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Einführung in die Metaphysik: Platon und Aristoteles

(Autor)

Buch | Softcover
240 Seiten
2017
Felix Meiner (Verlag)
978-3-7873-3006-5 (ISBN)
CHF 27,85 inkl. MwSt
Am Beispiel der beiden bedeutendsten metaphysischen Theorien der Antike, der Ideenlehre Platons und der »Ersten Philosophie« des Aristoteles, führt der Autor in die Metaphysik als philosophische Disziplin ein.

Das Buch bietet einen Leitfaden für die selbstständige Interpretation von Quellentexten und ist zur Benutzung in Lehrveranstaltungen sowie für die Vorbereitung einer Examensarbeit ideal geeignet.
Wenn man dem Sophisten Protagoras folgt, kommt uns die Wirklichkeit nur deshalb stabil vor, weil unsere sprachlichen Ausdrücke und Formen konstant sind. An sich aber unterliegt die Wirklichkeit unausgesetzten Veränderungen. Dann wäre alles, was wir sagen, in dem Sinn falsch, dass es nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Metaphysik (wie Platon und Aristoteles sie betrieben haben) ist nun das theoretische Unternehmen, das diese sophistische Auffassung von Sprache und Wirklichkeit widerlegen will. Sie zielt deshalb darauf ab, durch Reflexion auf bestimmte Formen des Denkens und Sprechens dauerhafte Strukturen alles Wirklichen zu konzipieren, und argumentiert, dass nichts existieren kann, was nicht so strukturiert ist. Die Aufgabe metaphysischer Theorien ist also die Begründung der Möglichkeit wahrer Aussagen und, darüber hinaus, von Wissen.

Dieses Buch führt in die philosophische Disziplin der Metaphysik ein, indem es die beiden wirkmächtigsten metaphysischen Theorien der Antike im Grundriss interpretiert: die Ideenlehre Platons und Aristoteles’ »Erste Philosophie«. Der Autor macht die Quellentexte verständlich, indem er ihre Funktion im historischen Zusammenhang und ihre Aussage mittels der Grundformen der Sprache und des Denkens erklärt. Dabei leitet ihn die Frage, inwieweit die beiden Lehren begründet sind und in welchen Hinsichten sie durch ihre nicht reflektierten Voraussetzungen unhaltbar werden.

Wie Michael Theunissen es einmal formulierte, haben die Grundbegriffe, die die Philosophie in der Antike entwickelte, »Denkmöglichkeiten ausgeschlossen und … die weitere Entwicklung gelenkt«.

Deshalb ist die Beschäftigung insbesondere mit den Metaphysiken Platons und Aristoteles’ eine unentbehrliche Voraussetzung für das Verstehen der nachfolgenden mittelalterlichen und neuzeitlichen Theorien.

Wilfried Kühn lehrte an der Ruhr-Universität Bochum und war Forscher am Centre national de la recherche scientifique (Centre Jean Pépin). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte der antiken und mittelalterlichen Philosophie.

Cover1
Inhaltsverzeichnis 5
Einleitung 11
1. Begriffe der Metaphysik 11
2. Zum Beispiel Platon und Aristoteles 15
3. Gesichtspunkte der folgenden Interpretationen 18
A. Grundzüge von Platons Ideenlehre 23
I. Allgemeine Ideenlehre 23
1. Wozu Ideenlehre? 23
2. Der Sinn nominaler Prädikate 26
3. Funktionen der Form 28
4. Erkenntnis der Form durch Definition 29
5. Abhebung der Ideen von allem Wahrnehmbaren 32
6. Ideenerkenntnis als Erinnerung 35
a) Der Bezug auf die Wahrnehmungen35
b) Empirische Erinnerungen als Modell35
c) Erinnerung von Ideen36
d) Eine nachgetragene sprachphilosophische Begründung39
e) Ideenerkenntnis in zwei Etappen40
f) Intuitive oder diskursive Ideenerkenntnis?41
7. Ideenwissen als Relation 43
8. Was heißt: von den Ideen abhängen? 45
a) Drei denkbare Verhältnisse von Ideen und SGP45
b) Kritik am Teilhabebegriff46
c) Nachahmung47
9. Selbstprädikation der Ideen 49
10. Beziehungen von Ideen aufeinander 52
a) Verschiedene Beziehungsarten52
b) Geteilte Ideen54
c) Wie denkt Platon die Ideenbeziehungen?55
11. Aristoteles’ Kritik an der Ideenlehre 56
a) Substantielle Prädikate beziehen sich nicht auf Ideen56
b) Die Ideen unterscheiden sich nicht in substantielle und akzidentelle58
II. Die Idee des Guten (IdG) 60
1. Existenz impliziert Wert. 60
2. Was teilt die IdG den anderen Ideen mit? 62
3. Wirklichkeit des Schlechten?65
a) Schlechte Ideen?65
b) »Gut« und »schlecht« heißt: »bestimmt« und »unbestimmt«66
c) Das Schlechte ist Menschenwerk67
d) Die Inkonsistenz der IdG68
4. Der eudämonistische Sinn des Guten 69
5. Das Glück inhaltlich definieren 71
6. Schein und Wirklichkeit unterscheiden 73
a) Wirklicher vs. scheinbarer Nutzen74
b) Aus Interesse organisierter Schein75
7. Protagoras kassiert die Wirklichkeit76
8. Protagoras’ Theorie der politischen Rede 79
9. Nützlichkeit ist keine Frage der Meinung81
10. Verwendet Platon das Nützlichkeitskriterium korrekt? 83
a) Wer hat Nutzen oder Schaden?84
b) Der Doppelsinn von »nützlich sein für«85
c) Auch das Schlechte ist praktisches Prinzip86
11. Wirklichkeit und Theorie kontextualisiert 87
a) Wirklichkeit als Korrelat87
b) Theorie von Praxis abhängig88
12. Die IdG als Prinzip der Ideen 89
a) Leistungen der IdG90
b) Die IdG stiftet Erkenntnis und Wahrheit91
c) Die IdG begründet das Sein der Ideen92
d) Die IdG begründet das Wesen der Ideen92
13. Wie begründet die IdG die Ideen? 94
B. Grundzüge der aristotelischen Metaphysik 97
I. Einleitung 97
1. Womit haben wir es zu tun? 97
a) Eine schwer zu fassende Theorie97
b) Ein erfolgreiches Grundkonzept98
2. Parmenides 99
a) Wissen nur vom »Seienden«99
b) Wissen nur vom Ewigen101
3. Platon 103
4. Aristoteles’ Konzeptionen der Metaphysik 104
II. Begriffe von Kausalität und Abhängigkeit 108
1. Die vier Typen von Ursachen 108
2. »Früher – später«. die Formel der Hierarchisierung 112
3. Begrenzung der Reihen von Ursachen 113
III. Metaphysik als Theologik 114
1. Eine Planskizze 114
2. Elemente der aristotelischen Theologik 116
a) Gottesbeweis116
b) Gott ist Intellekt119
IV. Metaphysik als Ontologie 122
1. Sinn und Sinne von »sein« 122
a) Wissen vom »Seienden«122
b) Unterscheidungen der Sinne von »sein«124
2. Haupt- und Nebenthemen der Metaphysik 126
3. Das Prinzip der Widerspruchsfreiheit (PWF) 128
a) Funktionen des PWF128
b) Das PWF als logisches Prinzip130
c) Objektive Widerspruchsfreiheit131
d) Widerspruchsfreiheit erfordert Grundbestimmungen133
e) Widerspruchsfreiheit impliziert die Unterscheidung der Seinssinne135
4. »Sein« als Kopula 136
a) Die Form der Aussage und die größten Gattungen (Kategorien)136
(1) Die logische und die historische Funktion der Kategorien136
(2) Kategorien statt Transzendentalien139
b) Die Verknüpfung in den Aussagen durch »sein«140
(1) »Sein« als Kopula und die Doppeldeutigkeit von »Seiendes«140
(2) Akzidentelles »Etwassein« vs. »etwas-an-sich-Sein«142
(3) Durch die Kategorien »eingefärbtes« »Etwassein«145
5. »Sein« im Sinn von Existieren 146
a) Existenz nach den Kategorien differenziert146
b) Als etwas an sich, d. h. nicht zufällig, existieren149
c) Vorrang des Existierens als Substanz151
d) Wie existieren Akzidenzien?153
e) Der objektive Sinn der Prädikation von Akzidenzien155
f) Der logische Vorrang der Substanz156
6. Zusammenfassung zu den Sinnen von »sein« 157
V. Substanz als Wesensbestimmung 161
1. Das semantische und wissenstheoretische Problem 161
2. Wesensbestimmung und Definition 162
a) Die Begründungsfunktionen der Definition162
b) Akzidenzien definieren164
c) Keine Definition ohne einzelne Substanzen166
d) Einzelheit und Allgemeinheit der Wesensbestimmungen168
VI. Substanz als Form 169
1. Weshalb taugt die Form als Substanz? 169
a) Die Substanz ist Substrat169
b) Die Substanz ist selbständig und bestimmt171
c) Form und Kompositum als Substrat172
d) Als Form ist die Substanz Prinzip.173
e) Die Form löst das Universalienproblem174
2. Schwierigkeiten mit der Form 176
a) Zur Definition mancher Naturdinge unbrauchbar176
b) Nur ein Teil des komplexen Gegenstandes178
c) Ohne Bezug auf Veränderung178
d) Einfaches statt komplexes Objekt des Definiens179
VII. Substanz als Kompositum181
1. Weshalb taugt das Einzelne als Substanz? 181
2. Das Kompositum als Grundlage der Definition 182
a) Komplexität und Einheit des Kompositums182
b) Wie entspricht das Definiens dem Kompositum?184
c) Schwierigkeiten mit dem Kompositum185
VIII. »Sein« als Möglichkeit und Wirklichkeit 187
1. Ausgangspunkte der modalen Differenzierung von »sein« 187
a) Naturtheorie nach Parmenides187
b) Der Möglichkeitsbegriff der Megariker188
c) Aristoteles versteht Möglichkeit als Fähigkeit190
2. Gesichtspunkte einer allgemeinen Theorie des Werdens 191
3. Ethische Aspekte 193
a) Vorrang der Tätigkeit193
b) Immer schon vollendete Tätigkeit194
c) Immanente Tätigkeit195
4. Die Funktion des Schemas »Mögliches« – »Wirkliches« 197
5. »Mögliches« und »Wirkliches«, auf Akzidenzien und Substanzen angewandt 198
a) »Aktivvermögen« als Brennpunktbedeutung von dynamis199
b) Verhältnisse des Wirklichen zum Möglichen: Gegensatz und Priorität200
c) Zwei Arten Potenz, zwei Arten Akt202
6. »Möglich« und »wirklich« mit Bezug auf die Substanz 203
a) Materie möglich, Kompositum wirklich204
b) Materie als Möglichkeit, Form als Wirklichkeit206
(1) Zwei Faktoren des Kompositums206
(2) Formen als materiebezogene Tätigkeiten208
(3) Form als Tätigkeit ohne Materiebezug210
Resümee 212
Epilog 223
Bibliographie227
A. Platons Ideenlehre227
B. Aristoteles’ Metaphysik 230
Siglenverzeichnis 232
Personenregister 233
Sachregister 235

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Blaue Reihe
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Maße 130 x 210 mm
Gewicht 284 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Metaphysik / Ontologie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie Altertum / Antike
Schlagworte Antike Philosophie • Aristoteles • Ideenlehre • Metaphysik • Metaphysik (Aristoteles) • Metaphysik; Einführung • Metaphysik und Ontologie • Ontologie • Philosophie: Sachbuch, Ratgeber • Platon
ISBN-10 3-7873-3006-2 / 3787330062
ISBN-13 978-3-7873-3006-5 / 9783787330065
Zustand Neuware
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