Idealität als Krankheit? (eBook)
201 Seiten
Psychosozial-Verlag
978-3-8379-6803-3 (ISBN)
Unsere Gesellschaft erzeugt verpflichtende Ideale, die die Verbindung zu ihrem Gegenpol verloren haben und in dieser Einseitigkeit zu Dauermobilisierung und Erschöpfung führen. Selbstoptimierungsstrategien und öffentlich geforderte Tugenden wie Transparenz und Erreichbarkeit haben längst religionsähnliche Formen angenommen, und auch Therapeutinnen und Therapeuten können sich dem Druck kollektiver Ideale nicht entziehen. Doch führt das Streben nach Idealität zwangsläufig zu Krankheit, wie viele SozialwissenschaftlerInnen und PsychoanalytikerInnen vermuten?
Dieter Funke untersucht die unserer Gesellschaft zugrunde liegenden Ideale und stellt einen Zusammenhang zu Krankheiten wie Depression und Persönlichkeitsstörungen her. Indem er eine relational fundierte Theorie des Ich-Ideals entwickelt, schafft er ein Instrumentarium, mittels dessen er sowohl den destruktiven als auch den konstruktiven Einfluss von Idealen und damit auch ihr entwicklungsförderndes Potenzial aufdeckt.
Vorwort
Einleitung
Idealität als Krankheit?
Die postreligiöse Gesellschaft und ihre Ideale
Postreligiöse, säkulare oder postsäkulare Gesellschaft?
Profane Ritualisierungen als Schablone
Ideale in der postreligiösen Gesellschaft
Psychogramm der Ideale
Herleitungen: Das Ideal in primärnarzisstischer Perspektive
Das Ich-Ideal: Erbe eines frühkindlichen Narzissmus?
Die monopolare Sicht Freuds
Ich-Ideal und Destruktion: Chasseguet-Smirgel und Grunberger
Differenzierungen: Ich-Ideal und Ideal-Ich
Die Grenzen eines monopolaren Verständnisses des Narzissmus
Ideal-Ich, Ich-Ideal und Über-Ich
Weiterführungen: Ideale als Beziehungsschicksale
Ein bipolares Verständnis des Ich-Ideals
Die leiblichen Grundlagen des Ich-Ideals
Das Ich-Ideal als Behälter für bipolare Erfahrungen von Einssein und Getrenntsein
Das Ideal-Ich als Folge fehlender Bindung, Resonanz und Anerkennung
Projektion des Ideal-Ichs: Elternimago
Das Ideal-Ich als Spaltungsprodukt – das Ich-Ideal als Instanz bipolarer Ganzheit
Ambivalenzspaltung und Ambivalenztoleranz
Der Verlust gegenpoliger Ganzheit
Beziehungsdynamischer Hintergrund gespaltener Ganzheit
Ersatzpartnerschaft und Verelterlichung: Eine transgenerationelle Sicht des ödipalen Konflikts
Zusammenfassung: Ich-Ideal zwischen Unterwerfung und Selbsttranszendierung
Exkurs: Spaltungsmechanismen in der Bewusstseinsgeschichte
Gott und Teufel – Metaphern für gespaltene Ideale
Die Zerstörung des »Goldenen Kalbs« oder wie Gott sein eigenes Ideal wurde
Der Teufel als gespaltener Idealist
Vom Ursprung des Bösen im vermeintlich Guten
Der Teufel – ein Idealist
Der sanfte Terror von Idealen in postreligiösen Optimierungsstrategien
Verknüpfung von kollektiven und individuellen Idealen
Inszenierungen des Ideals in Selbstoptimierungsstrategien
Der Körper als Großbaustelle
Destruktive Ideale in der Partnerschaft
Kinder als Prinzen und Prinzessinnen
Vom Laster in der Tugend, vom Bösen im Guten: Postreligiöse Ideale
Ewiges Wachstum als Selbstranszendenz
Der Onlinemodus als metaphysische Nabelschnur
Digitale Abhängigkeit als Abschaffung der Autonomie
Beschleunigung als apokalyptisches Ende der Zeit
Transparenz als Tyrannei der Sichtbarkeit
Objektivität als Tunnelblick
Machen neoliberale Optimierungsstrategien krank?
Destruktive Reinheitsideale
Der neue Naturalismus im neurowissenschaftlichen Menschenbild
Religiöser Fundamentalismus und Terrorismus
Ambivalenz ertragen – eine andere politische Kultur
Sexuelle Gewalt und narzisstisches Reinheitsideal
Heilsame Bewegungen
Vom Ideal-Ich zum Ich-Ideal
Verschränkung statt Spaltung
»Die Dosis macht das Gift« – seelische Entgiftungsprozesse
Die Bezogenheit macht die Polarität: Ellipse als Modell seelischer Entgiftungsgeometrie
Die Vereinigung der Gegensätze macht die Wahrheit:
Die Quadratur des Kreises als Modell von Verschränkung, seelischer Ganzheit und konstruktiven Idealen
Therapeutischer Umgang mit entfesselter Idealität
Die psychoanalytische Rahmung einer Demobilisierung der Seele
Gegenpolige Einstellungen zu postreligiösen Idealen
Ausblick
Psychoanalyse der Ideale – Ideale der Psychoanalyse
Literatur
»Funke versucht aus psychoanalytischer Sicht ein Modell heilsamer Idealbildung zu zeichnen. Ein guter Reflexionsrahmen für alle in Beratung und Therapie Tätige.«
Lisa Tomaschek-Habrina, www.ibos.co.at am 13. April 2017
»Funke ist ein Aufklärer im besten Sinne des Wortes, weil er sein analytisches Instrument sowohl aus Individuen, Großgruppen, Glaubensgemeinschaften und Nationen anzuwenden vermag. Man legt sein Buch als Psychotherapeut und Psychoanalytiker dankbar aus der Hand.«
Tilmann Moser, Ärzteblatt PP im Oktober 2016
»Funke versucht aus psychoanalytischer Sicht ein Modell heilsamer Idealbildung zu zeichnen. Ein guter Reflexionsrahmen für alle in Beratung und Therapie Tätige.«
Lisa Tomaschek-Habrina, www.ibos.co.at
Erscheint lt. Verlag | 1.5.2016 |
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Reihe/Serie | Forum Psychosozial |
Verlagsort | Gießen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Beziehungsanalyse • Ich-Ideal • Krankheit • Pädagogik • Psychoanalytische Pädagogik • Psychotherapie • Selbstoptimierung • Sigmund Freud |
ISBN-10 | 3-8379-6803-0 / 3837968030 |
ISBN-13 | 978-3-8379-6803-3 / 9783837968033 |
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