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Die Urschönheit des Menschen

Der siebenstufige Weg – unter besonderer Berücksichtigung der Individuation nach Carl-Gustav Jung und der Geistigen Wiedergeburt nach Emanuel Swedenborg
Buch | Hardcover
548 Seiten
2017 | 3. Auflage
Shaker (Verlag)
978-3-8440-5297-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Urschönheit des Menschen - Marianne Katterfeldt
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In einer Zeit des Rationalismus, des Materialismus und vielfältiger Verunsicherungen stellt sich die dringliche Frage, wie die Errungenschaften von Wissenschaft und Technologie in Harmonie gebracht werden können mit der seelisch-geistigen Dimension des Menschen, der weithin immer weniger Raum gegeben wird. „Die Seele gerät in Atemnot“ (Karlfried Graf Dürckheim).

Die Wissenschaft verfügt heute in Biologie, Medizin, Psychologie und Anthropologie über ein umfangreiches Wissen. Keine Zeit wußte mehr über den Menschen. Darüber hinaus gibt es aber auch ein intuitives Wissen, das auf inneren Erfahrungen beruht und teilweise in religiösen Schriften niedergelegt wurde. Es beschäftigt sich mit den Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen als „Bürger zweier Welten“ (Swedenborg), dessen Leben eingebettet ist in ein sein normales Bewußtsein transzendierendes größeres Leben. Für seine Erkenntnisse auf der Suche nach dem transzendenten Urgrund des Seins und nach seiner eigenen Bestimmung seit uralten Zeiten prägte Leibniz den Ausdruck „Philosophia perennis“ – ewige oder immerwährende Liebe zur Weisheit. Dabei findet sich mit erstaunlicher Übereinstimmung die Vorstellung von sieben kosmischen Seinsebenen. Eine siebenfache Wesensstruktur des Menschen ist beispielsweise mitgeteilt in der ägyptischen Überlieferung und in der Sanscrit-Tradition. Auch in der christlichen Mystik findet sich ein siebenfacher Entwicklungsweg, u. a. bei Theresa von Avila mit ihren sieben Wohnungen der Seele und bei Meister Eckhart in dem Text über „die sieben Stufen des schauenden Lebens“.

Der Begründer der „Analytischen Psychologie“, Carl Gustav Jung (1875 – 1961), erarbeitete ein Konzept individueller menschlicher Entwicklung mit dem Ziel immer umfassenderer Ganzheit, welches er „Individuation“ nennt. Im Rahmen seines Interesses an einer kulturübergreifenden vergleichenden Psychologie setzte er sich mit östlicher Weisheit auseinander und fand in den sieben Entwicklungsphasen des indischen Kundalini-Yoga eine Parallele zu den Stufen dieses Individuationsweges. Einen inneren Entwicklungsprozeß in sieben Stufen beschreibt auch der Naturforscher und Visionär Emanuel Swedenborg (1688 – 1772), er nennt ihn in Bezug auf die biblische Überlieferung „Geistige Wiedergeburt“ des Menschen, in welcher dieser seine ursprüngliche Wesensgestalt, seine Urschönheit (Gregor von Nyssa) wiedererlangt. Diesen Prozeß sieht er dargestellt in den sieben Tagen der Schöpfungsgeschichte.

In der Vorwegnahme einer Art moderner symbolischer Bibelauslegung, aber durch seine Sehergabe auch weit darüber hinausgreifend, stellt er einen inneren Bezug her zwischen der Gott-Ebenbildlichkeit des Menschen, dem Sündenfall, der Schöpfungsgeschichte und dem von Jesus verkündigten inneren Gottesreich. Es geht um das Versehrtsein des Menschen und um sein Heilwerden. Der in Individuation und geistiger Wiedergeburt dargestellte innere Entwicklungsweg verweist auf in der heutigen Zeit weitgehend ungeahnte geistige Dimensionen, die dem Menschen innewohnen. Erst ihre Verknüpfung mit dem heute ebenso unermeßlichen „äußeren Wissen“ kann der Menschheit eine Zukunft geben und zerstörerischen Kräften Einhalt gebieten.

Zunächst wird auf die Überlieferung einer siebenfachen Wesensstruktur des Menschen in verschiedenen geistigen Traditionen eingegangen. Nach einer Einführung in die Analytische Psychologie nach C. G. Jung folgt eine Darstellung seiner Beschäftigung mit der Chakrensymbolik des Kundalini-Yoga und ihres Bezuges zu den sieben Stufen des Individuationsweges. Sodann werden wesentliche Teile aus dem religiösen Werk Emanuel Swedenborgs ausgeführt. Sie betreffen den inneren Aufbau des Menschen, die Einbettung seiner inneren Wesensstruktur in sieben kosmische Seinsebenen und die Geistige Wiedergeburt in sieben Stufen. Die Deutung des inneren Sinnes der Schöpfungsgeschichte verweist auf deren zeitenüberdauernde Aktualität, da sie keine Naturgeschichte, sondern eine Heilsgeschichte ist. Abschließend wird auch berücksichtigt, wie Swedenborg zentrale christliche Themen einem heutigen Verständnis zugänglich macht. Graphische Darstellungen, Aussagen von Mystikern und anderen geisterfahrenen Menschen, Gedichte und Abbildungen aus dem Bereich der Kunst runden das Thema ab.

Das Buch wendet sich an Leser, denen ihre eigene seelisch-geistige Entwicklung im Dienste der ganzen Schöpfung ein ernsthaftes persönliches Anliegen ist. Es kann sowohl ein neues Verständnis für die christliche Religion als auch für den Dialog der Religionen vermitteln. Dabei wird Toleranz für religiöses Erfahrungswissen, für intuitive und durch außergewöhnliche Geistoffenheit gewonnene Erkenntnisse und Aufgeschlossenheit für Symbolik gewissermaßen vorausgesetzt, durch die Lektüre des Buches aber auch gefördert.

Dieses Werk dürfte für Leser interessant sein, die sich mit der Analytischen Psychologie nach C. G. Jung beschäftigen und sich gleichzeitig der christlichen Religion verbunden fühlen, da es die Individuation in Verbindung bringt mit zentralen biblischen Inhalten. Darüberhinaus werden auch weitere Gemeinsamkeiten von Swedenborg und Jung aufgezeigt. Ebenso könnte das Buch sowohl einer Theologie, einer Psychologie und auch einer Philosophie, die über die oben angesprochene Toleranz verfügt, neue Impulse geben und für seelsorgerliche und therapeutische Berufe hilfreich sein.

Dieses Buch ist nichts für Vielleser. Auch nichts für Beckmesser – obgleich es gut geschrieben ist. Dieses Buch ist auch nichts für Schnellleser, die Angst vor Tiefe haben – sie werden verführt werden, über sich und die Welt nachzudenken. Es ist auch nichts für diejenigen, die das Bedürfnis haben, Kollegen und Autoren in einem bestimmten Eckchen ihrer engen Karteikästchen einzuordnen – es ist nicht einfach einzuordnen, wie es die Ansätze der Analytischen Psychologie C. G. Jungs auch nicht sind.

Marianne Katterfeldts Buch ist zunächst die sorgfältige Beschreibung ihres Weges, das Innerste von Welt und Kosmos zu erfassen und damit den eigenen Platz und sich selbst zu finden. Ihre Sorgfalt ist beispielhaft, und ihr Wissen ist immens. Es ist spannend zu sehen, wie sie aus dem Paradigma C. G. Jungs und Swedenborgs Bausteine für ihren Individuationsweg findet und etwas Eigenes entsteht. Mir ist es nicht möglich gewesen, das Buch in einem Stück zu lesen. Ich ziehe es vor, immer wieder hineinzuschauen und nachdenklich in ein Vierergespräch mit Katterfeldt, Jung und Swedenborg einzutreten. Dieses würde ich auch Anderen empfehlen, wenn sie sich mit der »Urschönheit des Menschen« beschäftigen.

Beeindruckt hat mich, dass endlich wieder einmal eine Kollegin aus ihrer Fühlfunktion heraus schreibt und dieses mit ihrer Denkfunktion verbinden kann. Hier allerdings setzt auch meine Kritik an manchen Autoren an: Ich weiß, wie schwer es ist, Maximen wie hoch und tief zu vermeiden. Als Psychoanalytiker möchte ich von niemanden sagen, dass er »ein Erleuchteter und damit erleuchteter als Andere « ist. Marianne Katterfeldt tut es nicht. Andere rutschen auf solchen Bahnen immer wieder in die Dreiklassengesellschaft der Gnosis.

Gert Sauer, Stuttgart

Quelle: Brandes & Apsel Verlag

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Berichte aus der Psychologie
Verlagsort Aachen
Sprache deutsch
Maße 210 x 297 mm
Gewicht 1615 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Psychoanalyse / Tiefenpsychologie
Schlagworte Analytische Psychologie • Carl-Gustav Jung • der siebenstufige Weg • Emanuel Swedenborg • geistige Wiedergeburt • Individuation • Theologie • Tiefenpsychologie • Urschönheit
ISBN-10 3-8440-5297-6 / 3844052976
ISBN-13 978-3-8440-5297-8 / 9783844052978
Zustand Neuware
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