Die Schöpfung
blauwerke (Verlag)
978-3-945002-04-9 (ISBN)
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Mit Kommentar, Bibliografie und einem unveröffentlichten Brief Wenses
Herausgegeben & 2x benachwortet von Valeska Bertoncini und Reiner Niehoff
Hans Jürgen von der Wense (1894–1966): Der Fragmentariker, Komponist, Wanderer, Fotograf, Collagekünstler, Wetterkundler als Übersetzer: Die Neuübertragung zweier Schöpfungsmythen des Kato- (auch Cahto)-Indianerstammes Nordwest-Kaliforniens ist ein Splitter seines phantastischen Projekts, den kompletten Erdball in Übertragungen zu umkreisen und durch die vielfachen Variationen den einen Ursprung der Welt in ein delirantes Strudeln zu versetzen. Eine radikale Absage an jede eurozentrische Kultur- und Literaturgeschichtsschreibung und die ergreifende Begegnung mit einer anderen Heiligkeit.
'Am liebsten sind mir meine grossen Indianermythen – ich beschwöre Sie es für möglich zu halten, dass alles was wir als ›Weltliteratur‹ kennen eine ganz vorläufige Trostlosigkeit ist, die grossen Dinge sind noch überall geheime und Schätze, die Texte sind schon lange da, aber nur Probierpuppen der Philologie, aber jetzt fängt hier etwas ganz neues an. Ich will eine Geschichte der Weltliteratur schreiben in der im Anhang auch Europa behandelt wird. Unser Blick wird jetzt ganz weit.' Wense an Ernst Krenek, 1929)
'Es gibt Völker, die für uns beten!' Wense
Hans Jürgen von der Wense (1894–1966) Universalgelehrter, Übersetzer, leidenschaftlicher Wanderer, Fotograf wurde im expressionistischen Berlin zunächst als Komponist berühmt & berüchtigt. 1915 spielte Wense seine ersten Klavierstücke Arnold Schönberg vor, befreundete sich mit Hermann Scherchen und Ernst Krenek fürs Leben, war mit Erwin Schulhoff bekannt, später wenn auch flüchtig mit Luigi Nono und mit Hans Werner Henze, aber auch mit Malern wie Erich Heckel, Lyonel Feininger oder dem wundersamen Europaflüchtling Walter Spies und Schriftstellern wie Georg Kaiser oder Heinrich Hauser. 1920 zog sich Wense vom Berliner Musikleben an die Ostsee zurück und begann zu übersetzen: Lau Dan und Konfuzius, die ›Lieder des Insel Malta‹, Mythen der Kagabá-Indianer Brasiliens, die Gesänge und Berichte der Ewe aus Togo u.v.m., bis er im Mai 1932 durch ein Erweckungserlebnis in der Landschaft nahe Karlshafen an der Weser sein bisheriges Leben abbrach, zunächst nach Kassel, dann nach Göttingen zog und zum Wanderer und Landschaftskundler wurde. – Die drei großen Bücher allerdings, die Wense in Arbeit hatte: ein Buch mit Fragmenten in der Nachfolge des Novalis und Johann Wilhelm Ritters, ein Buch mit Übertragungen aus allen Zeiten und Zonen der Welt und ein Buch über die Landschaft der deutschen Mittelgebirge, blieben in unterschiedlichen Fertigungszuständen stecken und Fragment. Zu Lebzeiten hat Wense denn auch nur minusrekordverdächtige achtzig Seiten publiziert. Erst seit den achtziger Jahren und Dank der unermüdlichen Anstrengungen von Wenses engstem Freund Dieter Heim und dem Verleger Axel Matthes, schließlich dem Verlag Zweitausendeins wurden umfangreiche Auszüge vor allem aus den Briefen und Tagebüchern des Solitärs der deutschen Literatur bekannt. 'Ich möchte Ihnen danken für die Fragmente, die von geheimer Wahlverwandtschaft mit Novalis zeugen.' (Ernst Robert Curtius) 'Dieser erstaunliche Sonderling, dieser absolute Nicht-Literat gehört an hervorragende Stelle in jener überfälligen Geschichte der geheimen deutschen Literatur, von der ich immer träume.' (Botho Strauß) 'Mit Wense ist eine alles überragende Persönlichkeit in unseren Kreis eingetreten. Sein Bildungs- und Interessenniveau übersteigt das aller anderen. Die eruptiv visionäre Kraft seiner künstlerischen Kundgebungen hebt ihn fast einzelgängerisch von allen ab.' (Hermann Scherchen, 1920) 'Die interessanteste Persönlichkeit in diesem Kreis war Hans-Jürgen von der Wense, ein schwer definierbares, aber wahrhaftes Universalgenie, da alles, was er anpackte – sei es Musik, Literatur, Philosophie oder selbst Astrologie – von völlig originellen jähen Blitzlichtern großartiger Einsicht durchstrahlt war, obschon sich seine Leistungen auf keinem dieser Gebiete zu dauerhaft zusammenhängenden Gebilden kristallisierten.' (Ernst Krenek) 'Seine Musik ist die eigenwilligste, expressivste und neueste aller Zeitgenossen. Mit Erik Satie, Sergei Prokowjew, Igor Strawinsky, Béla Bartók und Schönberg gehört er heute in eine Reihe. Aber er ist vielleicht der zukünftigste unter ihnen!' (Hans Heinz Stuckenschmidt, 1921/22) 'Wense kam sehr früh mit seiner freiherrlichen Familie in Konflikt und verließ das Elternhaus. Nur seine Mutter hielt zu ihm und zog später zu ihm nach Göttingen. In den zwanziger Jahren gehörte Wense zum Kreis um Toller, Däubler, Schönberg, Scherchen, Krenek, Kokoschka, zeitweise auch zur ›Aktion‹. Er war damals als Kommunist zeitweise verfolgt und tauchte im 3. Reich auf irgendeine Weise unter.' (Hans Henny Jahnn)
Statt eines Vorwortes:
Hans Jürgen von der Wense: Ein Brief 6
II
Kato: Die Schöpfung 11
Kato: Die Neue Erde. Fragment 27
Hans Jürgen von der Wense: Kommentar 30
III
Reiner Niehoff: Eine andere Erkundung Amerikas 35
Valeska Bertoncini: Der Übersetzer und der Große Wanderer 44
Nachweise, Bibliographie 52
Erscheint lt. Verlag | 24.1.2015 |
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Reihe/Serie | splitter ; 04 |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 105 x 143 mm |
Gewicht | 53 g |
Einbandart | geheftet |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Sprachwissenschaft |
Sozialwissenschaften ► Ethnologie ► Völkerkunde (Naturvölker) | |
Schlagworte | Cahto • Ethnologie, Indianer, Kato, Hans Jürgen von der Wense • Geschenk • Indianer • Jürgen von der Wense • Kalifornien • Mythensammlung • Nordamerika • Religionswissenschaft • Religionswissenschaft, Übersetzungswissenschaft • Sammeln • Übersetzungstheorie • Übersetzungswissenschaft |
ISBN-10 | 3-945002-04-4 / 3945002044 |
ISBN-13 | 978-3-945002-04-9 / 9783945002049 |
Zustand | Neuware |
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