Die Sprache des Atems (eBook)
272 Seiten
Integral (Verlag)
978-3-641-32389-9 (ISBN)
Mit über 20 kraftvollen Atemübungen und einfachen Bewusstseinstechniken zeigt Jesse Coomer, wie wir die volle Kraft des Atems freisetzen und für Selbsterkenntnis und persönliche Transformation nutzen können.
Ein Buch, das eine frische, wohltuende Brise ins Leben bringt - für mehr Lebensenergie, Resilienz und ganzheitliche Gesundheit.
- Mit jedem Atemzug mehr Energie, Gesundheit und mentale Fitness
- Das Praxisprogramm des bekannten Atemtherapeuten und Wim-Hof-Instructors mit großer Fanbase auf YouTube
Jesse Coomer ist eine der führenden Stimmen auf dem Gebiet der Atemarbeit. Als Begründer des Breathwork-Tactics-Programms bietet er fundierte Techniken zur Regulierung des Nervensystems an. Er ist als Atemtherapeut und für seine Kältetrainings nach der Wim-Hof-Methode bekannt, mit seinem beliebten YouTube-Kanal bringt er Menschen die Praxis von ganzheitlicher Gesundheit und mentaler Fitness nahe. Jesse Coomer gibt Workshops, Vorträge und Coachings in den ganzen USA und trainiert Sportler, CEOs, Ersthelfer, Militärs und Menschen aus allen Lebensbereichen, die ihre Leistung optimieren, ihre Ängste reduzieren und ein gesünderes Leben führen wollen.
Einleitung
Die Bedingungen des Menschseins in unserer Zeit
Den Satz »Dass du mit dir plauderst, ist unbedenklich, solange du dir nicht antwortest« bekommt man in amerikanischen Büros oft zu hören, nachdem man sich für ein Selbstgespräch entschuldigt hat. Und geklopft werden Sprüche dieser Art von Leuten, die uns im Hochsommer fragen, ob uns auch warm genug ist.
Tatsächlich führen wir alle ständig Selbstgespräche, vernehmlich oder stumm. In diesem Buch möchte ich einer Art des inneren Dialoges auf die Spur kommen, deren wir uns zumeist gar nicht bewusst sind: dem ständigen Strom von »Mitteilungen«, die sich auf unsere Stimmung, den Blutdruck und sogar auf die Bereitschaft auswirken kann, über abgedroschene Witze höflich zu lachen. Gerade in unserer Zeit ist es besonders wichtig, diese inneren Unterhaltungen, in denen eine bestimmte Seite des Menschseins zum Ausdruck kommt, zu verstehen.
Im Wort »Menschsein« sind all jene Eigenschaften, Erfahrungen, Ereignisse und Gefühle zusammengefasst, die die Vertreter unserer Spezies seit vorgeschichtlicher Zeit gemeinsam haben und die seit jeher in Gedichten, Gemälden, Liedern und Theaterstücken zum Ausdruck kommen: Einsamkeit, Geburt, Tod und das Verlangen nach Liebe. Gemeint ist also alles, was früher als Conditio humana bezeichnet wurde – die Bedingungen und Umstände des Menschseins. Momentan jedoch werden wir allmählich auf eine neue Gemeinsamkeit aufmerksam, die für das gegenwärtige Technologiezeitalter kennzeichnend ist.
Seit einigen Jahrzehnten wird uns zunehmend – und zunehmend schmerzlich – bewusst, wie tief die Kluft zwischen uns und der uns umgebenden künstlichen modernen Welt geworden ist. Mit Beginn der industriellen Revolution traten neue, bis dato unbekannte Gebrechen auf, unter denen die Menschen litten. Sie hielten sich in kleinen, schlecht belüfteten Arbeitsräumen auf, in denen sie eintönige Tätigkeiten verrichteten und nicht viel anders behandelt wurden als die Maschinen, die sie bedienten. Im zwanzigsten Jahrhundert mit seinen Errungenschaften auf den Gebieten Lebensmittelkonservierung, Klimatisierung, Kommunikation und Transportwesen brach für die Menschen eine Zeit an, in der sie unter Umständen leben mussten und müssen, die ihrer biologischen Ausstattung eher noch weniger zuträglich sind. Der technische Fortschritt brachte zwar einige Erleichterungen, mehr Komfort und Sicherheit mit sich, doch zeichneten sich im Laufe der Jahrzehnte auch die negativen Seiten dieses modernen Lebens ab. War früher der Hunger ein gewichtiger Faktor für die Dauer eines Menschenlebens, stehen wir heute vor den schlimmen Folgen einer allzu üppigen Lebensweise: Ungefähr jeder zweite US-Amerikaner leidet an Typ-2-Diabetes1 und jeder dritte ist prädiabetisch.2 Während wir einst jagten und sammelten oder Landwirtschaft betrieben, verbringt der durchschnittliche Amerikaner heute gut die Hälfte seiner wachen Zeit sitzend.3 Offenbar schlafen wir auch nicht mehr so gut wie früher einmal.4 Wir geben Jahr für Jahr Milliarden aus, um unserer Verdauung auf die Sprünge zu helfen.5 Und breit angelegte Studien lassen erkennen, dass 33 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens mit der Entstehung einer Angststörung rechnen müssen. Das sind beunruhigende Zahlen, vor allem, wenn man bedenkt, dass Angststörungen oft nicht erkannt, geschweige denn behandelt werden.6
Zweifellos hat das gegenwärtige Leben auch Vorteile, die wir nicht mehr missen möchten; offenbar aber besteht ein Widerspruch zwischen unserer biologischen Natur und der modernen Lebenswelt, den auch der medizinische Fortschritt nicht mehr ausgleichen kann – mit der Folge, dass die Lebenserwartung der heute Geborenen tendenziell sinkt.7
Aktuell leben wir in einer seltsamen Diskrepanz. Da wir diesen Zustand inzwischen jedoch als normal empfinden, begreifen wir nicht, was eigentlich mit uns los ist. Aber alles, was wir nicht verstehen, fürchten wir, vor allem, wenn es uns selbst betrifft. So leiden wir modernen Menschen an einem falschen Verständnis unserer selbst und der Interaktion zwischen uns und der Umwelt. Dieses falsche Verständnis aber schadet uns nur.
Meine Geschichte, unsere Geschichte
Die gerade angesprochenen Bedingungen des Menschseins beschreiben meine ersten dreißig Lebensjahre recht treffend. Wie die meisten Menschen hatte auch ich in den ersten drei Jahrzehnten meines Lebens keine nennenswerte Kenntnis dessen, was Menschsein eigentlich bedeutet. Ich wurde in diese moderne Welt hineingeboren, hatte zwölf Jahre Schule abzusitzen und danach viele weitere Jahre in ebenso künstlicher Umgebung; über die Funktionsweise meines Nervensystems aber wusste ich genauso wenig wie über unsere Gefühlsregungen und den Umgang mit ihnen. Antworten auf die Frage, was uns eigentlich zu Menschen macht, liefen zumeist darauf hinaus, dass wir uns nicht groß von Maschinen unterscheiden. (Mit diesem destruktiven Denkansatz setze ich mich im ersten Kapitel des Buches auseinander.)
Dieses mangelnde Verständnis meiner Natur führte dazu, dass ich kein wirkliches Zutrauen zu mir hatte. Ich traute meinen Empfindungen nicht, wusste ja nicht einmal, weshalb ich fühlte, was ich fühlte. Ich wusste nur, dass ich oft eher nervös als selbstsicher war, viel zu viel grübelte und nie im »Flow« war; wusste nur, dass ich unter Stress eher den nervlichen Kolbenfresser bekam, als dass ich Chancen beherzt beim Schopf gepackt hätte. In meinen späten Teenagerjahren und noch mit Anfang Zwanzig sagte ich mir wie so viele meiner Altersgenossen, dass ich mich mit meiner Beklommenheit und dem mangelnden Selbstvertrauen einfach abfinden müsste. Dann würde ich im entscheidenden Moment wenigstens keine kalten Füße bekommen und versagen. Natürlich wurde meine innere Zerrissenheit dadurch nur noch schlimmer. Mit der Folge, dass ich versuchte, meine Gefühle mit Drogen und Alkohol in den Griff zu bekommen. Erst mit Ende Zwanzig fand ich wieder zu mir. Und musste mir mühsam alles zusammensuchen, was mich als Mensch wirklich ausmachte. Hätte ich das doch nur schon als Kind erfahren!
Irgendwie brachte ich mein Studium zum Abschluss und wurde schließlich sogar Professor für Anglistik. Von dieser Position, die ich mehr als ein Jahrzehnt lang innehatte, konnte ich mich inzwischen einigermaßen erholen. Doch in dieser Zeit habe ich unmittelbar miterlebt, wie sich unsere moderne Welt auf die psychische Gesundheit der Jugend auswirkt. In meiner Anfangszeit als Dozent gab es in den Unterrichtsräumen noch keine Smartphones, aber im letzten Jahr meiner Lehrtätigkeit waren sie einfach überall, begleitet von Klagen über Stress, schlaflose Nächte, Tendenzen zu selbstzerstörerischem Verhalten. Und ich selbst war nicht weniger gestresst als meine Studierenden und offenbar alle anderen auch. Schon 2015 war im Journal of the American Medical Association zu lesen, dass bei 60 bis 80 Prozent der Arztbesuche Stress eine Rolle spielte und dass 44 Prozent der US-Amerikaner eine höhere Stressbelastung als fünf Jahre zuvor erlebten.8
Bei meinen Versuchen der Stress- und Angstbewältigung stieß ich irgendwann auf die Atemarbeit. Und damit änderte sich für mich alles.
Anfangs konnte ich mir kaum vorstellen, dass es sich dabei um einen ernst zu nehmenden Ansatz handelte, und auch heute noch staune ich fast täglich über diese unglaubliche Methode der Selbstkommunikation. Lange hatte ich den Eindruck, es handle sich dabei um eine Art Zauberei, und zu meinem Leidwesen tun viele die Atemarbeit auch heute noch als Hokuspokus ab. Dabei ist sie im Grunde, würde ich sagen, genauso magisch wie ein wunderbarer Sonnenaufgang. Oder so zauberhaft wie die Beziehung zu meiner Frau. Es handelt sich also keinesfalls um märchenhafte Dinge wie Elfen und Feenstaub, sondern um Phänomene, die so real sind wie die Atemarbeit selbst.
Die Praxis der Atemarbeit ist schon Jahrtausende alt, aber die wissenschaftliche Entdeckung des Zusammenhangs zwischen dem Atem und der geistig-körperlichen Gesundheit geht auf die Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs zurück. In dessen Verlauf dokumentierte der Militärarzt Dr. Jacob Mendes Da Costa erstmals Atemstörungen, ohne genau zu wissen, worum es sich dabei eigentlich handelte. Er beobachtete dreihundert Soldaten, die an etwas litten, was man zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich als Hyperventilations-Syndrom bezeichnen sollte – eine heute sehr verbreitete Störung der Atemtätigkeit. In der wissenschaftlichen Erforschung der Atmung und ihrer Wirkung auf das autonome beziehungsweise vegetative Nervensystem ist seither eine Menge geschehen.
Das Vegetativum reguliert Pulsfrequenz, Verdauungssystem, Fortpflanzungsorgane, Blutzucker und alle möglichen anderen Systeme unseres Körpers, die wir nicht bewusst beeinflussen können. Werden diese Organe und Organsysteme nicht mehr so gesteuert, wie es für den Körper und somit den gesamten Menschen gut wäre, blühen uns all die Unannehmlichkeiten und Beschwerden, die ich oben als Bedingungen des Menschseins in der modernen Zeit beschrieben habe. Heute gibt es zahllose Studien, die den guten oder schlechten Einfluss der Atmung auf die Gesundheit insgesamt beschreiben und zugleich erkennen lassen, wie wir unser vegetatives Nervensystem bewusst beeinflussen9 – und auf diesem Wege auch Ängste abbauen...
Erscheint lt. Verlag | 28.8.2024 |
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Übersetzer | Jochen Lehner |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Language of Breath |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Alternative Heilverfahren |
Schlagworte | 2024 • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Ängste überwinden • Anti Stress • Atemarbeit • Atemtechniken • Atemtherapie • Atemübungen • Atmen • Ausatmen • bewusstes Atmen • Coaching • eBooks • Einatmen • Energie & Heilung • Energiearbeit • energie booster • Ganzheitliche Gesundheit • Gelassenheit • Glücklich sein • Immunsystem • innere Ruhe • Körper und Geist • Motivation • Neuerscheinung • Positives Denken • Ratgeber • Richtiges Atmen • Selbstbewusstsein • Selbsterkenntnis • Selbstheilung • Selbstheilungskraft • Selbsthilfe • Selbstliebe • Selbstwert • Stressabbau • Wim Hof • Wohlbefinden |
ISBN-10 | 3-641-32389-4 / 3641323894 |
ISBN-13 | 978-3-641-32389-9 / 9783641323899 |
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