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Identity and Necessity / Identität und Notwendigkeit. Englisch/Deutsch. [Great Papers Philosophie] (eBook)

Kripke, Saul A. - zweisprachige Ausgabe; Philosophie-Bücher - 14005
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
197 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961957-6 (ISBN)

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Identity and Necessity / Identität und Notwendigkeit. Englisch/Deutsch. [Great Papers Philosophie] -  Saul A. Kripke
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Die Thesen, die Kripke 1971 in seinem Aufsatz Identity and Necessity (und später in seinem Buch Naming and Necessity) entwickelte, haben die analytische Philosophie geprägt: Er stellt dort Überlegungen zur Bedeutung von Eigennamen sowie zur Rolle von Eigennamen und Beschreibungen in Identitätsaussagen an und untersucht das Verhältnis von Apriorität in der Erkenntnistheorie und Notwendigkeit in der Metaphysik. Sein Argument gegen die Identitätstheorie in der Philosophie des Geistes ist bis heute einflussreich. Die Neuübersetzung des klassischen Textes wird ausführlich kommentiert, der Verlauf der Argumentation nachgezeichnet und seine Nachwirkungen aufgezeigt. E-Book mit Seitenzählung der Originalpaginierung.

Saul A. Kripke, geb. 1940, ist ein einflussreicher amerikanischer Philosoph und Logiker. Gregor Hörzer, geb. 1981, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kognitionswissenschaft und assoziiertes Mitglied des Instituts für Philosophie an der Universität Osnabrück.

Saul A. Kripke, geb. 1940, ist ein einflussreicher amerikanischer Philosoph und Logiker. Gregor Hörzer, geb. 1981, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kognitionswissenschaft und assoziiertes Mitglied des Instituts für Philosophie an der Universität Osnabrück.

Identity and Necessity / Identität und Notwendigkeit

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Literaturhinweise
Nachwort
Kripkes Leben und Werk
Zum Hintergrund
Notwendigkeit, Apriorität und die Metaphysik
Die Beschreibungstheorie von Eigennamen und Kripkes Alternative
Drei Argumente gegen die Beschreibungstheorie: semantisch, epistemisch, modal
Zum Aufsatz »Identity and Necessity«
Kontingente Identitätsaussagen und die Notwendigkeit der Selbst-Identität
Identitätsaussagen mit bestimmten Beschreibungen
Identitätsaussagen mit Eigennamen
Notwendigkeit und Apriorität
Von Namen von Individuen zu Termen für natürliche Arten
Das modale Argument gegen die Identitätstheorie
Weitere Entwicklungen
Inhalt

Identität und Notwendigkeit


SAUL KRIPKE

Rockefeller University

 

Ein Problem, das in der zeitgenössischen Philosophie immer wieder auftaucht, lautet: »Wie sind kontingente Identitätsaussagen möglich?« Diese Frage ist in Anlehnung an die Kantische Frage »Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?« formuliert. In beiden Fällen wurde üblicherweise etwas als selbstverständlich erachtet: im Fall Kants, dass synthetische Urteile a priori möglich sind, und im anderen Fall aus der zeitgenössischen philosophischen Literatur, dass kontingente Identitätsaussagen möglich sind. Ich habe nicht vor, mich mit der Kantischen Frage zu beschäftigen, mit Ausnahme der folgenden Analogie: Nachdem ein ziemlich dickes Buch in dem Versuch geschrieben wurde, die Frage zu beantworten, wie synthetische Urteile a priori möglich sind, kamen andere herbei, die behaupteten, die Lösung des Problems sei selbstverständlich, dass synthetische Urteile a priori unmöglich sind, und dass ein Buch, das versucht, das Gegenteil zu zeigen, vergeblich geschrieben worden sei. Ich werde nicht darauf eingehen, wer in Bezug auf die Möglichkeit synthetischer Urteile a priori Recht hatte. Doch im Fall kontingenter Identitätsaussagen hatten die meisten Philosophen den Eindruck gewonnen, der Begriff einer kontingenten Identitätsaussage führe zu ungefähr der folgenden Paradoxie. Gegen die Möglichkeit kontingenter Identitätsaussagen kann etwa das folgende Argument vorgebracht werden:20 [136]

Einerseits besagt das Gesetz der Substituierbarkeit des Identischen: Für beliebige Gegenstände x und y gilt, dass, wenn x identisch mit y ist, gilt: wenn x eine bestimmte Eigenschaft F hat, dann auch y:

 (1) (x)(y) [(x = y (Fx  Fy)]

Andererseits ist mit Sicherheit jeder Gegenstand notwendigerweise mit sich selbst identisch:

 (2) (x) (x = x)

Nun ist aber

 (3) (x)(y) (x = y [ (x = x (x = y)]

eine Substitutionsinstanz von (1), dem Substituierbarkeitsgesetz. Aus (2) und (3) können wir schließen, dass für alle x und y gilt: wenn x mit y identisch ist, so ist es notwendig, dass x mit y identisch ist:

 (4) (x)(y) ((x = y (x = y))

Das ist so, weil der Bestandteil  (x = x) des Konditionals wegfällt, da er bekanntermaßen wahr ist.

Dieses Argument ist in der neueren Philosophie häufig vorgebracht worden. Seine Konklusion wurde allerdings oft als hochgradig paradox aufgefasst. David Wiggins sagt etwa in seinem Aufsatz »Identity-Statements«:

Nun gibt es zweifellos kontingente Identitätsaussagen. Sei a = b eine solche. Aus deren simpler Wahrheit und (5) [= (4) weiter oben] können wir ›(a = b)‹ ableiten. Aber wie kann es dann irgendwelche kontingenten Identitätsaussagen geben?21

Anschließend macht er deutlich, dass fünf verschiedene Reaktionen auf dieses Argument möglich sind, weist sie alle zurück und reagiert seinerseits. Ich möchte nicht alle möglichen, sondern nur die zweite der von Wiggins zurückgewiesenen Reaktionen diskutieren. Sie besagt:

Man könnte das Resultat akzeptieren und sich dafür aussprechen, dass dies kein Problem darstellt, solange es sich bei ›a‹ und ›b‹ um Eigennamen handelt. Die Konsequenz davon ist, dass mit Hilfe von Eigennamen keine [137] kontingenten Identitätsaussagen gemacht werden können.

Und dann führt er an, dass er wie viele andere Philosophen unzufrieden mit dieser Lösung sei, während wieder andere sie vertreten haben.

Warum erscheint die Aussage (4) so überraschend? Sie besagt, dass für beliebige Gegenstände x und y gilt: Wenn x y ist, so ist es notwendig, dass x y ist. Ich habe bereits erwähnt, dass man gegen dieses Argument einwenden könnte, dass bereits Prämisse (2) falsch ist, dass es nicht der Fall ist, dass alles notwendigerweise mit sich selbst identisch ist. Also etwa: Bin ich notwendigerweise mit mir selbst identisch? Jemand könnte dafür argumentieren, dass ich in manchen vorstellbaren Situationen nicht einmal existiert hätte und daher die Aussage »Saul Kripke ist Saul Kripke« falsch gewesen wäre, oder es nicht der Fall gewesen wäre, dass ich mit mir selbst identisch bin. Vielleicht wäre es in einer solchen Welt weder wahr noch falsch zu sagen, dass Saul Kripke selbst-identisch ist. Nun, das mag so sein, doch es hängt letztlich vom eigenen philosophischen Standpunkt zu einem Thema ab, das ich nicht diskutieren werde: Was gilt es über die Wahrheitswerte von Aussagen zu sagen, die Gegenstände erwähnen, die in der tatsächlichen oder einer gegebenen möglichen Welt oder kontrafaktischen Situation nicht existieren. Man sollte hier Notwendigkeit in einem schwachen Sinne verstehen. Man kann Aussagen dann als notwendig erachten, wenn gilt: Immer dann, wenn die darin erwähnten Gegenstände existieren, ist die Aussage wahr. Wenn man sehr vorsichtig sein wollte, würde man die Frage nach Existenz als ein Prädikat erörtern und fragen müssen, ob die Aussage in die folgende Form überführt werden kann: Für jedes x gilt notwendigerweise: x ist selbst-identisch, wenn x existiert. Ich werde hier diesbezüglich nicht ins Detail gehen, weil das für mein zentrales Thema irrelevant sein wird. Ebenso wenig werde ich Formel (4) näher betrachten. Jeder, der Formel (2) für wahr hält, muss meiner Ansicht nach auch Formel (4) akzeptieren. Wenn x und y dasselbe Ding sind und man überhaupt von modalen Eigenschaften eines Gegenstands reden kann – sprich, über Modalität de re und darüber, dass ein Gegenstand bestimmte Eigenschaften notwendigerweise haben kann – dann, denke ich, muss (1) gelten. Wenn F irgendeine Eigenschaft ist, einschließlich jener Eigenschaften, die modale Operatoren beinhalten, und wenn x und y derselbe Gegenstand sind und x eine bestimmte Eigenschaft F hat, dann muss y dieselbe Eigenschaft F haben. Und das ist auch dann so, wenn die Eigenschaft F ihrerseits die Eigenschaft ist, notwendigerweise eine andere Eigenschaft G zu haben, insbesondere jene, notwendigerweise identisch mit einem bestimmten Gegenstand zu sein. Nun werde ich nicht Formel (4) selbst diskutieren, da diese für sich genommen von keiner bestimmten wahren Identitätsaussage behauptet, sie sei notwendig. Sie sagt überhaupt nichts über Aussagen aus. Sie sagt für alle Gegenstände x und alle Gegenstände y: Wenn x und y derselbe Gegenstand sind, dann ist es notwendig, dass x und y derselbe Gegenstand sind. Das aber ist, wie mir scheint, wenn man darüber nachdenkt (jedenfalls werde ich hier nicht dafür argumentieren, falls jemand anderer Meinung ist) nichts wesentlich [138] anderes als Aussage (2). Da x aufgrund der Definition der Identität der einzige Gegenstand ist, der mit x identisch ist, scheint mir »(y)(y = x  Fy)« kaum mehr als eine umständliche Art und Weise zu sein, ›Fx‹ zu sagen, und daher drückt (x)(y)(y = Fx) dasselbe aus wie (x)Fx, unabhängig davon, was ›F‹ ist – insbesondere auch dann, wenn ›F‹ für die Eigenschaft steht, notwendigerweise identisch mit x zu sein. Wenn x also diese Eigenschaft hat (notwendigerweise identisch mit x zu sein), dann hat trivialerweise alles, was identisch mit x ist, auch diese Eigenschaft, wie (4) behauptet. Doch aus Aussage (4) lässt sich offenbar ableiten, dass verschiedene einzelne Identitätsaussagen notwendig sein müssen, und das soll dann eine höchst paradoxe Konsequenz sein.

Wiggins sagt: »Nun gibt es unbezweifelbar kontingente Identitätsaussagen.« Ein Beispiel für eine kontingente Identitätsaussage ist die Aussage, dass der erste Postminister der Vereinigten Staaten identisch mit dem Erfinder der Zweistärkenbrille ist, oder die Aussage, dass diese beiden identisch mit dem Mann sind, von dem die Saturday Evening Post behauptet, dass er ihr Gründer sei (fälschlicherweise, wie ich übrigens hörte). Nun sind einige solcher Aussagen klarerweise kontingent. Es ist klarerweise eine kontingente Tatsache, dass ein und derselbe Mann sowohl die Zweistärkenbrille erfunden als auch den Job des Postministers der Vereinigten Staaten angenommen hat. Wie...

Erscheint lt. Verlag 5.11.2021
Reihe/Serie Reclam Great Papers Philosophie
Reclam Great Papers Philosophie
Übersetzer Gregor Michael Hörzer
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie der Neuzeit
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ISBN-10 3-15-961957-5 / 3159619575
ISBN-13 978-3-15-961957-6 / 9783159619576
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