Krankheit und Biographie (eBook)
302 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91943-0 (ISBN)
Simone Pfeffer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Universität Erlangen-Nürnberg.
Simone Pfeffer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Universität Erlangen-Nürnberg.
Danksagung 5
Inhaltsverzeichnis 6
Einleitung 9
1 Zur Entwicklung der Fragestellung und zum Stand der Forschung 11
1.1 Chronische Krankheit und Gesellschaft 11
1.2 Auseinandersetzung mit dem Sinnbegriff 15
1.3 Konkretisierung der Fragestellung 21
1.4 Stand der Forschung zur Krankheitsbewältigung 22
1.5 Zusammenfassung 40
2 Untersuchungsansatz und Forschungsprozess 41
2.1 Der Untersuchungsansatz 41
2.2 Der Forschungsprozess 44
2.3 Reflexion über die eigene Rolle und forschungsethische Gesichtspunkte 52
3 Empirische Ergebnisse 54
3.1 Überblick über die Ergebnisse 54
3.2 Falldarstellung und Fallvergleich 57
3.3 Quervergleich 201
3.4 Typologie 262
4 Schluss 270
Literaturverzeichnis 286
Anhang 295
Thematischer Leitfaden für die biographischen Interviews 295
Berufsbezogene Lebenslinie: Schule, Ausbildungen/Qualifikationen, Prozess der berufli-chen 295
Private Lebenslinie: Herkunftsfamilie, Selbstverhältnis, relevante Beziehungen, Prozess 295
Gesellschaftliche Lebenslinie: Soziale, politische, kulturelle Aktivitäten, Bereich des be-sonderen 295
Daten zu Person und Herkunft 296
Berufliche Daten 296
Daten zur Krankheit 296
Transkriptionsregeln 297
Schema zur Analyse der biographischen Interviews 298
3 Empirische Ergebnisse (S. 56-57)
3.1 Überblick über die Ergebnisse
Die vorliegende Arbeit untersucht Bewältigungsprozesse bei chronischer Erkrankung auf der Ebene der Lebensorientierung und auf der Ebene der Lebensführung. Zentrale Aspekte zur Bearbeitung des Themas sind die Dimensionen der Zeit, der Person und der Umwelt, die auf vielfache Weise miteinander verwoben sind. Die Zeit ist ein zentraler Faktor im Lebensverlauf und im Krankheitsverlauf. Nach einer längeren oder kürzeren Lebenszeit ohne die Erkrankung tritt die Krankheit in einer bestimmten Lebensphase in die Biographie ein. Von diesem Zeitpunkt an begleitet die Erkrankung den Menschen in der Regel bis zu seinem Lebensende in seinem weiteren Lebensverlauf und muss in die Biographie integriert werden.
Eine chronische Krankheit wirkt dauerhaft auf den Körper ein und entfaltet ihre zerstörerische Wirkung häufig über einen langen Zeitraum. Die von Krankheit betroffene Person befindet sich zum Zeitpunkt des Eintrittes der Krankheit in die Biographie in einer bestimmten sozialen Lage und sie verfügt über bestimmte Potenziale oder ist belastet durch biographische Hypotheken. Diese Komponenten stellen zum einen die Voraussetzungen der Person für die Bewältigung eines Lebens mit der Krankheit dar und können sich zum anderen im Verlauf des Lebens mit der Krankheit verändern.
Die Person nimmt die Krankheit auf ihre Weise wahr, reagiert auf sie mit einem für sie charakteristischen Bewältigungsstil und integriert die Krankheit in einem bestimmten Ausmaß in ihre Identität. Die Krankheit führt zu Veränderungen im Körper, die mit Verlust oder Einschränkung von Funktionen verbunden sind. In der Folge muss von der betroffenen Person oder von medizinischen Institutionen körperbezogene Arbeit geleistet werden, um die Funktionen soweit wie möglich zu erhalten oder sie zu ersetzen. Die Veränderungen des Körpers führen zu Auswirkungen im weiteren Lebensverlauf, die durch den Grad der Beeinträchtigung durch Art, Schwere und Verlauf der Krankheit und durch die Bedeutungen, die die Person und das Umfeld der Krankheit zumessen, beeinflusst werden.
Die Krankheit wirkt sich auf die Interaktion mit der Umwelt in privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen aus. Beziehungen zu bedeutsamen Personen oder Gruppen in den genannten Bereichen können sich verändern, Zugehörigkeiten und Sinnwelten können verloren gehen oder neu entdeckt werden. Neue Lebensbereiche, beispielsweise durch einen notwendigen regelmäßigen Kontakt zum medizinischen System, müssen in den Alltag integriert werden. All diese Aspekte beeinflussen die Bewältigung der Krankheit auf der Ebene der Lebensorientierung und auf der handlungspraktischen Ebene.
Unter Lebensorientierungen werden hier biographisch relevante Pläne und Ziele sowie Vorstellungen und Erwartungen über das eigene Leben und über zukünftige Entwicklungen verstanden. Sie können eine konkrete Vorstellung in einem Lebensbereich beinhalten, wofür ein Kinderwunsch beispielhaft ist, oder übergeordneter Natur sein wie beispielsweise der Aspekt der Selbstverwirklichung. In den Interviews wird überwiegend von konkreten Lebensorientierungen in privaten, beruflichen oder gesellschaftlichen Bereichen wie Partnerschaft, Familie und Kinder oder der beruflichen Entwicklung berichtet.
Darüber hinaus werden auch übergeordnete Lebensorientierungen wie beispielsweise religiöse Bezüge oder ein humanistisches Weltbild, gesellschaftliches Engagement und das Leitmotiv der Selbstverwirklichung angesprochen. In vielen Fällen wird die Orientierung am Normallebenslauf bis zur Erkrankung und häufig auch darüber hinaus deutlich. Die Bedeutung der Arbeit und der damit verbundenen gesellschaftlichen Teilhabe oder einer anderen vergleichbaren sozialen Position tritt besonders hervor. Ebenso haben die Paarbeziehung und weitere soziale Beziehungen einen hohen Stellenwert. Für einige Fälle ist eine Diffusität der Lebensorientierung kennzeichnend.
Erscheint lt. Verlag | 18.11.2009 |
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Zusatzinfo | 302 S. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Klinische Psychologie |
Medizin / Pharmazie | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Empirische Sozialforschung | |
Schlagworte | Behandlung • Bewältigung • Biographie • Chronische Erkrankung • Gesellschaft • Krankheitsbewältigung • Lebensführung • Medizinsoziologie |
ISBN-10 | 3-531-91943-1 / 3531919431 |
ISBN-13 | 978-3-531-91943-0 / 9783531919430 |
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