Ritter Sport (eBook)
512 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
9783641299996 (ISBN)
Verführerisches Aroma und zart-schmelzender, vollmundiger Geschmack. Als die junge Clara zum ersten Mal ein Stück Schokolade probiert, weiß sie sofort, dass sie die süße Köstlichkeit zu ihrem Beruf machen will. 1912 legt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Alfred Ritter den Grundstein für eine Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik. Clara erfindet schließlich eine quadratische Tafel, deren zahlreiche Sorten das Zeug haben, die Welt zu erobern. Doch der Weg bis dahin ist steinig - und nicht nur ein Mal muss sich das Paar gegen Widerstände zur Wehr setzen, um das Familienunternehmen in eine glänzende Zukunft zu führen ...
Jeder kennt die beliebte Schokoladenmarke Ritter Sport, kaum jemand deren Entstehungsgeschichte. In diesem packenden Roman zeichnet das Autorenduo Romy Herold das Leben einer außergewöhnlichen Frau nach: Aus kleinen Anfängen heraus stellte Clara Ritter zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Weichen für ein Unternehmen, das heute weltweit bekannt ist.
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Romy Herold ist das Pseudonym der Autoren Eva-Maria Bast und Jørn Precht.
Eva-Maria Bast ist Journalistin, Autorin mehrerer Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Für ihre Arbeiten erhielt sie diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Auch unter dem Namen Charlotte Jacobi schreiben Eva-Maria Bast und Jørn Precht seit einigen Jahren sehr erfolgreich historische Familiensagas - darunter »Die Douglas-Schwestern« - und eroberten mehrfach die SPIEGEL-Bestsellerliste.
Jørn Precht ist Professor für Storytelling an der Stuttgarter Hochschule der Medien sowie preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen. Er hat zahlreiche Sachbücher und historische Romane verfasst, sein Debütroman wurde mit dem Literaturpreis HOMER prämiert.
Prolog
Mai 1888
Schokolade! Das sanft-bittere Aroma von Kakao war unter einer wunderbaren Süße deutlich zu schmecken. Obwohl das braune Stückchen beim Abbeißen geknackt hatte, wirkte die Masse jetzt während des Kauens leicht sahnig und zerging förmlich im Mund.
»Das ist sooo lecker«, schwärmte Clara Göttle überwältigt.
Das zehnjährige Mädle öffnete ihre Augen und sah in das freundlich lächelnde Gesicht des gepflegt wirkenden Wanderers, der vorhin im Gasthof ihrer Eltern zum Mittagessen eingekehrt war. Clara hatte ihm einen von ihrer Mutter Louise zubereiteten Zwiebelrostbraten aus der Küche in die Wirtsstube gebracht, dann war sie von dem gesprächigen Herrn in ein Schwätzle verwickelt worden. Der schlanke Vollbartträger mit den gutmütigen Augen mochte etwa dreißig Jahre alt sein und hatte sich ihr bei seinem Eintreffen sogar mit Namen vorgestellt, das taten hier die wenigsten Gäste. Hugo Gerstmann hieß er und roch wunderbar angenehm, es musste ein Rasierwasser sein oder edle Seife. So etwas fiel auf dem Göttle-Hof, wo es oft nach Dung stank, sofort auf. Derart gut dufteten die Menschen hier in Tomerdingen eher sonntags für den Kirchgang und bei größeren Festen. Herr Gerstmann war Süßwarenfabrikant aus dem fernen Leipzig, was Clara unglaublich aufregend fand.
Vom dortigen Café français hatte er ihr erzählt – und dass man darin schon seit fünfzig Jahren bei einer Tasse heißer Schokolade plaudern konnte. In Frankreich, Italien und Spanien sei das sogar schon länger Mode. Schokolade zum Trinken – wie wunderbar das schmecken musste!
Es hatte ihn ins kleine Tomerdingen verschlagen, weil er unterwegs zur sagenumwobenen Blautopf-Quelle in Blaubeuren war. Deren Wasser leuchtete bei Sonnenschein in auffälligem Blaugrün – das wusste Clara von einem Ausflug mit ihrem Lieblingsonkel Franz. Herr Gerstmanns Reise war nicht ungewöhnlich, viele der Wanderer, die hier bei der Familie Göttle im Wirtshaus Lamm einkehrten, hatten dasselbe Ziel. Doch es war noch nie einer dabei gewesen, der Clara Schokolade zum Probieren gegeben hatte. Sie war heute zum ersten Mal in den Genuss dieser Köstlichkeit gekommen, da würde sie ihren Geschwistern nachher was zu erzählen haben!
»Sie stellen etwas ganz Wunderbares her, Herr Gerstmann«, schwärmte das Mädchen.
Von draußen war neben dem allgegenwärtigen Gebimmel der Kuhglocken und dem gelegentlichen Muhen indes leichtes Donnergrollen zu hören. Clara sah aus dem Fenster und bemerkte, dass eine bedrohlich düstere Wolkenwand heranzog. Hoffentlich würde dieser freundliche Gast nachher nicht im ersten Gewitter des Jahres nass werden, dachte die Landwirtstochter.
»Vielen Dank, Fräulein Göttle.«
Das Mädchen kicherte über Herrn Gerstmanns Anrede. Er schien gern Scherze zu machen, das mochte sie. Der Fabrikant nahm einen Schluck von seinem Bier, das neben dem fast leer gegessenen Teller auf dem Holztisch stand. Da es wegen des heranziehenden Unwetters ganz dunkel in der Gaststube geworden war, entzündete Clara eine Petroleumlampe für ihn.
In diesem Augenblick warf jedoch ein Blitz von draußen gleißendes Licht in den Raum, unmittelbar danach krachte der Donner, und zwar so erschreckend laut, als bräche ein Baumstamm entzwei.
»Oh, das ist jetzt ganz nah, es …«, setzte der Fabrikant zu kommentieren an, als polternd die Haustür aufgestoßen wurde. Von der Diele aus traten daraufhin zwei Gestalten auf die Schwelle der Gaststube – durch einen weiteren grellen Blitz beleuchtet. Die eine war recht klein, die andere etwas höher gewachsen. Im Schein der Petroleumlampe konnte Clara eine schlanke Frau mit einem etwa fünfjährigen Mädchen erkennen. Die Dame mochte Mitte zwanzig sein, und ihre edle Kleidung ließ auf eine eher städtische Herkunft schließen.
»Guten Tag«, sagte sie und sah sich kurz um.
Ihr Blick blieb interessiert an Herrn Gerstmann hängen, der die junge Frau anstrahlte wie Claras kleine Geschwister ein neues Spielzeug. »Auch Ihnen einen guten Tag.«
»Grüß Gott«, machte Clara auf sich aufmerksam, während die Fremde sich an den Tisch neben dem des Schokoladenherstellers setzte.
Die Wirtstochter ging zu den Neuankömmlingen und bemerkte, dass die beiden sogar noch besser dufteten als Herr Gerstmann. Nach Veilchen und Vanille! Clara lächelte der Kleinen zu, die sie mit ihren dunklen Löckchen ein wenig an ihre jüngste Schwester Amalie erinnerte.
»Draußen der Wauwau – der wird nass«, sagte das Kind und deutete mit ernster Miene auf das Fenster.
»Das ist unser Bello«, erklärte die Landwirtstochter.
Der Welpe war ein Nachkomme ihres alten Wachhundes Fido und eigentlich viel zu verspielt und vertrauensselig, um vor bösen Buben zu warnen oder diese gar in die Flucht zu schlagen. »Wenn es regnet, geht er von selbst in seine Hütte. Da ist es trocken«, beruhigte Clara das kleine Mädchen und wandte sich dann an dessen Mutter: »Was darf ich bringen?«
»Haben Sie Kakao?«, erkundigte sich die Dame, während draußen mit Tosen und Rauschen der befürchtete Regenguss einsetzte.
Clara schüttelte bedauernd den Kopf. »Leider nicht. Aber unsere Mutter hat Erdbeerlimonade gemacht – mein ältester Bruder Marcus wird morgen vierzehn, das hat er sich gewünscht.«
»Trinken wir ihm dann nicht das Geburtstagsgeschenk weg?«, gab die Frau zu bedenken, deren Stimme im Gegensatz zum Sächsischen des männlichen Gastes eine leicht hessische Färbung aufwies.
Die Wirtstochter schüttelte den Kopf. »Wir sind sechs Geschwister – deshalb macht meine Mutter sowieso immer ganz, ganz viel Limonade, damit es für alle reicht.«
»Dann probieren wir das sehr gern«, entgegnete die Dame. Ihre kleine Tochter war indes aufgestanden und spielte beim Kleiderständer neben der Tür mit einem Regenschirm, als sei er das Schwert eines Ritters. Ein Gast hatte ihn in der Woche zuvor hier vergessen.
»Kakao wäre an sich eine großartige Wahl gewesen, gnädige Frau«, wandte sich der Leipziger an die Städterin am Nebentisch, während Clara zur Theke ging, um die Limonade aus einer großen Kanne in zwei Gläser zu schütten.
»Als Schokoladenfabrikant habe ich täglich damit zu tun«, erklärte er. »Hugo Gerstmann mein Name. Auf dem Weg vom schönen Leipzig zum noch schöneren Blautopf.«
»Angenehm, Gottliebie Veith«, stellte daraufhin auch sie sich vor.
»Was führt Sie und die junge Dame denn auf die Alb hinauf?«, fragte er.
»Wir sind aus Stuttgart und müssen heute noch weiter nach Ulm«, antwortete sie, »aber etwas an unserer Kutsche ist gebrochen. Mein Gemahl ist beim Hufschmied, der kümmert sich darum. Ich wollte so lange mit meiner Jüngsten hier Schutz suchen, der Himmel hat vorhin schon so bedrohlich ausgesehen.« Dann lächelte sie. »Täglich mit Kakao zu tun zu haben, das stelle ich mir ganz wunderbar vor.«
Clara platzierte die beiden mit Erdbeerlimonade gefüllten Gläser auf Frau Veiths Tisch.
»Goethe hat einmal gesagt, dass eine Tasse Trinkschokolade genug Kraft gibt, einen ganzen Tag auf der Reise durchzuhalten«, erwiderte Gerstmann mit einem Lächeln.
»Unser großer Dichter war wohl ein Leckermäulchen.« Die junge Dame schmunzelte und nippte an der Limonade.
Von diesem Herrn Goethe hatte Clara schon ihr Onkel Franz erzählt, der ihr viel mehr beibrachte, als sie in der Schule lernte. Dort ging es ja nur um Lesen, Schreiben und Rechnen – und für die Mädchen um Handarbeit. Oft mussten Clara und ihre Geschwister aber schwänzen, weil sie auf dem Feld oder im Stall oder im Gasthaus helfen sollten. Jeden Tag die acht Göttles satt zu bekommen, das war eben wichtiger als das kleine Einmaleins!
Clara hörte, wie draußen auf der Diele erneut die Tür geöffnet wurde. Wahrscheinlich hatten das Gewitter und der Starkregen ihren Vater oder ihre älteren Geschwister von der Feldarbeit ins schützende Innere des Gebäudes getrieben. Sie nahm den leer gegessenen Teller und das Besteck von Herrn Gerstmanns Tisch, der unentwegt auf die hübsche Frau Veith einredete. Er schien sie wirklich sehr zu mögen.
»Goethe bekam den Ratschlag über die Kraft der heißen Schokolade angeblich von Alexander von Humboldt. Der berühmte Naturforscher selbst hat wohl einst gesagt: Kein zweites Mal hat die Natur eine solche Fülle von wertvollen Nährstoffen auf so kleinem Raum zusammengedrängt wie gerade bei der Kakaobohne.«
»Eine heiße Schokolade ist wirklich wunderbar belebend«, stimmte die hübsche Gottliebie zu.
»Wenn Goethe auf Reisen war, hat er seine Frau per Brief gebeten, ihm seine Lieblingssorte zu schicken. Die Köstlichkeit stammte vom Süßwarenhersteller Jean George Riquet – und der war mein Vorgänger in unserer Firma.«
Clara merkte deutlich, wie stolz Herr Gerstmann auf diese Tatsache war. Sie hatte inzwischen begonnen, den Teller und das Besteck abzuspülen.
»Mit Riquet führte der Dichterfürst einen regen Schriftverkehr über den guten Einfluss der Schokolade auf die Gesundheit. Wussten Sie, dass die lange Zeit nur in Apotheken verkauft wurde?«
Diese Aussage erstaunte Clara sehr. Sie hatte ihren Lieblingsonkel Franz öfter in die Löwenapotheke im zwölf Kilometer entfernten Ulm begleitet – dort gab es doch nur bittere Medizin! Der Bruder ihrer Mutter war Arzt und kannte viele Apotheker. Nie hatte Onkel Franz von dort Schokolade mitgebracht.
»Ja, das habe ich schon gehört, früher galt diese Süßigkeit als Stärkungsmittel«, bestätigte Gottliebie. »Außerdem muss sie anfangs wohl sehr, sehr teuer gewesen sein. Das...
| Erscheint lt. Verlag | 26.2.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | 19. Jahrhundert • 20. Jahrhundert • Buchempfehlung • Buchgeschenk • Clara Ritter • Dallmayr • deutsche familienunternehmen • Deutsche Geschichte • Die Schokoladenvilla • dramatisch • Dynastie • eBooks • Familie • Familiensaga • Firmengeschichte • Frauenschicksal • Frauenunterhaltung • Generationenroman • Geschenk für die Freundin • geschenk für die mutter • Geschenk für Frauen • Gesellschaft • Gesellschaftsroman • Historische Liebesromane • Historische Romane • Liebe • Liebesromane • Lisa Graf • Maria Nikolai • Neuerscheinung 2025 • Ritter Sport • Schokolade • Starke Frau • Zeitgeschichte |
| ISBN-13 | 9783641299996 / 9783641299996 |
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