Gelenke gut, alles gut (eBook)
160 Seiten
Südwest Verlag
978-3-641-27077-3 (ISBN)
Zehn Millionen Deutsche sind von Beschwerden und Einschränkungen des Bewegungsapparats betroffen, allein 5 Millionen von Arthrose. Dr. Peter Poeckh, renommierter Mediziner und Bewegungsexperte aus Wien, und Volker Mehl, der bekannteste deutsche Ayurveda-Koch, haben sich zusammengetan, um ihr umfassendes Wissen in diesem Ratgeber weiterzuvermitteln. Der Mediziner und Bewegungsexperte hat für 15 spezifische Krankheitsbilder einfache und effektive Übungen konzipiert, die gezielt Linderung verschaffen. Volker Mehl ergänzt dieses Bewegungs-Programm und zeigt, wie Ernährung nach ayurvedischen Prinzipien Gelenkbeschwerden positiv beeinflussen kann. Beide Prinzipien vereint wirken nicht nur als Linderung, sondern auch als Prophylaxe für Beschwerden von Arthrose über Gicht und Rheuma bis hin zu Fersensporn oder Tennisellenbogen.
Dr. Peter Poeckh ist Arzt, Sportmediziner, Bewegungsspezialist, Yogatherapeut, Health-Influencer und gern gesehener Gast im ORF und auf Hitradio Ö3. So macht er einem sehr breiten Publikum in klassischen und sozialen Medien sein Fachwissen mit praktischen, nachvollziehbaren Übungen zugänglich. Als Arzt legt er größten Wert auf eine konservative Behandlung mithilfe modernster Faszientechnik.
UNSERE NAHRUNG – ROHSTOFF FÜR EIN GESUNDES LEBEN
Vom Mund bis zum Meniskus ist es zugegebenermaßen ein ziemlich langer Weg – wie also wirkt Ernährung positiv auf die Gelenke? Vereinfacht gesagt, könnte man die Wirkung von Nahrung auf unseren Organismus mit dem Ablauf in einer technischen Produktionsstätte wie einer Autofabrik vergleichen: Es werden Rohstoffe angeliefert, verarbeitet, in die passende Form gebracht und an die jeweilige Abteilung weitergeliefert, die wiederum weiter damit arbeitet, bis das Endprodukt fertig ist.
Ganz ähnlich ist es mit unserer Verdauung, denn auch unsere Nahrung – der Rohstoff – wird im Mund zerkleinert, zum Magen weitertransportiert, dort aufgespalten und über den Zwölffingerdarm gelangt sie in den Dünndarm. Dort werden die Nährstoffe entzogen, gelangen ins Blut und über die Pfortader zur Leber, wo sie in körpereigenes Gewebe umgebaut und alle relevanten Inhaltsstoffe schließlich zu den einzelnen Gewebsarten transportiert werden. Die Reste der Produktion werden dann über den Dickdarm und den Enddarm ausgeschieden.
Im Ayurveda gibt es als „Produktionsziel“ sieben Hauptgewebe, die alle aufeinander aufbauen und aus den Bestandteilen unserer Nahrung bestehen. Das erste Gewebe ist das Plasma, daraus entsteht das Blut, es folgt das Muskelgewebe, dann das Fettgewebe, das Knochengewebe, das Nervengewebe, und zum Schluss entsteht mit dem Fortpflanzungsgewebe das energetisch komplexeste Gewebe. Aus Sicht des Ayurveda dauert es jeweils fünf Tage, bis die einzelnen Gewebe aus der Nahrung gebildet wurden.
Das bedeutet konkret: Am schnellsten wirkt eine Ernährungsumstellung auf das Plasmagewebe, und am längsten, nämlich 35 Tage, dauert es, bis eine Ernährungsumstellung im Fortpflanzungsgewebe angekommen ist. Für unser Thema sind vor allem das Fett- und Knochengewebe entscheidend, da sie für die Schmierung der Gelenke und den Aufbau und die Regeneration der entsprechenden Systeme wie des Skeletts sorgen. Es dauert also gut drei Wochen, bis eine Ernährungsumstellung in diesen Bereichen angekommen ist und Wirkung zeigt.
Welche Art der Ernährung ist aber nun förderlich für Gelenke und Knochen? Dazu gibt es verschiedene Studien; besonders spannend eine, die von Dr. Christian Kessler am Immanuel-Krankenhaus in Berlin durchgeführt wurde.
Die Studie mit dem Titel „Vergleichende Wirksamkeit von Ayurveda und konventioneller Behandlung bei Kniegelenksarthrose“ zeigt beeindruckende Ergebnisse. So senkte die Ayurveda-Therapie im Vergleich zu einer herkömmlichen Therapie die Kniebeschwerden doppelt so gut. Und nicht nur das: Die schmerzlindernde Wirkung hielt zwölf Monate nach Therapieende weiter an. Bei dieser Studie wurden Patienten über zwölf Wochen entweder mit einer auf jeden Einzelnen zugeschnittenen Ayurveda-Therapie oder mit einer konventionellen Therapie für Kniegelenksarthrose behandelt. Die Ayurveda-Therapie bestand aus individuell angepassten Behandlungselementen wie Ölmassagen, Dampfbehandlungen und Kräuterbeutelmassagen, außerdem waren Ernährungsberatungen und Knie-Yoga-Übungen Teil dieser Behandlung, bei manchen Patienten wurden auch ayurvedische Nahrungsergänzungen verabreicht.
Die Studie machte außerdem klar: Gerade im Zusammenhang mit Gelenkbeschwerden ist eine rein pflanzliche Ernährung mit dem Verzicht auf Industrieprodukte wie weißer Zucker und Auszugsmehl entscheidend.
Ayurveda – wie geht das im Alltag?
Ein wesentlicher und erheblicher Unterschied zwischen Ayurveda und den Heilmethoden, die in unserer westlichen Welt entstanden sind, ist seine über Jahrtausende entstandene Erfahrung und die universelle Betrachtungsweise des Menschen und seiner Stellung in der Natur. Der Grundgedanke im Ayurveda ist die individuelle Einheit von Körper, Geist und Seele. Jeder Mensch ist einzigartig, vollständig, und diese Einheit ist untrennbar. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zur Gesundheitslehre der westlichen Welt, die sich im Laufe der Zeit zu einer eher physisch und organisch orientierten Medizin hin entwickelt hat. Der Mensch wird hier weder als Einheit noch als Individuum betrachtet, Krankheiten werden meist symptomatisch behandelt im Rahmen einer Anti-Medizin: Haben wir Fieber, bekommen wir ein fiebersenkendes Mittel, sogenannte Antipyretika, bei Depressionen Antidepressiva, bei bakteriellen Entzündungen Antibiotika. Die Symptome werden unterdrückt, die Krankheit wird aber mitnichten geheilt. Ayurveda dagegen untersucht und behandelt das tatsächliche Problem in allen Facetten. Das braucht natürlich Zeit, doch am Ende steht eine vollständige Heilung und Gesundung des Menschen.
Ein uralter Wissensschatz …
„Ayurveda“, ein Begriff aus dem Sanskrit, ist ungefähr übersetzbar als „das Wissen vom Leben“ (Ayur = Leben und Veda = Wissen). Seine lange Geschichte ist geschätzte 5000 Jahre alt, und somit ist der Ayurveda wohl die ausgedehnteste Feldstudie aller Zeiten. In überlieferten Schriften, die meistens in den indischen Palmblattbibliotheken weitergegeben wurden, finden wir Erfahrungen und unschätzbar wertvolles Wissen, eingebettet in eine umfassende Philosophie und Lebensordnung.
Ähnliche Schriften und Überlieferungen sind in der westlichen Welt leider weitgehend verloren gegangen, viel von unserem heutigen Wissen beruht einzig und allein auf mündlichen Überlieferungen. Erste größere schriftliche Aufzeichnungen, die sich tatsächlich ausführlicher mit Heilung und Medizin befassen, sind mit der Entstehung der ersten Klöster verbunden und können in etwa um das dritte Jahrhundert nach Christus datiert werden. Im Vergleich zum Ayurveda also ungefähr 3 500 Jahre später …
Schon vor Jahrtausenden wurden in Indien psychische Störungen mit Yoga, Meditation, Heilkräutern und Ernährungstherapien wie Fasten behandelt. Hier im Westen beginnen wir gerade zaghaft, uns diesem Wissen zu nähern und es in unseren Alltag zu integrieren. Zahlreiche Yoga- und Meditationskurse sowie die Absatzzahlen spiritueller Bücher belegen die Suche nach Einklang und innerem Gleichgewicht, das viele Menschen in der westlichen Welt in ihrem stressigen Alltag und in ihrer von der Natur entfremdeten Lebensweise verloren haben. Trotzdem stellt sich die Frage: Kann eine Lebensweise, die in Indien beheimatet ist, denn auch in unserer westlichen Kultur und Lebensart funktionieren?
… für unsere heutige Zeit
Ein ganz klares Ja! Selbstverständlich funktionieren diese Weisheiten überall und nicht nur in Indien, denn sie beziehen sich auf uns, den Menschen, seinen Körper, seinen Geist. Herz, Darm oder Augen sitzen bei allen Menschen an ein und derselben Stelle. Warmes Wasser entspannt indische Därme genauso wie unsere europäischen, Meditation und Yoga verhelfen uns zu einem glücklicheren und entspannteren Leben, genauso wie dies auch in Indien passiert.
Auch wenn wir zum Teil eine ganz andere Lebensweise an den Tag legen, so können wir doch versuchen, kleine Veränderungen und Dinge in unseren Alltag einzubauen, die eine enorme Wirkung auf unsere Gesundheit haben.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück zum Biorhythmus des Lebens ist, den Körper mit seinen natürlichen Bedürfnissen wie Ausscheidung, Körperdränge, Ruhe- und Aktivitätsphasen zu unterstützen. Der Ayurveda bietet zum Beispiel eine Fülle an Ratschlägen, wie wir unseren morgendlichen Rhythmus typgerecht anpassen. Um die natürlichen Reinigungs- und Ausscheidungsprozesse am Morgen zu aktivieren, empfiehlt sich das Trinken von heißem Wasser (wirkt verdauungsanregend). Anschließend sollte eine gründliche Morgentoilette mit verschiedenen Reinigungsmethoden wie das Schaben der Zunge oder das Ölziehen stattfinden (zur Stärkung der Zähne, des Zahnfleisches und des Kiefers, aber auch zur Kariesvorbeugung sowie zur Bekämpfung von Mundgeruch oder Zahnfleischbluten).
Wenn wir es schaffen, nur diese kleine Routine in unseren Alltag einzubauen, werden wir schon recht bald Veränderungen hin zum Guten spüren. Und keine Angst vor zu großen Aufgaben: Die alten ayurvedischen Schriften betonen ausdrücklich, dass eine gesunde Lebensweise nur in kleinen Schritten auf nachhaltige Weise umgesetzt werden kann. Daher sollten wir nichts dogmatisch und starr angehen, sondern mit Spaß und Freude an Veränderung und Gesundung.
Folgende drei Grundregeln möchte ich Ihnen ans Herz legen:
- Möglichst unverarbeitete, frische und biologische Lebensmittel essen.
- So oft es geht, warme Mahlzeiten oder zumindest Lebensmittel verzehren, die schon einmal im Ofen erhitzt wurden. So ist Ofengemüse, selbst wenn es nicht warm gegessen werden kann, für Menschen mit Gelenkerkrankungen verträglicher als kalter Salat.
- Pro Mahlzeit nur so viel auf den Teller legen, wie in die zu einer Schale geformten Hände passt.
Ayurveda ist also nicht das Einhalten von Vorschriften und das Auswendiglernen von Gewürzlisten, sondern der Weg zurück in eine natur- und bedürfnisgerechte Lebensweise, in ein weniger entfremdetes Dasein, in ein glücklicheres Leben. Der Ayurvedagelehrte Atreya soll es im 6. Jahrhundert vor Christus so ausgedrückt haben: „Dieses mein Wesen gleicht der Natur.“
Die Kunst, in Balance zu leben
„Wenn der Mensch sein Fleisch in Maßen nährt, dann ist auch sein Betragen fröhlich und umgänglich. Wenn er aber im Übermaß der Schmausereien und Gelage dahinlebt, dann legt er zu jedem schändlichen Fehler den Keim. Und wer andererseits seinen Körper durch unterwürfige Enthaltsamkeit schädigt, der geht immer zornig einher.“
Hier bringt Hildegard von Bingen,...
Erscheint lt. Verlag | 23.8.2021 |
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Zusatzinfo | ca. 45 Übungsillustrationen und 15 Rezeptbilder |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Arthritis • Arthrose • Ashwagandha • eBooks • Ernährung bei Arthrose • Ernährung bei Gelenkerkrankungen • Ernährung bei Rheuma • Fersensporn • Frozen Shoulder • Gelenkbeschwerden • Gelenkerkrankungen • Gelenkschmerzen • Gesundheit • Gicht • Impingement • Medizin • Physiotherapie • Physiotherapie Arthrose • Ratgeber • Rheuma • rheuma kochbuch • Tennisellenbogen • Übungen Gelenke |
ISBN-10 | 3-641-27077-4 / 3641270774 |
ISBN-13 | 978-3-641-27077-3 / 9783641270773 |
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Größe: 29,3 MB
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