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Dinkelsbühler Hauslexikon A-H -  Gerfrid Arnold

Dinkelsbühler Hauslexikon A-H (eBook)

Architektur - Bewohner - Geschichte - Sagen
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
224 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7431-8416-9 (ISBN)
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Als Stadtarchivar bearbeitet Gerfrid Arnold das "Europäische Kulturdenkmal" Dinkelsbühl, das mit seiner Hauslandschaft brilliert. Dreiviertel der Altstadthäuser sind im Kern älter als 350 Jahre, die Hälfte hat einen mittelalterlichen Baubeginn. Architektur und Baugeschichte werden vom Armbürgerhaus bis zum Patrizierhaus beschrieben und mit über 500 aktuellen und historischen Fotos sowie mit alten Bauzeichnungen aus dem Stadtarchiv veranschaulicht. Die Berufe der Besitzer und Bewohner, bzw. das im Haus ausgeübte Handwerk, geben einen Einblick in die Sozialstruktur des 18. und 19. Jh., wobei insbesondere Künstler und heimatgeschichtlich bedeutende Personen namentlich erfasst sind. Eingebunden sind die Stadtgeschichte und die örtlichen Sagen, wie auch die Kunst am Haus. Neben den einzelnen Gebäuden werden Denkmale, Gedenkstätten und Brunnen beschrieben. Eingegangen wird auch auf die Lage und Namen von Straßen, Gassen und Plätzen. Im Anhang befinden sich ein Verzeichnis der Fachbegriffe sowie eine Bilderklärung zu Fachwerk und Bauformen. Im vorliegenden 1. Band des Hauslexikons A-H sind die Straßen und Gassen Adlergässlein bis Hopfengässlein beschrieben.

Geboren 1944 in Wien, Kindheit in Niederbayern, Jugendzeit in Nürnberg. In Dinkelsbühl als Lehrer und im Historischen Verein Alt-Dinkelsbühl über drei Jahrzehnte tätig. Ehrenamtlicher Stadtarchivar. Neben geschichtlichen Buchpublikationen u.a. zu Römern, Sagen, Kinderzeche, Hexen, Juden und Stadtbefestigung verstreute Veröffentlichungen. Schriftleiter der Geschichtlichen Zeitungsbeilage Alt-Dinkelsbühl der Fränkischen Landeszeitung.

Adlergässlein


Kurze Gasse zwischen Segringer Straße und Koppengasse. Auf dem dortigen Einzelgebäude „Hohe Wart“ (Segringer Straße 54) befand sich im 18. Jh. die Wirtschaft Zum Adler.

Adlergässlein 1

*D *S Dreikönigskapelle, Gedenkstätten

Die Dreikönigskapelle hat mit ihrem steilen, noch mit Hohlziegeln gedeckten Chordach ein uraltes Aussehen. Baubeginn vermutlich 1364, eine Stiftung ist urkundlich wahrscheinlich bereits für 1366 belegt. Jedenfalls wurde 1378 für einen Kaplan eine ewige Messe in der „newen capellen der heiligen dreier künig“ gestiftet. Ein älterer Glockenturm, ein Dachreiter auf dem Kapellenfirst, wurde spätestens bei der Restaurierung 1794 entfernt. Eine der zwei Glocken hatte die Aufschrift: M. Adam Ilian zu Dinkelspiehl gos mich. 1631.

Die Kapelle steht mit der Traufseite parallel zur Stadtmauer, der Chor zeigt eine seltene Südausrichtung. Da sie in den Hang gebaut ist und der Kapuzinerweg beim Stadtmauerbau nach 1372 um weitere ca. 1,5 m aufgefüllt wurde, legte man hier zum Schutz der Kapellenmauer einen Trockengraben an. Das Schiff blieb auf dieser Seite ohne Fenster. Der Fünf-Achtel-Chor hat schlichte gotische Spitzbogenfenster ohne Maßwerk, manche Fenster sind teilweise oder ganz zugemauert. Das Kragsturzportal im Höfchen ist erneuert. Neben dem Kapelleneingang ist eine Steinplatte mit einem zweiköpfigen Reichsadler angebracht; sie stammt vom Turmkranz des Münsters St. Georg, vermutlich angefertigt von Hans Behringer um 1540.

Die Kapelle wurde 1834 profaniert, ab 1924 war sie Kriegergedächtniskapelle. Der vor 1600 am Chor angebaute Glockenturm 1835 bis auf das Erdgeschoss abgetragen und als Schlachterei verwendet (Segringer Straße 56). Die danach darin befindliche Schusterwerkstatt wurde 1863 in eine Sattlerwerkstätte mit Laden umgebaut.

Gedenkstätte im Turm Ab 1954 wurde der Turmstumpf zu einer Gedenkstätte. In der Wand ist das Teilstück eines gotischen Epitaphs eingemauert, wohl vom Friedhöfchen des nahegelegenen Karmeliterklosters stammend: Im Dreipass ist eine Kreuzigungsgruppe mit Johannes dem Täufer dargestellt, ein Lamm in der Hand tragend und auf den Gekreuzigten deutend, daneben kniet die Stifterfamilie.

Inschrift zum Gedächtnis der Kriegsgefallenen 1939-1945:

ERKENNE ES UNTER DEM KREUZ

KRONE DES SEINS IST ES MENSCH ZU SEIN.

DER TOTEN VERMÄCHTNIS: ACHTUNG DES LEBENS!

WANDERER BEDENKE, DU PILGERST VERGEBENS,

STÖSST DEINE TAT IN DIE NACHT.

Im Fenster zum Höfchen wurde 2005 eine mattierte Glastafel angebracht. Inschrift in Deutsch, Hebräisch, Englisch und Russisch:

zukunft

braucht

erinnerung

den opfern des ns-regimes

Ein Bronzewappen mit Lilie, daneben eine Plakette mit Inschrift:

Der Stadt Dinkelsbühl zum 10jährigen Bestehen der Patenschaft mit Pz.-Gren. Btl. in Ellwangen. Dezember 1990. (Die Patenschaft bestand mit Transportbataillonen 1980 bis 2013.)

Gedenkstätte im Höfchen Im Höfchen ist eine Steintafel der Sudentendeutschen Landsmannschaft Heimatkreis Mies-Pilsen mit zwei Wappen angebracht: „Zum Gedenken an die Opfer der Vertreibung 1945-1946“.

Ebenso eine Metallplatte zum „Patenschaftsverhältnis Dinkelsbühl- Mies Pilsen“.

Die Gedenksäule trägt die Inschrift:

HEIMATKREIS MIES-PILSEN . GEBORGEN IN DINKELSBÜHL. 50 JAHRE PATENSCHAFT 2004

Sage Es geht die Sage, die Gebeine der Heiligen drei Könige aus dem Morgenland, die gekommen waren, das Jesuskind im Stall von Bethlehem anzubeten, hätten an dieser Stelle geruht. Als nämlich der Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa die aufsässige Stadt Mailand dem Erdboden gleich machen ließ, überführte der Reichskanzler und Erzbischof von Köln die bislang dort aufbewahrten kostbaren Reliquien 1164 in seinen Dom. Der Geleitzug rastete im Schutz der Stauferstadt Dinkelsbühl, wo man den Schrein zur Verehrung in einer kleinen Kapelle absetzte. Später erbaute man hier die heutige „capellen der heiligen dreier künig“.

Adlergässlein 2

Neubau.

Baubeginn des Vorgängerhauses ca. 1450. Stehender Dachstuhl, Verblattungen. Als Haus beim Kornhaus 1690 genannt.

Historisches Foto: Einst Bürgerhaus (vierfensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse). Mit den Giebelseiten zur Koppengasse bzw. Adlergasse stehend. Hier befand sich auch der Eingang mit Seitenflur, heute an der Traufseite. + Das 1. Dachgeschoss kragte auf Konsolen vor. Die Ladeluken waren in einer Dreiergruppe angeordnet, beidseitig von einer rundbogigen Luke schlossen kleine Rechteckluken an. + Im Spitzboden waren zwei Andreaskreuze mit geraden Hölzern und eine Ladeluke.

Im 18. Jh. Eigentum oder bewohnt von Pfahlbürgern, Maurer, Gürtler. + Im 19. Jh. Eigentum oder bewohnt von Gürtler, Pfahlbürger, Schuhmacher, Schneider, Maurer, Tagelöhner.

Adlergässlein 3

*H *G Mittelalterhaus, Obere Klause, Tür, Fachwerk

Baubeginn vor 1369. Ein Haus bei der Dreikönigskapelle mit Wohnrecht des Kaplans wird urkundlich 1390 genannt, als Obere Klause in der Kammerrechnung von 1401 bezeichnet. Im Fachwerk vielfach angeblattete Kopf- und Fußstreben in drei Varianten. Im Gefach wurden Reste von Bohlen-Füllung festgestellt.

Bürgerhaus (dreifensterbreit, zwei Obergeschosse, zwei Dachgeschosse). Das Haus mit Schopfwalm ist in L-Form mit der Dreikönigskapelle zusammengebaut und steht mit dem Giebel zur Gasse. Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss führte ein schmaler Gang zur Kapelle. Die meisten Fenster wurden vergrößert. + An der Traufseite ist ein ummauertes Höfchen. Hier zwei Hauseingänge: Eine aufgedoppelte Rechtecktür zur Kaplanwohnung mit Rautenmuster von ca. 1700 und vom Historischen Verein montierten Renaissance-Beschlägen und Türklopfer. Sowie Eingang ins „Klosterinnen“-Haus mit Stichbogentür, Renaissancetürblatt, die untere Hälfte mit einer gerahmten Füllung, Türklopfer und Würfelleiste, die obere Türhälfte mit Holzgitterfenster. + Das 1. Obergeschoss ist giebelseitig verputzt, die Traufseite kragt auf Konsolen vor. Der Eckständer zeigt eine sich kreuzende K-Strebe, der Bundständer in Wandmitte mit einer kreuzenden Strebe und einer kurzen Fußstrebe als Gegenstrebe; an der Traufseite sind am Bundständer ungleiche Kopf- und Fußstreben. + Das 2. Obergeschoss kragt giebelseitig auf eng gelegten Balkenköpfen vor, traufseitig auf gekehlten Konsolen. Das Fachwerk ähnelt dem 1. Obergeschoss. Unter der Dachtraufe stand im vorigen Jh. das Renovierungsjahr 1571. + Das 1. Dachgeschoss kragt auf einer Mittelkonsole stärker vor. Die Ladeluken sind in einer Dreiergruppe angeordnet, an die Ladetür schließen beidseitig Luken an. + Im 2. Dachgeschoss ein steiler, am First offener Schopfwalm.

Geschichte Im Jahr 1369 stiftete der Patrizier Eytel Arnold für seine zwei Töchter im „Closter“, der späteren Oberen Klause, 220 Pfund Heller. Der Bau stand vor dem staufischen Stadttor, aber innerhalb der Äußeren Umwallung. Hier führten einige Frauen als „Klosterinnen“ und „Geistliche Schwestern“ bis zur Reformation ein frommes Leben. Der Kaplan, dessen Amt es war, täglich eine Messe in der Dreikönigskapelle zu lesen, erhielt dort das Wohnrecht 1390. Zur Stiftung gehörte bald auch das Nachbaranwesen Adlergässlein 5 mitsamt Garten. Nach Auflösung der Oberen Klause war das Haus von den Kapuzinern 1618-1622 bewohnt, bis 1665 Armenhaus, danach Mesnerwohnung. Das Haus wurde 1814 von der Bayerischen Stiftungsadministration verkauft und war Eigentum oder bewohnt von Schuhmachern und einem Metzger. 1903 erwarb es der Historische Verein Alt-Dinkelsbühl, der das „Vereinshaus“ als Abbild eines kleinbürgerlichen Wohnhauses museal einrichtete. Der Verkauf erfolgte 1968 an die Siebenbürger Landsmannschaft. Heute Privatbesitz.

Adlergässlein 5

*H *G Mittelalterhaus, Fachwerk

Baubeginn ca. 1450. Stehender Dachstuhl. Ohne Aufschiebling. Im Obergeschoss lange verblattete Kopfstreben, z. T. zweifach gehakte Blattsitze. Aufgeblattete Kehlbalken. 2016 Abriss der Scheunenanbauten und stattdessen ein Wohnhausneubau.

Bürgerhaus (vierfensterbreit, ein Obergeschoss, drei Dachgeschosse). Der Fachwerkbau steht mit dem Giebel zur Gasse und hat einen Mittelflur. + Erdgeschoss und Obergeschoss unter Putz. + Das 1. Dachgeschoss kragt auf 5 Balkenköpfen vor, rechte Ecke mit Wandsäule verstärkt. Im Fachwerk sind Mann-Figuren mit langen angeblatteten Kopfstreben, sämtliche Fußstreben gehen vom Brustriegel aus und bilden eine ornamentale Reihe. Die Ladeluken sind in einer Dreiergruppe angeordnet, beidseitig von der rundbogigen Ladeluke je eine kleine Luke. + Der Spitzboden zeigt die früher gebräuchliche Bretterschalung mit Deckleisten. + Zweigeschossige Gruppe von Schleppdachgauben von 2016.

Im 18. Jh. Eigentum der Dreikönigspflege. + Im 19. Jh. Eigentum oder bewohnt von Schreinern, Schuhmacher, Bäcker, Landwirten.

Geschichte Ursprünglich als Wohnhaus zur Oberen Klause bei der Dreikönigskapelle gehörend, war die obere Haushälfte bis 1814 Eigentum der Dreikönigspflege. Ab 1842 wurde das Haus unter Verwendung eines Gartenteils zum Stadtbauernhof erweitert. So baute Landwirt Jakob Steinacker zunächst an das Wohnhaus eine Wagenremise an...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
ISBN-10 3-7431-8416-8 / 3743184168
ISBN-13 978-3-7431-8416-9 / 9783743184169
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