Der überforderte Frieden
Meisterhaft und mit dem Blick für die globalen Zusammenhänge erzählt Jörn Leonhard, wie die Welt vom Krieg in den Frieden schlitterte und was diese Zeitenwende für den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts bedeutete.Der Erste Weltkrieg war ein industrialisierter Massenkrieg. Je länger er dauerte, desto mehr veränderte er die Gesellschaften, die ihn führten, und desto rasanter entwertete er das Wissen der Politiker. Wie sollte man ihn beenden? Jörn Leonhards eindrucksvolles Buch erkundet die Ereignisse in Europa und weit darüber hinaus, es wechselt zwischen Akteuren, Orten und Perspektiven und es zeigt, wie sich Aufbrüche und Untergänge, Revolutionen und fortdauernde Kämpfe mit der Suche nach Frieden verbanden. Dabei werden die hochfliegenden Erwartungen und die teils widersprüchlichen Versprechen ebenso deutlich wie die erdrückenden Probleme bei der Umsetzung und die Unterschiede zwischen den Annahmen in Paris und den Realitäten vor Ort.
Ob im Blick auf untergehende Reiche und neue Staaten, ethnische Minderheiten oder das neue Massenphänomen von Flucht und Vertreibung: Aus der Art und Weise, wie der Krieg zu Ende ging, entstand ein schwieriges Erbe - bis in unsere Zeit.
Jörn Leonhard ist Professor für Westeuropäische Geschichte an der Universität Freiburg.
Inhalt
I. "Die ganze Welt wird anders": Vergangenheit und Zukunft am Ende des Krieges
II. Hohe Erwartungen, offene Ausgänge: Die Scharniere des Krieges 1916 bis 1918
1. Kriegsziele, Friedensinitiativen und die paradoxe Ökonomie der Opfer
2. Neue Utopien und entfernte Verwandtschaft: Weltrevolution, Weltdemokratie, Selbstbestimmung
3. Asymmetrischer Frieden und progressive Rhetorik: Brest-Litowsk und die Vierzehn Punkte Woodrow Wilsons
4. Die ideologischen Arsenale des Friedens
III. Reiche und Revolutionen: Das lange Kriegsende im Herbst 1918
1. Aufteilen und Erhalten: Das Ende des Krieges im Osmanischen Reich
2. Loyalitätswandel und Legitimitätskrise: Der Zerfall der Habsburgermonarchie
3. Fragiler Konsens, überzogene Hoffnungen: Der lange Weg der Alliierten und Deutschen nach Compiègne
4. Drei Waffenstillstände zwischen Kapitulation und Revolution
IV. Triumph und Trauer: Der globale November 1918
1. Herausfinden und Zurückfinden: Der November 1918 der Soldaten
2. Emotion und Epoche: Heimatfronten zwischen Restabilisierung und Verunsicherung
3. Kapitulation und Ermächtigung: Das weltweite Kriegsende
4. Gespiegelte Geschichte? August 1914 und November 1918
V. Nach dem Krieg, vor dem Frieden: Das "Traumland" zwischen November 1918 und Frühjahr 1919
1. Kurze Wege nach Paris: Erschöpfte Sieger und erhoffte Friedensdividenden in Europa
2. Lange Reisen nach Europa: Globale Akteure und konkurrierende Erwartungen
3. Entscheidungen, Bedrohungen, Vorbereitungen: Die Zwischenzeit der deutschen Republik
4. Variationen und Improvisationen der Niederlage: Österreich und Ungarn zwischen Revolution und Frieden
5. Nach dem Imperium: Staatsbildung und umkämpfte Souveränität in Ostmittel- und Südosteuropa
6. Erosion und Intervention: Übergangszonen zwischen Russland und dem Osmanischen Reich
7. Ansprüche und Visionen: Kolonialgesellschaften nach dem Krieg
8. Vor Paris: Die Hypotheken der Zwischenzeit
VI. Aus dem Krieg und wieder zu Hause: Demobilisierte Gesellschaften und remobilisierte Gewalt
1. Zurückkehren und empfangen werden: Von Soldaten zu Veteranen
2. Rekonstruktion, Reintegration und Exklusion: Die widersprüchliche Heimat des Nachkrieges
3. Unterwegs und dazwischen: Flüchtlinge, Staatenlose und der Kampf um Anerkennung und Status
4. Übergänge und Entgrenzungen: Das Kontinuum der Gewalt
5. Utopie und Untergang: Intellektuelle Diagnosen und Aufbrüche
6. Nach dem Krieg: Generationen und Frakturen
VII. Moral und Interesse: Die Pariser Friedenskonferenz ab Januar 1919
1. Eröffnen und Ausschließen, Anwesende und Abwesende: Die Widersprüche der Konferenz
2. Wissen, Arkanum und Öffentlichkeit: Die Konferenz der Experten, Diplomaten und Journalisten
3. Vertrauensvorschuss und Glaubwürdigkeitskrise: Der Kampf um die Völkerbundakte
4. Dekolonisierungsimpuls und Machtinteresse: Der Testfall der Mandate und die Zukunft des Kolonialismus
5. Das Vakuum der postimperialen Zusammenbruchzone: Konkurrierende Ansprüche in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa
6. Ansprüche und Wirklichkeiten: Der Nahe Osten in Paris
7. Verflochtene Agenden: Deutschlands Status, Polens Staat,Frankreichs Sicherheit
8. Schuld und Schulden: Von der moralischen zur politischen Ökonomie der Reparationsfrage
9. Der Krieg als Verbrechen: Auf der Suche nach einer internationalen Rechtsordnung
10. Saarland und Fiume, Schantung und Kleinasien: Die Krise der Konferenz im April 1919
11. Nebenbühnen, Katzentische, Hinterzimmer: Globale und postkoloniale Vorstellungen jenseits der Friedenskonferenz
12. Der Preis der Kompromisse: Stabilisierungsleistung und Aporien auf der Pariser Friedenskonferenz im Frühjahr 1919
VIII. Die polyzentrische Krise: Paris und die Welt seit März 1919
1. Die Präsenz der Abwesenden: Revolutionärer Internationalismus und nationale Behauptung in Russland und Ungarn
2. Die bedrohte Republi
"Sein Buch über Versailles und die Folgen ist das ganz große Geschichtswerk, das beim Verständnis der Gegenwart hilft (...) Gedanklich schwankt man ständig zwischen den Jahren 1918 bis 1923, die Leonhard behandelt, und der Zeit heute. Weil das so spannend und lehrreich ist: Leonhard lesen."
SPIEGEL, Dirk Kurbjuweit
"Wo immer man es aufschlägt, lässt sich etwas lernen."
Historische Zeitschrift, Marcus M. Payk
"Das eindringliche Plädoyer für die Offenheit von Geschichte gerade im multipolaren Zusammenhang wendet sich streng gegen jede monokausale, national verengte Geschichtsklitterung im Nachhinein und damit unausgesprochen gegen eine politische Instrumentalisierung von Geschichte überhaupt. Das ist die Essenz dieses Spitzenwerks deutscher Globalgeschichtsschreibung."
Deutschlandfunk Kultur, Jörg Himmelreich
"Niemand erzählt und analysiert (...) detaillierter und klüger als Jörn Leonhard (...) Ein Meilenstein für Checker und Mehr-checken-Woller."
Sächsische Zeitung, Oliver Reinhard
"Leonhard schreibt einen klaren, gut lesbaren Stil, verzichtet auf alle Effekthascherei, überzeugt durch seinen multiperspektivischen Ansatz und differenzierte Analyse. Der Blick auf unsere Welt und ihre Geschichte im 20. Jahrhundert ist nach der Lektüre ein anderer."
Buchbesprechungstage des Börsenvereins, Wolfgang Niess
"Es gibt Standardwerke, um die man gut herumkommt. Um dieses nicht."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Andreas Kilb
"In dieses Zeitreise-Buch kann man sich versenken (...) Ein Standartwerk."
Die Literarische WELT, Marc Reichwein
"Anschaulich und perspektivenreich (...) In seinem großen, Maßstäbe setzenden Buch 'Der überforderte Frieden' erzählt Jörn Leonhard eine Globalgeschichte dieser Zeitenwende."
Süddeutsche Zeitung, Jens Bisky
"Wer Leonhards monumentales Buch liest, sieht schärfer, in welcher Welt wir zu leben haben."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Stephan Speicher
Erscheinungsdatum | 10.10.2018 |
---|---|
Zusatzinfo | mit 88 Abbildungen und 15 Karten |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Maße | 139 x 217 mm |
Gewicht | 1529 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► 20. Jahrhundert bis 1945 |
Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Neuzeit (bis 1918) | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Europäische / Internationale Politik | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Staat / Verwaltung | |
Schlagworte | 20. Jahrhundert • Deutschland • Diplomatie • Erster Weltkrieg • Flucht • Frankreich • Frieden • Geschichte • Großbritannien • Krieg • Minderheiten • Paris • Politik • Revolutionen • Vereinigtes Königreich • Versailles • Vertreibung |
ISBN-10 | 3-406-72506-6 / 3406725066 |
ISBN-13 | 978-3-406-72506-7 / 9783406725067 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich