Meine Familie ist arm (eBook)
352 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91963-8 (ISBN)
Prof. Dr. Karl August Chassé lehrt am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Jena.
Prof. Dr. Margherita Zander lehrt am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster.
Dr. Konstanze Rasch war Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Jena.
Prof. Dr. Karl August Chassé lehrt am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Jena. Prof. Dr. Margherita Zander lehrt am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster. Dr. Konstanze Rasch war Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Jena.
Inhaltsverzeichnis 5
Vorwort zur 3. Auflage 8
1. Armut in der Bundesrepublik 10
1.1 Armut von Familien mit Kindern - Gesellschaftliche Dimension des Armutsproblems 10
1.2 Armutsdiskurse und Armutskonzepte 16
1.2.1 Armutsmaße 16
1.2.2 Armutsbegriffe 17
1.2.3 Armutsfolgen 22
1.3 Armut in den neuen Bundesländern 25
2. Kinderarmut als Forschungsthema 30
2.1 Kindheitsforschung heute 30
2.2 Kinder und Kindheit im Modernisierungsdiskurs 34
2.3 Kinderarmut als Forschungsgegenstand 38
2.4 Armuts- und Kindheitsforschung - Einige theoretische Vorüberlegungen 43
2.5 Verknüpfung von Elementen der modernen Kindheitsforschung mit Armutsaspekten 47
2.5.1 Aktualitätsbezug - Kinder als Seiende 48
2.5.2 Kinder als soziale Akteure 48
2.5.3 Partizipation von Kindern als Anspruch und (Eigen-)Leistung 49
2.5.4 Betonung der Autonomie der Kinder 49
2.6 Kindliche Lebenslage - Übertragung eines Konzeptes 51
2.6.1 Lebenslage als Lebensgesamtchance 51
2.6.2 Lebenslage, Spielräume und Grundbedürfnisse der Kinder 53
2.6.3 Übertragung des Spielräumekonzeptes auf Kinder 58
2.7 Methodische Aspekte einer Fallstudie mit Kindern 63
2.7.1 Methodologische Vorüberlegungen zu Kinderinterviews 63
2.7.2 Methodische Konzeption der Fallstudie 64
2.7.3 Elternperspektive als Vergleichsmoment 69
3. Kinder in armen Familien 71
3.1 Kleine Portraits der untersuchten Kinder 71
3.1.1 Tina 71
3.1.2 Theo 73
3.1.3 Dorothee 75
3.1.4 Rebecca 77
3.1.5 Torsten 79
3.1.6 Konstantin 81
3.1.7 Sarah 82
3.1.8 Anja 84
3.1.9 Erik 86
3.1.10 Anton 88
3.1.11 Karsten 90
3.1.12 Frank 92
3.1.13 Steffi 94
3.1.14 Dennis 96
3.2 Die familiäre Situation 98
3.3 Die elterliche und die kindliche Sicht auf die Situation 104
4. Kinderleben in Armutslagen - Ergebnisse einer empirischen Studie 111
4.1 Analyse der Lebenslagen aus der Perspektive der Kinder 111
4.2 Materielle Einschränkungen 114
4.2.1 Einschränkungen in den Versorgungsbereichen: Ernährung, Kleidung, Wohnen 114
4.2.2 Sicht der Kinder aufdie familiäre Einkommenssituation und den Umgang mit Geld 125
4.3 Auswirkungen auf die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten 133
4.3.1 Schule in der ambivalenten Wahrnehmung der Kinder 133
4.3.2 Bildungsmäßige Förderung 142
4.4 Soziale Kontakte und Netzwerke - Soziale Integration oder Ausschluss? 154
4.4.1 Soziale Netzwerke der Eltern in ihrer Bedeutung für die Kinder 154
4.4.2 Gleichaltrigenkontakte der Kinder in Schule und Nachbarschaft 168
4.5 Zugang zu Kinderkultur, Erholung und Freizeit 177
4.5.1 Wohnsituation, Familienalltag, Freizeitaktivitäten 177
4.5.2 Familienklima, familiäre Belastungen, Eltern-Kind-beziehungen 190
4.6 Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum der Kinder 197
5. Lebenslagen und Bewältigungsstrategien- Theorie und Typologie 211
5.1 Elterliche Lebenslagen: Benachteiligung und Bewältigungsformen 211
5.1.1 Erwerbsstatus und Erwerbslosigkeit 211
5.1.2 Armut und Sozialhilfebezug 219
5.1.3 Schulden und weitere Belastungen 223
5.1.4 Familienformen undfamiliale Biografie 224
5.1.5 Veränderungen von Netzwerken in Armutslagen 228
5.1.6 Eltern-Kind-Beziehung in belasteten Lebenslagen 232
5.1.7 Bewältigungsformen der Eltern 237
5.1.8 Bewältigungsanforderungen an die Kinder 241
5.2 Kindliche Bewältigung unter armutsbelasteten 244
5.2.1 Auswirkungen der elterlichen Armut aufdie Kinder-Unterschiede und Gemeinsamkeiten elterlicher und kindlicher Lebenslage 247
5.2.2 Eltern-Kind-Beziehung als Einflussfaktor 253
5.2.3 Elterliche und kindliche Strategien 255
5.2.4 AufBewältigung zielende Strategien der Kinder 257
5.3 Strukturen kindlicher Lebenslagen in Armut - Versuch einer Ordnung 260
5.3.1 Typ 1: Elterliche Armut - Kindliche Kompensation 266
5.3.2 Typ 3: Stark und mehrfach benachteiligte Kinder 275
5.3.3 Typ 2 (Das Mittelfeld): kindliche Benachteiligungen inunterschiedlichen Kombinationen 288
5.3.4 Strukturen kindlicher Benachteiligung 299
5.4 Aspekte einer Theorie von Armut und Kinderarmut 302
5.4.1 Neue Ungleichheiten und die Armut 302
5.4.2 Ambivalenzen der Modernisierung von Kindheit 309
5.4.3 Kindheitstheorie und Kinderarmut 313
5.4.4. Auswirkungen von Kinderarmut 318
6. Sozialpädagogische Konsequenzen 321
6.1 AufgabensteIlung der Kinder- und Jugendhilfe im Hinblick auf Kinderarmut 323
6.2 Unzureichendes Armutsverständnis der Sozialen Arbeit 326
6.3 Armutsbewältigung in Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe 331
6.4 Kinderarmut: Bildringsprozesse und Bildungsperspektiven 335
1. Reform der Schule 340
2. Ganztagsschulen und integrative Schulformen 341
3. Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe 341
4. Neufassung des Bildungsverständnisses in der Jugendhilfe 342
Literaturverzeichnis 343
1. Armut in der Bundesrepublik (S. 11)
1.1 Armut von Familien mit Kindern - Gesellschaftliche Dimension des Armutsproblems
Der im April 2001 von der Bundesregierung vorgelegte erste Nationale Armuts- und Reichtumsbericht hat nochmals deutlich gemacht, was in der Fachöffentlichkeit seit den 1990er Jahren diskutiert wird: Armut im reichen Deutschland hat sich wesentlich verändert. Den "klassischen" Armutsgruppen (Randgruppen, alte Menschen, Behinderte und chronisch Kranke) sind neue und zahlenmäßig größere Gruppen von neuen Armen zur Seite getreten .
Es sind Erwerbslose im "besten Lebensalter", Menschen mit unzureichendem Arbeitseinkommen, allein erziehende Frauen, kinderreiche Familien, MigrantInnen. Vor allem sind Kinder bzw. Familien mit Kindern zunehmend arm. Bereits vor dieser offiziellen Thematisierung von Armut wiesen zahlreiche Studien und Berichte auf die wachsende Armutsproblematik hin (z.B.: DöringlHaneschlHuster 1990, Leibfried/Voges 1992, HauserJHübinger 1993, Hanesch u.a. 1994, BiebacklMilz 1995, Hübinger 1996, Hübinger/Neumann 1997, ManselINeubauer 1998).
Mit dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung wurde jedoch eine erste umfassende Bestandsaufnahme vorgelegt, die die öffentliche Debatte um Armut und soziale Ausgrenzung in Deutschland sowohl intensivierte wie fundierte . Detailliert werden die Aussagen des Berichtes der Bundesregierung durch die neueren Zahlen des Datenreports 2004.
Demnach lebte im Jahr 2002 mehr als ein Zehntel (11,1%) der bundesrepublikanischen Bevölkerung in Armut.` Auch dem 2. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung von 2005 zufolge, der zurückhaltender berichtet, hat sich der Anteil der Haushalte mit Kindern unter der 60%-Armutsgrenze (Median) seit 1998 von 12,6 auf 13,9% im Jahr 2003 erhöht (BMAS 2005: 75). Insgesamt ein Drittel der BundesbürgerInnen (34%) lebte 2002 im Niedrigeinkommensbereich (75%-Schwelle) (GoebelJHabich/Krause 2004: 630).
Die Autoren des Datenreports konstatieren für 2002 gegenüber dem Vorjahr einen steigenden Bevölkerungsanteil im Niedrigeinkommensbereich. Sie verweisen aber auch darauf, dass innerhalb dieses Anteils eine Zunahme von Armutsbetroffenheit sowie Armutsintensität festzustellen ist (GoebellHabichf Krause 2004: 631).
Die höchsten Armutsquoten sind dabei bei Familien sowie insbesondere bei Ein-Eltern-Haushalten zu finden (ebenda: 634). Bezogen auf Kinder im Alter bis zu zehn Jahren fällt die Armutsbetroffenheit noch deutlich höher aus. Mehr als die Hälfte aller bundesdeutschen Kinder im Alter bis zu 10 Jahren lebte im Jahr 2002 in prekären Einkommensverhältnissen (75% Schwelle), insgesamt 17,6% dieser Kinder lebten in Deutschland unter der Armutsgrenze (50% Schwelle) (GoebellHabichfKrause 2004: 632).
Leben in Armut bedeutet hierbei nicht das Vorliegen existenzieller Notlagen im Sinne von absoluter oder primärer Armut, womit das Fehlen der Mittel zum physischen Überleb en gemeint ist. Leben in Armut - und dies betraf im Jahr 2002 immerhin ein Sechstel der bundesdeutschen Kinder im Alter bis zu 10 Jahren - heißt arm zu sein im Sinne von sozialer Ungleichheit und sozialem Ausschluss. Diese Kinder und ihre Familien leben in relativer Armut, d.h. gemessen an den "mittleren" Standards der bundesrepublikanischen Gesellschaft verfügen sie über zu geringe finanzielle Ressourcen (vgl. BMAS 2001: 8).
Man kann bei der Erfassung von Armut aber auch auf politisch-normative Vorgaben zurückgreifen. Demnach lebt in Armut "wer aus seinem eigenen Einkommen oder Vermögen nicht die zur Lebensführung erforderlichen Mittel schöpfen kann" (ebenda). Im Rahmen des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) garantiert in diesen Fällen die Hilfe zum Lebensunterh alt (HLU) die Deckung des lebensnotwendigen Bedarfs (Bedarfsdeckungsprinzip). Haushalte und Personen, auf die dies zutrifft, erhalten also laufende Hilfe zum Lebensunterhalt, deren Eckregelsatz das gesellschaftlich definierte Existenzminimum darstellt. Sozialhilfebezug ist somit definiert als staatlich "bekämpfte Armut".
Gleichwohl kann der Bezug von Sozialhilfe als Armutsindikator geiten, da die Inanspruchnahme deutlich macht, dass die entsprechenden Personen und Haushalte nicht oder nicht ausreichend in der Lage sind, ihren notwendigen Lebensunterhalt aus eigenen Kräften und Mitteln, vor allem aus Einkommen und Vermögen, zu sichern (vgl. hierzu Merten 200 1: 373f.).
Erscheint lt. Verlag | 24.8.2009 |
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Zusatzinfo | 352 S. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Armut • Benachteiligung • Familie • Gleichheit • Jugend • Jugendhilfe • Kinder • Kinderarmut • Lebenslage • Lebenslagen • Schule • Soziale Arbeit • Sozialhilfe • Sozialstaat • Ungleichheit |
ISBN-10 | 3-531-91963-6 / 3531919636 |
ISBN-13 | 978-3-531-91963-8 / 9783531919638 |
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