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EUROPA - Michael Gehler

EUROPA

Ideen - Institutionen - Vereinigung

(Autor)

Buch | Softcover
752 Seiten
2010 | 2., völlig überarbeitete und ergänzte Auflage
Olzog ein Imprint der Lau Verlag & Handel KG
978-3-95768-021-1 (ISBN)
CHF 55,85 inkl. MwSt
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Zu diesem Artikel existiert eine Nachauflage
Das Jahr 2009 markiert für die Europäische Union den bisherigen Höhepunkt der Integration: Nach der größten Erweiterung der EU um zwölf neue Staaten 2004-2007 trat nach längerem Ringen der neue Unionsvertrag von Lissabon in Kraft - ein weiterer Meilenstein für die Einigung von EUROPA, doch welchen Inhalt hat dieser Begriff?

Der vorliegende Band zeigt die historischen Hintergründe und größeren Zusammenhänge zwischen den über die Jahrhunderte entwickelten Europa-Ideen und den nach 1945 geschaffenen Institutionen Europas auf. Dabei wird deutlich, dass sich die historischen Europa-Ideen lange im Spannungsfeld von Vision und Wirklichkeit bewegten und erst durch ihre Verknüpfung mit verbindlichen Institutionen dauerhaft tragfähig werden konnten. In drei umfangreichen Hauptkapiteln spannt der Autor den großen Bogen der Geschichte Europas von der Antike bis in die Gegenwart.

In gut lesbarer und übersichtlich gegliederter Form bietet das Buch eine historische, aktuelle und kritische Gesamtschau sowie umfassende Informationen sowohl zur Geschichte Europas als auch zu seiner Integration und zum politischen System der EU.

- Anschauliche 50 Grafiken, Karten und Schaubilder sowie 29 Fotos, Abbildungen und Karikaturen
- Aktuelles und umfangreiches Glossar
- Detaillierte Chronologie zur europäischen Integration
- Ausführliches Literaturverzeichnis
- Webadressen-Verzeichnis

Michael Gehler ist seit 2006 Jean Monnet-Professor für vergleichende europäische Zeitgeschichte und die Geschichte der europäischen Integration an der Stiftung Universität Hildesheim, Senior Fellow am Zentrum für Europäische Integrationsforschung der Universität Bonn und Mitglied der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaft in Wien.

I. Ursprünge und Charakteristika 11
1. Spurensuche und Eigenheiten 13
2. Die Antike als kultureller Ausgangspunkt 15
3. Rom und die Renaissance als Vermittler der Antike 17
4. Kulturelle Einf lüsse "von außen" 21
5. Ein christliches Europa in Frieden und Einheit? 23
6. Das christliche Europa, Juden und Zionisten 28
7. Abwehr von Bedrohungen und Gefahren 30
8. Europas Einheit als Trugbild und Sinnstifter 33
9. Karl der Große und der Kult um seine Person 35
10. Architektur und Kunst 38
11. Konstanz der Heterogenität 42
12. Säkularisierung der Herrschaftslegitimation 44
13. Adels- und Ständemacht 46
14. Das Reichskammergericht oder die Europäisierung der "dritten Gewalt" 51
15. Gewaltentrennung und Vielfalt als Produktivitätsmotoren 52
16. Kriege: Ursachen und Verlauf einer Fehlentwicklung 54
17. "Gerechte Kriege", Kreuzzüge und Großreiche 56
18. Entdeckung der Meere und Entstehung der Seemächte 59
19. Domschulen, Klöster und Universitäten als Prägestätten des Geistes und Wissens 60
II. Historische Europa-Ideen im Spannungsfeld von Vision und Wirklichkeit 65
1. "Propagandist des Reichs" (Dante Alighieri) 67
2. "Wiedereroberung des Heiligen Landes" (Pierre Dubois) 70
3. "Europäischer Fürstenbund" (Georg Podiebrad) 72
4. "Monarchia universalis" (Sebastian Münster) 74
5. "Querela pacis" (Erasmus von Rotterdam) 78
6. "Symbiotische Universalgesellschaft" (Althusius) 81
7. "Grand Dessin" gegen die Habsburger (Sully) 83
8. "Europäischer Reichstag" (William Penn) 87
9. "Einheit in der Vielfalt" (Gottfried Wilhelm Leibniz) 88
10. Machiavellismus der Fürsten (Saint-Pierre und Rousseau) 91
11. "Föderalismus freier Staaten" als Maxime (Immanuel Kant) 95
12. Die Französische Revolution und ihre Auswirkungen 96
13. Konkurrierende Verfasstheiten Europas (Kant versus Novalis) 100
14. Gegenmodell zur Französischen Revolution: Der Wiener Kongress 1815 102
15. Vormärz und Revolutionsjahr 1848 (Giuseppe Mazzini und Victor Hugo) 105
16. Industrialisierung und gegenmoderner "Bund der Völker" (Constantin Frantz) 109
17. "Vereinigte Staaten von Europa"? (Wladimir I. Lenin) 111
18. "Mitteleuropa" (Friedrich Naumann) 114
19. Das Ende Habsburgs: Verlust der Einheit und der Mitte Europas 1918 117
20. "Paneuropa" (Richard N. Coudenhove-Kalergi) 121
21. Internationales Stahlkartell als Konzept und Paradigma zwischenstaatlichen Ausgleichs (Émile Mayrisch) 125
22. Eine "europäische Bundesordnung" als "föderatives Band"? (Aristide Briand) - Deutsch-österreichische Zollunion als Antwort? 129
23. Das vorläufige Ende der Paneuropa-Union als Ausdruck des Zusammenbruchs der internationalen Ordnung der Zwischenkriegszeit 133
24. "Europa" als Instrument widerstreitender Ideologien (Nationalsozialismus und Kommunismus) 136
25. Die Shoa im europäischen Kontext des Zweiten Weltkriegs 142
26. Europa im inneren und äußeren Exil 1939-1945 144
27. Die Europäische Beratende Kommission in London 1943-1945. 148
28. Instrumentalisierte Europaideen im Wandel (Winston Churchill) 153
29. Der Karlspreis von Aachen und die Institutionalisierung der Europa-Idee 157
30. Fusion der Souveränität durch Institutionen der Supranationalität ( Jean Monnet) 158
III. Der Weg vom Europa der Institutionen zur Vereinigung des Kontinents 165
1. Vom Marshall-Plan zu den Römischen Verträgen 1947-1957 168
1.1 Zwischen Nationalstaat und Supranationalität 173
1.2 Militarisierung und Teilung Europas im Kalten Krieg 175
1.3 Von Morgenthau zu Marshall: Containment und Liberalisierung 179
1.4 Die USA als ambivalente Förderer 182
1.5 Amerikanische Priorität für Westdeutschland 184
1.6 "Tauwetter" und Integrationsverlust 186
1.7 Sektoriale Integration 188
1.8 Scheitern der Europa-Armee 194
2. Spaltung Westeuropas, Aufbau und Krise der EWG/EG 1958-1968 198
2.1 Großbritannien: Hintergründe und Folgen der "splendid isolation" 208
2.2 Horizontale Integration 213
2.3 Fortschritte und Rückschläge 217
2.4 Vertiefte Integration im eigenen Interesse: Luxemburg als Akteur und Ort des Kompromisses 223
2.5 Vorboten der Umstürze in Mitteleuropa 1989:

Die gescheiterten Aufstände hinter dem "Eisernen Vorhang" 227
a) Der Volksaufstand in der DDR 1953 227
b) Die blutig erstickte Revolution in Ungarn 1956 229
c) Die Niederwerfung des "Prager Frühlings" in der CSSR 1968 233
3. Norderweiterung, Vertiefungsversuche und "Eurosklerose" 1969-1985 235
3.1 Ost-West-Konf likt als Hintergrund der Integration 245
3.2 Das Europäische Währungssystem (EWS) 248
3.3 Direktwahlen zum Europäischen Parlament (EP) und der Weg zur Süderweiterung 257
4. Überwindung der "Eurosklerose", Projekt "Binnenmarkt", die Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa sowie der Unionsvertrag von Maastricht 1985-1993 261
4.1 Die Zweite "Relance Européenne": Neuer integrationspolitischer Anlauf 269
4.2 Der Fall des Eisernen Vorhangs und die Umstürze in Mittel- und Osteuropa im Jahr 1989 271
a) Polen: Die lange währende und versandete "Revolution" 272
b) Ungarn: Die rasche, stille und paktierte "Revolution" 276
c) DDR: Die "Revolution" nach Dienstschluss mit gesamtstaatlicher Einheit 280
d) CSSR: Die sanfte "Revolution" mit staatlicher Sezession 283
e) Rumänien: Die verspätete und unvollendete Revolution 286
f ) Bilanz und Folgen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede - Fragen an Ost wie West 287
4.3 Verstärkter Integrationsrahmen für das geeinte Deutschland 292
4.4 Ein europäischer "Integrationsfriede" für Deutschland? 296
4.5 Maastricht vor Mitteleuropa: Vertiefung vor Erweiterung 300
4.6 Von der Tragödie zur Katastrophe am Balkan 304
5. Von Maastricht über Amsterdam nach Nizza 1993-2000 309
5.1 EU-Beitritt Österreichs, Schwedens und Finnlands oder: das Dilemma der Neutralen 313
5.2 Deutsch-französische Beziehungen in der Krise / Exkurs zu Schengen: Europa ohne Grenzen 320
5.3 Sicherheitspolitische Agonie, erste Stabilitätsansätze am Balkan und Zunahme der Auslandseinsätze 324
5.4 Fixierung und Etablierung des Euro 329
5.5 Sanktionen gegen Österreichs Regierung 333
5.6 Basar in Nizza 336
6. Der Euro, Grundrechtskonvent, "Konvent zur Zukunft der EU", die EU-Erweiterung und der "Verfassungsvertrag" 1999-2004 340
6.1 Die Einführung des Euro 343
6.2 Paradigmenwandel der Integration 345
6.3 Ein Bundesstaat und eine Verfassung für Europa? 346
6.4 Vorläufer-Modell des Verfassungskonvents: Der Grundrechtskonvent 1999-2000 349
6.5 Die Geburtsstunde und Arbeit des "Konvents zur Zukunft Europas" 2001-2003 352
6.6 Die Konventsarbeiten im Schatten der Irakkrise und der angloamerikanischen Militärintervention in der Golfregion 2002-2003 356
6.7 Der Abschluss der Konventsarbeiten: "Ausgangspunkt", "gute Grundlage" oder "breite Basis"? 361
6.8 Der Entwurf für einen "Verfassungsvertrag": Fortschritte und Misserfolge 366
6.9 Das vorläufige Scheitern des Verfassungsgipfels 2003 371
6.10 Neuordnungsversuche als Ergebnisse von Brüchen und Reaktionen auf Krisen 372
6.11 Modifikation und Finalisierung der "Verfassung" 376
6.12 Die Kontroversfrage Türkei 383
7. EU-"Osterweiterung", Scheitern der "EU-Verfassung" und der Unionsvertrag von Lissabon 2004-2009/10 397
7.1 Ausdehnung statt Vertiefung? Der Vollzug der "Osterweiterung" und die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) 397
7.1.1 Ausgangssituation 397
7.1.2 Hindernisse und Widerstände: Die Interessen der Akteure 399
7.1.3 Vorläufiger Kompromiss: "Europa-Abkommen" als Zwischenlösung 402
7.1.4 Die Kopenhagener Kriterien 1993 404
7.1.5 Die Beitrittsanträge und die "Luxemburg-Gruppe" 406
7.1.6 Die Wende zur "big bang"-Erweiterung 407
7.1.7 Expansion statt Kohäsion: Die EU in ihrer hausgemachten Krise 410
7.1.8 "Europäische Nachbarschaftspolitik" (ENP) - Perspektive ohne große Erweiterung 412
7.2 Gescheiterter Konstitutionalismus: Ablehnung des "Verfassungsvertrags" in Frankreich und den Niederlanden 2005 414
7.3 Rettung des "Reformvertrags" durch Ratspräsidentschaften: "Berliner Erklärung" und Karlspreis für Angela Merkel 2006-2007 423
7.4 Bedeutungszuwachs und Zustimmungsverlust der EU: Irisches Veto und Wahlen zum Europäischen Parlament 2008-2009 434
7.5 Die Finanz- und Weltwirtschaftskrise als Bewährungsprobe für den Euro 2008-2009 441
7.6 Zweites Irland-Referendum und Inkrafttreten des Unionsvertrags von Lissabon 2009 445
7.7 Im Zeichen bankrotter Staaten:

Die Schuldenkrise als Krise des Eurosystems 2009-2010 454
8. Transatlantisches Verhältnis im Wandel (EU-)Europa - USA: Vom akzidentiellen Dissens zum strukturellen Antagonismus? 463
8.1 Parallelen und Unterschiede in der US- und EU-Verfassungsgeschichte 464
8.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Interessen im Kalten Krieg. 466
8.3 Neue Interessenkonflikte nach dem Kalten Krieg 469
8.4 Intervention ohne Legitimation und Kriege ohne Mandat der Vereinten Nationen 472
8.5 Die Wahl Barack Obamas - Chance für eine Welt der Kooperation? 474
9. Europa und die Globalisierung 479
9.1 Bedeutung und Kategorisierung der Globalisierung 479
9.2 Bestandsaufnahme für Handel, Wirtschaft, Sicherheit, Menschenrechte und Kultur 481
9.2.1 Handel 482
9.2.2 Währung und Weltwirtschaft 484
9.2.3 Sicherheitspolitik: Von der Legitimationskrise zur Globalisierung der NATO 486
9.2.4 Menschenrechte. 488
9.2.5 "Kultur" und Kulturpolitik als Anliegen für die Europäische Union - Erfahrungen aus dem Bergedorfer Gesprächskreis 489
9.3 Vom sogenannten Ende der Nationalstaaten und EU-Großstaaten als Weltmächten zweiten und dritten Ranges 492
9.4 Wirkungen und Folgen der Globalisierung für den
europäischen Integrationsprozess 499
9.5. Kleinstaaten und Neutrale 502
10. Zukunftsperspektiven mit Blick auf eine europäische Identität 503
11. Veränderte Verfassungsverständnisse und das EU-System "sui generis" 504
12. Alte Krisenerfahrungen und neue Produktivitätszwänge 506
13. Die geistig-kulturelle Dimension Europas 507
14. Die EU ein neues Imperium? Kritischer Rückblick zum Verhältnis EU-Europa - USA 510
15. Plädoyer für Geduld und Realismus: Anspruch und Wirklichkeit der EU 532
IV. Triumph einer Trias: Ideen - Institutionen - Vereinigung (Versuch einer Synthese) 537
Nachwort zur Neuauflage 554
Anmerkungsteil 557
Glossarium 627
Chronologie 651
Abkürzungsverzeichnis 677
Verzeichnis der Abbildungen und Karikaturen mit Quellenangaben 681
Verzeichnis der Grafiken und Karten mit Quellenangaben 685
Literaturverzeichnis zur Geschichte Europas und zur europäischen
Integration 689
Webadressen-Verzeichnis 735
Personenregister 741

Spurensuche und Eigenheiten Beschäftigt man sich mit "Europa", so fragt man sich "Woher rührt der Name?", "Was ist es?" und "Was ist spezifisch europäisch?" Die Beantwortung der ersten Frage erscheint vorderhand sehr einfach, die Etymologie ist dennoch umstritten. Mit der Beantwortung der übrigen Fragen ist es noch eine weit schwierigere Sache. Die Wurzeln Europas reichen zurück bis in die Antike. Das Wort stammt wenn nicht aus der griechisch-phönizischen Region, so aus dem Vorderen Orient bzw. dem semitischen Raum. Mit "dunkel" hat es eigentlich nichts zu tun. Dem semitischen "(A)ereb" ('rb) zufolge heißt es "eintreten", im engeren Sinne "untergehen", die Gegend, wo die Sonne untergeht, das "Abendland" oder "West land". So nannten es die an der levantinischen Küste lebenden Phöniker/ Semiten. Die Griechen gebrauchten das Wort für das gestaltlose nördliche Land der "Barbaren". Der Begriff blieb aber unbestimmt und wurde selten verwendet. Der griechische Mythos aus Homers Zeiten erzählt von "Europe", der lieblichen und noch jungfräulichen Tochter des Agenor, dem Stammvater der Phönizier, und Schwester des Kadmos, die ein schöner Stier entführt hatte. Eine einprägsame Erzählung stammt von dem Dichter Moschos von Syrakus auf Sizilien, der um 150 v. Chr. lebte. Als die verzweifelte Europe Zwiegespräche mit dem Tier führte und fragte, wer es sei und wohin es sie bringe, antwortete das schöngehörnte Wesen: "Sei getrost, Jungfrau; fürchte dich nicht vor dem Meeresgewoge. Ich bin Zeus selbst; denn ich kann in jeder Gestalt, in der ich will, erscheinen. Sehnsucht zu dir hat mich getrieben. Kreta wird dich nunmehr aufnehmen, das auch mich selbst aufzog; dort wird deine Hochzeit sein. Von mir wirst du berühmte Söhne gebären, die alle Herrscher über die Menschen sein werden." Der Sohn des Kronos, des seine Kinder verschlingenden Gottes, hielt Wort: Kreta erschien, Zeus nahm seine Gestalt an, löste Europe den Gürtel, und die Horen bereiteten das Lager. Das Mädchen wurde seine Braut und schenkte ihm die Söhne Rhadamanthys, Minos und Sarpedon. Ob dieser Mythos etwas mit dem Raum und Land "Europa" zu tun hat, ist fraglich. Die europäische Kunst jedenfalls stellte diese sagenhafte Entführung seit dem 7. Jh. v. Chr. bis in die neueste Zeit dar. In den Meisterwerken von Veronese, Tizian und Tintoretto fand die Jungfrau künstlerischen Ausdruck. Europa, ein Raum, den Paul Valéry einmal als "Halbinsel Asiens" bezeichnete, umfasst 10,5 Millionen Quadratkilometer. Einschließlich der Inseln und Binnenmeere ist es der viertgrößte Kontinent und mit einer Bevölkerung von rund 700 Millionen Menschen einer der dichtesten besiedelten Erdteile. Vom Größenumfang zweitkleinster Kontinent, liegt Europa vom Bevölkerungsausmaß im oberen Mittelfeld. Die Frage des Raums berührt die der Grenzen, die für Geografen besonders aufgrund des Halbinselcharakters Europas schwierig, wenn nicht unmöglich zu beantworten ist. Wo fängt es an, wo hört es auf? Eine natürliche geografische Trennlinie zu Asien gibt es nicht, wie auch eine bloße Addition seiner politischen Bestandteile ungenügend bleibt. Nur ein Beispiel: Das "Epizentrum" Europas lag während der Antike im nördlichen Mittelmeer (Griechenland, Sizilien und Rom). Im Mittelalter verlagerte es sich partiell in den fränkischen Bereich. Europa befand sich in ständiger Veränderung. Dies gilt für Gestalt wie Gehalt. Es bedeutete nicht zu allen Zeiten das Gleiche. Es war weder in sich geschlossen noch einheitlich. Daher ist eine exakte Definition unmöglich. Europa entzieht sich einer "objektiven" Festlegung. Hat man es im Kopf, so tauchen verschiedene Bilder, Klischees und Konflikte auf. Europa ist mehr als nur ein geografischer und bevölkerungsspezifischer Begriff: Es hat mit historisch-kulturellem Bewusstsein zu tun. Manche empfinden hierbei Gemeinsamkeiten. Hagen Schulze spricht von einem sich wandelnden kollektivimaginären Entwurf. Das "gemeinsame" Europa vorstellen bedeutet eine totale Komplexität, die in geistes-, ideen-, mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Dimensionen zu denken ist. Es verstehen, bedeutet seine Eigenheiten zu begreifen, was Fremdwahrnehmungen und Selbsteinschätzungen einschließt. Europa ist der einzige Kontinent, der als Kulturraum eine eigene Identität entwickelt hat.

Zusatzinfo mit zahlreichen Karten, Fotos und Grafiken
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 1410 g
Einbandart Englisch Broschur
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Vergleichende Politikwissenschaften
Schlagworte Einigung • Entwicklung • Erweiterung • Europa • Europaabkommen • Europaideen • Europäische • Europäische Einigung • Europäische Union (EU) • Eurosklerose • Gesamtschau • Geschichte • Hintergründe • Institutionen • Integration • Mitgliedstaaten • Schengen • Union • Verträge • Zusammenhänge
ISBN-10 3-95768-021-2 / 3957680212
ISBN-13 978-3-95768-021-1 / 9783957680211
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