Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Selbstbewusstsein und Objektivität (eBook)

Eine Einführung in den absoluten Idealismus

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
211 Seiten
Suhrkamp Verlag
978-3-518-75782-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Selbstbewusstsein und Objektivität - Sebastian Rödl
Systemvoraussetzungen
17,99 inkl. MwSt
(CHF 17,55)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Gegen die verbreitete Idee, dass Erkenntnis, wenn sie objektiv sein will, die erste Person transzendieren muss, erklärt Sebastian Rödl in seinem neuen Buch, dass Erkenntnis nur durch ihren erstpersonalen Charakter Objektivität besitzt. Er bietet auf diesem Weg eine überraschende Einführung in den Absoluten Idealismus und unterminiert zugleich eine Reihe fraglos geltender Vorstellungen. Dazu gehört etwa die, Urteilen sei eine propositionale Einstellung und Schließen ein geistiger Vorgang, oder auch die, es gebe eine empirische Wissenschaft des Vermögens objektiver Erkenntnis. Rödl zeigt, dass sie alle der irrigen Idee entspringen, die Objektivität der Erkenntnis sei ihrem erstpersonalen Charakter entgegengesetzt.



Sebastian Rödl wurde 1967 geboren, studierte Philosophie, Musikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an der JWG-Universität in Frankfurt am Main und an der FU Berlin. Nach seiner Promotion 1997 mit der Arbeit <em>Selbstbezug und Normativität</em> verbrachte er eineinhalb Jahre als Postdoktorand an der University of Pittsburgh. 2003 habilitierte er sich mit der Arbeit<em> Kategorien des Zeitlichen </em>an der Universität Leipzig. Nach Gastprofessuren an der University of Chicago und der New School University New York war er Heisenbergstipendiat der DFG und Associate Professor of Philosophy an der University of Pittsburgh. Von 2005 bis 2012 war er Ordinarius für Philosophie an der Universität Basel, seit 2012 ist er Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Praktische Philosophie an der Universität Leipzig.

Sebastian Rödl wurde 1967 geboren, studierte Philosophie, Musikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an der JWG-Universität in Frankfurt am Main und an der FU Berlin. Nach seiner Promotion 1997 mit der Arbeit „Selbstbezug und Normativität“ verbrachte er eineinhalb Jahre als Postdoktorand an der University of Pittsburgh. 2003 habilitierte er sich mit der Arbeit „Kategorien des Zeitlichen“ an der Universität Leipzig, wo er von 1999 bis 2004 als Assistent und Oberassistent arbeitete. Nach Gastprofessuren an der University of Chicago und der New School University New York war er Heisenbergstipendiat der DFG und Associate Professor of Philosophy an der University of Pittsburgh. Seit Oktober 2005 ist er Ordinarius für Philosophie an der Universität Basel.   Der Gegenstand seiner systematischen Arbeit ist die Natur des menschlichen Denkens und Handelns, also Philosophie des Geistes und der Sprache, Erkenntnistheorie, Handlungstheorie. Die klassischen Autoren, die ihm am meisten bedeuten, sind Aristoteles, Thomas, Kant, Hegel, Frege, Wittgenstein.

7James Conant und Andrea Kern

Analytischer Deutscher Idealismus. 
Vorwort zur Buchreihe


Die Philosophie des Deutschen Idealismus – und damit meinen wir die Philosophie von Kant bis Hegel – scheint vielen durch die analytische Philosophie überholt. Nicht selten wird sie als Gegenprojekt zu dieser Tradition der Philosophie verstanden. Mit der Buchreihe »Analytischer Deutscher Idealismus« wollen wir sichtbar machen, dass die Philosophie des Deutschen Idealismus keinen Gegensatz zur analytischen Philosophie darstellt, sondern umgekehrt ihr Maßstab und Fluchtpunkt ist.

Die Reihe antwortet auf eine intellektuelle und gesellschaftliche Herausforderung, die durch die Renaissance des Naturalismus in den Wissenschaften erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist. Sie liegt in der für uns grundlegenden Frage, wie wir es verstehen können, dass wir geistbegabte Tiere sind, die einerseits das, was sie tun, aus Freiheit tun, deren Leben aber andererseits durch Gesetzmäßigkeiten bestimmt ist, die sie nicht selbst hervorgebracht haben. Es ist offenkundig, dass man diese Frage nicht beantworten kann, indem man ihre eine Seite – die Freiheit des Menschen – leugnet. Eine Naturalisierung des Geistes, die leugnet, dass all das, was das menschliche Leben ausmacht – Denken, Sprechen, Handeln, soziale Institutionen, religiöser Glaube, politische Ordnungen, Kunstwerke etc. –, Gegenstände sind, die, um mit Kant zu sprechen, dem Reich der Freiheit angehören, löst das Problem nicht, sondern kapituliert vor ihm. Doch auch wenn jeder sieht, dass diese Leugnung, die der Szientismus unablässig predigt, nicht das Resultat einer Erkenntnis sein kann, sondern vielmehr Ausdruck einer intellektuellen Hilflosigkeit ist, führt uns diese Reaktion ebenso vor Augen, dass die Frage nach der Einheit von Geist und Natur eine echte Frage ist, bei deren Beantwortung unser Selbstverständnis als geistige Wesen auf dem Spiel steht.

Die beschriebene Situation ist indes nicht neu. Blicken wir ins 18. Jahrhundert zurück, erkennen wir eine ähnliche intellektuelle Lage. Auch damals war es der Fortschritt der modernen Naturwissenschaften, der unser Selbstverständnis als geistbegabte Tiere 8herausgefordert hat. Der Deutsche Idealismus antwortet auf diese Herausforderung, indem er die Philosophie explizit durch die Frage nach der Einheit von Geist und Natur definiert. Im Angesicht der modernen Naturwissenschaft ringt die Philosophie von Kant bis Hegel darum, die zwei Seiten des Menschen zusammenzubringen: dass er ein Tier ist und doch ein geistiges Wesen, dass er Natur ist und doch Gesetzen unterliegt, die von anderer Art sind als die Gesetze der Natur: Gesetzen der Freiheit. Die Philosophie des Deutschen Idealismus ist von dem Bewusstsein durchdrungen, dass das Begreifen dieses Verhältnisses – des Verhältnisses von Geist und Natur, wie Hegel es zu Anfang seiner Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften formuliert – die bestimmende Aufgabe der Philosophie ist. Wenn wir daher mit der Buchreihe »Analytischer Deutscher Idealismus« die Philosophie des Deutschen Idealismus stärken wollen, dann weil wir meinen, dass der Deutsche Idealismus für die intellektuelle Herausforderung, der wir uns gegenübersehen, die maßgebliche Orientierung ist. Der Deutsche Idealismus liegt nicht hinter uns, sondern vor uns. Damit meinen wir, dass die Art und Weise, wie der Deutsche Idealismus seine grundlegenden Begriffe und Ideen, allen voran die Begriffe der Freiheit, der Vernunft und der Selbstbestimmung, entwickelt und artikuliert, dem gegenwärtigen philosophischen Bewusstsein vielfach unbekannt und verstellt ist. Das liegt teilweise daran, wie die Philosophie in Westdeutschland nach 1945 mit diesem philosophischen Erbe umgegangen ist. Sie hat ihre durch den Nationalsozialismus verursachte Verstümmelung viel zu wenig als solche erfasst und zu heilen gesucht. Damit hat sie sich in eine Lage gebracht, in der sie aus sich heraus nicht mehr die Mittel schöpfen konnte, um die Begriffe und Ideen, in denen sie zu Recht ihre Bedeutung sah, so zu artikulieren, dass sie als Maßstab der systematischen Arbeit erscheinen konnten. Für einen großen Teil der Jüngeren wurde dieser Maßstab stattdessen die analytische Philosophie angloamerikanischer Prägung.

So wichtig diese Erneuerung der Philosophie war, so entstand dadurch doch der falsche Eindruck, die analytische Philosophie und die Philosophie des Deutschen Idealismus seien Gegensätze, nämlich Orientierungen und Vorgehensweisen, die nicht nur nichts miteinander zu tun haben, sondern einander ausschließen. Die Bücher dieser Reihe möchten darum auch sichtbar machen, dass der Deutsche Idealismus von Kant bis Hegel nicht nur kein 9Gegensatz zur analytischen Philosophie ist, sondern eine Form, und zwar eine maßgebliche Form, der analytischen Philosophie. Der Deutsche Idealismus als analytische Philosophie ist eine Reflexion auf elementare Formen des Denkens und damit auf die Quelle unserer grundlegenden Begriffe, die diese Begriffe zugleich als notwendig ausweist. Philosophie ist, so sagt es Hegel, der Versuch, das Denken aus sich selbst zu begreifen. Sie ist ein Begreifen des Denkens, das von keinen »Voraussetzungen und Versicherungen« abhängt, wie er sagt, eine radikal voraussetzungslose Untersuchung der Voraussetzungen des Denkens. Darin liegt der gemeinsame Zug der Philosophie des Deutschen Idealismus: dass die Begriffe, die sie durcharbeitet, von nirgendwo her – von keiner Wissenschaft und keinem Common Sense – übernommen werden, sondern diese Begriffe nur so weit verwendet werden, wie sie als notwendig für das Denken erkannt werden. Diese Einsicht, dass die Philosophie ihre Begriffe nur aus dem Denken selbst nehmen kann, macht den radikalen Anspruch des Deutschen Idealismus aus. Und so ist die Idee der analytischen Philosophie, die Idee der Philosophie als logischer Analyse der grundlegenden Formen des Denkens und der Aussage, nirgends so streng durchgeführt worden wie im Deutschen Idealismus.

Unter dem Label »Analytischer Deutscher Idealismus« versammelt die Buchreihe Texte und Bücher, die auf exemplarische Weise Philosophie als analytische Aufklärung verstehen, im Geist und mit den Begriffen des Deutschen Idealismus. Die analytische Philosophie kommt erst da zu sich selbst, wo sie sich nicht von der idealistischen Philosophie abwendet, sondern auf diese ausgerichtet ist: in ihren Grundbegriffen und in der Radikalität ihrer Methode. Das mag manchen als provokante These anmuten, doch es gibt viele Beispiele, die ihr entsprechen. Gottlob Freges Begriffsschrift, die vielen als Gründungsdokument der analytischen Philosophie gilt, ist kein Gegenprojekt zum Deutschen Idealismus, sondern eine Weiterführung der kritischen Philosophie Kants. Und wenn wir uns zwei andere große Werke der analytischen Philosophie vergegenwärtigen, Wilfrid Sellars’ Empiricism and the Philosophy of Mind (deutsch: Der Empirismus und die Philosophie des Geistes) und Peter Strawsons The Bounds of Sense (deutsch: Die Grenzen des Sinns), sehen wir, dass sich die herausragenden Repräsentanten der analytischen Philosophie niemals vom Deutschen Idealismus ab10gewendet, sondern stets dessen Nähe gesucht haben. Das offizielle Selbstverständnis der analytischen Philosophie, in dem sie sich dem Empirismus verschreibt und sich damit dem Deutschen Idealismus entgegensetzt, ist ein Selbstmissverständnis. Der Empirismus, der sich für aufgeklärt hält, weil er die empirischen Wissenschaften zum Maß der Erkenntnis erklärt, ist in Wahrheit der Widersacher der analytischen Philosophie, nämlich der radikalen, der grundlegenden Analyse der Formen unseres Denkens und Verstehens. Soweit der Empirismus die analytische Philosophie dominiert, verdeckt er deren eigentliche Orientierung, die dieselbe ist wie die des Deutschen Idealismus.

Der vorliegende Band Selbstbewußtsein und Objektivität von Sebastian Rödl ist der sechste Band dieser Buchreihe, die 2015 durch den Band Wiedererinnerter Idealismus von Robert B. Brandom eröffnet wurde. Rödls Abhandlung trägt den Untertitel Eine Einführung in den absoluten Idealismus. Damit soll angezeigt werden, dass sie keine Einführung in die Philosophie irgendeines überlieferten Autors ist, auch nicht in die Philosophie Hegels, dessen Philosophie sich als eine Gestalt des absoluten Idealismus versteht. Sie ist vielmehr eine Einführung in einen...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2019
Übersetzer Carolin Böse-Sprenger
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Self-Consciousness and Objectivity
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie der Neuzeit
Schlagworte Fichte • Hegel • Kant • Philosophie • Schelling • Self-Consciousness and Objectivity deutsch • STW 2253 • STW2253 • suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2253
ISBN-10 3-518-75782-2 / 3518757822
ISBN-13 978-3-518-75782-6 / 9783518757826
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Migration und soziale Komplexität | Das Grundlagenwerk eines weltweit …

von Steven Vertovec

eBook Download (2024)
Suhrkamp (Verlag)
CHF 27,35