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Roger Bacon

Buch | Softcover
139 Seiten
2009
Aschendorff (Verlag)
978-3-402-15670-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Roger Bacon - Günter Mensching
CHF 20,70 inkl. MwSt
Roger Bacon (1214/22-c. 1292) ist einer der merkwürdigsten und eigenwilligsten Denker des Mittelalters. Die Werke des berühmten Franziskaners berühren auf vielfältige Weise die Schnittpunkte von Theologie, Philosophie und den Naturwissenschaften seiner Zeit, insbesondere der Optik, Alchemie, Medizin und Technik. Seine Werke brachten ihn in Konflikt mit seinem Orden, und führten zu Hausarrest, Publikationsverbot und Verurteilung wegen "novitates suspectas" ein. Obwohl deshalb sein Werk und fast mehr noch seine Person immer wieder ganz verschiedenartiges Interesse auf sich zogen, gibt es im Grunde keine umfassende Darstellung, sondern zumeist nur Spezialstudien. In dem vorliegenden Buch ist nicht beabsichtigt, allen inhaltlichen Aspekten und geistesgeschichtlichen Bezügen des Baconschen Werks nachzugehen, sondern seine vielfältigen Momente aus ihrer zentralen Intention heraus philosophisch zu begreifen. Das Buch versteht sich als Einführung , als Beitrag zu einer philosophischen Rezeption und Interpretation Roger Bacons auf dem Stand der Forschung, läßt aber den Autor dennoch in zahlreichen Zitaten aus seinen Schriften zu Wort kommen, die hier zum Teil erstmals ins Deutsche übersetzt wurden.

Günter Mensching, geboren 1942, ist Professor für Philosophie an der Universität Hannover. Veröffentlichungen u.a.: Totalität und Autonomie. Untersuchungen zur philosophischen Gesellschaftstheorie des französischen Materialismus (1971); Das Allgemeine und das Besondere. Der Ursprung des modernen Denkens im Mittelalter (1992); Thomas von Aquin (1995); Jean LeRond d'Alembert, Einleitung zur Enzyklopädie (1997)

Vorwort Roger Bacon ist einer der merkwürdigsten und eigenwilligsten Denker des Mittelalters. Obwohl deshalb sein Werk und fast mehr noch seine Person immer wieder ganz verschiedenartiges Interesse auf sich zogen, gibt es im Grunde keine umfassende Darstellung. Die besten Bücher der letzten sechs Jahrzehnte sind entweder Spezialstudien oder stellen die Biographie in den Mittelpunkt. In der vorliegenden knappen Studie ist nicht beabsichtigt, allen inhaltlichen Aspekten und geistesgeschichtlichen Bezügen des Baconschen OEuvres nachzugehen, sondern seine vielfältigen Momente aus ihrer zentralen Intention heraus philosophisch zu begreifen. Das Buch versteht sich als Einführung, freilich in einem besonderen Sinne. Bemühen sich die meisten Bücher dieser gegenwärtig sehr reichhaltigen Literaturgattung darum, Elementarwissen für Anfänger zu präsentieren, so soll hier ein Beitrag zu einer philosophischen Rezeption und Interpretation Roger Bacons geboten werden, eine Einführung auf dem Stand der Forschung, die über diesen hinaus der Interpretation der Theoreme neue Perspektiven weist. Ein solcher Beitrag ist aus mehreren Gründen an der Zeit. Das seit Jahren sehr lebhafte Interesse für das Mittelalter hat Untersuchungen angeregt, die dessen traditionelles Bild als einer, je nachdem, finsteren oder gottseligen Epoche erheblich modifizieren. Zwar bleibt das Mittelalter auch heute ein fernes und unwiderruflich vergangenes Zeitalter, aber es wird immer deutlicher, daß viele Quellen der Moderne nicht erst in der Renaissance, sondern weit früher anzusetzen sind. Das betrifft nicht allein die philosophische Reflexion, sondern Recht, Politik und Gesellschaft ebenso wie die Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik. Die Epochenschwelle ist weniger hoch und verläuft anders als es noch Hans Blumenberg annahm. In den eingehenden philosophischen, historischen, insbesondere kulturgeschichtlichen Untersuchungen des vergangenen Jahrhunderts wurde einerseits aufgedeckt, welche Voraussetzungen der Moderne im Mittelalter geschaffen wurden, andererseits zeigte sich auch, welche geistigen Potentiale dem zivilisatorischen Fortschritt preisgegeben wurden. Die Dialektik des Fortschritts, die gewöhnlich als ein Merkmal der Moderne gilt, bestimmt den historischen Prozeß bereits im Mittelalter. Roger Bacon ist ein Autor, an dem sich das Ineinander dieser Tendenzen im Mittelalter besonders klar zeigen läßt: wie hellsichtig manche seiner Antizipationen der neuzeitlichen Naturwissenschaft waren und wie tief sie zugleich in traditionellen Vorstellungen wurzeln, die heute als überwundene Irrtümer, wenn nicht als Aberglaube gelten. Die moderne Naturwissenschaft, so ist daraus zu folgern, hat sich aus theologischen Theorien und religiösen Weltbildern entwickelt und von ihnen befreit. Dennoch bleibt die Frage, wieweit sie ihren Ursprüngen bis heute verhaftet ist. Über das Problem der Genese der Naturwissenschaft hinaus ist Roger Bacon aktuell, weil er seine Hauptwerke im Bewußtsein seiner geschichtlichen Zeit geschrieben hat. Seine Epoche stellte sich ihm – anachronistisch ausgedrückt – als ein clash of cultures dar, der geradezu apokalyptische Perspektiven hatte. Das politische Interesse an einer Befriedung der Welt durch die Entfaltung der Vernunft und der Wissenschaft über die Grenzen der Religionen hinweg war damals ein Desiderat und ist es heute wieder. Sogar manche Linien der Konflikte sind wieder dieselben. *** Die folgende Erörterung der Hauptgebiete des Denkens von Roger Bacon bemüht sich, ihn mit entscheidenden Aussagen authentisch, in relativ vielen Zitaten zu Wort kommen zu lassen. Sein häufig sehr drastischer Stil gehört zu seinem Denken und muß daher im lateinischen Original dokumentiert werden. Die zuweilen vom klassischen Latein abweichende Schreibweise folgt den zitierten Ausgaben. Die durchweg vom Autor besorgten Übersetzungen sind als Verständnishilfe in den Anmerkungen beigegeben. Dies ist nötig, weil es bis jetzt fast keine deutschen Übersetzungen seiner Schriften gibt. Auch die älteren lateinischen Textausgaben sind nicht in allen großen Bibliotheken ohne weiteres greifbar, und nur wenige Werke haben Neueditionen erfahren.

Erscheint lt. Verlag 20.7.2009
Reihe/Serie Zugänge zum Denken des Mittelalters ; 4
Sprache deutsch
Maße 155 x 230 mm
Gewicht 140 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie des Mittelalters
Religion / Theologie Christentum Kirchengeschichte
Schlagworte Bacon, Roger • Christentum • Mittelalter • Mittelalterliche Philosophie • Mönchtum • Naturwissenschaft • Philosophen; Bacon, Roger • Philosophen/-innen (Einz.); Bacon, Roger • Philosophie • Philosoph / Philosophin; Bacon, Roger • Roger Bacon
ISBN-10 3-402-15670-9 / 3402156709
ISBN-13 978-3-402-15670-4 / 9783402156704
Zustand Neuware
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