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Kinderschutz

Risiken erkennen, Spannungsverhältnisse gestalten
Buch | Hardcover
286 Seiten
2010 | 1. Aufl. 2010
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94663-5 (ISBN)
CHF 47,60 inkl. MwSt
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Wie können Vernachlässigung und Misshandlungen von Kindern verhindert und das Risiko dafür frühzeitig erkannt werden? Die Autoren diskutieren im Sinne eines besseren Kinderschutzes die scheinbar unversöhnlichen Spannungsverhältnisse zwischen Elternrecht und Kindeswohl, frühzeitiger Hilfe und Kontrolle, Prävention und Intervention.


Medienberichte über spektakuläre Fälle von Kindesmisshandlung häufen sich. Kinderschutz hat deshalb eine hohe Priorität im politischen und fachlichen Handeln bekommen. Von fachlicher Seite aus geht es darum, Vernachlässigung und Misshandlungen zu verhindern und das Risiko dafür frühzeitig zu erkennen. Die Autoren machen Vorschläge, wie das erreicht werden kann. Dabei diskutieren sie die scheinbar unversöhnlichen Spannungsverhältnisse zwischen

- Elternrecht und Kindeswohl,
- Frühzeitiger Hilfe und Kontrolle,
- Prävention und Intervention.

Der Leser erhält grundlegende Hilfestellungen, diese Spannungsverhältnisse in Politik und Verwaltung, in Fachtheorie und Praxis im Interesse eines besseren Kinderschutzes zu gestalten.

Mit Beiträgen von Martin Dornes, Martha F. Erickson, Jörg Fegert, Hans-Peter Hartmann, Marianne Leuzinger- Bohleber, Günther Opp, Gerhard J. Suess, Ute Thyen, Haci-Halil Uslucan, Ute Ziegenhain, Holger Ziegler u.a.

Zielgruppen:
- in Kinder- und Jugendhilfe Tätige
- Kinderärzte
- Kinder- und Jugendlichen
- Psychologen und Psychiater

Gerhard J. Suess, Dr. phil. habil., Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Familientherapeut, ist Professor für Psychologie (Entwicklungspsychologie, Klinische Entwicklungspsychologie) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Department Soziale Arbeit.

Wolfgang Hammer, Dr. phil., ist Vertreter der Obersten Landesjugendund Familienbehörden für den Bereich Kinder- und Jugendpolitik und Kinderschutz, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg.


Vorwort 7
WOLFGANG HAMMER
Kinderschutz - Spannungsverhältnisse gestalten 13
MARTHA F. ERICKSON UND HANS-PETER HARTMANN
Was Familien brauchen und was wir ihnen geben können 25
MARTIN DORNES
Ambivalenzen moderner Kindheit: Kinder zwischen Freiheit und Verletzlichkeit 46
GÜNTHER OPP
Kinder stärken Kinder - Positive Peerkultur in der Praxis 63
HOLGER ZIEGLER
Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung in der Kinder- und Jugendhilfe 89
JÖRG M. FEGERT, UTE ZIEGENHAIN, CAROLIN C. KNORR UND ANNE K. KÜNSTER
Kinderschutz im Spannungsfeld von Gesundheits- und Jugendhilfe: Bedeutung evidenzbasierter Strategien 103
UTE THYEN, THOMAS MEYSEN UND ANDREA DÖRRIES
Kinderschutz im Spannungsfeld ärztlichen Handelns 126
HACI-HALIL USLUCAN
Kinderschutz im Spannungsfeld unterschiedlicher kultureller Kontexte 150
MARIANNE LEUZINGER-BOHLEBER
Frühe Kindheit als Schicksal? Psychoanalytische und bindungstheoretische Überlegungen zum Konzept der Resilienz . . 166
MARTINE BUCHWALD UND JUTTA LEDERER-CHARRIER
STEEP: Frühe Hilfen im Spannungsfeld von Prävention und Intervention - ein Praxisbericht 193
GERHARD J. SUESS
Kinderschutz im Spannungsfeld von Praxis und Wissenschaft - eine entwicklungspsychologische Perspektive 212
HEINZ KINDLER
Empirisch begründete Strategien zur Verbesserung des deutschen Kinderschutzsystems 234
Die Autorinnen und Autoren 261


Vorwort
Als wir im Sommer 2009 in Frankfurt in den Räumen der BHF -Bank-Stiftung und in Hamburg in den Räumen der HAW zwei Tagungen zum Thema »Kinderschutz« ausrichteten, wurden wir von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach den Beiträgen gefragt. Wir haben mit Klett-Cotta einen Verlag gefunden, der die Vorträge publiziert, und können nun einem größeren Publikum die Ergebnisse dieser Tagungen präsentieren.
Der Beitrag von Wolfgang Hammer führt mit einer Beschreibung des Kinderschutzsystems in Deutschland in das Thema ein und benennt die besonderen Spannungsverhältnisse, die den Kinderschutz prägen wie keinen anderen Bereich der Jugendhilfe und sich nicht auflösen, sondern allenfalls gestalten lassen - so der Grundtenor seines Beitrages. Abschließend formuliert er Eckpunkte für eine Weiterentwicklung des Kindesschutzes, der insbesondere einer besseren Verknüpfung von individuellen Hilfen zur Erziehung und von allgemeinen Unterstützungsangeboten für Eltern und Kindern bedarf. Ein so verstandener Kinderschutz ist nicht allein auf Annahmen gegründet, wonach Eltern individuell versagen, sondern widmet sich ebenso der zunehmenden Überforderung von Eltern in der Erziehung ihrer Kinder und der Frage, wie sie von Anfang an bei dieser Aufgabe besser unterstützt werden können. Kindesvernachlässigung und -misshandlung können demnach nur auf dem Hintergrund allgemeiner kindlicher Bedürfnisse und der ganz normalen Anforderungen an Eltern sowie der Art ihrer gesellschaftlichen Unterstützung verstanden werden.
Martha F. Erickson und Hans-Peter Hartmann nennen als zentrale Entwicklungsaufgaben für Kinder das Entstehen eines Gefühls der Verbundenheit, der Kompetenz in Bereichen, in denen sie sich gut fühlen und zufrieden damit sind, sowie der Möglichkeit, einen positiven Beitrag für die zunächst kleine Welt, in der sie leben, zu leisten. Wie gerade mehrfach belastete Eltern dabei unterstützt werden können, diese Entwicklung ihrer Kinder zu fördern, wird anhand eines konkreten Falles aus einer STEEP -Intervention erläutert. Da eine Depression für Eltern ein zunehmendes Problem darstellt, wird darauf von beiden Autoren besonders ausführlich eingegangen.
Das Thema der Bindungsentwicklung wird in mehreren Beiträgen aufgegriffen, so in dem Beitrag von Martin Dornes, der auf das besondere Bedürfnis des menschlichen Säuglings eingeht, sich in einer dauerhaften Beziehung zu einem erwachsenen Gefährten emotional angesprochen und sich ihm verbunden fühlen zu können. In seiner sozialhistorischen Abhandlung zeigt er auf, dass Kinder noch vor nicht allzu langer Zeit in erster Linie materiell wichtig waren, während sie heute emotional wichtig sind, und dass vor allem die Schutzbedürftigkeit dieser Lebensphase nun anerkannt wird. Obschon dies einen unbestreitbaren Fortschritt darstellt, birgt diese Entwicklung jedoch auch Risiken, die - gerade wenn Kinder emotional gleichsam belagert werden - zu einer neuen Verletzlichkeit beim Kind führen können.
Diesen Wandel und die Risiken einer hoch ambitionierten Erziehung, die zu einer zunehmenden Belastung von Eltern bei gleichzeitigem Wegfall von traditionell verankerten Erziehungsleitlinien führen können, beschreibt auch Günther Opp, der die Angst vor dem Prekariat längst in der Mittelschicht angekommen sieht - eine der vielen Ursachen der beschriebenen erhöhten Drucksituation in der Erziehung. Dieser Nährboden aus Überforderung und Wegfall von Unterstützung dürfte nicht nur zu steigenden Zahlen von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung - der berühmten Spitze des Eisbergs - führen, die Folgen lassen sich schon jetzt in einer neuen Epidemiologie mit Zunahmen von psychosozialen und chronischen Krankheiten in Kindergesundheitssurveys ablesen. Die Resilienzforschung bietet hier Erkenntnisse, die nach Opp für einen Ausbau ressourcengestützter Lebenswelten sprechen und die sich auch auf Institutionen wie Kindergarten und Schule übertragen lassen,

Erscheint lt. Verlag 24.9.2010
Sprache deutsch
Maße 160 x 235 mm
Gewicht 554 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Entwicklungspsychologie
Geisteswissenschaften Psychologie Pädagogische Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Sozialwissenschaften Pädagogik Sonder-, Heil- und Förderpädagogik
Schlagworte Baby • Bindung • Bindungsforschung • Elternrecht • Entwicklung • Entwicklungspsychologie • Erziehung • Erziehungsberatung • Kinderpsychiatrie • Kinderpsychotherapie • Kinderschutz • Kindesmisshandlung • Kindeswohl • Kleinkind • Psychologie • Psychotherapie • Resilienz • Resilienzforschung • Säugling • Schreibaby • Sonderpädagogik • Vernachlässigung
ISBN-10 3-608-94663-2 / 3608946632
ISBN-13 978-3-608-94663-5 / 9783608946635
Zustand Neuware
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