Anbetung in der Praxis (eBook)
252 Seiten
mc-peppersongs (Verlag)
978-3-948101-02-2 (ISBN)
Martin Pepper ist ein evangelischer Liedermacher, der mit seinen Liedern über Jahrzehnte zu einer Stimme des christlichen Glaubens geworden ist, mit der sich viele Menschen identifizieren können. Er lebt in Berlin und tourt mit Konzertprogrammen, Inspirationstagen zum Thema Anbetung und musikalischen Gottesdiensten in allen deutschsprachigen Ländern.
1.1 Das Ziel anvisieren
Anbetung, die ins Schwarze trifft
Jemand sagte einmal: „Wer kein Ziel vor Augen hat, wird es mit Sicherheit erreichen“. Wenn wir Ziellosigkeit zum Programm machen, werden wir die daraus erwachsende Banalität und Frustration immer wieder sicher erreichen. Das ist keine schöne Aussicht.
Demgegenüber steht der Wille zum Erreichen oder Treffen eines Ziels. Die Treffsicherheit von Wilhelm Tell, Robin Hood und Catness Aberdeen (Hunger Games) ist legendär. Alle können ein Ziel so genau treffen, dass die jeweils erwünschte Wirkung eintritt und unerwünschte Schäden vermieden werden.
„Ins Schwarze treffen“ ist eine Metapher aus dem Schießsport. Beim Pistolen- oder Bogenschießen gibt es eine Pappe oder eine Scheibe mit einem Fadenkreuz und einem schwarzen Punkt in der Mitte. Die höchste Punktzahl bekommt der, der genau in dieses Schwarze trifft. Beim Biathlon hat ein Verfehlen des Ziels eine Strafrunde zur Folge. So perfektionistisch wollen wir in der Anbetung natürlich nicht denken. Bei Anbetung geht es auch nie um den ersten Platz in einem Wettbewerb, der andere durch unsere Führung zurückstuft. Hier geht es wie in vielen geistlichen Bereichen um das Erzielen von Win-win-Situationen, von der so viele Menschen wie möglich profitieren. Wir dürfen uns nicht am falschen Ziel orientieren und den Wettbewerb über die Beteiligung stellen. Im Archetypus 1 der Anbetung (die Schöpfung) habe ich Vitalität oder lebendige Teilnahme am Kreislauf des Lebens als eine Sprache der Anbetung definiert9. Das ist ein weiter und fließender Zielraum, in dem wir mit nur wenig Mühe sicher einige Treffer landen werden. Manchmal ist es einfach nur wichtig, dabei zu sein und zu sehen, was sich entwickelt. Trotzdem möchte ich das Ziel der Anbetung für den Gottesdienst etwas klarer umreißen.
Worauf zielt unsere Anbetung ab?
Was ist das „Schwarze“ in der Praxis der Anbetung? Wann haben wir „getroffen“ oder worauf genau sollen wir mit unseren Vorbereitungen abzielen? Gibt es überhaupt einen umgrenzten Bereich, einen solchen „schwarzen Punkt“ in der Anbetung? Oder ist es eigentlich egal, wohin wir zielen, solange wir nur irgendetwas in die Richtung singen und sagen, wo wir Gott vermuten? Ist Anbetung nicht in gewisser Hinsicht wie eine Stinger-Rakete, die, wenn sie ein Wärme ausstrahlendes Objekt irgendwo in der Nähe wahrnimmt, einfach abgeschossen werden kann und sich dann von selbst auf das Ziel lenkt?
Geistlich könnten wir für diesen Gedankengang mit der Allgegenwart Gottes argumentieren. Egal in welche Richtung du „schießt“, du wirst Gott schon irgendwie treffen. Dann könnte man sagen: Egal welche Lieder du aussuchst, egal welche Instrumente und Mitspieler du einbeziehst, egal in was für einer Umgebung Anbetung geschieht, Gott wird sich schon irgendwie daran freuen. Der Gedanke, dass Gott die Herzen der Menschen kennt und ihre unsicher gestammelten allgemeinen Gebete sammeln, reinigen und zu sich führen kann, ist sicherlich tröstlich, wenn es darum geht, perfektionistische Vorstellungen abzubauen und Gott entspannt anzubeten. Gott hat einen Weg, Menschen zu verstehen, anzunehmen und zu berühren, auch wenn diese sich nicht „religiös korrekt“ verhalten. Davon zeugen viele Geschichten und Aussagen in der Heiligen Schrift. Diese Wahrheit steht unangefochten für sich und bildet die Basis für alle weiteren Überlegungen.
Aber eine gewisse Ausrichtung ist im Glauben schon vonnöten. Es ist nicht egal, was wir glauben, und es ist auch nicht egal, wie ernst wir es damit meinen. Gott verbindet sich nicht gleichermaßen mit jeder belanglosen Äußerung dem Leben gegenüber. Gottes Nähe hat auch etwas Exklusives und Unbedingtes an sich, das sich mit jeder Art von Gleichgültigkeit oder Schludrigkeit reibt. Der Gott der Bibel will gesucht und gefunden werden: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden“ (Luk. 11,9). Gott zu finden und seine Nähe zu erleben ist ein Tat-Folge-Geschehen. Es verknüpft eine Begegnung mit ihm an bestimmte Haltungen. Die Erfüllung unserer Bitte nach der Nähe Gottes ist an einen Geist gebunden, der im Neuen Testament mit dem Oberbegriff „im Namen Jesu“ versehen ist. Damit ist nicht genau diese sprachliche Formel gemeint. Auch Lautstärke oder Bestimmtheit spielen keine Rolle. Das alles wären eher magische Vorstellungen von Gebet. Es ist vielmehr die Linie des Glaubens Jesu, in der wir „im Namen Jesu“ zu Gott kommen. Es ist die Mischung aus Demut, wagemutigem Vertrauen und der Vorstellung von einem liebenden, großzügigen Vater, die in dieser Formel mitschwingt. „So wie Jesus“, d. h. aus dem Geist Jesu heraus, in der Verehrung, Anbindung und Vertrautheit zu Jesus beten wir, wenn wir im Namen Jesu zu Gott beten. Unsere Zielvorstellung einer gelungenen Anbetung sollte also darin bestehen, dass wir Gott im Geist und in der Wahrheit Jesu verehren.
Der Gott der Bibel will gesucht und gefunden werden.
Eine andere Spur für die richtige Richtung unserer Hinwendung zu Gott ist das Liebesgebot:
Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit deinem ganzen Verstand und mit allen deinen Kräften. Das erinnert uns daran, dass Gott nie mit einer kleinen rituellen Abhandlung zufriedengestellt, besänftigt oder abgespeist werden kann. Erst wenn unsere Liebe zu ihm in eine Verehrung mündet, die uns ganzheitlich erfasst, sind wir auf der richtigen Spur. Unsere Anbetung trifft ins Schwarze, wenn sie den Gott anvisiert, den Jesus vor Augen hatte. Sie trifft, wenn sie sich nicht in Pflicht und Höflichkeit erschöpft, sondern eine ganzheitliche Liebe zu Gott anfacht.
Anbetung trifft ins Schwarze, wenn sie den Gott anvisiert, den Jesus vor Augen hatte und eine ganzheitliche Liebe zu ihm entfacht.
Das „Herz der Anbetung“
Es gibt einen Herzbereich der Anbetung, ein Inneres, ein warmes, pochendes, lebendiges Etwas, das mit uns in eine lebendige Resonanz tritt, wenn wir Gott „erreichen“ und von ihm „erreicht werden“. Matt Redman prägte diesen Begriff mit seinem Lied „I’m coming back to the heart of worship“.
Redman beschreibt hier allerdings nicht das gesamte Zielfeld der Anbetung, sondern nur einen Aspekt der Abweichung von diesem Herzen. Es ist die Verwandlung der Anbetung in ein „Ding“, eine Masche, die sich mit egoistischen Nebenabsichten verselbstständigt hat, wenn es doch eigentlich „nur um dich gehen sollte“ (it’s all about you). Hier klingt die Gefahr der Profanisierung durch, eine subtile Form der „Verweltlichung“ von etwas Reinem, nur auf Gott Ausgerichteten. Das kann die überzogene „Hip-Machung“ von Anbetung sein, um andere zu beeindrucken, oder der Fokus auf die Vermarktung von Anbetung für kommerzielle Ziele. Redman will zurück zu einem unschuldigen und authentischen Herzensgebet. Wir müssen auf dieses Herz der Anbetung zielen, eine unmittelbare und zweckfreie Begegnung mit Gott. Es muss etwas sein, das uns von anderen Göttern und Faszinationen wegführt, um es mit Gott selbst zu tun zu bekommen. Es ist das Ideal der Gemeinschaft mit unserem Schöpfer, der Liebe zu unserem Erlöser, der Begegnung mit unserem Herrn.
Geistliches Topfschlagen
Als Kinder spielten wir oft „Topfschlagen“ – die Aufgabe war, auf den Knien mit verbundenen Augen und dem Kochlöffel in der Hand den Topf zu treffen. Die anderen gaben uns Richtungshinweise: warm, wärmer, kalt, kälter, ganz kalt … Die Begeisterung war groß, wenn wir mit allgemeiner Unterstützung unser „Schwarzes“ trafen. Die Belohnung bestand darin, dass wir uns die Binde vom Kopf reißen konnten und eine Süßigkeit oder ein kleines Geschenk bekamen.
Für mich hat dieses kindliche Spiel eine tiefe, biblische Wahrheit: Wir finden Gott nicht immer allein. Anleitung und Anfeuerung können helfen.
Ebenso hilft eine gemeinsame Auswertung: Wo haben wir etwas von der Gemeinschaft mit Gott gespürt? Wo ging uns ein Stück „das Herz auf“ und wir erkannten, dass wir es mit dem Auferstandenen zu tun hatten? Die subjektive Resonanz des Einzelnen auf eine Anbetungszeit ist zwar immer stark von seiner individuellen Situation geprägt. Niemand kann repräsentativ für die ganze Gruppe sprechen. Aber es hilft, wenn wir Zeiten, Lieder und Momente „einkreisen“, in denen viele etwas Kraftvolles und Segensreiches gespürt haben. Finden ist ein Prozess des Tastens und Suchens, bis wir „auf etwas stoßen“, „etwas berühren“, „in Kontakt mit etwas kommen“.
Anbetung trifft ins Schwarze, wenn Menschen in einem Gottesdienst Gott wahrnehmen, erleben und finden. Wir könnten uns die Zielscheibe dann auch als eine Begegnungsfläche mit ineinander übergehenden Kreisen vorstellen, und zwar von außen nach innen. Es wäre dann eine Art Tempel-Modell mit Vorhof, Heiligtum und Allerheiligstem.
Das Tempel-Modell: Vorhof, Heiligtum und das Allerheiligste
Wir alle machen sicherlich die Erfahrung, dass geistliche Erlebnisse nie genau dieselbe Intensität, Dichte und Qualität haben. Wir erleben, dass wir selbst Phasen durchlaufen müssen, um feinere und tiefere Aspekte des Glaubens wahrnehmen zu können. Folgende drei Erfahrungsebenen sind mir für die Anbetung wichtig:
1. Gott wahrnehmen
Dies ist eine erste kognitive Annäherung (lat. cognoscere: kennenlernen, gedanklich erfassen). Hier beschäftigen wir uns erst einmal überhaupt mit Gott, wir richten unsere bewusste Aufmerksamkeit auf diese „Scheibe“. Es ist die gesamte Oberfläche, der Zielraum als Ganzes. Wenn wir auf diese Ebene treffen, haben wir Gott erst einmal in unserem Bewusstsein wahrgenommen. Wir sind beim Thema gelandet. Wir greifen den Hunger in unserer Seele auf und suchen nach dem Sinn dahinter. Wir nähern...
Erscheint lt. Verlag | 8.1.2019 |
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Reihe/Serie | Anbetung |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Religion / Theologie ► Christentum ► Gebete / Lieder / Meditationen |
Schlagworte | Anbetung • Anbetung leiten • Anbetungslieder begleiten • Anbetungszeiten vorbereiten • Lobpreis • Praxis |
ISBN-10 | 3-948101-02-7 / 3948101027 |
ISBN-13 | 978-3-948101-02-2 / 9783948101022 |
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