Denken ohne Sprache (eBook)
VIII, 299 Seiten
Springer International Publishing (Verlag)
978-3-319-25757-0 (ISBN)
Dieses Buch zeigt die konkrete Ausformung und die Arbeitsprozesse des nicht-sprachlichen Denkens. Es untersucht die Funktionen des szenisch-phantasmatischen Systems in seinen grundlegenden Arten und Komponenten sowie dessen konkretes Arbeiten anhand zentraler Themen. Methodische Grundlage ist die deskriptive Phänomenologie Husserls.
Als normale und entwickelte Menschen denken wir zwar für gewöhnlich im Modus der Sprache, aber das ist nicht unsere einzige Weise zu denken. Es gibt nicht nur prinzipiell, sondern auch faktisch funktionierende Alternativen: Ein System der nicht-sprachlichen Repräsentation kognitiver Inhalte im menschlichen Bewusstsein. Dieses System kann zur Darstellung und Manipulation vorgestellter Sachverhalte eingesetzt werden, sodass Folgerungen, Handlungsalternativen und die Planung der Zukunft auf der Grundlage vorangegangener Erfahrung möglich werden. Für dieses nicht-sprachliche Denken ist das szenisch-phantasmatische System zentral, das auf der Grundlage von kurzfristigen Phantasmen arbeitet, die uns wie wirklich gesehene Tatsachen, Situationen und Szenen erscheinen, obwohl sie aus der Imagination stammen.
Das nicht-sprachliche System lässt sich als ein noch funktionierendes Überbleibsel eines Systems interpretieren, das wir mit den Hominiden und vielen Tieren gemeinsam haben. Diese Hypothese, bestärkt durch viele eindrucksvolle Beispiele intelligenten Verhaltens bei Tieren, wird in einigen Aspekten bereits von der neurologischen Forschung bestätigt.
Dieter Lohmar is Professor for Philosophy at the University of Cologne and Director of the Husserl-Archive Cologne. His research interests are phenomenology, transcendental philosophy, empiricism, philosophy of formal sciences and anthropology. Beside numerous articles he is the author of: Phänomenologie der Mathematik (Kluwer Dordrecht 1989), Erfahrung und kategoriales Denken (Kluwer Dordrecht 1998), Edmund Husserls 'Formale und Transzendentale Logik' (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Darmstadt 2000) and Phänomenologie der schwachen Phantasie (Springer Dordrecht 2008).
Dieter Lohmar is Professor for Philosophy at the University of Cologne and Director of the Husserl-Archive Cologne. His research interests are phenomenology, transcendental philosophy, empiricism, philosophy of formal sciences and anthropology. Beside numerous articles he is the author of: Phänomenologie der Mathematik (Kluwer Dordrecht 1989), Erfahrung und kategoriales Denken (Kluwer Dordrecht 1998), Edmund Husserls 'Formale und Transzendentale Logik' (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Darmstadt 2000) and Phänomenologie der schwachen Phantasie (Springer Dordrecht 2008).
Inhaltsverzeichnis 6
1: Einleitung 10
2: Die prinzipielle Möglichkeit nicht-sprachlicher Repräsentations-Systeme 31
2.1 Repräsentations-Systeme bei Mensch und Tier - Alternativen zur Sprache auf der Basis von Husserls Theorie der bedeutunggeb... 31
2.2 Kategoriale Anschauung 33
2.3 Husserls Theorie der Bedeutung 41
2.4 Grundtypen nicht-sprachlicher Repräsentation 46
2.5 Donald Davidsons Einwände gegen die Möglichkeit eines Denkens ohne Sprache (und des Denkens bei Tieren) 52
2.6 Der Einwand aus dem faktischen Unterschied der technischen und kulturellen Leistungen von Menschen und Primaten 57
2.7 Zum Verhältnis von Phänomenologie und empirischen Wissenschaften - die phänomenologischen Projekte 59
3: Argumente für die reale Existenz nicht-sprachlicher Repräsentationssysteme 62
3.1 Das Argument aus der Evolutionsgeschichte des Menschen 63
3.2 Das Argument aus den kognitiven Leistungen hochzerebralisierter Tiere 65
3.2.1 Intelligentes Verhalten bei Tieren 65
3.2.2 Selbstbewusstsein 70
3.2.3 Wissen um die Sozialstruktur und Hierarchie 73
3.2.4 Taktische Täuschungen - Lügen 76
3.2.5 Welche geistigen Werkzeuge müssen wir für diese Leistungen annehmen? 82
3.3 Das Argument aus den geistigen Leistungen von sprachlosen Menschen 85
4: Die konkrete Ausformung der nicht-sprachlichen Repräsentations-Systeme und ihre wichtigsten Teilsysteme. Das szenisch-phant... 90
4.1 Das basale szenisch-phantasmatische Repräsentations-System beim Menschen. Der Tagtraum als alter Modus`` des Denkens 91
4.1.1 Was ist das SPS und was ist es nicht? Abweisung naheliegender Missverständnisse 91
4.1.2 Notwendige Themen des nicht-sprachlichen Denkens 97
4.1.3 Teilsysteme und Darstellungsformen des szenisch-phantasmatischen Systems 100
4.1.3.1 Visuelle Vagheit als Darstellung der Allgemeinheit und die Funktion der phantasmatischen Deviationen 101
4.1.3.2 Blending - Sinnvermischung 104
4.1.3.3 Zeitschrumpfung und -dehnung, Verdichtung und Entdichtung in szenischen Phantasmen 106
4.1.3.4 Bedeutung tragende Phantasmen in allen Sinnesfeldern: Gesicht, Gehör, Geruch, Getast und Geschmack 107
4.1.4 Gefühle im szenisch-phantasmatischen System 109
4.1.4.1 Gefühl als multi-modales Teilsystem der nicht-sprachlichen Repräsentation 109
4.1.4.2 Gefühle als Surrogat der Gewissheit eines Wissens 110
4.1.4.3 Gefühle als Darstellung von Modalitäten 113
4.1.4.4 Das Gefühl als ein Bereich der unfreien`` Darstellung in nicht-sprachlichen Repräsentationssystemen 114
4.1.5 Mit Anderen Mit-Fühlen und Mit-Wollen 117
4.2 Formen der nicht-sprachlichen Kommunikation, die ebenfalls in das nicht-sprachliche Repräsentationssystem einfließen (das ... 123
4.2.1 Die Sprache des Blicks nach D. Stern 125
4.2.2 Handlungskommunikation 131
4.2.2.1 Handlungskommunikation beim Menschen 131
4.2.2.2 Handlungs-Kommunikation und bedeutungstragende Handlungen bei Primaten 133
4.2.2.3 Leibliche Kommunikation 138
4.2.2.4 Die Verwendung von Handlungsphantasmen im szenisch-phantasmatischen System 141
4.2.3 Elementare pantomimische Hand- und Fuß-Kommunikation 143
4.3 Konventions-Semantik und Ähnlichkeits-Semantik 146
4.4 Gibt es das szenisch-phantasmatische System auch bei Tieren? - Tagträume bei Ratten 150
4.5 Warum müssen wir zum Denken von Sachverhalten phantasmatische Szenen und Folgen von Szenen vorstellen? 155
5: Weitere zentrale Themen des nicht-sprachlichen Denkens 159
5.1 Selbstbezug und Selbstbewusstsein in nicht-sprachlichen Modi 159
5.2 Soziale Intelligenz und Absichten Anderer 166
5.3 Koordinierte und kollektive Kooperation 172
5.4 Verpflichtungen und moralisches Empfinden 179
5.5 Kausales Schließen im szenisch-phantasmatischen System 185
6: Leistungsvergleich von szenisch-phantasmatischem und sprachlichem Denken 188
6.1 Gesichtspunkte des Vergleichs: Umfang, Leistungstiefe und Fundierungsverhältnis 188
6.2 Vergleich der Leistungsfähigkeit nicht-sprachlicher und sprachlicher Denksysteme 192
6.2.1 Gegenstände, über die wir im szenisch-phantasmatischen System nicht gut nachdenken können (Allgemeinvorstellungen, Gerec... 192
6.2.2 Die Stärken des szenisch-phantasmatischen Systems: komplexe Konstellationen und soziale Interaktionen 195
6.2.3 Entscheidungen in komplexen Situationen 196
6.2.4 Die Geschwindigkeit des Denkens im szenisch-phantasmatischen System 200
6.2.5 Logische Operatoren und die Geschwindigkeit einfacher Entscheidungen im szenisch-phantasmatischen System 201
6.2.6 Das nicht-symbolische, vorprädikative System der Modifikation unserer Typen 204
6.2.7 Reflexion, Metakognition und false belief 207
6.2.8 Über Erkennen ohne Begriffe sowie das denkende Erkennen mit und ohne Sprache 211
6.3 Weitere Hinweise auf die Fundierung des sprachlichen Systems im szenisch-phantasmatischen System des Denkens 215
6.3.1 Über die Bewegung vom Allgemeinen zum Einzelnen in der Sprache und im szenisch-phantasmatischen System. Der scheinbare G... 215
6.3.2 Die Abhängigkeit der Sprache vom szenisch-phantasmatischen System. Über Eigennamen und eindeutige Kennzeichnungen 218
7: Probleme im szenisch-phantasmatischen System und Konflikte des szenisch-phantasmatischen mit dem sprachlichen System 224
7.1 Das Rätsel der neurotischen Verschiebung (Negation, Inversion, Übertragung usw.) 225
7.2 Täuschende Überlagerung in Evidenz darstellenden Gefühlen 232
7.3 Antagonismus und Überlagerung zwischen dem szenisch-phantasmatischen System und der Erinnerung 235
7.4 Erinnerung im nicht-sprachlichen Modus der veränderlichen Typen und die Rolle von traumatischen Erfahrungen 239
8: Analogische Repräsentationssysteme in therapeutischen, theoretischen und technischen Feldern 248
8.1 Analogische Semantik bei Methoden der Familienaufstellung in systemischen Ansätzen: Worüber wir nicht sprechen können, dar... 248
8.2 Analogische Methoden in der Wiederherstellung von Kommunikation: Augmentative and Alternative Communication (AAC) 253
8.3 Analogisches Denken in der Mathematik 257
8.4 Analoge Semantik im technisch-funktionalen Denken 268
9: Ein autobiographisches Beispiel für das Denken in Bildern`` 270
9.1 Probleme beim Denken in Bildern: Allgemeinvorstellungen 272
9.2 Sachverhalt, Schlussfolgerung und Entscheidung 276
9.3 Abstrakte Vorstellungen und Gefühle 278
9.4 Tier-Denken und Tier-Verstehen 282
10: Zu José Luis Bermúdez´ Thinking without words 284
Literatur 296
Filme 304
Erscheint lt. Verlag | 30.3.2016 |
---|---|
Reihe/Serie | Phaenomenologica | Phaenomenologica |
Zusatzinfo | VIII, 299 S. 1 Abb. |
Verlagsort | Cham |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie der Neuzeit |
Schlagworte | Ähnlichkeits-Semantik • Alternative Formen der Kommunikation • Alternative Formen der Kommunikation • Erkenntnis bei Tieren • Nicht-sprachliches Denken • Phänomenologie des Denkens • Philosophie des Menschen • Sprachphilosophie |
ISBN-10 | 3-319-25757-9 / 3319257579 |
ISBN-13 | 978-3-319-25757-0 / 9783319257570 |
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