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Ich bin noch da - Inka Nisinbaum

Ich bin noch da

(Autor)

Buch | Softcover
254 Seiten
2015
Brendle, Christine (Verlag)
978-3-942796-12-5 (ISBN)
CHF 23,90 inkl. MwSt
Ich bin noch daDer im Sterben liegende Onkel schrieb ihr einen Brief und wünschte der noch Ungeborenen ein glückliches, gesundes, langes Leben. Nur Tage nach seinem Tod kam sie zur Welt. Nur Stunden danach wurde bei ihr die unheilbare Krankheit Mukoviszidose festgestellt. Die Ärzte prognostizierten ihr vier Lebensjahre.Damit wollen sich die Eltern nicht abfinden, und sie beginnen zu kämpfen. Es ist ein mutiger und schmerzhafter Weg. Inka läuft, zusammen mit ihrem Vater und später mit ihrem Hund, der Krankheit davon. Die Bewegung hilft. Sie kommt gut durch die Schulzeit, dann beginnt ein dramatischer Abstieg. Mit 22 Jahren bleibt ihr nur noch eine Möglichkeit.Es ist eine Geschichte vom Hinfallen und Aufstehen und Hinfallen und wieder Aufstehen, vom Durchhalten, vom Hunger nach Leben und von Verzweiflung. Ein Leben zwischen Testament verfassen und Wunschliste schreiben, für ein Leben danach.

Jahrgang 1979, Autorin und Psychologin

Alles begann mit einem Brief. Einem Brief, den mein Onkel mir kurz vor seinem Tod und meiner Geburt hinterlassen hatte und der mir letztendlich das Leben retten sollte. 8. März 1979
Liebe Inka,
oder falls du ein Junge geworden sein solltest,
lieber Ole,
lange habe ich darüber nachgedacht ob ich dir diesen Brief überhaupt schreiben soll. Ob er dir, wenn du ihn liest, etwas bedeuten wird, oder ob ich ihn im Grunde genommen doch nur für mich selbst schreibe. Doch wie auch immer, hier sitze ich nun mit dem Kuli in der Hand und denke an dich. Während dein Geburtstermin immer näher rückt, du bald das Licht der Welt erblicken wirst, habe ich mich bereits auf den Weg gemacht, diese zu verlassen.
Ich kann nicht sagen, dass ich traurig bin. Ich glaube es zumindest nicht. Ich hatte schließlich einige Jahre Zeit, mich auf meinen Tod vorzubereiten. Mein Lymphdrüsenkrebs ist letztendlich um vieles langsamer gewachsen, als es die Ärzte angenommen hatten. Ein Jahr hatten sie mir gegeben. Maximum.
Und hier sitze ich, fast neun Jahre später. Aber dennoch, neun Jahre sind nicht viel im Leben. Nicht wenn man erwachsen ist und die Zeit nur so an einem vorbeifliegt. Glaube mir.
Aber was rede ich? Ich will dir keine Angst vor dem Leben machen. Was ich möchte, ist dir wenigstens einmal Hallo gesagt haben, wenigstens einen Gruß hinterlassen. Denn eins ist sicher, wir werden uns in unserem Leben abklatschen. Ich werde gehen und du wirst auf die Welt kommen. Das verbindet. Und ich muss sagen, es ist auch ein beruhigender Gedanke, dass das Leben, wenn auch nicht mein eigenes, doch irgendwie weitergeht. Denn das Leben ist, egal wie lange es währt, wunderschön, ein Geschenk, du wirst es selbst erleben.
Leider wirst du dieses Leben ohne deinen Onkel leben müssen. Ich kann dir nicht zur Seite stehen, dein Leben nicht mit dir teilen. Doch einen Rat möchte ich dir trotz allem auf deinen Lebensweg mitgeben: Lebe! Jeden Tag! Genieße dein Leben und vergeude es nicht. Auch wenn man erst im hohen Alter gehen muss, auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann, ist es doch verdammt kurz. Also, nutze jeden Tag, feier die Feste, wie sie fallen, denn wenn wir uns eines Tages auf Wolke sieben treffen werden, will ich viele aufregende Lebensgeschichten von dir erzählt bekommen. Von den vielen, vielen Jahren hören, die du gelebt hast.
Ich werde immer auf dich aufpassen, immer dein Onkel sein, immer an dich denken.
Ingo
Zwei Tage nachdem Ingo seinen Brief an mich geschrieben hatte war er tot. Sein Gespür, dass seine Zeit zu Ende ging, hatte ihn nicht getäuscht. Er hatte den richtigen Zeitpunkt gewählt, um mir einen letzten Gruß zu hinterlassen. Ich kam eine gute Woche später auf die Welt. Am 17. März. Wir klatschten uns also tatsächlich ab im Leben. Er ging und mein Leben begann.
Ich weiß nicht mehr, wann ich Ingos Brief zum ersten Mal zu lesen bekam, aber ich weiß noch, dass ich damals sehr gerührt war. Ich fühlte mich geehrt, dass Ingo in seinen letzten Tagen an mich gedacht hatte, mich, die er gar nicht kannte, die noch gar nicht auf der Welt war. Doch auf der anderen Seite stimmten mich seine Zeilen auch immer ein wenig traurig, jedes Mal, wenn ich sie in den folgenden Jahren las, denn Ingo hatte sich so viel für mich gewünscht, sich ausgemalt, dass ich das Leben leben würde, das er nie hatte. Ein gesundes Leben, ein erfülltes Leben, ein langes Leben. Ein Leben ohne Schmerzen, ohne Krankenhäuser und ohne einen frühen Tod. Doch bereits 24 Stunden nach meiner Geburt war klar, dass dem nicht so sein würde. Ich wurde mit der Erbkrankheit Mukoviszidose geboren. Eine Diagnose, bei der man damals von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von vier Jahren ausging.
Meine Eltern waren so geschockt von der Diagnose, dass sie damals sofort meine Geburtsanzeige bei der Zeitung stornierten. Sie wollten keine Glückwunsch-Anrufe bekommen, wenn es im Grunde genommen nichts zu beglückwünschen gab. Vier Jahre, das war eine grausame P

Erscheint lt. Verlag 20.6.2015
Zusatzinfo Privatbilder der Autorin
Sprache deutsch
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 310 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Durchhaltevermögn • Frau • Gesundheit • Kraft • Krankheit • Laufen • Lebensgeschichte • Literatur • Mukoviszidose • Mukoviszidose; Erfahrungsberichte • Mukoviszidose; Romane/Erzählungen • Mut • Stoffwechselkrankheit • Transplantantion • Transplantation • Wahre GEschichte
ISBN-10 3-942796-12-0 / 3942796120
ISBN-13 978-3-942796-12-5 / 9783942796125
Zustand Neuware
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