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Kann ich nicht sagen, muss ich nackt sehen (eBook)

Was Männer über Beziehung, Sex und Liebe denken

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
352 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-23543-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kann ich nicht sagen, muss ich nackt sehen -  Max &  Jakob
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Überraschend, ehrlich und direkt!
Kann man mit einem Podcast in Deutschland erfolgreich wie ein Popstar werden? Max und Jakob können es. Und zwar einfach indem die beiden miteinander darüber reden, was sie bewegt, glücklich macht oder runterzieht. Und große Überraschung: Das hat vor allem mit Frauen, Sex und Beziehungen zu tun. Dabei sind sie so gnadenlos ehrlich und selbstironisch, dass man nicht aufhören kann, ihnen zuzuhören. Weil sie einen zum Lachen und zum Nachdenken bringen. Und weil es in einer Welt voll perfekter Instagram-Accounts und Selbstoptimierungs-Ratgebern einfach wunderbar beruhigend ist, dass wir letztlich doch alle dieselben Hoffnungen, Ängste und Probleme haben.

Max ist der fleischgewordene Spießertraum mit Freundin, Kindern und Reihenhaus. Ein Leben, das sich jeder vielleicht mal vorgestellt hat, bevor es ganz anders kommt.

Jakob war bisher bekennender Dandy. Jetzt wurde er von einer Frau und der Nachricht, bald Vater zu werden, überrannt.

Zusammen haben sie den erfolgreichen Podcast »Beste Freundinnen«. Eine Beziehung, die zusammenpasst wie Romantik und Frittenfett, aber durch Herz und Humor verbunden ist.

Hannah


Max: Der Anruf kam von meinem Bruder: ob ich Lust hätte, was trinken zu gehen. Und danach auf eine kleine Feier mit seinen Arbeitskollegen. Ich hatte keine Lust, denn in meiner langen Singlezeit hatte ich mich an den Komfort, Zeit allein in meinen eigenen vier Wänden zu verbringen und exzessiv am Rechner zu spielen, sehr gewöhnt. Ich war zu einem sozialen Faultier geworden, das lieber wie mein Abwasch in der Spüle vor sich hin stank.

Als ich mir diese Tatsache vor Augen führte, wurde mir schlagartig klar, dass ich etwas ändern musste, und wenn auch nur für diesen Abend. Ich schleppte also meinen seit vier Tagen ungeduschten Körper von meinem Schreibtischstuhl ins ungeputzte Bad.

Ich pellte mich aus meiner wochenlang getragenen grauen Gammelhose, die im Schritt durch Spermaflecken verkrustet war, zog mein fettfleckiges T-Shirt aus und begab mich in die Dusche des Grauens. Wahrscheinlich schaffen es nur Männer, diesen Ort der Sauberkeit so stark verdrecken zu lassen, dass man nach dem Duschen das Gefühl hat, man müsse gleich noch mal unter den reinigenden Wasserstrahl.

In der Dusche wollte ich mir noch einen runterholen, entschied mich aber dagegen. Ist der Lurch erst mal entleert, werden Körper und Geist so kraftlos, dass eine Absage an meinen Bruder vorprogrammiert gewesen wäre. Ich benutzte also wie immer Duschgel für Körper und Haare, zog mit meiner verrosteten Rasierklinge den Lachs ab und stieg triefend nass aus der Dusche.

Vor meinem Badezimmespiegelschrank betrachtete ich meinen erschlafften Mittzwanzigerkörper und redete mir ein, dass in ihm doch noch etwas Attraktives stecken musste. Kaum Bizeps, Hühnerbrust, ein bisschen Bauch, aber ein wunderschöner, gerader Penis. Zumindest hatte mir das mal eine Ex-Freundin gesagt: Ich hätte zwar nicht den größten, aber dafür einen »sehr schönen« Schwanz. Immer wieder kommt mir der absurde Gedanke, ob ich den wohl von meinem Vater geerbt habe. Kann man darauf stolz sein, dass einem der Vater einen schönen Penis vererbt hat? Freut man sich, wenn der Sohn einen schönen Schwanz hat, oder ist man andernfalls enttäuscht, wenn er keinen Prachtschwengel hat wie man selbst? Immer wieder habe ich mir diese Fragen vor dem Spiegel gestellt. Bei genauer Betrachtung meines besten Stücks sehe ich, dass die rostige Rasierklinge an zwei Stellen für blutige Stellen gesorgt hat. Schnell die Boxershorts drübergezogen, dann kann das Blut daran festtrocknen.

Ich war noch nie an Kosmetikprodukten für Männer interessiert. Ich hatte aber auch selbst zu Teeniezeiten Glück mit meiner Haut und habe generell an meinem Gesicht nichts auszusetzen. Meine Hygieneprodukte beschränken sich auf Dusch- und Haargel, Zahnpasta und einen Deoroller. Was braucht man denn auch sonst noch? Ich kenne Männer, die sich mit allem möglichen Zeug vollklatschen. Mir ist beim Begrüßen von Kumpels schon oft aufgefallen, wie gut andere Männer riechen. Vermutlich rieche ich nicht so, aber dieser Parfümgeruch ist für meine Nase auch nicht männlich – ein Mann muss meiner Ansicht nach immer ein kleines bisschen nach Schweiß riechen.

Mein Dresscode ist ähnlich unspektakulär wie mein Hygieneritual und beläuft sich auf Bluejeans, ein logofreies einfarbiges T-Shirt, meist in Schwarz oder Weiß, und Sneakers. Oder zur Not auch etwas feinere Schuhe. Meine Klamotten waren noch nie die ausgefallensten, haben aber ihren Dienst bisher immer erfüllt, und ich habe noch keine Frau sagen hören: »Ich schlafe wegen deines langweiligen Outfits nicht mir dir.« Außerdem versprach der Abend auch nicht, heute eine Frau mit nach Hause zu nehmen, warum also sich die Mühe machen.

Ich nahm meine Jacke, denn es war Winter. Das war in letzter Zeit auch der Grund, wieso ich viele Verabredungen noch an diesem Punkt abgesagt hatte. Heute nicht, beschloss ich, denn das Gefühl danach ist immer beschissen.

Ich lief also aus meiner kleinen Ein-Zimmer-Wohnung zum nächsten Bahnhof. In der Bahn musterte ich jede Frau wie ein Krokodil die Gazelle am Wasserloch und redete mir dabei ein, dass sie meine gierigen Blicke nicht bemerken würden. Auf dem Weg zu der Kneipe drehte ich mich, wie von einem Instinkt getrieben, nach jeder Frau um, die an mir vorbeilief, um ihr auf den Arsch zu gucken. Was versprechen sich Männer eigentlich davon, wenn sie den kurzen Blick auf den Arsch einer Frau erhaschen? Aber es findet jedes Mal eine kleine Bewertung statt, die weit über die Form des Pos hinausgeht. Während ich mich immer wieder umdrehte, versuchte ich, die Persönlichkeit der jeweiligen Frau aus ihrer Poform herauszulesen, und kam mir dabei vor wie ein Wahrsager, der zwei runde Kristallkugeln hält. War der Arsch fest und wohlgeformt, gehörte er sicher einer zielstrebigen, selbstbewussten Frau, sah er eher weich aus, wäre sie wohl eher der gemütliche, langweilige Typ. Das ist eine Art Kunstform: »The Art of Ass Guessing«. Obwohl mir bewusst war, dass mir dieser Moment eigentlich nichts gab, war ich konditioniert wie Nachbars Lumpi auf seinen Rammelhasen.

Schließlich erreichte ich mein Ziel und betrat irgend so eine Hipster-Bar, eine, die vor Kreativität aus allen Nähten platzte, vollgestopft mit alten Sofas. Das Mauerwerk war bis auf die Steine blank gelegt. Das Highlight war eine Badewanne in der Mitte, in die man sich setzen konnte. Wer glaubte eigentlich ernsthaft, dass alte modrige Sofas und eine Badewanne bequem sind? Ich hasste diese Szene-Bars. Kennst du eine, kennst du alle – und das Publikum wirkt auch jedes Mal so, als ob es selbst nicht weiß, wie es hierhergeraten ist. Nach dem Motto: Ich wollte was anders machen als meine Eltern, also ging ich nach Berlin. Vermutlich hat einer aus dem Freundeskreis diese »total hippe Kneipe« empfohlen, und der Rest wundert sich, so wie ich, was das hier soll.

Ich begrüßte meinen Bruder und meine Kumpels in dem dafür vorgesehen Begrüßungsritual, den »Bro Shakes«. Wir waren alle zu cool, um uns vernünftig die Hand zu geben, und zu gehemmt, um uns herzlich zu umarmen. Ich bestellte ein Bier, wir prosteten uns männlich zu und laberten belangloses Zeug. Was Männer halt so reden. Keiner will etwas von dem anderen wissen, alle wollen einen unbeschwerten Abend verbringen. Die Jungs, die Single sind, wollen nix von den Typen in Beziehungen hören, und die Vergebenen haben keinen Bock, sich über die Eroberungen der anderen die Ohren vollquatschen zu lassen. Also wird viel Bier getrunken, der eine oder andere Schnaps geext, bis die Stimmung gut genug ist, um weiterzuziehen.

Wir wollten an dem Abend in keinen Klub, sondern auf die Privatparty eines Arbeitskollegen meines Bruders. Der hatte einen Tisch in einem halb versnobbten Klub reserviert, und somit mussten wir erst mal klären, ob man da mit Sneakers überhaupt reindürfte. Eigentlich kommt man in Berlin mit Turnschuhen in fast jeden Klub, aber manchmal sind die Türsteher zickig oder nehmen die Schuhe als Vorwand, eine Horde betrunkener Männer nicht in den Klub einzulassen. Schnell stellte sich heraus, dass es in diesem aber kein Problem sein würde. Also wurde ein Großraumtaxi bestellt, denn es musste jetzt alles ganz schnell gehen, solange der Pegel noch auf »gute Laune« stand. Das Reinkommen in den Klub war kein Problem, und nachdem sich alle untereinander vorgestellt hatten, waren wir eine Gruppe um die zwanzig Personen. Erfreulicherweise hatten sich auch ein paar Frauen dazugemischt, sodass die Stimmung nicht mehr ganz so testosterongeladen war.

Hier lernte ich Hannah kennen. Sie war auf den ersten Blick überhaupt nicht mein Typ: rot gefärbte Haare, sehr kleine Brüste, und ihre markanten Gesichtszüge gefielen mir auch nicht wirklich. Dafür hatte sie einen knackigen, schönen Körper, wie ihn nur junge Frauen haben können. Meine Motivation, mit ihr zu reden, kam vor allem daher, dass ich so massiv untervögelt war. Ich glaube, genau die Mischung aus Geilheit und leichtem Desinteresse sorgte dafür, dass sie sich wiederum für mich interessierte. Sie deutete meine Geilheit als Anziehung und mein Desinteresse vermutlich als Spiel oder Souveränität.

Der Abend verlief entsprechend. Ich unterhielt mich angeregt mit ihr, nur um das Gespräch immer wieder zu unterbrechen, indem ich mich von anderen Leuten ablenken ließ. Das Ganze trieb ich so weit, dass sie zum Ende des Abends fast schon wütend auf mich war und ich nur mit großer Überredungskunst ihre Nummer bekam. Auch wenn ich anfänglich kaum Interesse gehabt hatte, hatte ich jetzt doch einiges investiert – diese Gelegenheit wollte ich nicht einfach verpuffen lassen. Ich weiß noch, wie ich schließlich mit einer billigen Wette an ihre Nummer kam. Allein, dass sie sich darauf einließ, zeigte mir: Hier könnte noch mehr gehen. Nicht heute, aber vielleicht nach ein paar Dates.

Ich torkelte also mit der Nummer in meinem Handy aus dem Klub und fuhr mit dem nächsten Taxi nach Hause. Dort angekommen, entledigte ich mich meiner Kleidung und schmiss mich betrunken aufs Bett. Ich nahm mir noch fest vor, Hannah morgen anzuschreiben, bevor ich einschlief.

Am nächsten Tag wachte ich völlig verkatert erst am späten Nachmittag auf. Ich kann bis heute nicht verstehen, wohin meine Kampftrinker-Leber verschwunden ist. Als Achtzehnjähriger betrieb ich Leistungssport, und sogar neben den Wettkämpfen war das Trinken für mich kein Problem. Aber ein paar Jahre später kam ich mir vor wie ein alter Mann, der nicht in der Lage ist, nach einer durchzechten Nacht alleine aus dem Bett zu kriechen. Als ich es dann doch noch schaffte, frühstückte ich, nur um mich danach noch schlechter zu fühlen als zuvor. Weil ich nichts anderes zu tun hatte, nahm ich mein Handy und tat das, womit man in der Kennenlernphase erst mal warten sollte. Ich schrieb Hannah eine WhatsApp-Nachricht. Natürlich reagierte sie erst...

Erscheint lt. Verlag 11.2.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte beste Freundinnen • Beziehungsalltag • eBooks • Felix Lobrecht • Freundschaft • Generation Beziehungsunfähig • Humor • Leila Lowfire • Liebe und Sex • Männer verstehen • Michael Nast • Mittdreißiger • Podcast • Psychologie • Senna Gammour • Sex • sex life • Sinn des Lebens
ISBN-10 3-641-23543-X / 364123543X
ISBN-13 978-3-641-23543-7 / 9783641235437
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