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Aggressivität, Impulsivität und Delinquenz (eBook)

Von gesunden Aggressionen bis zur forensischen Psychiatrie bei Kindern und Jugendlichen
eBook Download: PDF | EPUB
2016 | 1. Auflage
248 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-203871-4 (ISBN)

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<p><strong>Aggressivität und Impulsivität gehören in gewissem Maß zur Jugend dazu. Wann ein gesundes Maß überschritten ist, wie Sie gefährdete Kinder erkennen können und welche Therapieoptionen Ihnen dann zur Verfügung stehen, stellen namhafte Expertinnen und Experten in diesem Buch dar.</strong></p> <p>Als ideales Nachschlagewerk bietet dieses praxisnahe Handbuch eine umfassende und dennoch präzise Darstellung der Gesamtthematik:</p> <ul> <li> Entstehung von Delinquenz aus entwicklungspsychologischer Sicht.</li> <li>Neueste Forschungsergebnisse zur Diagnostik und Begutachtung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vergleich.</li> <li>Ausführliche Darstellung aller Therapiemöglichkeiten.</li> </ul> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.</p>

Oliver Bilke-Hentsch, Kathrin Sevecke (Hrsg.): Aggressivität, Impulsivität und Delinquenz – Von gesunden Aggressionen bis zur forensischen Psychiatrie bei Kindern und Jugendlichen 1
Innentitel 4
Impressum 5
Geleitwort 6
Geleitwort II 8
Vorwort 9
Inhaltsverzeichnis 10
Anschriften 13
Teil 1 Grundlagen 18
1 Gesellschaftliche und medizinische Entwicklungen 19
Juristische Entwicklungen 19
Juristischer Rahmen 19
Jugendforensischer Auftrag 20
Ausblick 21
Literatur 22
Mediale Entwicklungen 22
Medien und Kinder 22
Gewalt und Medien 23
Fazit 25
Literatur 25
Wandel und Konstanz in der Rolle des Arztes und der Fachpersonen 25
Entwicklungslinien der letzten Jahrzehnte 25
Historische Aspekte 25
Ärztliche Begutachtungen im Strafrecht 26
Ärztliche Begutachtungen im Zivilrecht 27
Gutachter und Therapeut? 27
Austausch mit Fachpersonen 27
Literatur 28
Versicherungsmedizin 28
Entstehung und Bedeutung, gesellschaftliche Entwicklungen 28
Grundlagen 28
Forschung und Lehre 29
Versicherungsmedizinische Begutachtung 29
Bedeutung für die Kinder- und Jugendpsychiatrie 30
Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen 31
Literatur 31
Ethische Aspekte – Wem gehört die Symptomatik? 33
Entstehung von Verhaltensweisen 33
Inhalte der UN-Kinderrechtskonvention 33
Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention 34
Schlussfolgerung 35
Literatur 35
Grundlegendes Konzept der Autonomie 36
Einleitung 36
Ausnahmen vom Autonomieprinzip 36
Autonomie als negatives und positives Recht 37
Schwierige Autonomiefälle 37
Zusammenfassung 39
Literatur 39
2 Entwicklungspsychiatrische Grundlagen 40
Entwicklung von Aggressivität 40
Einleitung 40
Beziehungen zwischen Angst, Scham, Empathie und Aggression 40
Differenzierung in verschiedene Aggressionsformen 41
Aggression bei jugendlichen Paaren: Warum mehr Mädchen? 43
Prävention und Intervention 43
Literatur 43
Entwicklung von Impulsivität 44
Klinisches Bild 44
Auftreten im Rahmen psychischer Störungen 44
Berücksichtigung der Entwicklungsperspektive 45
Ätiologie 46
Therapeutische Möglichkeiten und Ausblick 47
Literatur 48
Familiäre Einflüsse 49
Ausgangspunkt Familie 49
Familienstrukturen 49
Bindungsentwicklung 50
Sozialisation und gesellschaftliche Rahmenbedingungen 50
Familiäres Klima 51
Vorbildwirkung der Eltern auf Aggressivität und Delinquenz 52
Migrationsfamilien – familiäre Migrationsaspekte 52
Literatur 52
Peereinflüsse 53
Einleitung 53
Kindergartenalter 53
Latenzphase 53
Frühe Adoleszenz 53
Mittlere bis späte Adoleszenz 54
Junges Erwachsenenalter 55
Literatur 55
Späte Kindheit als Übergangsphase 55
Einleitung 55
Entwicklungsaufgaben und Fehlentwicklungen 55
Kognitive Entwicklung 56
Sprache und Mentalisierung 56
Prosoziale Entwicklungen 57
Präpubertäre Sexualentwicklung 57
Entwicklungspsychopathologie 57
Familiäre Faktoren 58
Geschwisterbeziehungen 58
Peerbeziehungen 58
Schulische Entwicklung 58
Zusammenfassung 59
Literatur 59
Delinquenz als vorübergehende adoleszentäre Phase 59
Entwicklungspsychologie 59
Epidemiologie und Kriminologie 60
Intensivtäter versus Gelegenheitstäter 61
Peereinflüsse 61
Gruppendynamik 62
Suchtthematik 62
Relevanz von phasenhafter Delinquenz im institutionellen Rahmen 62
Klinisch-pädagogisches Interventionsbeispiel (Modellstation SOMOSA) 63
Beendigung von delinquenten Phasen 63
Literatur 64
Entwicklung von antisozialen Persönlichkeitsstörungen 64
Einleitung 64
Klassifikation nach ICD-10 64
Klassifikation nach DSM-5 65
Ätiopathogenese 66
Therapie und Ausblick 67
Literatur 67
Psychopathy im Jugendalter 68
Konzept der Psychopathy nach Hare 68
Psychopathy und Komorbidität 69
Primärer und sekundärer Subtypus 70
Komorbide Persönlichkeitsstörungen 70
Psychopathy bei Mädchen und Frauen 71
Gefühlskälte bei Kindern 71
Psychotherapeutische Behandlungsansätze 71
Fazit 72
Literatur 72
3 Epidemiologie 74
Kriminalstatistik 74
Aussagekraft 74
Struktur der registrierten Kriminalität 74
Tatverdächtige nach Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit 75
Mehrfachauffällige und Delinquenzverläufe 76
Literatur 77
Entwicklungspsychiatrische Epidemiologie 77
Rechtliche Hintergründe 77
Epidemiologie psychischer Störungen in der jugendlichen Normalbevölkerung 78
Epidemiologie psychischer Störungen bei inhaftierten Jugendlichen 78
Zusammenfassung 80
Literatur 81
Kriminalitätsentwicklung 81
Datenquellen 81
Gesamtbild 82
Hellfeld 83
Dunkelfeld 84
Literatur 84
4 Diagnostik 85
Klinische Diagnostik 85
Einleitung 85
Störungsspezifische klinisch-kategoriale Diagnostik 85
Konstruktorientierte dimensionale Diagnostik 87
Besonderheiten im Umgang 87
Literatur 89
Fragebogengestützte Diagnostik 89
Einleitung 89
Fragebögen 89
Literatur 95
Interviewgestützte Diagnostik 95
Einleitung 95
Erhebung des psychopathologischen Befunds 96
Kriteriengeleitete Erhebung klinischer Symptome und psychiatrischer Diagnosen 97
Erhebung von Delinquenz und forensisch relevanten Aspekten 97
Bewertung 98
Literatur 99
Operationalisierte psychodynamische Diagnostik 99
Einleitung 99
Persönlichkeitsstruktur 100
Persönlichkeitsstruktur und innerseelische Konflikte 100
Relevanz der OPD-KJ für die Jugendforensik 100
Zusammenfassung 101
Literatur 102
Neurobiologisch fundierte Diagnostik 102
Einleitung 102
Neurophysiologie 102
Neuroendokrinologie 104
Bildgebung 105
Zusammenfassung und Fazit 106
Literatur 107
5 Begutachtungen und fachliche Stellungnahmen 109
Grundlagen der Begutachtung in Praxis und Klinik 109
Einleitung 109
Forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie 109
Geschichte der forensischen Psychiatrie 109
Definition und Standards eines Gutachtens 111
Aufbau und Inhalt des Gutachtens 111
Rolle des Gutachters 112
Literatur 114
Abfassen eines Gutachtens – Schritt für Schritt 115
Einleitung 115
Auswertung von Aktenmaterial 115
Darstellung der erhobenen Auskünfte 116
Darstellung eigener Untersuchungsbefunde 117
Formale Darstellung 117
Abfassung der Beurteilung 118
Beantwortung der Fragen 119
Schlussbemerkung 120
Prognoseerstellung 120
Einleitung 120
Methoden 121
Zusammenfassung 124
Literatur 125
Teil 2 Interventionen in Praxis und Institutionen 126
6 Ambulante Maßnahmen 127
Psychosoziale Intervention 127
Einleitung 127
Präventions- und Interventionsebenen 127
Psychologische, psychiatrische und pädagogische Maßnahmen 127
Maßnahmen bei delinquenten Jugendlichen 128
Literatur 130
Multisystemische Therapie Kinderschutz (MST-CAN) 131
Einleitung 131
Grundlagen 131
Multisystemischer Ansatz 132
Adaptionen MST-CAN 133
Zusammenfassung 134
Literatur 134
Primäre Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch durch Jugendliche (PPJ) 135
Ausgangssituation 135
Angebot für Jugendliche und Angehörige 136
Therapieansatz 137
Erste Ergebnisse 138
Ausblick 138
Literatur 139
7 Stationäre Maßnahmen 140
Entwicklungspsychiatrische stationäre Maßnahmen 140
Einleitung 140
Indikationen 140
Aufenthaltstypen und Bedarf 140
Patientenprofil und Bedürfnisse 141
Altersspezifische stationäre Behandlungsangebote 142
Fazit 143
Literatur 144
Jugendhilfemaßnahmen 145
Einblick in das Kinder- und Jugendhilfegesetz 145
Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe 145
Risikogruppen 146
Wirksamkeit der Kinder- und Jugendhilfe 147
Kooperation Kinder- und Jugendhilfe / Kinder- und Jugendpsychiatrie 147
Literatur 148
Stationäre Maßnahmen im Strafvollzug 148
Was sind Maßnahmen? 148
Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft versus Resozialisierung 148
Stationäre Maßnahmen als intermediäre Sanktion 149
Jugendstrafrecht versus Erwachsenenstrafrecht 149
Vollzugsöffnungen: Nachreifung durch Realitätsbezug und enge Begleitung 150
Mehrgleisige Orientierung 150
Ausbildung 150
Sozialpädagogik 151
Deliktorientierte Therapie 151
Beziehungsaufbau 151
Besonderheiten adoleszenter Straftäter 152
Effekte von Maßnahmen auf Risikosenkung 152
Literatur 153
Jugendmaßregelvollzug 153
Einleitung 153
Patienten 154
Einrichtungen 155
Therapie 155
Besonderheiten forensisch untergebrachter Jugendlicher 156
Resümee 156
Ausblick 157
Literatur 157
8 Psychotherapieformen 159
Deliktorientierter Behandlungsansatz 159
Einleitung 159
Therapeutische Prinzipien 159
Interventionstechniken 159
Rahmenbedingungen, Voraussetzungen 160
Qualität der therapeutischen Beziehung 161
Literatur 162
Mentalisierungsbasierte Therapie für Jugendliche (MBT-A) mit aggressiven Verhaltensstörungen 163
Einleitung 163
MBT im Jugendbereich 163
Theoretischer Hintergrund 164
Mentalisierung bei dissozialen Jugendlichen 164
Therapieansätze 166
Literatur 166
Adoleszentäre Delinquenz, Aggression und Impulsivität aus Sicht der Psychoanalyse 167
Einleitung 167
Von der Trieb- zur Identitätstheorie 168
Formen der Delinquenz 168
Bedeutung von Peers 169
Geschlechtsunterschiede 169
Zentrale Bedeutung des Vaters 170
Motorische Entladungen und ADHS 170
Aggressive Funktionslust und Gestaltung des Außens 170
Psychodynamik 171
Angstbewältigung und Objektverlust 172
Bedeutung des Agierens 172
Störung der Ich-Funktionen und strukturelle Störungen bei adoleszentärer Aggression 172
Projektiv-identifikatorische Prozesse 173
Psychoanalytisch orientierte Therapieansätze 173
Zusammenfassung 175
Literatur 175
9 Pharmakotherapie 177
Störungsbezogene Pharmakotherapie 177
Symptom- versus syndromorientierte Psychopharmakotherapie 177
Psychopharmakotherapie im Kindes- und Jugendalter 177
Literatur 179
Pharmakotherapie bei Impulsivität und Aggressivität 180
Definitionen 180
Neurobiologische Grundlagen 180
Pharmakotherapeutische Ansätze 181
Literatur 184
Pharmakotherapie bei sexuellen Präferenz- und Verhaltensstörungen 184
Definition, Klassifikation 184
Indikation für medikamentöse Therapie 185
Informationen zu Wirkung und Behandlung 186
Anwendung bei Jugendlichen 186
Literatur 187
10 Spezielle Täter und Tatgruppen 188
Sexualstraftaten 188
Kriminologische Aspekte 188
Entwicklungspsychologie sexuell grenzverletzenden Verhaltens 188
Entwicklungskriminologie und Rückfallprognose 189
Behandlung und ihre Wirksamkeit 190
Literatur 191
Gruppenstraftaten 192
Einleitung 192
Epidemiologie, Demografie 192
Gruppendynamik und Einflussfaktoren 193
Interventionen 194
Literatur 195
Brandstiftung 195
Historische Entwicklung des Pyromaniebegriffs 195
Aktueller Stand 196
Pathologische Brandstiftung und Dissozialität 197
Pathologische Brandstiftung und Impulsivität 197
Forensische Beurteilung 198
Therapie 198
Literatur 198
Besonderheiten bei Mädchen 199
Epidemiologie, Demografie 199
Besonderheiten bei mit Sucht assoziierten Delikten 199
Relationale Aggression und Mobbing 199
Entwicklungslinien und Risikoprozesse 200
Viktimisierung als wichtiger Risikofaktor 201
Komorbidität 201
Fazit 201
Literatur 202
Early Starter und Latenzkinder: Täter in der Kindheit 202
Einleitung 202
Entwicklungspsychologische Fragen 203
Definitionen 203
Epidemiologie 203
Early Starters im engeren Sinne 204
Latenzalter 204
Weitere Besonderheiten kindlich aggressiv-delinquenter Täter 204
Rolle der Geschwisterbeziehungen 205
Rolle der Peerbeziehungen 205
Fallbeispiele 206
Verlauf der Fälle 207
Zusammenfassung 207
Literatur 208
Substanzkonsum und substanzbedingte Störungen 208
Einleitung 208
Straftaten unter akutem Einfluss von Suchtmitteln (Intoxikation) 209
Straftaten im Entzugssyndrom 210
Straftaten bei Persönlichkeitswandlung 210
Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) 211
Fazit 211
Literatur 212
Jugendliche Intensivtäter 213
Einleitung 213
Wenige richten viel Schaden an 213
Begriff des jugendlichen Intensivtäters 214
Person des jugendlichen Intensivtäters 214
Umgang mit jugendlichen Intensivtätern 215
Literatur 217
Patienten mit Intelligenzminderung 218
Definition der Intelligenzminderung 218
Epidemiologie 218
Komorbiditäten 218
Diagnostik 218
Therapie 219
Kriminologische Aspekte von Intelligenzminderung 219
Forensische Relevanz im Strafrecht 220
Forensische Relevanz im Zivilrecht und Öffentlichen Recht 222
Literatur 223
11 Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den deutschsprachigen Ländern 225
Entwicklung in Deutschland 225
Einleitung 225
Regionale Unterschiede 225
Ambulante Versorgung im jugendforensischen Kontext 225
Suchterkrankungen und der §€?64 StGB 226
Standards in der Begutachtung 226
Wissenschaftlich-empirische Entwicklungen 226
Ausblick 226
Österreich 227
Einleitung 227
Wesen des österreichischen Jugendstrafrechts 227
Diversion im österreichischen Jugendstrafrecht 227
Straftaten Jugendlicher in Zahlen 228
Psychische Erkrankungen bei in Österreich inhaftierten Jugendlichen 228
Fazit 229
Literatur 229
Schweiz 229
Grundzüge des schweizerischen Jugendstrafrechts 229
Gewaltdelikte in der Schweiz: Entwicklung und Maßnahmen 230
Praktische Maßnahmen der Zürcher Jugendstrafrechtspflege 231
Herausforderungen 231
Literatur 232
Südtirol 232
Gesundheitswesen und Organisation 232
Facharzttitel „Neuropsichiatria infantile“ 232
Südtirol und die Neuropsichiatria infantile (NPI) 232
Vormundschaftsgericht und Jugendgericht 234
Jugendforensische Entwicklungen in Südtirol 235
Literatur 235
12 Zukunftsthemen und Forschungsansätze 236
Forschung 236
Einleitung 236
Jugendforensik 236
Persönlichkeitsstörungen und unemotionale Persönlichkeitszüge 236
Evaluation von Präventions- und Therapieprogrammen 237
Elektronische Medien als Herausforderung 237
Literatur 237
Fort- und Weiterbildung 238
Grundsätzliche Überlegungen 238
Weiterbildung in forensischer Kinder- und Jugendpsychiatrie 238
Entwicklung in der Schweiz 239
Entwicklung in Deutschland 239
Entwicklung in Österreich 240
Zukunftsthemen 240
Einleitung 240
Risikokonstellationen und -populationen 241
Traumatische Entwicklungen aller Art 241
Migrations- und Fluchtbewegungen 241
Entwicklung einer Überwachungs- und Kontrollgesellschaft 241
Geringere Toleranz gegenüber normabweichendem Verhalten 242
Mediale Entwicklungen 242
Klassifikation und Definition von Krankheit versus Störung 242
Multikulturalität 242
Literatur 243
Sachverzeichnis 244

1 Gesellschaftliche und medizinische Entwicklungen


1.1 Juristische Entwicklungen


Julian Mausbach, Brigitte Tag

1.1.1 Juristischer Rahmen


Strafrecht Die Regelungen zu strafrechtlich relevanten Verhaltensweisen durch Jugendliche blicken auf eine recht lange Vergangenheit zurück. Im Vordergrund stand zunächst die Strafmilderung. Bereits die „peinliche Halsgerichtsordnung“ Karls V. von 1532 enthielt entsprechende, an das Alter des Delinquenten geknüpfte Strafzumessungsbestimmungen ▶ [13]. Im 19. Jahrhundert tauchen die ersten Ansätze auf, die für Kinder und Jugendliche das Bedürfnis einer gesonderten strafrechtlichen Behandlung annehmen und entsprechend Vergeltung und Abschreckung nicht mehr als Leitgedanken in sich tragen ▶ [11]. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen dann die Jugendstrafgesetze auf, in Deutschland 1923, in Österreich 1928. In der Schweiz waren Normen zum Jugendstrafrecht ab 1942 im Allgemeinen Teil des Strafgesetzbuches verortet.

Merke

Die Entwicklung führte hin zu dem heute im deutschsprachigen Rechtsraum herrschenden so genannten Täterstrafrecht. In Abgrenzung zum Erwachsenenstrafrecht, das sich als Tatstrafrecht versteht, trägt das Täterstrafrecht der Tatsache Rechnung, dass im Jugendstrafrecht die Person des Jugendlichen und nicht die strafbare Handlung im Vordergrund steht.

Tab. 1.1 Jugendstrafgesetze im deutschsprachigen Rechtsraum.

Land

maßgebliche Gesetze

Deutschland

Jugendgerichtsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 11.12.1974 (Bundesgesetzblatt I, S. 3427, JGGD)

Österreich

Bundesgesetz vom 20.10.1988 über die Rechtspflege bei Jugendstraftaten (Jugendgerichtsgesetz 1988, Bundesgesetzblatt Nr. 599/1988, JGGÖ)

betreffend vorbeugender Maßnahmen ergänzt durch das Bundesgesetz vom 26.03.1969 über den Vollzug der Freiheitsstrafen und der mit Freiheitsentziehung verbundenen vorbeugenden Maßnahmen (Strafvollzugsgesetz, Bundesgesetzblatt Nr. 144/1969, StVG)

Schweiz

Bundesgesetz über das Jugendstrafrecht (Jugendstrafgesetz, JStG, Systematische Rechtssammlung 311.1.) vom 20.06.2003 (Stand: 01.01.2015)

Schweizerische Jugendstrafprozessordnung (Jugendstrafprozessordnung, JStPO, Systematische Rechtssammlung 312.1) vom 20.03.2009 (Stand: 01.01.2015)

Es ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass es sich dabei jeweils um separate Gesetze betreffend das Jugendstrafrecht bzw. das Jugendstrafprozessrecht handelt, die – wenngleich sie keine eigentlich eigenen Straftatbestände für Jugendliche enthalten – losgelöst von den Strafgesetzbüchern für Erwachsenen existieren und regulieren ( ▶ Tab. 1.1). In der Schweiz etwa erfolgte diese Loslösung erst 2007 (vgl. Kap. ▶ 11.3). Im Zuge der Erstellung der schweizerischen Jugendstrafprozessordnung hob der Gesetzgeber hervor, dass die separate Kodifizierung des materiellen wie auch formellen Rechts zum Zweck hat, den besonderen Charakter des Jugendstrafrechts als Täterstrafrecht zu verdeutlichen (Botschaft Strafprozessrecht, S. 1116). Dies geht auch aus dem Gesetz hervor; siehe etwa den Grundsatz in Artikel 2 Absatz 1 JStG, in dem es heißt: „Wegleitend für die Anwendung dieses Gesetzes sind der Schutz und die Erziehung des Jugendlichen.“

Aufgrund des unmittelbaren Bezugs zur Persönlichkeit und deren Entwicklung ist zudem für die Jugendforensik der in Artikel 2 Absatz 2 JStG niedergelegte Grundsatz vor Bedeutung: „Den Lebens- und Familienverhältnissen des Jugendlichen sowie der Entwicklung seiner Persönlichkeit ist besondere Beachtung zu schenken.“

Zivil- und sozialrechtlicher Kindesschutz Neben diesen jugendstrafrechtlichen Kodifikationen ist der zivil- bzw. sozialrechtliche Bereich betreffend Fragen zum Familien- und Kindesschutzrecht für die Jugendforensik relevant. So richten sich etwa Gutachten, die im Auftrag der Zivilgerichte und/oder der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) erstellt werden, nach den Zivilgesetzbüchern bzw. den Sozialgesetzbüchern. Über die Ausformung eigenständiger Jugendstrafordnungen wurde nicht nur der grundsätzliche Unterschied zum Erwachsenenstrafrecht manifestiert, sondern es gelingt dadurch auch, die immer größere Nähe zum Bereich des Kindesschutzrechts zu verdeutlichen. Als Beispiel kann auf die Schutzmaßnahmen nach dem JStG verwiesen werden. Waren diese als so genannte „Erziehungsmaßnahmen“ vor 2007 noch im Allgemeinen Teil des Strafgesetzbuchs enthalten und wiesen auch inhaltlich nur bedingt Schnittmengen mit dem Kindesschutz auf, sind die Schutzmaßnahmen des JStG nunmehr stark am Zivilrecht ausgerichtet. Die in Artikel 307 ff. ZGB (Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10.12.1907, ZGB, SR. 210) enthaltenen zivilrechtlichen Kindesschutzmaßnahmen und die jugendstrafrechtlichen Schutzmaßnahmen sind inhaltlich zu weiten Teilen deckungsgleich.

Neben dieser juristischen Parallele existiert auch rein tatsächlich der Zusammenhang, dass die Jugendstrafrechtsbehörden häufig mit Jugendlichen befasst sind, die auch bei den Kindesschutzbehörden oder Jugendämtern Verfahren auslösen. Eine Zusammenarbeit zwischen den mit den betreffenden Kindern und Jugendlichen befassten Behörden ist daher unerlässlich. In der Schweiz ist dies durch Artikel 317 ZGB gesetzlich verankert. Diese Bestimmung verlangt, dass auf kantonaler Ebene durch geeignete Vorschriften die zweckmäßige Zusammenarbeit der Behörden und Stellen auf dem Gebiet des zivilrechtlichen Kindesschutzes, des Jugendstrafrechts und der übrigen Jugendhilfe sicherzustellen ist.

Als strafrechtliches Pendant ist in Artikel 20 JStG diese Zusammenarbeit näher konkretisiert (siehe hierzu auch § 33 JGGÖ), der Benachrichtigungspflichten an die Jugendwohlfahrtsträger, Schulbehörden und Pflegegerichte vorsieht. Dabei ist hervorzuheben, dass bei einer zu erwartenden Gefährdung der persönlichen Entwicklung eines Unmündigen, dem eine strafbare Handlung angelastet wird, eine Prüfungspflicht des Pflegschaftsgerichts in Sachen Obsorge besteht.

Sanktionensystem Das deutsche und schweizerische Jugendstrafrecht kennt neben den Schutzmaßnahmen auch schärfere Reaktionen auf Straftaten von Jugendlichen in Form von Strafen bis hin zum Freiheitsentzug. Das JGGÖ sieht ein entsprechend vergleichbares Sanktionensystem nicht vor. Es ist vielmehr am Erwachsenenstrafrecht und dessen Sanktionen ausgerichtet ...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2016
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Klinische Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Aggressivität • ambulante Maßnahmen • Antisoziale Persönlichkeitsstörungen • Begutachtung • Brandstiftung • Delinquenz • DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNGEN • Dissozialität • Entwicklungslinien • Entwicklungspsychiatrie • ENTWICKLUNGSPSYCHIATRISCHE EPIDEMIOLOGIE • ENTWICKLUNGSPSYCHIATRISCHE GRUNDLAGEN • ENTWICKLUNGSPSYCHIATRISCHE STATIONÄRE MAßNAHMEN • Entwicklungspsychopathologie • Forensik • Forensische Psychiatrie • FRAGEBOGEN GESTÜTZTE DIAGNOSTIK • GRUPPENSTRAFTATEN • Gutachten • Impulsivität • Intervention • INTERVIEW GESTÜTZTE DIAGNOSTIK • INTRAFAMILIÄRE STRAFTATEN • Jugendhilfemaßnahmen • Jugendpsychiatrie • JUGENDPSYCHIATRISCHE FORENSIK • Kinderpsychiatrie • Kinder- und Jugendpsychiatrie • Klinische Diagnostik • Kriminalstatistik • LABORCHEMISCHE BEFUNDE • Mentalisierungsbasierte Therapie • NEUROBIOLOGISCH FUNDIERTE DIAGNOSTIK • NEUROPSYCHOLOGISCH FUNDIERTE DIAGNOSTIK • PEER-EINFLÜSSE • Pharmakotherapie • Psychiatrische Gutachten • Psychopathy • Psychotherapie • REGELVOLLZUG • Rehabilitation • Reintegration • Rückfallprophylaxe • Schutzmaßnahmen • Sexualstraftaten • Sozialtherapie • STATIONÄRE MAßNAHMEN • Strafvollzug • Täter • TATGRUPPEN • TEILSTATIONÄRE MAßNAHMEN
ISBN-10 3-13-203871-7 / 3132038717
ISBN-13 978-3-13-203871-4 / 9783132038714
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