestellt haben.

Philosophen waren häufig eifrige Wanderer, denn sie spürten die wohltuende Verbindung von Denken und Wandern. Traue keinem Gedanken, der im Sitzen kommt, meinte Nietzsche.[13] »Ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen«, sagte der dänische Philosoph Kierkegaard, und in Bezug auf belastende Gedanken: »… ich kenne keinen Gedanken, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen loswürde.«[14] Heidegger, der täglich wanderte, hob die Verbindung von Wandern, Wegen und Denken durch einige seiner Buchtitel hervor wie Holzwege, Wegmarken oder Unterwegs zur Sprache. Unzutreffend aber ist der häufig zu lesende Hinweis, Aristoteles und seine Schüler hätten im Gehen philosophiert, was sich in dem Namen seiner Schule, dem Peripatos, zu Deutsch »Wandelhalle«, niedergeschlagen habe. Das dürfte eine später entstandene Legende sein.[15]

In den alten Kulturen kommt die Doppeldeutigkeit von »Weg« bereits im Gilgamesch-Epos aus dem 2./3. Jahrtausend v. Chr., der ältesten schriftlichen Dichtung, die wir haben, zum Ausdruck: »Gilgamesch, wohin läufst du? Das Leben, das du suchst (das unsterbliche), wirst du nicht finden.«[16] In einem ägyptischen Weisheitstext aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. heißt es: »Ich breite vor dir eine Lehre aus und unterweise (dich über den) Weg des Lebens. Ich setze dich auf den leidensfreien Weg …«[17] Das Grundwort der alten chinesischen Philosophie heißt Dao (Tao), was häufig mit »der rechte Weg« übersetzt wird. Das Schriftzeichen setzt sich zusammen aus »Kopf« und »Fuß«.[18] Es bezeichnet den »Weg des offenen Lebens«, das »Sich-Entfalten des Weges« als Gang des Alls wie auch als Bestimmung des Menschen, der, will er zu einem »wahren Menschen« reifen, eine »geistige Wanderung« zu vollbringen hat.[19]

Im alten Indien kennt man den Yoga Marga, wobei »Marga« Weg heißt, im übertragenen Sinn der Heilsweg, der Weg leiblich-seelischer Übungen. Für Buddha erlangen wir Erlösung von dem Leiden an der Welt, indem wir den »achtgliedrigen Pfad« beschreiten, einen Übungsweg und eine Lebenspraxis zum guten Leben.[20] Eine seiner bedeutendsten Spruchsammlungen heißt Dhammapada, wobei »Dhamma« die Lehre bezeichnet, »pada« den Fuß oder Weg. Der Hinduismus spricht von dem »Weg«, auf dem der Mensch sich schrittweise von Lastern befreit und zu einem guten Menschen verwandelt.[21] Im Zen bedeutet »den Buddha-Weg gehen« das Selbst kennenlernen, praktizieren und verwirklichen.[22]

Schon in den ältesten griechischen Quellen ist vom »Weg der Tugend« die Rede, der steil und steinig anhebt, auf der Höhe aber »leicht dahinzieht«, eben und angenehm verläuft.[23] Noch heute ist der Mythos von »Herakles am Scheideweg« bekannt, wo sich der Held zwischen einem mühelosen, lustvollen und einem anstrengenden, aber tugendhaften Weg zu entscheiden hat. Jesus spricht in der Bergpredigt von zwei Wegen und sagt schließlich: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben …«[24]

Schon in vorchristlicher Zeit gab es in Griechenland und Kleinasien Wallfahrten zu Orakeln und Heilstätten des Asklepios und Apollon.[25] Daraus hat sich später die Pilgerfahrt entwickelt, die als ein Reinigungsweg angesehen wurde, der die Pilger verwandeln und näher zu Gott bringen sollte.[26] Im Alten Testament steht das Bild des Weges für die Richtung, die das Menschenleben nehmen kann.[27] In der Heilsgeschichte Israels bezeichnet der Auszug aus Ägypten den von Gott vorherbestimmten Geschichtsverlauf. Im Judentum wird die Gesamtheit aller Gesetze und Bräuche, also die Art und Weise, wie die Menschen leben und leben sollen, als Gang und Wandel bezeichnet.[28] Im Koran wird Gott gebeten, den Menschen den »geraden Weg« zu zeigen und sie auf diesem Weg zu führen.[29]

In den Riten der Völker stoßen wir häufig auf Mysterien- und Einweihungswege, an deren Ende der Mensch als ein innerlich gewandelter hervor-geht. Den Weg gehen bedeutet hier, an dem Mysterium der Wandlung teilzuhaben.[30] Im Gehen wandeln wir uns. In Japan ist es die Bestimmung und der »Weg des Menschen« (jindo, »do« bedeutet Weg), das physische und psychische Leben in seiner Entwicklung und strukturierten Ganzheit nicht zu stören.[31] »Der Weg ist der Weg des Himmels und der Erde. Die Aufgabe des Menschen ist die, ihm zu folgen«, sagt der japanische Dichter Saigo.[32] Der Begründer der japanischen Schwertkampfschule schrieb Anfang des 17. Jahrhunderts über den »Weg der Schwertkunst«, bei der es sich sowohl um eine vom Zen-Buddhismus beeinflusste Kampfart als auch um eine Schule der Persönlichkeitsentwicklung handelt: »… die Leere, das ist der Weg, und der Weg, das ist die Leere. Die Leere hat Gutes, nicht Böses, es gibt Weisheit, Verstand und den Weg, und es gibt die Leere.«[33] »Leere« ist hier die innere Unabhängigkeit von weltlichen Anhaftungen und Offenheit für den Augenblick, in dem sich etwas ereignen kann, in dem man sich selbst begegnet. Dafür ist kein Platz, wenn der Kopf voll mit anderen Gedanken ist, wenn man »zu« ist, wenn man stehen bleibt, statt sich weiterzuentwickeln. Heutzutage wird »Leere« oft als etwas Negatives, als das Fehlen von Etwas angesehen. Die »Leere« im hier angeführten Sinn ist positiv besetzt, sie öffnet den Raum für Begegnungen, Neues, Wesentliches.

Die Reihe von Gedanken und Zitaten, in denen der Weg und das Wandern mit dem Beschreiten des eigenen Lebenswegs verglichen wird, ließe sich beliebig verlängern. Das Deutsche Sprichwörter-Lexikon führt 394 Sprichwörter an, die meisten mit der metaphorischen Bedeutung von Lebensweg.[34] Das Wort »wandern« hängt sprachlich mit »wandeln« und »wenden« zusammen und weist in vielen Wortkombinationen auf die Wandlung und Weiterentwicklung der Persönlichkeit hin: »Wer wandert, wandelt sich mit jedem Schritt. Er bleibt nicht der Gleiche. In ihm bewegt sich etwas. Wandern und wandeln haben die gleichen Wurzeln ›wenden‹. Es geht beim Wandern um eine innere Wende, um eine Umkehr. Umkehr bleibt nicht einmalig, sondern beständiger Auftrag. Wandern heißt ›wiederholt wenden‹, sich ständig wandeln. … Wer wandert, wer fährt, der ›erfährt‹ sein Wandern als Wandlung und seinen Weg als ständige Bewegung, in die er selbst hineingenommen wird.«[35] »Weg als Metapher für unser Leben umgreift alles, was uns begegnet und geschieht, was wir erkunden und erleiden, was wir entwerfen und erreichen. Etwas bewegt uns. Wir setzen uns in Bewegung, wir haben Beweggründe und handeln verwegen. Wir wandeln Wege und deshalb wandeln wir uns. Weggefährten gehen mit uns, Wegzehrung brauchen wir und Wegweiser. Was wir ausgeschritten haben, wird uns zur Erfahrung. Wir setzen etwas in Gang, wollen Fortschritt und Wandel.«[36]

Wandern in diesem Sinne wird als ein Wandlungsgeschehen begriffen, bei dem wir uns von etwas abwenden, dem eigenen Haus, dem Gewohnten, der Heimat, dem bisherigen Leben und dem täglichen Um-gang mit unseren Mitmenschen. Gleichzeitig aber wenden wir uns etwas anderem zu, einer neuen Umgebung, neuen Gedanken, neuen Gewohnheiten, einem neuen Leben, genauer: einem Leben, das immer schon in uns angelegt war, aber bisher in der Tiefe unserer Seele verschattet und verborgen war, dem eigenen Selbst. Besinnliches Wandern erfasst unseren Körper und Geist in seiner gesamten Fülle, stößt Fremdes und Belastendes ab und fügt zur Einheit zusammen, was in uns wesentlich ist. Es stärkt und formt Körper, Geist und Seele zu einer vollständigen Persönlichkeit. Es kann uns ganz und heil machen.

Im christlichen Kontext von Pilgerfahrten oder mönchischem Wanderleben wird immer wieder die existenzielle Bedeutung des Wanderns und Wandelns, des Auf- und Ausbruchs, des Unterwegsseins, des Loslösens, der inneren Reinigung und Läuterung, der seelischen...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte Alltag verbessern • Axel Hacke • Das Leben verstehen • Folge dem weißen Kaninchen • Geist • Gelassenheit • Geschenk • Gesundheit • Glück • Glücklich leben • Glücklich sein • Körper • lebensfreude buch • Lebensführung • Lebensphilosophie • Lebensweisheiten • lebensweisheiten bücher • Meditation • Mensch und Natur • Natur • Naturbuch • Natur erfahren • Naturerfahrung • Natur erleben • naturverbunden leben • Philipp Hübl • Philosophie • philosophische Bücher • Pilgern • Respekt vor der Natur • Richard David Precht • Sachbuch Philosophie • Seele • Seele und Körper • Selbstfreundschaft • Trekking • Wandern • Wanderurlaub • Weisheit • Wilhelm Schmid
ISBN-10 3-426-45278-2 / 3426452782
ISBN-13 978-3-426-45278-3 / 9783426452783
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