Einführung in das Studium der Gräzistik
Beck, C H (Verlag)
978-3-406-46629-8 (ISBN)
- Titel erscheint in neuer Auflage
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Michael Weißenberger, geb. 1959 in Würzburg. Professor für Klassische Philologie/Gräzistik an der Universität Greifswald.
Prof. Dr. Bernhard Zimmermann, geb. 1955 in Konstanz. Ordinarius für Klassische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Studium in Konstanz und London, Promotion 1983, Habilitation 1988, Professuren an der Universität Zürich, Düsseldorf und seit 1997 in Freiburg. Zahlreiche Publikationen zum antiken Drama und Roman, zur Geschichtsschreibung und griechischen Musik.
"II. Geschichte der Klassischen Philologie
I. Die voralexandrinische Zeit (bis ca. 300 v. Chr.)
Philologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin entwickelte sich in den ersten Jahrzehnten des 3. Jh.s v. Chr. in Alexandria. Die ersten Versuche einer Bearbeitung von Dichtertexten, in denen zumindest Elemente philologischer Tätigkeit zu erkennen sind, reichen aber viel weiter zurück. So hören wir von einem Theagenes von Rhegion (6. Jh.), der nicht nur Biographisches über den ersten Dichter der Griechen, Homer, zusammentrug, sondern auch Textinterpretation betrieb: Mit dem Instrument der allegorischen Deutung versuchte er die in den homerischen Epen vermittelte und bereits im 6. Jh. kritisierte Gottesvorstellung zu rechtfertigen.
Bis ins 4. Jh. hinein blieb unseres Wissens Homer der einzige Gegenstand der 'vorphilologischen' Bearbeitung. Neben der Produktion von Schriften zur sachlichen Erklärung bemühte man sich auch, einen einigermaßen zuverlässigen Text der alten Epe n zu sichern. Die in diesem Zusammenhang oft erwähnte 'Peisistratidische Rezension' (d. h. die Fixierung eines gewissermaßen 'offiziellen' Homertextes zur Rezitation im Athen der Söhne des Tyrannen Peisistratos, Ende 6. Jh.) läßt sich allerdings nicht als historisches Faktum erweisen; von dem epischen Dichter Antimachos von Kolophon (um 400) ist dagegen sicher bezeugt, daß er eine Homer-Ausgabe erstellt hat. Es ist aber unwahrscheinlich, daß er oder auch Aristoteles, der für seinen Schüler Alexander den Großen einen Homertext eigenhändig korrigierte, bereits ein dem später in Alexandria entwickelten vergleichbares Verfahren regelrechter Textkritik angewandt haben.
Auch das sogenannte 'athenische Staatsexemplar', eine um 330 auf Initiative des Politikers Lykurgos erstellte Ausgabe sämtlicher Stücke der drei großen attischen Tragödiendichter des 5. Jh.s (Aischylos, Sophokles, Euripides), war keine kritische Ausgabe nach den Standards der späteren Philologie, sondern eine Fixierung des a ktuell gängigen Textes, durch die weitere willkürliche Veränderungen (insbesondere durch Hinzufügungen, man spricht von 'Schauspieler-Interpolationen', die anläßlich der Wiederaufführung der alten Stücke in die Texte eingearbeitet wurden) verhindert werden sollten.
Auch für andere Teilgebiete der Philologie wurde in voralexandrinischer Zeit immerhin der Grund gelegt: Mehrere der 'Sophisten' (S. 121) befaßten sich mit grammatischen und sprachwissenschaftlichen Fragen: So beschrieb Protagoras erstmals grammatische Genera und Modi, Prodikos begründete die Synonymik, Hippias schrieb über die Wirkung von Klangelementen der Sprache. Solche Forschungen wurden im 4. Jh. durch Platon und Aristoteles weiter vorangetrieben. Letzterer und die von ihm begründete peripatetische Schule widmeten sich auch der systematischen Ermittlung von historischen Fakten und Gegebenheiten, die für das Verständnis der alten Dichtung wichtig waren. So erstellte Aristoteles selbst eine Sammlung der Didaskalien, als o der Protokolle der athenischen Tragödien- und Komödienaufführungen. Schüler des Aristoteles, wie Theophrastos, Herakleides Pontikos, Chamaileon u.v.a. erweiterten und vertieften diese antiquarische Forschung. Es entstand die nach dem ersten Wort des Titels dieser Schriften sogenannte 'Peri-Literatur'. Ein Vertreter dieser peripatetischen Gelehrsamkeit, Demetrios von Phaleron, siedelte 297 nach Alexandria über. Seine Person verbindet das zu Ende gehende Zeitalter der athenischen mit dem anbrechenden der alexandrinischen Philologie.
2. Die Alexandriner
Der erste Ptolemaierkönig (Ptolemaios Soter, 305-285 v. Chr.) versammelte um sich einen Kreis von Gelehrten und Dichtern, die das Bestreben verband, angesichts des intensiv in allen Lebensbereichen empfundenen Umbruchs das immense Erbe der griechischen Literatur, vornehmlich der Poesie, zu bewahren und durch intensives Studium gegebenenfalls für eigene dichterische Versuche fruchtbar zu mach
Reihe/Serie | C. H. Beck Studium | C.H. Beck Studium |
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Zusatzinfo | mit 12 Abbildungen, 1 Karte und 4 Stammbäumen |
Sprache | deutsch |
Maße | 141 x 223 mm |
Gewicht | 395 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Latein / Altgriechisch |
Schlagworte | Altgriechisch • Epoche • Gattung • Geschichte • Gräzistik • Grundlagen • HC/Klassische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft • Klassische Philologie • Literatur • Metrik • Mythologie • Philosophie • Religion • Rhetorik • Sprachgeschichte • Studium |
ISBN-10 | 3-406-46629-X / 340646629X |
ISBN-13 | 978-3-406-46629-8 / 9783406466298 |
Zustand | Neuware |
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