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Die Reinheit, Grundlage geistiger Kraft

Die Mysterien von Jesod
Buch | Hardcover
272 Seiten
2006 | 2022
Prosveta Deutschland (Verlag)
978-3-89515-070-8 (ISBN)
CHF 32,90 inkl. MwSt
Jesod ist die neunte Sephira im Baum des Lebens und bedeutet auf hebräisch Grundlage, Fundament. In ihrer höchsten Ebene regiert der Herr Schaddai-el-Chai. In Jesod befindet sich auch die Engelordnung der Cherubim (die Engel der christlichen Religion), angeführt vom Erzengel Gabriel. Der materielle Aspekt der Sephira Jesod ist der Mond, der in seinem spirituellen Ausdruck die Reinheit symbolisiert.
Im Evangelium heißt es: »Selig die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.« Gott bedeutet die Fülle aller Sephiroth zusammen, das heißt, das Wissen, die Erkenntnis und die Einsicht von Hod – die Schönheit, die Farben und die himmlische Anmut von Netzach – das Licht und der Strahlenglanz von Tiphereth – die Macht von Geburah, also der Sieg über alle Schwierigkeiten und über die inneren und äußeren Feinde – Schutz, Gerechtigkeit, Güte und Großmut von Chesed – die Standfestigkeit, Ausdauer und das Wissen um das Schicksal und Karma von Binah – die ewige Weisheit und unaussprechliche Harmonie von Chokmah – die Allmacht von Kether. Und Jesod, die Grundfeste, nimmt die Tugenden aller Sephiroth in sich auf; sie ist deren Verdichtung und Synthese. Diese Sephira wird die Grundlage genannt, weil die Reinheit die Grundlage aller geistigen Realisierungen ist.

Teil 1
Jesod spiegelt die Tugenden aller anderen Sephiroth wider

Teil 2
Wie die Reinheit zu verstehen ist

Kapitel 1
Die Ernährung, Ausgangspunkt einer Studie über die Reinheit

Kapitel 2
Die Auswahl

Kapitel 3
Die Reinheit und das geistige Leben

Kapitel 4
Die Reinheit in den 3 Welten

Kapitel 5
Der Lebensstrom

Kapitel 6
Friede und Reinheit

Kapitel 7
Von der magischen Kraft des Vertrauens

Kapitel 8
Die Reinheit der Worte

Kapitel 9
Man muss sich erheben, um die Reinheit zu finden

Kapitel 10
»Selig, die reinen Herzens sind...«

Kapitel 11
Die Tore des himmlischen Jerusalem


Teil 3
Liebe und Sexualität

Kapitel 1
Alles hängt davon ab, wie man liebt


Teil 4
Ergänzende Erläuterungen

Kapitel 1
Die Quelle

Kapitel 2
Das Fasten

Kapitel 3
Wie man sich waschen soll

Kapitel 4
Von der wahren Taufe

Kapitel 5
Wie man während der Atemübungen mit den Engeln der vier Elemente arbeitet

Teil 1: Jesod spiegelt die Tugenden aller anderen Sephiroth wider Freier Vortrag Die Menschen haben viele Beschäftigungen: Sie studieren, arbeiten, bauen, heiraten, haben Kinder, üben einen Beruf aus... Aber wenn man sie fragt: »Sind Sie zufrieden, glücklich, erfüllt?« antworten sie, dass sie ungeachtet dessen, was sie besitzen, stets die Empfindung haben, es fehle ihnen etwas. Und was fehlt ihnen? Ganz einfach der Schönheitssinn der Dinge, jenes feine, geheimnisvolle Element, das einem, was immer man tut, ob man isst, spazieren geht, die bescheidenste Arbeit verrichtet, Glück und Fülle schenkt. Ja, wenn ihr dieses Element besitzt, vermittelt euch selbst die unbedeutendste Beschäftigung Freude und Beglückung, weil es alles verwandelt. Um dies verständlicher zu machen, gebe ich euch ein Beispiel: Stellen wir uns einen jungen Mann vor, der studiert und arbeitet, der aber am Leben nichts Außergewöhnliches findet, nichts, was ihn in Verwunderung zu versetzen oder zu fesseln vermag. Da verliebt er sich eines Tages in ein hübsches junges Mädchen – und alles wird anders! Er sieht die Welt mit anderen Augen: Blumen, Vögel, Sonne, Sterne, alles spricht zu ihm. In Wirklichkeit hat sich die Welt nicht verändert: Er ist es, in dessen Gemüt etwas Neues aufging, das alles verschönt, Dinge und Wesen verklärt. Aber wenn er seine Liebe verliert, das Mädchen ihn betrügt oder im Stich lässt, wird die Welt wieder trüb: Die Sonne scheint, aber er sieht sie nicht, er tappt im Nebel. Während er sich vorher, selbst wenn es regnete und hagelte, im Paradies wähnte, alles wunderbar fand, weder Entbehrungen noch Missgunst fühlte, zum Dichter und Musiker geworden, glücklich und selig durch die Straßen wandelte, sich über alles freute – weil eben dieses Element, Liebe genannt, in seine Seele eingezogen war und alles verschönte, versöhnte und in Harmonie erklingen ließ. Diese Auswirkung ist bekannt, doch haben sich nur wenige damit befasst, um eine wahrhaftige Lehre daraus zu ziehen. Die Liebe verschönert alles. Wäre es nun aber nicht möglich, dieses alles verschönende Element zu finden, ohne in einen Mann oder eine Frau verliebt zu sein (mit denen man stets Enttäuschungen erlebt)? Oh, doch! Ich habe das Beispiel nur erwähnt, um euch den Gedanken nahe zu bringen, dass es bestimmt noch andere Elemente gibt, die, wie die Liebe, imstande sind, die Anschauung und das Gefühl für die Dinge zu verändern. Ihr meint, die Eingeweihten nehmen einzig und allein zur Liebe Zuflucht wie Dichter, Musiker und Künstler, die sich einbilden, man müsse verliebt sein, um Eingebungen zu erhalten – und begehen danach alle möglichen Tollheiten! Nein, die Eingeweihten haben sich mit dieser Frage eingehend befasst und entdeckt, dass man noch viel weiter, viel höher gehen kann, um Inspiration und Erfüllung in einem unverlierbaren, beständigen und ewigen Element zu finden. Dieses ist ein feines, schwereloses Teilchen, das, wenn es in das Herz, in die Seele dringt, ein jegliches Ding ins Unermessliche erweitert. Um es zu erhalten, muss man lange Zeit arbeiten, beten, meditieren; doch wenn es sich einfindet, verwandelt es alles. Natürlich kann die Liebe zu seiner Erlangung viel beitragen. Denkt euch, ihr seid in ein entzückendes junges Mädchen verliebt: Durch die Gefühle, die es in euch entzündet, kann es euch zu diesem Element verhelfen, aber in dem Mädchen selber findet ihr es nicht. Selbst Dichtung und Musik sind oftmals außerstande, euch dieses Element zu vermitteln. Ich bin vielen Künstlern begegnet, die es noch nicht besaßen, die eine Leere in sich fühlten. Sie waren, was sie betraf, so weit zufrieden, hatten aber ständig das Gefühl, dass ihnen etwas fehlte. Während diejenigen, die hoch oben auf den Gipfelhöhen des Universums gesucht haben und dieses Element einzufangen vermochten, so weit kommen, dass sie über jede Lebensbedingung erhaben sind. Deshalb sollt ihr niemals weder euer wirkliches Glück noch die Lösung eurer Probleme in den niederen Ebenen suchen; denn es ist weder dem physischen noch dem ätherischen Stoff gegeben, die von Seele und Geist benötigten Elemente zu beinhalten. Ihr müsst hoch oben danach suchen, hoch oben darum bitten und fordern – habt ihr dieses Element dann gewonnen, vermag es euch alles zu vermitteln, euch vor allem den Sinn für die Schönheit der Dinge zu erschließen. Dieses Element ist imstande, euch zu geben, was die irdische Ebene nicht kann, nämlich Freude, Eingebung, Glückseligkeit. Ich hoffe, ihr versteht mich. Nahrungsmittel und Getränke vermitteln nur, was sie sind: Fühlt ihr euch aber nicht wohl, so seid ihr nicht in der Lage, euch an Essen und Trinken zu erfreuen. Die Gesundheit ist somit unerlässlich, um dem, was ihr esst und trinkt, ein Element hinzuzufügen. Schon wenn man nur erkältet ist, sind Geschmack und Geruchsinn beeinträchtigt. Die Nahrung bietet nicht mehr als sie ist, und so sind auch Schwimmbecken, Autos, Geld nur was sie sind: Will man etwas dabei empfinden, sich freuen, muss noch etwas mehr dazukommen. Das Element, das den Namen Gesundheit trägt, verändert somit vieles. Ähnlich bringen weder Speise noch Trank mehr als eine materielle Befriedigung, wenn nicht einfühlende Liebe und Klugheit in euch sind. Betrachten wir jetzt die Liebe. Sowie ihr in einen Menschen verliebt seid, ist er für euch ein Genie, ein überirdisches Wesen, ein Engel; verblasst eure Liebe, wird er auf einmal ein Teufel, weil ein gewisses Etwas in euch verloren ging. Wie ihr seht: nur ein gewisses Etwas! Dann behaupten noch manche, Chemiker zu sein, wobei sie nicht die leiseste Ahnung haben, dass es eine andere, die geistige Chemie gibt, die alle im Inneren des Menschen sich vollziehenden Zustände wie Gesundheit, Eingebung, Entzücken usw. erhellt. Die Chemiker führen die Vorgänge und Erscheinungen immer nur auf materielle Ursachen zurück. Nein, diese müssen von der geistigen Chemie her erfasst werden, auf der alles gründet, und danach erst sollte man die physikalische Chemie studieren. Die geistige Chemie ist noch unbekannt, man weiß nicht um die außergewöhnlichen Erscheinungen, wunderbaren Heilungen, die sie bewirkt und die der anerkannten Chemie unerklärlich bleiben. Nun ja, ein feinstoffliches Element, Glaube genannt, findet sich ein, und der Kranke ist geheilt. Diese andere, die geistige Chemie ist demnach viel wichtiger.1 Ich sagte es: Gesundheit, Liebe und Licht bewirken bedeutende Umwandlungen und ihr Fehlen viele andere. Aber weit über Gesundheit, Liebe und Licht steht noch ein anderes Element, von dem alles Übrige abhängt: Dieses allvermögende Element ist ein winziges Teilchen von Gott selbst. Wie kann man es erwerben? Durch Opfer, Entsagung und Selbstüberwindung. Ich habe euch öfter gesagt: »Ihr badet das Kind, schüttet es aus und behaltet das schmutzige Wasser.« Dies ist natürlich symbolisch gemeint: Das Kind bedeutet das lebentragende, göttliche Element und das Wasser alles Flaue, Schmutzige, Entweihte. Ein jeder wirft das Kind weg und bewahrt das Schmutzwasser. Dass man sich nicht damit befasst, dieses göttliche Element zu erlangen, heißt so viel, wie das Kind wegwerfen. Man möchte so vieles besitzen, nun gut. Aber ist es nicht besser, sich zu bemühen, dieses Element zu erwerben, das uns erst die Freude am Besitz vermittelt? Man trifft reiche Leute an, die mehr haben, als sie brauchen, sich alles leisten können und dennoch traurig und unansprechbar sind, weil der Schönheitssinn in ihnen abgestumpft ist. Sie meinen, es komme nur auf den Besitz an. Nein, die Empfindung ist alles! Sie verfügen über reiche Schätze, sind aber wie tot: Wie können sie sich ihrer Schätze erfreuen? Um sich zu freuen, muss man lebendig sein! Aber man verbringt seine ganze Zeit mit leblosen Dingen, und je mehr man von diesen toten Dingen anschafft, desto weniger wendet man sich dem Leben zu, desto mehr schwindet die Freude. Das ist eine absolut wissenschaftliche Folgerung. Ihr wünscht euch Liebhaber, Liebhaberinnen, Geld, Autos noch und noch. Nun, beschäftigt euch zuerst mit dem, was in euch fähig ist zu fühlen und sich zu freuen: mit eurem Gemüt! Dafür tut ihr nichts: Denn eure ganze Zeit ist damit ausgefüllt, noch mehr Besitz anzuhäufen. Wenn euch dies einmal klar wird, werdet ihr eure Besitztümer verringern und die Qualität eurer Gefühle verbessern. Dann werdet ihr mit dem wenigen, das ihr habt, beständig in freudiger Stimmung leben. Wenn ein junger Mann verliebt ist und von seinem Mädchen ein Rosenblatt oder eine Haarlocke geschenkt bekommt, so lebt er in der Fülle himmlischer Wonne. Obwohl er weder Geld auf der Bank, noch eine Fabrik, noch ein Auto hat, lebt er in der Ekstase, weil seine Geliebte ihm etwas geschenkt hat; er nimmt das Rosenblatt auf, atmet seinen Duft ein, legt es während der Nacht unter sein Kopfkissen und schreibt darüber sogar Gedichte; in der Tiefe seines Herzens gewinnt es einen unschätzbaren Wert, eine große Bedeutung, und es ist, als besäße er die ganze Welt. Dies ist eine psychologische Tatsache, und sie darf, wie jede psychologische Feststellung, nicht zurückgewiesen werden, da sie aufschlussreiche Auskünfte gibt. Wie dieser junge Mann muss auch der Schüler sich verhalten: Die unscheinbarste geistige Freude muss er steigern, verschönern; er soll, anstatt nach materiellem Besitz zu jagen, das Feingefühl ausbilden; dann wird er jahrhundertelang nicht müde, sich an dem Anblick der Sterne, der Rosen oder eines Antlitzes zu weiden. Es gibt selbst auf der Erde derart viele Dinge, die fähig sind, den Menschen in Ekstase zu versetzen. Nur sind die feinen Regungen in ihm stumpf geworden, schwingen und leben nicht mehr, vermitteln seinem Gefühl keine Anregung mehr. Die Leute sind wie Steine erstarrt, schwingen und strahlen nicht, freuen sich nicht mehr. Ein bisschen Freude haben sie nur, wenn sie sich den derbsten Lüsten hingeben. Das allein sagt ihnen zu. Für das Schöne, Zarte, Harmonische, für Musik und Poesie, für das Reine, Mystische und Göttliche haben sie nichts übrig; deshalb widerfahren ihnen immer nur Enttäuschungen und Leiden. Überall, in Zeitschriften und Reklamen heißt es: »Nehmt dieses oder jenes, das verhilft euch wieder zur Lebensfreude!« Es wird alles empfohlen, was die Leute zu Lustbarkeit und Wohlleben, jedoch nicht zum Wesentlichen führt. Hier hingegen wird euch gesagt: »Erhebt euch durch Gebet und Meditation in geistige Höhen, und es wird euch das lichte Element zuteil, das euch den Sinn für das Schöne erschließt.« Dieses Element ist ein nicht wahrnehmbares Lichtatom; sobald ihr es erworben habt, gerät euer ganzes Wesen in Schwingung, das Leben wird so reich und schön, dass die Worte fehlen, es zu beschreiben. Geht euch dieses Element ab, so mögt ihr die Schätze der ganzen Welt zusammentragen und werdet dennoch unzufrieden bleiben. Selbst wenn ihr sagt: »Ach, wäre mir doch vergönnt, dem größten Meister zu begegnen, um bei ihm zu lernen!« erwidere ich euch: »Die Sache ist nicht so einfach! Einem Meister zu begegnen, dürfte nicht allzu schwierig sein. Aber wenn euer Einfühlungsvermögen nicht geschult ist, um einen Meister zu verstehen, zu lieben, seine Unterweisungen zu schätzen, so mögt ihr dem größten Meister der Erde gegenüberstehen und könnt dennoch nichts erfahren, weil ihr mit ihm diskutiert.2 Auch sollt ihr nicht sagen: »Wenn ich nur dem schönsten Mädchen begegnen könnte, um es zu heiraten!« Oder: »Wenn ich doch den Schatz der Templer entdeckte!« Mangelt euch dieses Feingefühl, das ich meine, so werden die schönsten Mädchen und auch der Schatz der Templer nur Unheil über euch bringen. So sollt ihr denken, meine lieben Brüder und Schwestern, aber ihr vermögt den Wert meiner Darlegungen noch nicht zu fassen, weil ihr nicht gewohnt seid, die Dinge aus dieser Sicht zu betrachten. Ja, es lohnt sich Jahrmillionen daranzusetzen, um dieses Element zu erhalten, und dann wird alles ansprechend und erfreulich. Jetzt hingegen geht man über Schätze und Herrlichkeiten hinweg, man begegnet Menschen, die voller Qualitäten und Tugenden sind, man sieht die Sterne und die Sonne, aber man bleibt unsensibel, traurig und unglücklich. Beschränkt, blind und gefühllos sind die Menschen, und all das Schöne in der Welt wird nicht beachtet. So sind die Leute, und sie finden, es müsse so sein! Ich versichere euch, selbst wenn die Erzengel und Götter vom Himmel herabstiegen, würden sie nicht das leiseste Gefühl in euch wachrufen, solange nicht jene Saite in euch zu schwingen beginnt, die erst den Wert und Sinn der Dinge erschließt. Bis dahin werdet ihr euch überall unglücklich fühlen und selbst im Paradies Gottes Licht und Pracht nicht sehen. Wenn ich manchmal sage, dass ihr Himmel und Erde besitzen könnt, glaubt ihr mir nicht. Dennoch ist es die Wahrheit: Die ganze Welt kann euch gehören. Und wie? Ihr könnt sie innerlich besitzen. Wozu sie greifbar haben wollen? Was würdet ihr mit all den Wäldern und Bergen anfangen? Ihr habt mich nicht verstanden, als ich sagte: »Eines Tages werden Himmel und Erde mir gehören«. Ja, ich fügte noch hinzu, dass auch ihr in ihren Besitz gelangen könnt. Wie ist es möglich, dass Dinge mehreren Leuten zugleich gehören? Gewiss, in der physischen Welt kann das, was dem einen gehört, nicht auch einem anderen gehören: In der göttlichen Welt ist dies möglich. Hier ein Beispiel dafür: Ein wohlhabender Mann besitzt einen prächtigen Park, in dem die schönsten Blumen und Bäume wachsen, aber er ist durch seine Geschäfte derart in Anspruch genommen, dass er keine Zeit findet, in seinen Park zu gehen: Er sieht ihn nicht und zieht keinen Nutzen daraus. Aber es kommt jeden Tag ein Dichter in diesen Park, lauscht dem Gesang der Vögel, bewundert die Blumen, die Springbrunnen, atmet den Duft der Rosen und schreibt Gedichte. Wem gehört nun dieser Park? Dem Dichter. Und der andere, der Besitzer? Er bezahlt die Steuern! – Die Erde ist das Eigentum vieler Länder, doch sie gehört mir! Warum nicht? Und auch euch; es ist lediglich eine Frage der inneren Einstellung. Heute offenbare ich euch das Geheimnis, wie ihr alles Erwünschte erlangen könnt: Ihr müsst jenen höchsten auf dem Gipfel gelegenen Punkt suchen, jenes winzige Teilchen, ihr erhascht es, saugt es in euch ein und fühlt euch als der Herr der Welt! Ja, dieses Gefühl hat man dabei. – Ich möchte euch das Wesentlichste nahe bringen und euch zu unermesslichen, unendlich zarten Empfindungen führen; solange ihr jedoch auf dem Glauben beharrt, die Antwort auf alle Fragen liege im materiellen Besitz und in den irdischen Errungenschaften, werdet ihr diese feinen Empfindungen niemals kosten. Nein, ihr müsst auch die Sehnsucht nach dem Schönen in euch steigern. Das Erfülltsein steht häufig im umgekehrten Verhältnis zum Angebot der Güter. Man bemerkt, dass sich das Feinempfinden in dem Maße verringert, wie sich die materiellen Güter vermehren. Schaut die Verliebten an. Anfangs, wenn sie nur Blicke, Lächeln austauschen oder sich Briefe schreiben, fühlen sie sich in den Himmel entrückt; aber sowie sie viel weiter gehen, schwinden Freude und Eingebung. Somit bestätigt es sich auch hier. Wenn ihr das eine mehrt, verringert sich das andere. Das muss man sich vor Augen halten und sich immer fragen, was schwindet, wenn das andere zunimmt. Ja, man läuft dem Reichtum nach und siehe da, die Gesundheit verschlechtert sich und man wird krank. Haltet euch an das, was ich euch heute sage, dann wird die Beglückung nicht ausbleiben. Schreitet getrost in dieser Richtung bis zum höchsten Gipfel, so wird sich alles verklären. Die Frau wird zu ihrem Mann sagen: »Liebling, wie gut du aussiehst! Ich habe dich nie so schön gesehen.« Vorher sah sie nichts! – Dank dieser höheren Sicht verwandelt sich alles; sucht ihr aber nach anderen Dingen, werdet ihr noch lange herumirren, leiden und weinen, glaubt mir. Selbstverständlich werdet ihr jenes feinstoffliche Element nicht so rasch gewinnen, aber sowie ihr ihm zustrebt, wird zu eurem größten Erstaunen alles schon merklich besser werden, ihr bemerkt, dass Engel, Erzengel und hohe Lichtwesen euch umgeben. Nur erfordert dies ein unentwegtes Fortschreiten, bis hinauf zum Gipfel der Pyramide. Manche fragen: »Wie heißt denn dieses Element, das Sie uns nahe bringen?« Eigentlich hat es keinen Namen; es ist aus äußerst feinem Stoff geschaffen und befindet sich hoch oben, in der Sephira Kether.3 Dort muss nach ihm gesucht werden. Wer es besitzt, vermag Wunder zu bewirken und selbst seinem physischen Körper eine neue Gestalt zu geben, zu strahlen, Licht auszusenden. Sowie es diesem Element gelingt, alle feinstofflichen Körper zu wandeln und in harmonischer Übereinstimmung erschwingen zu lassen, bewirkt es die Verklärung. Jesus hat vor drei seiner Jünger einen Beweis davon erbracht, aber sie begriffen nicht, was vor sich ging. Sie schauten gebannt, geblendet, entzückt und verstanden nicht, dass Jesus dank dieses Lichtatoms verklärt worden war. Dieses allverwandelnde Element ist, wie ich gesagt habe, schwerelos und dennoch stofflich. Nur wenigen Eingeweihten und großen Meistern ist es gelungen, bis zu der Sephira Kether zu gelangen, um es zu empfangen; denn Kether ist eine unerkennbare, jenseits jeder Dimension liegende Welt. Dort wohnt der Himmlische Vater, der Schöpfer aller Welten. – Es gelangten, wie gesagt, nur wenige Eingeweihte bis dorthin, und die es vermocht haben, wurden zerstäubt, aufgelöst: Kether ist eine Welt von derart kurzwelligen Schwingungen, dass keiner sie aushält. Wohl sind einige zurückgekommen, doch nur dank einer besonderen Himmelsgnade, die sie mit einem zweiten, den physischen Körper bewahrenden Element bedachte. Ihr habt sicher die Apokalypse gelesen. Was Johannes über seine Visionen berichtet hat, dass auch er bis zu Kether vorgedrungen ist. Das Buch, das der Engel ihm mit den Worten verabreichte: »Es wird dich im Bauch grimmen: Aber in deinem Mund wird’s süß sein wie Honig« – ist das Symbol jenes anderen Elementes, das den physischen Körper zu bewahren vermag und der Sephira Binah entstammt. Der Prophet Hesekiel seinerseits spricht von einem Buch, das ein Engel ihm zu essen gab. Zudem wird dieses Element auch noch durch die glühende Kohle symbolisiert, die der Seraph auf Jesajas Lippen legte. Die geistige Chemie ist das Wissen um die Elemente, womit Gott die Welt erschuf. Es sind 22, und dem ersten, Aleph, wohnt die Macht inne, umzubilden, zu veredeln, zu erleuchten, während Tav, das letzte, schützt und vor der Vernichtung bewahrt. Als Jesus sagte: »Ich bin Alpha und Omega« meinte er: »Ich besitze diese beiden Elemente der himmlischen Chemie: Das eine, das mir alles zu veredeln ermöglicht und das andere, das mich befähigt, den Himmel auf Erden zu verwirklichen.« Das ist die Bedeutung von Alpha und Omega, von Aleph und Tav. Es ist überaus schwierig, dieses von Kether kommende Element zu erhalten, obwohl Kether die großzügigste und barmherzigste Sephira ist. Warum gelingt es nicht, das von ihr Ausgestrahlte aufzufangen? Ich sagte vorhin, um dieses Lichtatom zu erobern, sei es unerlässlich, sich geistig aufzuschwingen; tatsächlich ist es aber auch erhältlich, wenn man an Ort und Stelle bleibt: Denn es dringt bis zu uns. Empfangen wir es nicht, so deshalb, weil wir zugesperrt und von trüben Schichten umgeben sind, die sein Eintreten verhindern. Die einzige Sephira, die uns den Weg bahnt, die wirklich Türen und Fenster in uns öffnet, damit wir für dieses Element aufnahmebereit werden, ist die Sephira Jesod. Es ist demnach gar nicht nötig, sich derart mit Erhebungsversuchen abzumühen (die oftmals unfruchtbare Anstrengungen sind); es genügt, sich zu reinigen, zu waschen, zu läutern: Dank dieser Transparenz und Reinheit strömen im Nu Gottes sämtliche Eigenschaften in uns ein. Der Ausdruck »sich erheben« muss bildlich verstanden werden. In Wahrheit geht es weder um Erheben noch Senken. Ihr könnt am Ort bleiben und lediglich den Pfad zwischen Malkuth und Jesod bahnen. Aber zwischen Malkuth, wo wir leben, und Jesod, der ersten Stufe auf dem Baum des Lebens, ist der Weg blockiert und düster: Dort lagern alle Wahnvorstellungen und Verwirrungen. Es ist die Strecke, die der Schüler zurücklegen muss, bevor er in das Reich Jesods gelangt. Malkuth ist der Boden auf dem wir leben, die Erde; und die erste Station, die von dort zu erreichen ist, heißt Jesod. Der Pfad von Malkuth nach Jesod ist erschreckend und gefahrvoll; doch wenn der Schüler mit den Ratschlägen, Anweisungen und dem Licht seines Meisters gut ausgerüstet ist, gelangt er bis dort hin. Natürlich wird er einige Federn lassen, Schmerzliches erleiden, versucht und irregeleitet werden; aber wenn ihn ein übermächtiges Sehnen erfüllt und der unbeugsame Wille ihn beflügelt, dorthin zu gelangen, wird er sich durch nichts abschrecken lassen. Wie ich früher schon erklärte, ist die Sephira Jesod, wie alle anderen Sephiroth, in vier Bereiche eingeteilt, und der niedrigste davon ist neblig, dämmerig und grauenerregend. Unter sicherer Führung jedoch erreicht der Suchende Jesods lichtesten, klarsten und reinsten Bereich. Im selben Augenblick wird er rein, hellsichtig und frei. Da in Jesods Licht, Fülle und Macht aller anderen Sephiroth einstrahlen, ist sie von deren Eigenschaften und Tugenden reich überflutet. Die übrigen Sephiroth sind nämlich überschäumenden Behältern vergleichbar, deren Kräfte sich in Jesod ergießen. Wenn es einem Menschen gelingt, von Jesods reinem Wasser zu trinken, nimmt er dort gleichzeitig die Tugenden aller anderen Sephiroth in sich auf. Ich versichere euch, es ist zu deren Aufnahme nicht nötig, so hoch zu steigen. Es genügt sich zu öffnen, zu läutern, da sie uns andernfalls nur umkreisen und keinen Einlass finden. Wenn die Fensterscheiben schmutzig sind, sieht man schlecht, selbst wenn draußen die Sonne scheint. Früher, als Petroleumlampen benutzt wurden, warf die Lampe keinen Schein, wenn die Hausfrau das Glas nicht täglich putzte. Mit dem Menschen verhält es sich ebenso: Läutert er sich nicht, sieht und fühlt er nichts. Reinigt er sich aber, so dringen aus dem Kosmos die mit reichen Gütern und Pracht beladenen Strahlen in ihn ein, weil er zu ihrer Aufnahme bereit ist. Es besteht somit die Möglichkeit, dass einem alle Himmelstugenden zuteil werden: Anstatt sie holen zu müssen, werden wir von ihnen besucht. Natürlich kann man sagen, man bemühe sich, man erhebe sich geistig; doch in Wirklichkeit arbeitet man an derselben Stelle auf das Einfinden der Eigenschaften und Tugenden hin. Im Evangelium heißt es: »Selig die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.« Gott bedeutet die Fülle aller Sephiroth zusammen, das heißt, das Wissen, die Erkenntnis und die Einsicht von Hod – die Schönheit, die Farben und die himmlische Anmut von Netzach – das Licht und der Strahlenglanz von Tiphereth – die Macht von Geburah, das heißt, der Sieg über alle Schwierigkeiten und über die inneren und äußeren Feinde – Schutz, Gerechtigkeit, Güte und Großmut von Chesed – die Standfestigkeit, Ausdauer und das Wissen um das Schicksal und Karma von Binah – die ewige Weisheit und unaussprechliche Harmonie von Chokmah – die Allmacht von Kether. Und Jesod, die Grundfeste, nimmt die Tugenden aller Sephiroth in sich auf; sie ist deren Verdichtung und Synthese. Diese Sephira wird die Grundlage genannt, weil die Reinheit die Grundlage aller geistigen Verwirklichungen ist. Ja, Jesod ist ganz einfach das reine Leben. Wenn man nur verstünde, dass man die Reinheit vor den Wissenschaften, Aneignungen, Fähigkeiten, zur Grundlage seines Daseins erwählen sollte! Aber die sehr gelehrten, sehr klugen Zeitgenossen haben die Frage der Reinheit vernachlässigt. »Wozu mag das reine Leben dienlich sein?« fragen sie. Sie sind mit anderen Dingen beschäftigt und erleiden danach durch ihren unlauteren Lebenswandel Schiffbruch; was sie erworben haben, geht ihnen verloren, weil die Grundlage nicht gefestigt war. Jawohl, meine lieben Brüder und Schwestern, die Grundlage. Wenn man das begreift und allein auf die Reinheit hinarbeitet, nehmen allmählich sämtliche Qualitäten und Tugenden der anderen Sephiroth in Malkuth, der irdischen Ebene, Gestalt an. Es gibt Heilige, die nie ein Buch lasen, nichts studierten und mit einem Mal himmlische Eigenschaften bekundeten: Sie verfügten über Wissen, Hellsichtigkeit und Heilkraft. Da keine trübe Schicht in ihnen verblieb, hinderte kein Filter mehr das Einfließen der übersinnlichen Fähigkeiten. Die Reinheit vermittelt Gesundheit, Macht – und obendrein die Freude. Vergesst alles... Behaltet nur dieses eine: Die Reinheit ist die Grundlage aller anderen Güter. Die Quintessenz des hohen Wissens aller Religionsbegründer ist das reine Leben! Licht und Friede seien mit euch! Sèvres, den 16. Januar 1972 Weiterführende Literatur 1. Siehe Band 239 der Reihe Izvor »Die Liebe ist größer als der Glaube«, Kapitel 4: »Dein Glaube hat dir geholfen«. 2. Siehe Band 207 der Reihe Izvor »Was ist ein geistiger Meister?«, Kapitel 8: »Der Schüler vor dem Meister« und Band 234 der Reihe Izvor »Die Wahrheit, Frucht der Weisheit und der Liebe«, Kapitel 4: »Die Liebe des Schülers, die Weisheit des Meisters«. 3. Siehe Band 236 der Reihe Izvor »Weisheit aus der Kabbala – Der lebendige Strom zwischen Gott und Mensch«, Kapitel 2: »Darstellung des Lebensbaumes«.

Erscheint lt. Verlag 1.10.2006
Reihe/Serie Reihe Gesamtwerke Aivanhov ; 7
Zusatzinfo Abbildungen, Fotografien
Verlagsort Dietingen
Sprache deutsch
Original-Titel Les Mystères de iésod
Maße 150 x 210 mm
Gewicht 475 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Weitere Religionen
Schlagworte Aivanhov • Aivanhov, Omraam M. • Atem • Atemübungen • Atmen • Engel • Ernährung • Fasten • Friede • Frieden • geistiges Leben • Jerusalem • Lebensbaum • Lebensstrom • Liebe • Lieben • Quelle • Reinheit • Selig • Spirituelle Lehrer (einz.) • Spirituelle Lehrer (Einzelne Personen) • Spirituelle Lehrer / Meister (Einzelne Personen) • Taufe • Tore • Vertrauen • Vier Elemente • Waschen • Wort • Worte
ISBN-10 3-89515-070-3 / 3895150703
ISBN-13 978-3-89515-070-8 / 9783895150708
Zustand Neuware
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