Erich Rothacker (eBook)
383 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-86234-903-6 (ISBN)
Dr. Ralph Stöwer, geboren 1966, ist Wissenschaftshistoriker und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
Dr. Ralph Stöwer, geboren 1966, ist Wissenschaftshistoriker und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
Title Page 3
Copyright 4
Inhalt 5
Geleitwort 7
Danksagung 9
1 Einleitung 11
1.1 Der Forschungsstand 13
1.1.1 Rothacker im Nationalsozialismus 13
1.1.2 Werkgeschichte 18
1.2 Die Quellen 21
2 Der junge Erich Rothacker 23
2.1 Familiengeschichte 23
2.2 Kindheit und Jugend 25
3 Der Weg in die Wissenschaft 31
3.1 Das Studium 31
3.2 Promotion bei Heinrich Maier 35
3.3 Geschichtsphilosophische Versuche über Karl Lamprecht 42
3.4 Wölfflins Stilbegriff 46
3.5 Postdoktorand in Berlin 50
3.6 Erster Weltkrieg und Revolution 52
4 Philosophie im Geist der Historischen Schule 57
4.1 Goethes »zarte Empirie« 57
4.2 Dilthey 60
4.3 Der Geist der Historischen Schule 64
4.4 Heidelberger Geist 77
4.5 Die Gründung und Etablierung der Deutschen Vierteljahrsschrift 81
4.6 Historischer Relativismus und Philosophie der Geisteswissenschaften 87
4.7 Karriereziele, Forschungspläne und die Privatdozentenkrankheit 94
4.8 Weltanschauungskämpfe im Rheinland 102
5 Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus 113
5.1 Wissenschaftspolitische Pläne und Hoffnungen 113
5.2 Kulturpolitisches Werben 139
5.3 Das Scheitern der wissenschaftspolitischen Pläne 144
5.4 Universitätspolitik in Bonn 154
5.5 Rothackers Gegner 170
5.6 Die Deutsche Vierteljahresschrift im Dritten Reich 186
5.7 Wissenschaftlicher Alltag im Krieg 202
6 Volk, Kultur und Lehre vom Menschen 211
6.1 Rothackers Kulturphilosophie 211
6.1.1 Die Entstehung der Geschichtsphilosophie 212
6.1.2 Geschichtsphilosophische und kulturanthropologische Thesen 221
6.1.3 Die kulturelle Bedeutung rassischer Abstammung 241
6.2 Rothackers Persönlichkeitspsychologie 251
6.2.1 Die Geschichte der Schichtenlehre 253
6.2.2 Rothackers Schichtenlehre 270
6.2.3 Die Schichtenlehre als handwerkliches Modell 284
7 Die Nachkriegszeit 289
7.1 Kampf um Entnazifierung 289
7.2 Vom Umgang mit der Vergangenheit 300
7.3 Rothackers Wissenschaft vom Menschen 307
7.3.1 Schichtenlehre im Wissenschaftswandel 307
7.3.2 Kulturanthropologie und Historismus 332
8 Zusammenfassung 345
Abkürzungen 357
Literatur 359
Publikationen Erich Rothackers 359
Andere Autoren 362
Presseberichte über Rothackers Vorträge 383
6 Volk, Kultur und Lehre vom Menschen (S. 211-212)
6.1 Rothackers Kulturphilosophie
Die Entwicklung des politischen Denkens und Handelns Erich Rothackers in den Jahre 1933 bis 1945 wurde im letzten Kapitel geschildert. Im folgenden Kapitel wird es um die Frage gehen, wie sich sein wissenschaftliches Denken in der nationalsozialistischen Herrschaftszeit entwickelte. Es ist auf den Einfluss der politischen Umstände und der in seinen Publikationen zum Ausdruck kommenden politischen Überzeugungen hin zu befragen, allerdings nicht darauf zu reduzieren. Angesichts der Tatsache, dass Rothacker 1934, 1938 und 1942 drei für sein Gesamtwerk bedeutende Monographien verfasste, die Geschichtsphilosophie, Die Schichten der Persönlichkeit und Probleme der Kulturanthropologie, gilt es die Suche nach der Einheit, aber auch Uneinheitlichkeit in seinem Denken weiterzuführen.
In seiner Einleitung zu Untergang des Abendlandes beschrieb Spengler, wie ihm die 1911 begonnene Beschäftigung mit politischen Gegenwarts- und Zukunftsfragen durch den »sich nähernden Weltkrieg« förmlich aus den Fugen geriet. Durch »die große Krisis« ergaben sich ihm neue Einsichten in historische Zusammenhänge und daraus weitere Einsichten in weitere Zusammenhänge von Geschichte und Gegenwart bis hin zur ganzheitlichen Erkenntnis des »großen historischen Organismus«.
Ähnliches muss sich bei Rothacker abgespielt haben. Wie im dritten Kapitel gezeigt wurde, hatte Rothacker schon vor Spenglers großem Wurf, damals vor allem noch unter dem Einfluss von Lamprechts Kulturzeitalterlehre, zugleich angereichert durch die Lektüre der wichtigsten kulturhistorischen, ethnologischen und völkerpsychologischen Schriften, die Frage nach der Struktur »historischer Entwicklung« für sich als philosophisches Interessenfeld entdeckt. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges, so scheint es, reifte diese Frage zu »Rothackers Sphinx«
Durch die Rezeption der Schriften Diltheys vertiefte er kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Idee, das Wesen der Philosophie in der Geschichtlichkeit des Daseins zu suchen. Da er mit Dilthey den Ursprung und die Struktur des geisteswissenschaftlichen Denkens lebensphilosophisch definierte und auf Weltanschauungstypen zurückführte, lag es nahe, auch das Problem des Ursprungs und der Entwicklung von Kultur im Sinne dieses Paradigmas zu lösen. Im Wintersemester 1920 / 21, wenige Monate nach seinem Antritt als Privatdozent in Heidelberg und stark beeindruckt von SpenglersWerk, las er zum ersten Mal ein geschichtsphilosophisches Kolleg.
Hier stellte er neben Lamprechts Kulturzeitalterlehre auch Spenglers Kulturmorphologie in den Mittelpunkt.548 Spengler hatte mit Entschiedenheit die These von der Autarkie großer Kulturen entworfen, die ihr individuelles Entwicklungsgesetz in sich tragen und sich in einem quasi naturgesetzlichen verlaufenden »biographischen« Prozess aus ihren Urformen entfalten, durch die zyklischen Stadien von Adoleszenz und Reife hindurchgehen, im Alter der Dekadenz verfallen und schließlich untergehen.
Er brachte aus Rothackers Sicht ganz neue Aspekte in die kulturtheoretische Diskussion ein, die trotz aller berechtigten Kritik an Einzelaspekten generell beachtenswert erschienen. Von Goethes Morphologie ausgehend, schien er die impliziten Vorstellungen der Historischen Schule über den Eigenwert der Kulturen und ihre organischen Strukturen kongenial aufzunehmen.War Rothacker schon durch die organische Geschichtsschreibung der Historischen Schule ein Stück vom Fortschrittspositivismus der Lehre Lamprechts weggeführt worden, so regte ihn Spenglers Morphologie der Kulturen zu weitergehenden Überlegungen an.
Erscheint lt. Verlag | 16.11.2011 |
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Reihe/Serie | Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. | Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. |
Mitarbeit |
Herausgeber (Serie): Thomas Becker, Hans Pohl, Mathias Schmoeckel, Joachim Scholtyseck, Heinz Schott |
Verlagsort | Göttingen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeines / Lexika |
Technik | |
Schlagworte | Apel • Biografie • Dilthey • Dilthey, Wilhelm • Gehlen • Geistesgeschichte • Geisteswissenschaftliche Psychologie • Gelehrtenbiographie • Geschichte der Psychologie • Günter • Habermas • Habermas, Jürgen • Heidegger • Heidegger, Martin • Historische Schule • Historismus • Jürgen • Lamprecht • Lamprecht, Günter • Martin • Persönlichkeitspsychologie • Phänomenologie • Philosophiegeschichte: 19. und 20. Jahrhundert • Philosophische Anthropologie • Plessner • Rothacker • Scheler • Schichtenlehre • Schichtentheorie • Thomae • Universität Bonn • Universität Heidelberg • Universitätsgeschichte • Wilhelm • Wissenschaft im Nationalsozialismus |
ISBN-10 | 3-86234-903-9 / 3862349039 |
ISBN-13 | 978-3-86234-903-6 / 9783862349036 |
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