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Jüdisches Denken: Theologie - Philosophie - Mystik

Band 3: Von der Religionskritik der Renaissance zu Orthodoxie und Reform im 19. Jahrhundert
Buch | Hardcover
680 Seiten
2021 | 2. Auflage
Campus (Verlag)
978-3-593-37514-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jüdisches Denken: Theologie - Philosophie - Mystik - Karl Erich Grözinger
CHF 49,90 inkl. MwSt
Das Standardwerk zum jüdischen Denken - Band 3
In Band 3 zeigt Karl Erich Grözinger, wie sich das italienische Judentum bereits ab dem 16. Jahrhundert, gut 200 Jahre vor der Aufklärung im mitteleuropäischen Judentum, den modernen Wissenschaften und Künsten öffnete und damit das jüdische Denken in Europa grundlegend veränderte. Verstärkt wurde die daraus resultierende religiöse Unsicherheit noch durch den Zuzug der von der iberischen Halbinsel stammenden sephardischen sowie zwangsgetauften Juden. All dies führte zu einer Religions- und Traditionskritik, die in Spinoza ihren letzten Höhepunkt fand. Parallel entstand, besonders in Osteuropa, eine "orthodoxe" und zugleich innovative Restrukturierung der rabbinischen Tradition. Die Berliner Aufklärung um Moses Mendelssohn trug die vom Mittelmeerraum ausgegangenen Debatten ab der Mitte des 18. Jahrhunderts in das deutsche Judentum. Hieraus entstand die in der gesamten Neuzeit virulente Auseinandersetzung um Gesetz oder Glaube als dem Zentrum des Judentums, die in die bis heute andauernde Trennung in Reform und Orthodoxie mündete.

Karl Erich Grözinger war bis 2007 Professor für Religionswissenschaft und Jüdische Studien an der Universität Potsdam. Von ihm sind zahlreiche Publikationen zu allen Phasen der jüdischen Religionsgeschichte sowie Texteditionen erschienen.

INHALT

VORWORT17

EINFÜHRUNG - GESCHICHTE UND KULTUR DES NEUZEITLICHEN JUDENTUMS21

1. Jüdische Neuzeit zwischen Mittelalter und Aufklärung 21
2. Aufklärung und Emanzipation (1750-1900) 22
3. Die demographische und politische Situation zu Beginn der Neuzeit 23
4. Die kulturelle und mentale Situation des neuzeitlichen Judentums 26
4.1 Historiographische Bewertungskriterien 26
4.2 Sefardim, Aschkenasim, "Marranos" und andere28
4.3 Universitäten, Wissenschaften, Rabbiner und jüdische Ärzte30
4.4 Die neuen Wissenschaften im aschkenasischen Raum 32
4.5 Wissenschaft, Philosophie und Theologie32
4.6 Historiographie, Autobiographie und Kunst35
4.7 Traditions- und Religionskritik37
4.8 Die Rolle der Kabbala38
4.9 Erziehung, Bildung und Sprachen41
4.10 Musik, Literatur und Theater42
4.11 Messianische Bestrebungen und Bewegungen44
4.12 Die Kodifizierung des jüdischen Rechts45

DAS RINGEN UM DIE VIELFALT WIDERSPRÜCHLICHER WAHRHEITEN IM ITALIEN DER FRÜHEN NEUZEIT47

I. ERSTE ANZEICHEN DER VERÄNDERUNG - VORBEMERKUNG47
II. 'ASARJA (BUONAIUTO) DEI ROSSI (CA. 1511 - CA. 1578) UND SEIN ME'OR 'ENAJJIM49

1. Leben und Werk49
2. Historiographische Essays aus jüdischen und nichtjüdischen Quellen50
3. Prisca theologia und historische Wahrheit51
4. Ideengeschichte55

III. DIE ENZYKLOPÄDISTEN59

A. Anlässe und Ziele der Stoffsammlungen59
B. Josef Schlomo Delmedigo (1591-1655) und 'Elija Delmedigo (1460-1497)62
1. Vorbemerkung62
2. 'Elija Delmedigo - Leben und Werk62
3. Josef Schlomo Delmedigo - Leben und Werk65
4. Die Schriften Josef Schlomo Delmedigos66
5. Arten des Wissens - die Lehren von der doppelten und dreifachen "Wahrheit"68
5.1 Josef Delmedigos Konzeption68
5.2 'Elija Delmedigos Konzeption72
6. Josef Delmedigo und die Kabbala76
7. Das Ende des mittelalterlichen Aristotelismus - Josef Delmedigos Kritik und Neusetzung79
7.1 Materie, Form und Seele79
7.2 Die Separaten Intellekte der Aristoteliker83
C. Tuvja Ha-Kohen (1652-1729)85
1. Ma'ase Tuvja - eine medizinisch-philosophische Enzyklopädie85
2. Zielsetzung des Buches - Bildung der Juden88

TRADITIONS- UND RELIGIONSKRITIK93

I. LEONE MODENA DI VENEZIA (1571-1648) - ZWISCHEN RABBINISCHER TRADITION, KUNST,
PHILOSOPHIE, KABBALA UND CHRISTENTUM93

1. Biographische Notiz93
2. Kol Sachal - Stimme eines Toren93
2.1 Autorschaft und Geschichte des Buches93
2.2 Der Charakter der Schrift Kol Sachal96
2.3 Die philosophische Theologie des Kol Sachal97
3. Die Offenbarung und die Bedeutung der Tora108
4. Das Naturrecht111
5. Die Schriftliche und die Mündliche Tora114
5.1 Die neue Hermeneutik114
5.2 Das Fehlen einer ununterbrochenen Traditionskette117
5.3 Die beschränkte Autorität des Obergerichtshofes in Jerusalem119
6. Der neue Schulchan 'Aruch122
7. Vernunft und Offenbarung, ihr Ort im jüdischen Leben124
7.1 Der biographische Befund124
7.2 Die Offenbarung127
7.3 Die Vernunft130
8. Die Geschichte als hermeneutische Kategorie 133

II. URIEL DA COSTA (ACOSTA) (1583/4-1640)136

1. Das Exemplarische des Falles Uriel da Costa136
2. Biographisches - Rückkehr zum Judentum und Konflikt138
3. Da Costas marranische Religion142
4. Die Thesen wider die rabbinische Tradition144
5. Das Naturrecht150
6. Der Traktat wider die Unsterblichkeit der Seele152
7. Biblische Literaturkritik156

III. BENTO BARUCH BENEDICTUS DE SPINOZA (1632-1677)158

1. Biographisches158
2. Spinoza - ein Vertreter des jüdischen Denkens?159
3. Vernunft und Offenbarung162
4. Die Traditions- und Religionskritik Spinozas164
4.1 Die Prophetie166
4.2 Das Zeugnis der Schrift170
4.3 Die Prophetie nach dem Zeugnis der Schrift171
4.4 Die Propheten nach dem Zeugnis der Schrift174
4.5 Das neue Auslegungsparadigma und die neue hermeneutische Technik Spinozas 177
4.6 Biblisch-jüdische Theologoumena im Lichte des spinozanischen Verstehensparadigmas184
5. Die Philosophie Spinozas192
5.1 Grundlinien192
5.2 Die Lehre von der Erkenntnis196
5.3 Die intelligible und ausgedehnte Substanz202
5.4 Der Mensch218

RESTAURATIV-INTEGRATIVE ORTHODOXIE DER VORAUFKLÄRUNG229

I. VORBEMERKUNG - WAS IST JÜDISCHE ORTHODOXIE?229

II. DIE HAGGADA ALS THEOLOGISCHE MITTE DES JUDENTUMS -
JEHUDA LIWAJ BEN BEZALEL - MAHARAL VON PRAG (1512/26-1609)233

1. Der Maharal als Schöpfer des Golem 233
2. Zwischen Worms, Posen, Nikolsburg und Prag235
3. Die Schriften des Maharal236
4. Ziele und Positionen: Tradition - Philosophie - Kabbala237
5. Kritik der Philosophie und "Kritik der reinen Vernunft"243
6. Natürliche und spirituelle Erkenntnis in einem zweigeteilten Sein - menschlicher und göttlicher Intellekt246
7. Das zweigeteilte Sein251
7.1 Das neoplatonische Erbe251
7.2 Das intelligible Sein - die Tora252
7.3 Die natürliche Welt und ihre Ursachen254
7.4 Materie und Form - ontologisch-moralische Qualitäten256
8. Gott und die Schöpfung257
9. Der Mensch 261
9.1 Der Mensch als "Ebenbild Gottes"261
9.2 Körper, Seele und Intellekt265
9.3 Unvollkommenheit und Vollendung von Welt und Mensch267
10. Israel273
11. Der Messias276

III. TRANSFORMATION DER THEOLOGISCH-PHILOSOPHISCHEN SCHOLASTIK IM RELIGIÖSEN GOTTESDIENST -
MOSES ISSERLES (1525/30-1572)281

1. Biographisches und Bedeutung281
2. Die Transformation von Philosophie und Kabbala in Religion283
3. Die Entsprechung von Tempel und "Sein" - nach dem Bild der mittelalterlichen Ontologie 285
4. Die Kabbala entspricht der Philosophie289
5. Gott - ein Kaleidoskop verschiedener Traditionen292
6. Der Mensch und sein Ziel in dieser Welt - das Gesetz295
7. Die Halacha als Abbild der Schöpfung - halachische Ebenbildlichkeit298
8. Die "Glaubensartikel" - 'Ikkarim, nach Maimonides, 'Albo und Isserles300
8.1 Bedingungen des Heils - Grundsätze ('Ikkarim) des Glaubens300
8.2 Die Prinzipien des göttlichen Rechts nach Josef 'Albo306
8.3 Die Transformation der theologisch-philosophischen Scholastik in religiösen Gottesdienst bei Moses Isserles309

IV. TORAFRÖMMIGKEIT - HAJJIM AUS WOLOSCHYN (VOLOZHIN; 1749-1821)313

1. Biographisches - die neue Jeschiva313
2. Die Lehren des Rabbi Hajjim315
2.1 Die Grundlagen315
2.2 Gott317
2.3 Der Mensch324
2.4 Die Tora331
2.5 Der wahre Gottesdienst - das Studium der Halacha333
2.6 Studium der Tora um ihrer selbst willen - ist das die Devekut?335

HASKALA - DIE JÜDISCHE AUFKLÄRUNG343

I. EINFÜHRUNG343

II. DER NATURWISSENSCHAFTLICH-EMPIRISTISCHE ANSATZ -
MORDECHAI GUMPEL SCHNABER-LEVISON (1741-1797)350

1. Biographisches350
2. Die Beziehungen zur zeitgenössischen Philosophie, insbesondere zu John Locke351
3. Die neuen Wissenschaften und die Tora353
4. Physiko-Theologie statt Metaphysik357
5. Proto-Darwinismus - die Hierarchie der Geschöpfe363
6. Der Mensch365
6.1 Der Mensch und seine Seele365
6.2 Die Auferstehung der Toten367
7. Gott368
8. Wahrheit und Glaube370
8.1 Die Wahrheit370
8.2 Der Glaube373
9. Die Prophetie375
10. Die Notwendigkeit der Tora und ihrer Gebote377

III. DER RELIGIONSPOLITISCHE ANSATZ - MOSES MENDELSSOHN (1729-1786)380

1. Biographisches - Konversionsdruck von außen380
2. Religion und Staat - Definitionen und Aufgaben - die Stellung des Judentums385
3. Die Religion der Vernunft - oder die natürliche Religion388
3.1 Die Grundzüge aller vernünftigen Religion388
3.2 Grundlehren der natürlichen Religion391
3.3. Der Mensch396
4. Das Judentum404
4.1 Judentum als offenbartes Gesetz404
4.2 Wahrheit und Offenbarung407
4.3 Die Offenbarung des Judentums410

IV. DER RELIGIONSWISSENSCHAFTLICHE ANSATZ - SAUL ASCHER (1767-1822)417

1. Das Wesen des Judentums: Gesetz oder Glaube? - Die Zielsetzung des Leviathan417
2. Religion als Gegenstand der Religionsphilosophie420
3. Das Wesen der Religion421
4. Offenbarungsreligion und der Glaube425
4.1 Die transzendente Grundlage der Offenbarung425
4.2 Der menschliche Glaube als Grundlage der Offenbarung425
5. Der Glaube und die Vernunft - zwei eigenständige Erkenntnisweisen427
6. Die Phasen und Typen des Glaubens430
7. Gesetz und Glaube - ihr Verhältnis zueinander435
8. Die Reform des Judentums - Möglichkeiten und Grenzen437

V. DER HISTORISCHE ANSATZ - WISSENSCHAFT DES JUDENTUMS - NACHMAN KROCHMAL (1785-1840)444

1. Vorbemerkung444
2. Biographisches444
3. Der More Nevuche ha-Seman - "Führer der Irrenden dieser Zeit"446
3.1 Charakter und Ziel des Werkes446
3.2 Die "Irrenden dieser Zeit" 447
4. Die Wege zum neuen Verstehen 450
4.1 Das Wissen um die menschlichen Erkenntnisstufen und um die Geschichte - die Grundwissenschaften450
4.2 Die Entfaltung und Entstehung des menschlichen Wissens453
4.3 Das Ziel der Erkenntnis des Menschen - das Geistige454
5. Der Geist eines Volkes als sein "Gott" - und Israels Gott, der "absolute Geist"458
6. Gott als neoplatonischer Allgeist in neo-idealistischer Version462
7. Die Geschichte466
7.1 Die Geschichte als Lehrstück, das in die Herzen dringt466
7.2 Die Geschichte der Völker und die Geschichte Israels - ein Lehrstück467
8. Die Mündliche Tora471
8.1 Die Halacha471
8.2 Die Haggada475

NEUORIENTIERUNG NACH DER AUFKLÄRUNG UND KONFESSIONALISIERUNG DES JUDENTUMS 477

I. SUCHE NACH WEGEN AUS DEM VON DER AUFKLÄRUNG HERBEIGEFÜHRTEN DILEMMA
JÜDISCHER IDENTITÄT477

1. Idealistische Philosophie und Historiosophie - Wege der Neudefinition des Judentums477
1.1 Judentum ein Volk oder eine Religion?477
1.2 Zum Begriff der Religion480
2. Die Einheit Gottes484
3. Die geschichtliche Hermeneutik oder die "dogmatische Historiosophie" 485

II. UNBEWUSSTER WANDEL IM SELBSTVERSTÄNDNIS DES JUDENTUMS 489

1. Synagogenordnungen489
1.1 Gründe für das Entstehen von Synagogenordnungen489
1.2 Die Selbstbezeichnungen491
1.3 Der Rabbiner491
1.4 Die Synagoge493
1.5 Der Gottesdienst494

III. JUDENTUM ALS RELIGION DER TORA - DIE NEOORTHODOXIE - SAMSON RAPHAEL HIRSCH (1808-1888)496

1. Samson Raphael Hirsch, seine Neunzehn Briefe über Judentum und seine Gemeinde496
1.1 Biographisches496
1.2 Die Neunzehn Briefe über Judentum und Hirschs Gemeinde 496
2. Die Geschichte als Grundlage des Glaubens498
3. Die Lehren der Geschichte laut der Bibel502
3.1 Der Schöpfer und die Schöpfung502
3.2 Der Sinn der Schöpfung505
3.3 Der Mensch507
3.4 Die Menschheitsgeschichte und der göttliche Erziehungsplan510
4. Kritik an Rabbinismus, Philosophie und Teilen der Kabbala515
5. Ein Judentum von Gebot mit Geist516
6. Die Tora als jüdische Lebensregel - der Chaurew518
6.1 Der Chaurew als literarische Gattung - Sefer ha-Mizwot518
6.2 Die Systematik der 613 Gebote bei Hirsch522
6.3 Die Botschaft der sechs Gebotsgruppen525

IV. JUDENTUM ALS RELIGION DES GEISTES - SALOMON FORMSTECHER (1808-1889)538

1. Biographisches538
2. Die Religion des Geistes538
3. Gott und die Welt541
4. Natur und Geist544
4.1 Natur und Geist, deren universale und individuelle Existenz544
4.2. Die Wirkungen des Geistes in dieser Welt - Wissenschaft und Offenbarung, Ästhetik und Ethik548
5. Heidentum und Judentum561
6. Prophetie, Heilige Schrift und Tradition564
7. Die mosaische Vision der Staatsgründung als Theokratie565
8. Die Rolle und Bedeutung der Gebote und Zeremonien567
9. Die Geschichts-Philosophie569
10. Christentum und Islam als "getarnte" Sendboten des Judentums574

V. JUDENTUM DES GEFÜHLS, DES BEWUSSTSEINS UND DER THEOLOGISCHEN WISSENSCHAFT - ABRAHAM GEIGER
(1810-1874) 578

1. Biographisches578
2. Wissenschaft und Jüdische Theologie579
3. Geigers Judenthum und seine Geschichte als theologisches Werk582
4. Das Wesen der Religion und das Wesen des Menschen583
5. Der Mensch als Ebenbild Gottes591
6. Die Offenbarung - deren anthropologische und ethnische Grundlage593
7. Das Wirken des Geistes in der Geschichte Israels - Offenbarung und Tradition601
8. Die theologischen Errungenschaften des Judentums605
8.1 Gott als Idee der Sittlichkeit605
8.2 Gott als das "Sein"607
9. Gebot und Gottesdienst im Dienste des religiösen Bewusstseins610
10. Die Reform des Gottesdienstes611
11. Die Stellung der Gebote613

VI. JUDENTUM ALS RELIGION DER VERNUNFT - HERMANN COHEN (1842-1918)617

1. Biographisches617
2. Das Wesen der Religion619
2.1 Wahre Religion als philosophischer Monotheismus619
2.2 Der Anteil der Religion an der Logik619
2.3 Der Anteil der Religion an der Ethik und die "Eigenart" der Religion623
2.4 Das Verhältnis der Religion zur Ästhetik627
2.5 Der Anteil der Religion an der Psychologie628
3. Die Korrelation als methodische Grundlage jeglicher Rede von Gott, Welt und Mensch630
3.1 Die Lehren von Gott635
3.2 Der Monotheismus und die Frage der "Schöpfung"636
4. Der Mensch640
4.1 Cohens Menschenbild und die Tradition640
4.2 Der von der Ethik kommende Anteil am Menschenbild641
4.3 Der von der Religion kommende Anteil am Menschenbild645
4.4 Vom Messias zur Messiasidee - zum Messianismus646
4.5 Die Unsterblichkeit der Seele649
5. Offenbarung und Gesetz653
5.1 Die Bedeutung von Offenbarung und Gesetz653
5.2 Der Inhalt der Offenbarung654

REGISTER659

»Mit Band 5 von 'Jüdisches Denken' hat Karl Erich Grözinger ein Werk abgeschlossen, das nicht nur Bewunderung verdient, sondern auch auf Jahrzehnte hinaus das unüberholbare Standardwerk für alle, die sich mit jüdischen Studien befassen, bleiben wird.« Micha Brumlik, Das Historisch-Politische Buch, Jahrgang 68, Heft 1»[Karl Erich Grözinger ] hat der deutschen Judaistik ein stolzes Monument errichtet. [...] Er hat in einem gewaltigen Kraftakt bewiesen, dass sich kritische Werkanalyse und synthetische Gesamtschau, philologische Genauigkeit und philosophische, theologische und politische Relevanz keineswegs ausschließen müssen.« Daniel Krochmalnik, Jüdische Rundschau, März 2020»Es gibt keine vergleichbare Gesamtdarstellung weltweit: nicht was den bloßen Umfang betrifft, aber auch nicht, was die geistige Flexibilität angeht, die jeden der fünf Bände als eigenständige Lektüre lohnenswert macht - um das Mindeste zu sagen.« Thomas Meyer, Foreign Entanglements: Transnational American Jewish Studies, Journal of the Association for Jewish Studies in Germany, No. 27, 2021Übers Gesamtwerk; Bände 1-5»[Karl Erich] Grözinger [...] ist wie wenige andere der Anforderung gewachsen, das Thema in seiner historischen Tiefe und seinen intensiven intertextuellen Querbezügen darzustellen.« Carsten Wilke, Aschkenas 2022; 32(1): 189-196

»Mit Band 5 von ›Jüdisches Denken‹ hat Karl Erich Grözinger ein Werk abgeschlossen, das nicht nur Bewunderung verdient, sondern auch auf Jahrzehnte hinaus das unüberholbare Standardwerk für alle, die sich mit jüdischen Studien befassen, bleiben wird.« Micha Brumlik, Das Historisch-Politische Buch, Jahrgang 68, Heft 1

»[Karl Erich Grözinger ] hat der deutschen Judaistik ein stolzes Monument errichtet. […] Er hat in einem gewaltigen Kraftakt bewiesen, dass sich kritische Werkanalyse und synthetische Gesamtschau, philologische Genauigkeit und philosophische, theologische und politische Relevanz keineswegs ausschließen müssen.« Daniel Krochmalnik, Jüdische Rundschau, März 2020

»Es gibt keine vergleichbare Gesamtdarstellung weltweit: nicht was den bloßen Umfang betrifft, aber auch nicht, was die geistige Flexibilität angeht, die jeden der fünf Bände als eigenständige Lektüre lohnenswert macht – um das Mindeste zu sagen.« Thomas Meyer, Foreign Entanglements: Transnational American Jewish Studies, Journal of the Association for Jewish Studies in Germany, No. 27, 2021

Übers Gesamtwerk; Bände 1–5
»[Karl Erich] Grözinger […] ist wie wenige andere der Anforderung gewachsen, das Thema in seiner historischen Tiefe und seinen intensiven intertextuellen Querbezügen darzustellen.« Carsten Wilke, Aschkenas 2022; 32(1): 189–196

Die Zeit, in der man das jüdische Mittelalter mit Moses Mendelssohn oder der Haskala, also der jüdischen Aufklärung, zu Ende gekommen sah, ist endgültig vorüber, dafür ist dieser Band ein eindrückliches Zeugnis. Das europäische Judentum ist nicht nur Judentum in Europa, sondern seinem Wesen und seiner Kultur nach europäisches Judentum. Das hatte zwar schon das in Band eins und zwei Dargestellte gezeigt, aber die innerjüdischen Veränderungen in der Neuzeit bele-gen mit unwiderlegbarem Nachdruck, wie eng verzahnt das europäische Judentum, trotz aller Ausgrenzungen, Vertreibungen und Pogrome, mit der allgemeinen kulturellen Entwicklung in Europa war. Auch wenn die Schrittmacher zuweilen nur Einzelne waren, und sie waren es nicht immer, so war das doch auch im christlichen Europa kaum anders. Das neue Denken in Philosophie, Wissenschaft und anderen Kulturbereichen hielt stets mit der allgemeinen Entwicklung Schritt, so dass sich auch für das europäische Judentum eine klar abgegrenzte Kultur der Neuzeit erkennen lässt, in deren Rahmen die jüdische Aufklärung letztlich nur ein weiterer Schritt war und nicht ein Umbruch von einem angeblich verlängerten Mittelalter. Dem Ende dieser Neuzeit kann indessen eine gewisse Phasenverzögerung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zugebilligt werden, weshalb dieser Band mit dem philosophischen Höhepunkt des deutsch-jüdischen Denkens abschließt, mit dem Marburger und Berliner Neu-Kantianer Hermann Cohen, der im April 1918 gegen Ende des Ersten Weltkrieges gestorben war. Mit den dem Krieg folgenden Umbrüchen, der Weimarer Zeit, dem erstarkenden Antisemitismus, der drohenden Katastrophe und den verstärkten zionistischen Bestrebungen, bricht auch kulturell und philosophisch eine andere Zeit in der Geschichte des jüdischen Denkens an. Mit dem Tod Cohens wurden die mit der Aufklärung gewachsenen optimistischen Aussichten des neuzeitlichen europäischen Judentums zu Grabe getragen. Das deutliche Profil der jüdischen Neuzeit und die große Fülle an denkerischen Leistungen, von denen hier nur ein bedauerlich schmaler Ausschnitt gezeigt werden kann, hatten zur Folge, dass Autor und Verlag entschieden, dem ur-sprünglich auf drei Bände ausgelegten Werk einen vierten für die Moderne bis zur Gegenwart folgen zu lassen. Viele bekannte und wichtige Namen, die teilweise wenigstens in der Einfüh-rung oder in den Fußnoten genannt werden konnten, wird man in der hier gebotenen ausführlicheren Darstellung vermissen. Aber das Ziel war, wie in den vorangegangenen Bänden, in einem vertretbaren Umfang ein gewisses repräsentatives Bild zu zeichnen, Grundlinien aufzuzeigen und angesichts der Vielfalt der unterschiedlichen Richtungen und Strömungen eine erste Orientierungshilfe zu bieten und dabei die voranschreitenden und die bewahrenden Kräfte gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen. Dies war umso mehr berechtigt, als auch das konservative Bewahren, die "orthodoxe" Einstellung, nicht einfach eine Weitergabe des Überkommenen bedeutete. Auch das Weitergeben und Hüten der alten Werte konnte doch immer nur durch gewissen Neudeutungen gelingen, weshalb diese Richtung hier als "Restaurativ-integrative Orthodoxie" benannt wurde, weil sie, wie dann auch die Neoorthodoxie des 19. Jahrhunderts, doch etwas Neues im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen war. Das Überraschende wird für manchen Leser sein, dass Baruch Spinoza, den viele wegen seiner Haltung und seinen Lehren aus dem Kanon des jüdischen Denkens ausgeschlossen sehen wollen, nicht als ein einzelner unbegreiflicher Abtrünniger dasteht, sondern als gipfelnder Abschluss einer Linie, die sich im europäischen Judentum als relativ breiter Strom bis ins 16. Jahrhundert hinab verfolgen lässt. Spinoza ist damit, philosophiegeschichtlich gesprochen, ein inte-grales Glied des jüdischen Denkens. Er steht am Ende des zweiten Teiles, der die Überschrift "Traditions- und Religionskritik" trägt. Dieser Phase der Traditions- und Religionskritik ging eine andere des "Ringens um die widersprüchliche Vielfalt von Wahrheiten" voran. In dieser ersten kritischen Phase wurden nicht nur die aristotelischen Lehren des Mittelalters hinterfragt, sondern auch die sich gegenüberstehenden Wahrheiten von rabbinischer Tradition, Kabbala und Philosophie. Hinzu kamen die neuen Wahrheiten der empirischen Wissenschaften, der Astronomie, der Physik, der Medizin und schließlich auch der Geschichts-Wissenschaft, die teilweise als doppelte Wahrheiten oder in enzyklopädischer Pluralität rezipiert wurden. Die in der Forschung bisher zuweilen als Ende des Mittelalters dargestellte Haskala (Aufklärung) markiert vor diesem Hintergrund letztlich nur eine weitere Etappe, die zum Teil von analogen Personengruppen, wie zum Beispiel von Ärzten, getragen wurde. Die Aufklärung selbst ist darum auch keine einlinige Bewe-gung, sondern verläuft in mehreren parallelen Strängen, die hier als unterschiedliche Ansätze dargestellt wurden, als naturwissenschaftlich-empiristischer Ansatz, als religionspolitischer, als religionswissenschaftlicher und als historischer Ansatz. Das folgende 19. Jahrhundert erscheint demgegenüber als eine Phase der versuchten Konsolidierung, hier als "Neuorientierung nach der Aufklärung" überschrieben. Jetzt wurden neuerliche Gesamtentwürfe der Deutung des Judentums vorgelegt, die zugleich die durch die Aufklärung vorbereitete "Konfessionalisierung" des Judentums verfestigten. Diese vielfältigen Neuentwürfe von Judentum des 19. Jahrhunderts bedienten sich auf breiter Front der in Deutschland und darüber hinaus angebotenen philosophischen Deutungsparadigmen, deren Herkunft durch die Kapitelüberschriften leicht zu erahnen ist: Judentum der Tora (Neoorthodoxie), und die dem Reformlager zuzurechnenden Entwürfe eines Ju-dentums als Religion des Geistes, Judentum des Gefühls, des Bewusstseins und der theologischen Wissenschaft und schließlich Judentum als Religion der Vernunft. Natürlich hat in der jüdischen Neuzeit die esoterische Theologie, das heißt die Kabbala, und mit ihr verbundene Formen der Mystik gleichfalls eine wesentliche Rolle gespielt. Darauf wurde in der hier folgenden Einführung hingewie-sen, ihre ausführliche Darstellung findet sich jedoch schon im Band zwei des "Jüdischen Denkens". Dort setzt die Neuzeit mit der für diese nicht unspezifischen lurianischen Kabbala ein. Hierher gehören die für die Magiegläubige Renaissance und Neuzeit typischen Ba'ale Schemot, die in der Einleitung zum Stifter der hasidischen Bewegung, Jisrael Ba'al Schem Tov vorgestellt wurden und schließlich der Hasidismus selbst. Eine eigenwillige Tora-Mystik trug auch der hier im dritten Band zur restaurativ-integrativen Orthodoxie dargestellte Hajjim aus Woloschyn vor. Ich hoffe, mit dieser Auswahl an Denkern einen für diese Zeit repräsentativen Rahmen gesteckt zu haben, der künftigen Arbeiten zu weiteren Autoren als Anhalt dienen mag. Die lange versprochene Bibliographie muss nun allerdings bis zum vierten Band warten und ich bitte die Leser um Nachsicht, wird sie die hier eingebrachte Ernte doch gewiss dafür entlohnen.

Erscheint lt. Verlag 2.7.2021
Reihe/Serie Jüdisches Denken ; 3
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 166 x 236 mm
Gewicht 1178 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Judentum
Schlagworte Emanzipation im Judentum • Geschichte Italien • Geschichte Judentum • Hardcover, Softcover / Religion/Theologie/Judentum • Haskala • Judentum • Judentum Italien • jüdische Aufklärung • Jüdische Religion • Jüdische Theologie • Moses Mendelssohn • Orthodoxes Judentum • Rabbinische Tradition • reformiertes Judentum • Religionsgeschichte • Religionskritik • Spinoza • Ursprung Jüdische Tradition
ISBN-10 3-593-37514-1 / 3593375141
ISBN-13 978-3-593-37514-4 / 9783593375144
Zustand Neuware
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